Lebenslaufbezogene Sozialethik

  • Pflegearbeit im Privathaushalt

    Titel des Projekts: Pflegearbeit im Privathaushalt (Care-work in private households)

    BearbeiterInnen: Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins; Dr. Christina Schwer (seit 02/2016); Dr. Felix Krause (bis 2015); in Kooperation mit Prof. Dr. Bernhard Emunds (Professor für Christliche Gesellschaftsethik an der Hochschule Sankt Georgen Frankfurt/Main, Leiter des Nell-Breuning-Instituts)

    Finanzierung: Eigenmittel; DFG (ab 2016)

    Laufzeit: seit Herbst 2013

    Erläuterung des Projekts: Das Forschungsvorhaben untersucht strukturelle Bedingungen der Pflegearbeit von Angehörigen, migrantischen Care-Arbeiterinnen (live-ins) und ambulanten Pflegekräften in Privathaushalten. Die Situation der überwiegend weiblichen Pflegenden ist bei signifikanten Unterschieden zwischen den Gruppen typischerweise durch gravierende Abhängigkeiten, einen Mangel an Selbstbestimmung und sozialer Anerkennung gekennzeichnet. In einer gendersensiblen sozialethischen Analyse werden die Bedingungen häuslicher Pflegearbeit in Deutschland literaturbasiert erarbeitet und, anknüpfend an A. Honneths Theorie, anerkennungstheoretisch interpretiert. Dazu werden die Arbeits- und Lebensbedingungen der Pflegearbeit Leistenden auf strukturell bedingte Einschränkungen der Autonomie und Diskriminierungserfahrungen hin beleuchtet. Auf dieser Basis entwickeln wir eine (vorläufige) Kriteriologie struktureller Bedingungen für die Anerkennung von Pflegearbeit im Privathaushalt. Sie wird durch eine Reihe von Experten-Interviews und durch eine literaturbasierte vergleichende Analyse der Pflegeregime in Deutschland, Frankreich, Österreich und den Niederlanden angereichert und verfeinert. Es wird erforscht, inwiefern die institutionellen und ökonomischen Bedingungen, unter denen in den untersuchten Wohlfahrtsstaaten Pflegearbeit geleistet wird, den Mangel an Anerkennung evozieren oder perpetuieren, mit dem Ziel, sozialethisch fundierte Strategien zur Überwindung des Anerkennungsdefizits für Pflegearbeit Leistende bis hin zu konkreten Reformansätzen für die Pflegepolitik vorzulegen und auf der Ebene gesellschaftlicher Interaktion zu initiierende Veränderungsprozesse zu identifizieren. Das Projekt leistet damit einen genuin sozialethischen Beitrag zur Erforschung der pflegepolitischen Konsequenzen des zunehmenden Pflegebedarfs in der Gesellschaft des langen Lebens.

    Annotation: This research project is about the structural conditions of care work in private households by relatives, migrant care-workers (live-ins) or ambulant professional care workers, all of them mostly women. Albeit there are specific differences between the three groups, their working conditions are typically characterised by grave dependencies, a lack of autonomy and social recognition. Our gender-sensitive social-ethical analysis aims at clarifying the conditions of home-care in Germany and at providing an interpretation within the framework of a recognition theory inspired by Axel Honneth’s theoretical approach. Within this theoretical framework we will analyse the care workers conditions of work and life with specific regard to the structural restrictions of their autonomy and to experiences of discrimination. Based on this we will develop a (tentative) set of criteria for recognition-oriented care work policy with reference to the private household. This set of criteria will be further enriched and refined on the one hand through a series of expert-interviews and on the other hand by means of a comparative analysis of the care regimes in Germany, France, Austria and the Netherlands, based on research-literature. We will investigate how the institutional and economic conditions of care-work evoke or perpetuate the lack of recognition in these welfare-states. The projects aims at elaborating strategies how to overcome the recognition deficit for those who do care work, based on social science and social ethics research, and at presenting suggestions for political steps that help reform the politics of care as well as identifying processes of change which need to be initiated on the societal level in favour of the recognition of care work. Thus our project makes a social-ethical contribution to the study of the consequences of the growing need of care in the long-life-society.

    Schwerpunkt- bzw. projektbezogene Publikationen:

    Heimbach-Steins, Marianne (Hg.) (2016): Jahrbuch für Christliche Sozialwissenschaften 57: Pflege – Pflegepolitik. Münster: Aschendorff (in Vorbereitung).

     

     

  • Kindeswohl

    Titel des Projekts: Kindeswohl. Eine sozialethische Grundlegung (Best interests of the child. A socio-ethical foundation)

    Bearbeiterinnen: Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins; Anna Maria Riedl M.A.

