Digitale Heraldik - VolkswagenStiftung bewilligt umfangreiche Förderung

Beschreibung eines Wappens in RDF/Turtle
Beschreibung eines Wappens in RDF/Turtle
© TH

Im Rahmen des von der VolkswagenStiftung finanzierten Forschungsprojektes "Die Performanz der Wappen" (Dilthey Fellowship) untersucht Torsten Hiltmann seit 2013 die Funktionsweise heraldischer Kommunikation im hohen und späten Mittel und welche Schlussfolgerungen sich daraus für die Analyse entsprechender Quellen ergeben. Dabei verbindet er grundwissenschaftliches Material mit dezidiert kulturhistorischen Fragestellungen und erschließt somit neue Perspektiven auf die mittelalterliche Kultur und Kommunikation. Dank eines erneut positiv begutachteten Antrags wird es nun möglich sein, die Ergebnisse dieser Forschungen in digitale Methoden zu überführen und an einer zentralen Fragestellung für die Forschung anwendbar zu machen. Ab März 2019 wird die VolkswagenStiftung das Projekt für drei weitere Jahre mit insgesamt 493.000 €  fördern. 

Ausgangspunkt des Anschlussprojektes ist die Feststellung, dass die Wappen während des hohen und späten Mittelalters verschiedene Innovationsschübe erfuhren, die zu einer erheblichen Ausdifferenzierung ihres Kommunikationspotentials führten. Diese Prozesse, so ist anzunehmen, vollzogen sich dabei als Reaktion auf sich verändernde kulturelle und gesellschaftliche Rahmenbedingungen. Ihre nähere Untersuchung und konkrete historische Einordnung können damit neue Perspektiven auf die Kultur und Gesellschaft des spätmittelalterlichen Europas erschließen, aber auch auf die Geschichte der visuellen Kommunikation an sich. Denn anhand der Wappen, so die zentrale These des Projektes, lässt sich zeigen, dass die sich seit dem 12. Jahrhundert stark ausbreitende Schriftlichkeit die visuelle Kommunikation nicht etwa verdrängte, sondern dass beide einen vergleichbaren Prozess der zunehmenden Ausdifferenzierung durchliefen.

Einer umfangreichen Untersuchung der formalen und materiellen Differenzierung der heraldischen Kommunikation im hohen und späten Mittelalter standen bislang die hohe Komplexität der Wappen und ihre umfangreiche und heterogene Überlieferung entgegen. Diesen Herausforderungen soll im Projekt mit der Anwendung digitaler Verfahren begegnet werden, die es ermöglichen, große und komplexe Datenbestände in methodisch nachvollziehbarer Weise zu strukturieren und zu analysieren. Dabei soll insbesondere auf Techniken des Semantic Web (Linked Data, Ontology Engineering) zurückgegriffen werden, die im Rahmen des Projektes weiterentwickelt und auf die bereits digital vorliegenden Datenbestände der Datenbank „Ordinary of Medieval Armorials“ von Steen Clemmensen angewendet werden. Indem Methoden der Digital Humanities für die Analyse heraldischer Quellen fortentwickelt werden, soll das Projekt dabei zugleich einen wesentlichen Beitrag zur digitalen Neuausrichtung der Historischen Hilfswissenschaften leisten.