Religion als Folklore?

Institutsmitarbeiter Dr. Daniel Bogner spricht im Deutschlandfunk

Der Karfreitag unterbricht, irritiert einen allzu gewissen Glauben an den allmächtigen Gott, der in seinem Handeln an den Menschen von keinem Scheitern bedroht wäre. In der Ruhe des Karfreitags kommt das zum Ausdruck. Der Stillstand, den dieser Tag in den Abläufen der religiösen Praxis schafft, kann mehr sein als nur ein kurzes Anhalten, nach dem es weitergeht wie zuvor. Das Anhalten kann zum Innehalten werden, das einen damit konfrontiert, was das eigentlich für eine Religion ist, das Christentum, und mehr noch: was es überhaupt bedeutet, sich als „religiös“ zu bezeichnen. Ist das wirklich so stabil und selbstverständlich, wie es oft erscheint – dass es eben Religion gibt, den christlichen Glauben ohnehin, und dass im Grunde alle wissen, was eine Religion ist? Wäre es nicht ehrlicher, sich ab und zu die Frage zu stellen, wie es überhaupt dazu kommt, dass Menschen glauben? Was macht diese Religion aus? Was ist daran ererbt und überliefert, was ist veränderlich und muss jeweils neu erschlossen werden? Wie kommt es dazu, dass der christliche Glaube sich heute so äußert, wie man es allenthalben erlebt, und wie sehr muss man sich als Gläubiger davon festgelegt fühlen? 

Wenn sich ein Tag im Jahr eignet, solche religionskritischen Gedanken anzustellen, dann ist es der Karfreitag, dieser Tag, an dem durch die Religion selbst alle religiösen Selbstverständlichkeiten so radikal unterbrochen sind. Es ist ein Tag, an dem die Religion als organisierter Betrieb, als geregelter Ablauf scheitert. Im verhüllten Kreuz wird sie sich am Karfreitag selbst zur Frage. 

Daniel Bogner, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut sowie im Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster beschäftigt sich am Karfreitag in einem Radiobeitrag mit diesen Fragen, die zugleich fundamentaltheologische, sozialethische wie religionssoziologische Aspekte berühren, die vor allem aber für das Selbstverständnis des modernen Menschen als Glaubender von Bedeutung sind. 
Sendung „Am Karfreitag“, 2. April 2010, 8.35 bis 8.57 Uhr, DLF

Der Beitrag ist im Anschluss an die Sendung über die Internetseite des Katholischen Hörfunkreferates verfügbar.