Präsentation der Studie „Twitter und Journalismus“ auf dem Journalistentag DJV-NRW


(22.11.2010) Kaum eine Redaktion verzichtet auf die Nutzung von Twitter. Allerdings haben die Journalisten den Umgang mit „Social Web“-Diensten wie Twitter noch nicht gelernt, sagen die Redaktionsleiter. Das „Social Web“ müsse deshalb besser in der Ausbil­dung verankert werden.

Dies sind zentrale Ergebnisse einer Studie des IfK, die im Auftrag der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) erstellt wurde und am 20. November aif dem Journalistentag des DJV -NRW in Recklinghausen präsentiert wurde.

Die Resultate ver­deutlichen weiterhin, dass nicht Konkurrenz, sondern Komplementarität das Ver­hält­­nis zwischen Twitter und dem Journalismus am besten beschreibt: Twitter dient als journalistische Recherchehilfe und Resonanzraum, in dem das Publikum die The­men der Massenmedien aufgreift, kommentiert und wei­terempfiehlt.

Die Studie, die am IfK von Prof. Dr. Christoph Neuberger, Hanna Jo vom Hofe und Christian Nuernbergk durchgeführt wurde, basiert im Kern auf einer Befragung von 70 Inter­net-Redakti­onsleitern im Mai und Juni 2010. Der Mic­roblogging-Dienst Twitter, über den die Teilnehmer Mitteilun­gen („Tweets“) von maximal 140 Zeichen Länge verbreiten und sich un­terein­ander vernetzen können, hat seit seiner Gründung 2006 auch in Deutsch­land rasant an Bekanntheit gewonnen.

Internet­re­daktio­nen nutzen Twitter besonders für Eigenwerbung und bei Re­cherchen. Aber auch die Live-Berichterstattung und der Austausch mit dem Publikum via Twitter sind mehrheitlich in den befragten Redaktionen verbreitet. Nur aus­nahmsweise wie im Fall überraschender Negativ­ereig­nisse wird Twitter zu einem Kanal, in dem Nicht-Journalisten exklusiv berichten können. So sind Informationen über die Proteste der Opposition im Iran vor allem über Twitter verbreitet worden. Auch bei überraschenden lokalen Ereignissen wie Verkehrsunfällen oder bei Stromausfall haben sich Redaktionen in Twitter einen ersten Überblick verschafft. Doch solche Augen­zeugenbe­richte bedürfen der journa­listi­schen Prü­fung und Einordnung.

Die Redaktionen rechnen nicht mit einer Konkurrenz durch Twitter: „Anzeichen für einen ‚Bürger­journa­lismus’, der den profes­sionellen Journalismus ersetzen könnte, haben wir auf Twitter nicht finden können“, stellte Prof. Neuberger als Leiter des LfM-Projektes fest. Dafür sind andere Formate wie Weblogs und Communities besser geeignet.

Die Ergebnisse des Projekts sind in Buchform in der Reihe LfM-Dokumentation (Band 38) erschienen.