Marc-Stefan Andres
Marc-Stefan Andres
© Matthias Haslauer

„Allen Menschen aus Münster eine Stimme geben“

Mit „RUMS“ gibt es ein neues Angebot im Lokaljournalismus

Lokal, digital, werbefrei – das Konzept von RUMS unterscheidet sich von anderen Lokalmedien. Dafür hat die Redaktion Ende 2020 den „#Netzwende Award 2020“ für nachhaltige Innovationen im Journalismus erhalten. WWU-Alumnus und Mitgründer Marc-Stefan Andres spricht im alumni|förderer-Magazin über das journalistische Start-up.

Das Interview führte Juliette Polenz.

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Dieser Text stammt aus dem alumni|förderer-Magazin in der Universitätszeitung "wissen|leben", Ausgabe Sommersemester 2021.

Inwiefern war die Zeit reif für RUMS?
Die klassische Print-Leserschaft wird kleiner, immer mehr Menschen informieren sich digital. Deshalb haben wir uns gefragt: Was ist der Lokaljournalismus der Zukunft? Ist das wirklich die Zeitung mit überregionalem Sport-, Wirtschafts- und Politikteil? Oder ist nicht eher der Fokus aufs Lokale entscheidend, um eine Stadt zusammenzuhalten und Demokratie zu ermöglichen? Wir von RUMS waren uns einig, dass Münster ein alternatives journalistisches Medium fehlt – eins, das auch Menschen erreicht, die sich gerne digital informieren und nicht mehr die gedruckte Lokalzeitung lesen.

Sie haben sich für eine besondere Erscheinungsform entschieden. Warum?
Uns ist eine persönliche Ansprache sehr wichtig, deshalb schicken wir unseren Lesern Briefe per E-Mail. Inhaltlich fokussieren wir uns auf ein großes Thema, bei dem wir in die Tiefe gehen. Es reicht uns nicht, wie im klassischen Lokaljournalismus zwei Leute anzurufen und dann darüber zu schreiben, was sie gesagt haben. Unsere Journalisten haben einen guten Überblick über die Stadt und sprechen mit vielen Menschen. Sie recherchieren umfassend, ordnen ein, analysieren und stellen Fragen, die auch gern offenbleiben dürfen.

Was sind die inhaltlichen Schwerpunkte?
Wir finden Themen wichtig, die zeigen, was die Menschen brauchen, die hier leben. Dazu gehören Mobilität, Klimawandel oder Gerechtigkeit. Wenn es etwa um die autofreie Innenstadt geht, beschreiben wir nicht nur die Positionen der Parteien, sondern blicken auch über die Stadtgrenzen hinweg. Wie machen das andere große oder kleine Städte? Das reichern wir an mit Kurzmeldungen aus Münster und der sogenannten unbezahlten Werbung, das sind Service-Tipps aus der Redaktion.

Wie kommt dieses Konzept an?
Eigentlich wollten wir im Frühjahr 2020 mit einer großen Kampagne starten, doch dann kam uns Corona dazwischen. Das Informationsbedürfnis der Menschen war riesig, deshalb legten wir einfach los, zunächst kostenlos. Offensichtlich traf RUMS einen Nerv. Über unsere beruflichen und privaten Kontakte hatten wir innerhalb von zwei Wochen 800, bis Ende August 3.400 Leser. Als wir Anfang September auf das Bezahlmodell umstellten, blieben uns 900 Leser treu, das ist eine gute Quote. Mittlerweile sind es 1.700 zahlende Abonnenten. Wir bekommen täglich mehrere E-Mails und Feedback in den sozialen Medien – entweder loben uns die Leute sehr oder sie finden etwas richtig blöd.

Wie geht’s nach diesem Start weiter?
Neulich hatten wir die erste Zoom-Veranstaltung mit 80 Teilnehmern. Jetzt planen wir einmal monatlich eine digitale Veranstaltung. Sobald es nach Corona möglich ist, wollen wir regelmäßig Vorträge und lockere Diskussionsrunden organisieren, offen und niedrigschwellig. Unser großes Anliegen ist es, allen Menschen aus Münster eine Stimme zu geben.

 

Was ist RUMS?

RUMS ist ein lokaljournalistisches Digitalangebot, das 2020 an den Start ging. Dreimal wöchentlich schickt die Redaktion ihren Abonnenten einen Brief per E-Mail. Darin greift sie lokale Themen auf, vertieft oder kommentiert sie. Zum RUMS-Team gehören zahlreiche aktuelle oder ehemalige WWU-Angehörige, unter anderem die Journalisten Ralf Heimann und Marc-Stefan Andres, die Klimaaktivistin Carla Reemtsma, die Grünen-Politikerin Marina Weisband und der CDU-Politiker Ruprecht Polenz.
RUMS ist werbefrei und finanziert sich über kostenpflichtige Abonnements. Die Standardversion kostet acht Euro pro Monat, ermäßigt vier Euro. Wer das Angebot besonders unterstützen will, zahlt monatlich 15 Euro oder sogar 40 Euro. Weitere Informationen gibt es unter www.rums.ms.