Akademische Orthodoxe Theologie in der Ukraine – Perspektiven für die Zeit nach dem Krieg

Vom 27. bis 29. Juni 2025 führte die Fachgruppe Religion der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde (DGO) eine Vernetzungstagung ukrainischer Theologen und Theologiestudierender durch, die aufgrund des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine ihr Heimatland verlassen haben. Wie in den meisten orthodox geprägten Ländern ist Theologie in der Ukraine als akademisches Fach vorrangig innerhalb kirchlicher Hochschulen angesiedelt. Die meisten Studierenden sind angehende oder bereits geweihte Priester, nur wenige Laien – Männer und Frauen – studieren orthodoxe Theologie, da es kaum Berufsfelder für sie gibt. Seit 2022 wuchs die Zahl der Priester, die aufgrund ihrer großen Familien das Land verlassen durften und in Deutschland eine neue Heimat fanden. Während manche von ihnen das Theologiestudium aufgrund von Erwerbsarbeit abbrechen oder aufgeben mussten, konnten einige andere im deutschen Hochschulsystem weiter studieren oder eine Weiterqualifizierung beginnen. Der Austausch zwischen ukrainischen und deutschen Theolog:innen ist zu einer wichtigen Möglichkeit geworden, Kenntnisse über die ukrainische theologische Tradition in die deutschen Diskurse einzubringen und gleichzeitig die besondere Situation der Theologie an staatlichen Universitäten in Deutschland für den ukrainischen Kontext zu reflektieren. Vor dem Hintergrund der gezielten Schädigung des ukrainischen Wissenschaftssektors durch Russlands Kriegs wird außerdem diskutiert, welchen Ort orthodoxe Theologie in der zukünftigen Wissenschaftslandschaft der Ukraine einnehmen kann Die Vernetzungstagung sollte für diesen Austausch einen strukturierten Auftakt bilden.
Die insgesamt 8 ukrainische Theologen und 7 deutsche Theologinnen und Theologen präsentierten in den zwei Tagen zum einen Themen der jeweiligen aktuellen Forschungsprojekte, als auch Einblicke in die Geschichte und Relevanz der Ostkirchenkunde im deutschen Kontext. Zur Tagung hatten die beiden Sprecherinnen der Fachgruppe Religion, Prof. Dr. Regina Elsner von der Universität Münster und Prof. Dr. Jennifer Wasmuth von der Universität Göttingen, eingeladen. Finanziell wurde sie durch die DGO und Renovabis ermöglicht.