    Finanzierung: DFG

    Laufzeit: 01. Juni 2013 bis 31. Mai 2016

    Wissenschaftlicher Beirat:
              Prof. Dr. Sabine Andresen, Universität Frankfurt (Pädagogin, Schwerpunkt empirische Arbeit mit Kindern), Vizepräsidentin des Deutschen  
                     Kinderschutzbundes, Mitglied der Sachverständigenkommission der Bundesregierung für den 14. Kinder- und Jugendbericht

    Prof. Dr. Frauke Brosius-Gersdorf, LL.M., Universität Hannover (Juristin, Schwerpunkt Familienrecht)

    Prof. Dr. Annemie Dillen, Universität Leuven/Belgien (Pastoraltheologin, Schwerpunkt Kindertheologie)

    Prof. Dr. Michael-Sebastian Honig, Universität Luxemburg (Sozialpädagoge/Soziologe, Schwerpunkt Kindheitsforschung), Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats für Familienfragen des Bundesministeriums für Familie, Frauen, Senioren und Jugend

    Prof. Dr. Bernhard Kalicki, Leiter Abteilung Kinder und Kinderbetreuung am Deutschen Jugendinstitut München, FH Dresden (Psychologe, Schwerpunkt Frühkindliche Bildung)

    Prof. Dr. Lothar Krappmann, FU Berlin (Soziologe, Pädagoge, Schwerpunkt Kinderrechte); ehem. UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes

    Erläuterung des Projekts: Der Begriff Kindeswohl spielt in unterschiedlichen Zusammenhängen des täglichen Lebens, der öffentlichen Debatte sowie der Human- und Gesellschaftswissenschaften eine Rolle. Dennoch mangelt es an schlüssigen Kriterien zur Vereindeutigung, mittels derer verhindert werden könnte, dass er zur Projektionsfläche gegenläufiger Interessen wird. Zudem ist er anfällig für Missbrauch und steht immer wieder in der Kritik, paternalistische Strukturen zu transportieren und der Beteiligung von Kindern nicht genügend Rechnung zu tragen. Das Projekt verfolgt drei miteinander zusammenhängende, aber unterschiedlich gewichtete Ziele: 1. Die Analyse der normativen Implikationen des Begriffs in den relevanten Diskussionszusammenhängen (Klärung der Ausgangslage); 2. Die Identifizierung und Begründung normativer Kriterien des Kindeswohls aus der Perspektive einer christlichen Ethik und der ihr zugrunde liegenden Anthropologie (zentrales systematisches Anliegen); 3. Eine Skizze von Maßstäben zur Operationalisierung des Kindeswohls in Konflikten (Ausblick). Damit wird zur Schließung einer Forschungslücke beigetragen, insofern eine theologische Ethik des Kindes bzw. der Kindheit bisher nur in Ansätzen entwickelt ist und eine sozialethische Kriteriologie, die für eine institutionenethisch operationalisierbare Konzeption von Kindeswohl bislang noch aussteht.

    Annotation: The term ‚best interests of the child’ occurs in different contexts of everyday life, public debate, and social sciences. Nevertheless, there is a lack of consistent criteria to precisely identify its content and to avoid that it serves as a projection screen for contradicting interests. Moreover the term (especially the German ‘Kindeswohl’) is likely to be criticised as paternalistic, because it does not address the participation of children sufficiently. – The project pursues three objectives, which are closely connected but differently weighted: First, it analyses the normative implications of the term in relevant scholarly debates. Secondly, it identifies and substantiates normative criteria defining the ‘best interests of the child’ with reference to Christian ethics and its basic anthropological assumptions (central systematic concern). Thirdly, it clarifies standards to operationalise the `best interests of the child´ and to protect it in conflicts (prospect). This contributes to close an academic void, since theological ethics have not directed enough attention to children and childhood so far. A social-ethical criteriology, which could provide orientation for societal institutions, particularly those obliged to promote ‘the best interests of the child’, still needs to be developed.

    Schwerpunkt- bzw. projektbezogene Publikationen:

    Riedl, Anna Maria (2013): Der Begriff des Kindeswohls in theologisch-ethischer Perspektive: von einer Kindertheologie zur Theologie der Kindheit. In: EthikJournal 1, H.2. Online unter: ˂http://www.ethikjournal.de/fileadmin/user_upload/ethikjournal/Texte_Ausgabe_2_10-2013/Riedl__Kindeswohl_in_theologisch-ethischer_Perspektive_EthikJournal_1_2013_2.pdf˃.

    Riedl, Anna Maria (2011): Kinderrechte, Schutz und Beteiligung in der Entwicklungszusammenarbeit. In: Demele, Markus / Hartlieb, Michael / No­weck, Anna (Hg.): Ethik der Entwicklung (Forum Sozialethik 9). Münster: Aschendorff, 181–198.

    Heimbach-Steins, Marianne (2010): Macht und Missbrauch: sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche und die Krise der katholischen Kir­che. In: Soziale Passagen 2, 227–240.

    Heimbach-Steins, Marianne (2009): Verpflichtende Vorschulerziehung: bessere Startchancen für alle Kinder oder unzulässiger Eingriff in das Eltern­recht?. In: Heimbach-Steins, Marianne / Kruip, Gerhard / Kunze, Axel Bernd (Hg.): Bildung, Politik und Menschenrecht: ein ethischer Diskurs (Forum Bildungsethik 6). Bielefeld: wbv, 117–124.

    Riedl, Anna Maria (2010): Rez. zu Surall, Frank: Ethik des Kindes: Kinderrechte und ihre theologisch-ethische Rezeption. In: Theologische Revue 107, 146–147.

     

  • Sozialethik für eine Gesellschaft des langen Lebens

    Informationen zu diesem Projekt folgen.