Großes Interesse zeigt die Fakultät an der Erarbeitung eines Institutionellen Schutzkonzepts.
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Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt verhindern

Mehr als 60 Personen haben vor Pfingsten an der Fakultätsversammlung zur Erarbeitung eines Institutionellen Schutzkonzeptes (ISK) teilgenommen. Das Schutzkonzept soll das Risiko vermindern, dass sexualisierte Gewalt an unserer Fakultät verübt wird. Und es will dazu beitragen, dass Betroffene schnell und einfach Zugang zu kompetenter Hilfe erhalten.

„Wir freuen uns sehr, dass so viele gekommen sind. Das zeigt das große Interesse der Fakultät an diesem Thema und unterstreicht dessen Bedeutung“, sagte Prodekan Prof. Dr. Wolfgang Grünstäudl zu Beginn der Fakultätsversammlung. „Auch eine Theologische Fakultät braucht ein Institutionelles Schutzkonzept. Wichtig ist eine stetige Auseinandersetzung mit dem Thema. Der Schutz der Mitglieder der Fakultät ist die Grundlage für unser Tun.“

Das Prodekanat für Internationalisierung, Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs der Katholisch-Theologischen Fakultät stieß 2024 einen Prozess zur Erstellung eines Institutionellen Schutzkonzepts (ISK) für die Fakultät durch die Gründung einer Steuerungsgruppe an. Diese übernimmt die Erarbeitung des ISK. „In dieser Steuerungsgruppe sind alle Statusgruppen unserer Fakultät repräsentiert. Das ist wichtig, damit alle Perspektiven in den Prozess einfließen können“, sagte Wolfgang Grünstäudl.

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Organisiert wurde die Fakultätsversammlung von Hannah Lingnau, Prof. Dr. Regina Elsner, Julia Pape und Simone Bomholt (v.l.).
Organisiert wurde die Fakultätsversammlung von Hannah Lingnau, Prof. Dr. Regina Elsner, Julia Pape und Simone Bomholt (v.l.).
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  • Franziska Kolodziej führte in die Thematik ein, bevor sich die die 60 Teilnehmenden in kleinen Gruppen austauschten.
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  • „Auch eine Theologische Fakultät braucht ein Institutionelles Schutzkonzept. Wichtig ist eine stetige Auseinandersetzung mit dem Thema", sagte Prodekan Prof. Dr. Wolfgang Grünstäudl.
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  • „Auch für unsere Fakultät ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass Macht und damit auch deren potentielle Missbrauchbarkeit strukturell verankert ist", sagte Hannah Lingnau.
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  • "Es ist wichtig, über unterschiedliche Wahrnehmungen ins Gespräch zu kommen und sich für andere Wahrnehmungen zu sensibilisieren“, sagte Julia Pape.
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  • Das Schutzkonzept soll das Risiko vermindern, dass sexualisierte Gewalt an unserer Fakultät verübt wird. Und es will dazu beitragen, dass Betroffene schnell und einfach Zugang zu kompetenter Hilfe erhalten.
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  • Prof. Dr. Regina Elsner hob hervor, dass ein Schutzkonzept an einer katholisch-theologischen Fakultät Machtmissbrauch und Grenzüberschreitungen, aber auch Klerikalismus im Blick haben müsse.
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Organisiert wurde die Fakultätsversammlung von einer Arbeitsgruppe, der Simone Bomholt, Prof. Dr. Regina Elsner, Christine Farwick, Hannah Lingnau und Julia Pape angehören. Hannah Lingnau informierte am Beginn der Fakultätsversammlung über die bisherigen Schritte des Prozesses und ging auf die Relevanz eines ISK ein: „Auch für unsere Fakultät ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass Macht und damit auch deren potentielle Missbrauchbarkeit strukturell verankert ist.“ Anschließend stellte Prof. Dr. Regina Elsner Begriffsdefinitionen zur Einordnung unangemessenen Verhaltens vor. Dazu gehört die Unterscheidung von Grenzverletzungen, Übergriffen, sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch.

Sie hob hervor, dass ein Schutzkonzept an einer katholisch-theologischen Fakultät Machtmissbrauch und Grenzüberschreitungen, aber auch Klerikalismus im Blick haben müsse. Während Machtmissbrauch und Grenzüberschreitungen grundsätzliche Herausforderungen für Hochschulen darstellen, könne „Klerikalismus asymmetrische Machtverhältnisse an Hochschulen verstärken. Hier gibt es eine zusätzliche Verantwortung für eine theologische Fakultät“, sagte Regina Elsner.

In zwei Gesprächsrunden konnten sich die 60 Teilnehmenden in kleinen Gruppen austauschen. Grundlage für die Gespräche waren ganz praktische Beispiele aus dem Alltag. Dabei wurde schnell deutlich, dass Mitglieder der Fakultät bereits Erfahrungen mit grenzverletzendem oder übergriffigem Verhalten gemacht oder davon gehört haben. Die Gruppen kamen über die Fallbeispiele ins Gespräch, wodurch deutlich wurde, dass es teilweise recht unterschiedliche Einschätzungen einer Situation geben kann. „Das zeigt, wie wichtig es ist, über unterschiedliche Wahrnehmungen ins Gespräch zu kommen und sich für andere Wahrnehmungen zu sensibilisieren“, sagte Julia Pape. Außerdem diskutierte die Versammlung unsichere Räume, Orte und Situationen der Fakultät. Diese werden in eine Risikoanalyse einfließen, die von einer eigenen Arbeitsgruppe vorbereitet wird.

Hintergrund:

Die Steuerungsgruppe arbeitet konsensuell, explorativ und fachlich begleitet. Anfang 2025 absolvierten alle Mitglieder der Steuerungsgruppe eine gemeinsame Präventionsschulung. Leitidee ist, dieses Konzept nicht dokumentarisch zu erarbeiten (um es dann in die Schublade zu legen), sondern es als dauerhaften Prozess zu verstehen.

Auch wenn viele ein Institutionelles Schutzkonzept eher mit Einrichtungen für Kinder und Jugendliche verbinden, zeigen Statistiken, dass sexualisierte Gewalt ebenso ein Thema an Hochschulen ist. „Auch Mitglieder unserer Fakultät haben schon sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch erfahren. Deshalb ist es wichtig, sexualisierte Gewalt zu thematisieren und alle Mitglieder der Fakultät dafür zu sensibilisieren“, unterstreicht Wolfgang Grünstäudl.

Weitere Informationen gibt es hier.