Herodes Atticus Thermen

In unmittelbarer Nähe zum Nymphaeum befindet sich ein große Anlage, die bereits die Forschungsreisenden des 18. und 19. Jahrhunderts beeindruckte. So notierte beispielsweise der österreichische Diplomat Anton Franz Prokesch von Osten im August 1826 in sein Reisetagebuch: „[…] nach abermals 500 Schritten hat man vor sich, hoch über die Bäume ragend, die größte und schönste Ruine von Alexandria-Troas.“ Seit den Forschungen von Robert Koldewey in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts wissen wir, dass es sich bei dem Bauwerk um eine römische Thermenanlage handelte. Das Gebäude verfügte über marmorverkleidete Wände, über denen sich gewölbte Decken erhoben. Diese waren ehemals mit würfelartigen Glasmosaiksteinen verziert, während die Fußböden verschiedenfarbige Steinmosaiken aufwiesen. Das Frischwasser wurde in der Nordostecke der Anlage durch einen Abzweig des Aquäduktes in das Gebäude geleitet und über Rohre in höher gelegene Tanks gespeist. Von hier aus konnte man sämtliche Räume der Therme mit Wasser versorgen. Die genaue Funktionen der verschiedenen Räume können ohne archäologische Untersuchungen nicht bestimmt werden. Dennoch ist man sich in der  Forschung einig, dass auch in dieser Badeanlage eine Abfolge von Kalt– zu Warmbädern vorgesehen war. Datierbare Bauten wie das Odeion des Herodes Atticus in Athen, weisen ähnliche Techniken der Marmorverkleidung und Marmorbearbeitung auf, sodass wir als Datum für den Bau der Thermen ebenfalls die erste Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. annehmen und die Badeanlage als Teil des Herodischen Bauvorhabens in Alexandria Troas ansehen können.

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Luftaufnahme der Herodes Atticus Thermen von Süden