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Gendertraining. Ein Kompetenzerwerb für Schule, Kirche und Leben

Vom 11.11.-13.11.2016 fand an der Katholischen Bildungsstätte Haus Ohrbeck zum sechsten Man das Seminar „Gendertraining. Ein Kompetenzerwerb für Schule, Kirche und Leben“ statt. Die Dozierenden Daniel Bugiel (Arbeitsstelle Feministische Theologie und Genderforschung) und Franziska Birke-Bugiel (Katholische Bildungsstätte Haus Ohrbeck) beschäftigten sich gemeinsam mit 18 Studierenden inhaltlich intensiv und auf methodisch vielfältige Art und Weise mit der Kategorie Gender und ihrer Bedeutung für die Theologie. Dabei analysierten sie, wie und warum unser Wahrnehmen, Handeln und Denken in Geschlechterbilder eingelassen und verstrickt ist. Ein besonderer Wert wurde darauf gelegt, dass die im Seminar zusammen erarbeitete Genderkompetenz als praxisbezogene Reflexions- und Handlungskompetenz alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer dazu befähigt, in ihrem wissenschaftlichen, privaten oder beruflichen Feld die Bedeutung der Kategorie Gender wahrzunehmen und selbst geschlechterbewusst zu handeln.

"Männer auf der Flucht" - Männerfrühstück der Friedenskirchengemeinde
"Männer auf der Flucht" - Männerfrühstück der Friedenskirchengemeinde (Quelle: Westfälische Nachrichten)

"Anderes MännerbILd nötig"

"Männer auf der Flucht" - bitte differenzieren!

"Am Wochenende besprachen 20 Männer das Thema „Männer auf der Flucht“, begleitet von Moderator Uwe Hartmeier vom Institut für Kirche und Gesellschaft, dem Referenten Daniel Bugiel, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Arbeitsstelle Feministische Theologie und Genderforschung, sowie Pfarrer Hartmut Hawerkamp, Synodalbeauftragter für Männerarbeit des Evangelischen Kirchenkreises Münster. Er bereitet die Treffen mit einem Team vor.

Kern von Bugiels Anliegen ist der Aufruf, differenziert hinzuschauen. So etwa auf die Ereignisse in der Kölner Silvesternacht. Die Staatsangehörigkeiten der bislang Tatverdächtigen seien nicht ganz so, wie sie hängengeblieben seien, sagte Bugiel: „Neun sind Algerier, acht Marokkaner, fünf Iraner, vier Syrer, zwei Deutsche, einer ist Iraker, einer Serbe, einer US-Amerikaner.“

Bugiel lud zum Gedanken-Austausch ein: „Wie kriegen wir es hin, hinter das Zerrbild, hinter das Vorurteil zu schauen, und die Männer, die wir dahinter verbergen, nicht dämonisierend, auch nicht glorifizierend, sondern eben als Menschen in einer bestimmten, durch Flucht und Vertreibung gekennzeichneten Lebenssituation in den Blick zu nehmen?“ In „manchen Milieus“ hätten „manche Männer ein tiefgreifendes Problem mit der Gleichberechtigung“, man solle aber nicht auf ein generalisierendes ,Islam-Macho-Stereotyp‘ hereinfallen, das zur Wirklichkeitsbeschreibung eben auch nichts taugt“. Nötig sei ein anderes Männerbild, nicht die Abwertung des Männlichen, die an der Schwelle zur Moderne, um das Jahr 1800 herum, vorgenommen worden sei – von Männern. Das habe sich fortgesetzt als präventives Misstrauen in der Ansicht, alle Männer seien „potenzielle Vergewaltiger“.

Unzureichend sei eine Geschlechtertheorie in Kategorien nur von Täter und Opfer, Macht und Ohnmacht. Bugiel zitiert eine Theologin, Regina Ammicht-Quinn: Männer stellten „drei Viertel aller Suizidanten; ihre Lebenserwartung ist um acht Jahre geringer als die der Frauen; sie erkranken fünf Mal häufiger an Herzinfarkt und drei Mal häufiger an Lungenkrebs“. Im Blick auf geflüchtete Männer stellte Bugiel fest: „Jene Männer wünschen sich sehnlichst eine Integration in den Arbeitsmarkt.“

Die Teilnehmer im Saal der Friedenskirche diskutierten besonders den Blick auf den Islam. Verbreitet, so Bugiel, sei das Bedürfnis, „fundamentale Unterscheidungen anhand der Religion zu treffen“. Die Rolle der Religion im Leben muslimischer Männer in Deutschland sei aber sehr unterschiedlich."

Originaltartikel

 

Quelle: Westfälische Nachrichten (Mo. 25.04.2016), Autor: Andreas Hasenkamp