Für die Vielfalt sexueller Identitäten sensibilisieren
Welche Aufgaben stellen sich uns als Fakultät, um offener und sensibler für die Vielfalt sexueller Identitäten zu werden? Diese Frage stand im Mittelpunkt des vierten Diversity Brownbag Meetings am 22. Mai. Die Kommission für Gleichstellung und Diversity hatte dazu Prof. Dr. Andreas Lob-Hüdepohl von der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin eingeladen.

Beim Diversity Brownbag Meeting informierten sich Menschen aus allen Statusgruppen in der Mittagspause zum Thema „Sexualität und Gender“. Nach einer Begrüßung von Simon Spratte setzte Prof. Dr. Andreas Lob-Hüdepohl mit seinem Vortrag „Vielfalt sexueller Identitäten – Theologisch-ethische Anmerkungen“ Impulse. Anschließend gab es eine spannende Austauschrunde in Form einer Fishbowl-Diskussion über Probleme und Möglichkeiten in Bezug auf Sexualität und Gender an unserer Fakultät, moderiert von Prof. Dr. Monika Bobbert.
In seinem lebhaften und spannenden Vortrag näherte sich Andreas Lob-Hüdepohl der Vielfalt sexueller Identitäten in drei Durchgängen. Er beleuchtete diese als empirischen Sachverhalt, der anzuerkennen ist, und bezog sich unter anderem auf die Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute „Gaudium et Spes“. Außerdem beleuchtete er die Vielfalt sexueller Aktivitäten als moralisch und rechtlich normativen Anspruch sowie als praktische Gestaltungsaufgabe, insbesondere mit Blick auf unseren Kontext als katholisch-theologische Fakultät.

Andreas Lob-Hüdepohl ist seit 1996 Professor für theologische Ethik an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin und außerdem Direktor des Berliner Instituts für christliche Ethik und Politik. Seit 2000 ist er Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und von 2016 bis 2024 war er Mitglied des Deutschen Ethikrates. Beim synodalen Weg gehörte er zum Leitungsteam der Arbeitsgruppe „Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt“.
Bei der Fischbowl-Diskussionsrunde kamen drei Personen aus den Statusgruppen Professorium, Mittelbau und Studierende zusammen, um gemeinsam mit Andreas Lob-Hüdepohl über Chancen und Herausforderungen der Vielfalt sexueller Identitäten an unserer Fakultät zu diskutieren. Ein weiterer, nicht permanent besetzter Platz bot dabei zudem auch allen anderen Anwesenden die Möglichkeit, sich aktiv an der Diskussion zu beteiligen.
Zentral waren während der Diskussion insbesondere drei Punkte: Für einen bewussten und anerkennenden Umgang mit der Vielfalt sexueller Identitäten müssen wir uns in Bezug auf unsere Sprache lernfähig und bereit zu Anpassungen zeigen – auch mit Blick auf gewohnte, aber vielleicht dennoch diskriminierende Formen der Anrede: Warum beispielsweis das „Sehr geehrte Damen und Herren“ nicht ergänzen durch „und alle inner- und außerhalb“? Zudem kam die Frage auf, ob unsere Fakultät ein „Safe(r) Space“ (sicherer Raum), oder vielmehr ein „Brave(r) Space“ (mutiger Raum) werden soll: Es gilt, noch mehr Rahmenbedingungen und Möglichkeiten zu schaffen, um sich im Hinblick auf sexuelle Identitäten zu artikulieren. Generell ist für unsere theologische Fakultät zentral, dass Gespräche zu kontroversen Themen stattfinden und zugleich abgesichert wird, dass alle Diskutierenden Wertschätzung und Respekt erfahren.
In dem frei zugänglichen Learnwebkurs „Diversity Brown Bag Meetings“ sind die Vortragsfolien für alle Interessierten einzusehen. Dort sind auch die Folien der anderen Diversity Brown Bag Meetings zu finden. Der Vortrag von Andreas Lob-Hüdepohl wird in Kürze auch im TheoPodcast zum Nachhören verfügbar sein.