Karl Gabriel hält seine Abschiedsvorlesung

Professor Karl Gabriel, Direktor des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften seit 1998, hat am Freitag, 7. November 2008, seine Abschiedsvorlesung gehalten. Der Einladung zur Vorlesung unter dem Titel "Jenseits von Säkularisierung und Wiederkehr der Götter. Zur Modernisierung von Religion und Christentum" und zum anschließenden Empfang im Gebäude der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster, folgte eine große Zahl von Weggefährten und Freunden, Bekannten und Verwandten, Kollegen und Mitarbeitern sowie Studierenden.
Gabriel verwies in der Vorlesung zunächst darauf, dass in kaum einem Bereich des öffentlichen Interesses die Nachrichten so widersprüchlich seien wie auf dem Feld der Religion. Einerseits beherrschten Meldungen von sinkender Kirchenmitgliedschaft, fallendem Kirchenbesuch und von der Abkehr von zentralen Glaubenswahrheiten des Christentums die öffentliche Medienwelt. Andererseits stießen wir zunehmend auf irritierende Nachrichten und Phänomene, die in das gewohnte Schema der abnehmenden sozialen Relevanz von Religion nicht so recht hineinpassen wollen. Als Fazit ergebe sich, dass auch für die These einer Wiederkehr der Religionen genügend Hinweise zu finden seien, die ihr bis in die Alltagserfahrung hinein eine gewisse Plausibilität verliehen. Vor diesem Hintergrund stellte Gabriel zunächst zwei gegensätzliche wissenschaftliche Positionen auf den Prüfstand: die These einer fortschreitenden Säkularisierung einerseits und die Gegenthese einer Wiederkehr der Götter andererseits. Er zeigte, dass es heute gute Gründe gibt, sowohl die Säkularisierungsthese als auch die These von der Wiederkehr der Götter als unbefriedigend zu betrachten. Vielmehr erscheine es geboten, nach einem Konzept zu suchen, das die gegenwärtige religiös-kirchliche Lage besser zu erklären vermag als die beiden alternativen Positionen. Gabriel entwickelte schließlich die These, dass das Konzept der multiplen Modernen die Chance bietet, jenseits von Säkularisierung und Wiederkehr der Götter eine angemessene Perspektive für die Entwicklung von Religion und Christentum heute zu gewinnen.
Der Vorlesung selbst ging die Würdigung des Dekans, Prof. Dr. Dr. Alfons Fürst, voraus, und folgten eine Reihe von Grußworten und die Übergabe der Festschrift "Christentum und Solidarität" (vgl. untenstehende Meldung). Die Festveranstaltung insgesamt war ein eindrucksvolles Zeugnis der wissenschaftlichen Reputation sowie der großen Anerkennung und Beliebtheit, die Karl Gabriel entgegengebracht wird. Professor Gabriel wird das Institut zunächst - bis zur Amtseinführung der Nachfolge - kommissarisch weiterführen. Er wirkt überdies auch als "Senior Professor" im Rahmen des Exzellenzclusters "Religion und Politik" weiter an der Universität Münster.
Anlässlich der Abschiedsvorlesung ist die Festschrift zum vergünstigten Preis von 70,-- Euro im Institut für Christliche Sozialwissenschaften zu erwerben. Bei Interesse wenden Sie sich bitte telefonisch (0251/83-30061) oder per E-Mail an Christian Spieß.