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„Rückschläge sind Chancen für einen Neubeginn“

WWU-Alumnus Lars Köllner ist Gründer von „k3 stadtführungen“

Von Nora Kluck

Nachtwächterführung, Tatort Münster Krimitour oder Stadtrallye – das sind nur einige der Stadtführungen, die Bürger und Besucher der Stadt mitmachen können, um Münster besser kennenzulernen. Dahinter stehen verschiedene Anbieter. Eines der Unternehmen hat WWU-Alumnus Lars Köllner gegründet. Die k3 stadterlebnisse GmbH & Co. KG ist inzwischen mit der Marke „k3 stadtführungen“ nicht nur in Münster, sondern auch in 22 weiteren deutschen Städten aktiv, darunter in Berlin, Bonn, München und Weimar. „K3“ steht dabei für das Motto „kunst. kultur. kennenlernen“. Und mit Kunst hat auch alles angefangen. Im Jahr 2007 beendete Lars Köllner sein Studium der Kunstgeschichte, Kulturwissenschaft, Germanistik und Philosophie mit dem Magisterexamen. Er bewarb sich als Tourguide für die vierte Ausgabe der Skulptur Projekte – erfolglos. Daraufhin eignete er sich selbstständig das Wissen über die Exponate in Münster an. In der Innenstadt ging er auf Menschen zu und bot an, ihnen gegen Honorar die Kunstwerke bei einer Fahrradtour zu zeigen.

„Diese drei Monate gehören zu den schönsten Zeiten meines Lebens“, berichtet der Alumnus. Seine Kundschaft war international, unter anderem führte er Gäste aus Kanada und New York durch Münster – auch auf Englisch und Französisch. Dabei profitierte er von seinem Auslandsstudium an der Sorbonne in Paris. Nach dem Sommer der Skulptur Projekte wollte er gerne weiterhin Stadtführungen anbieten, doch die ortsansässigen Unternehmen verlangten Geld für die Schulungen. Für die Möglichkeit, einen Nebenjob zu beginnen, wollte Lars Köllner, der sich Dinge gerne im Selbststudium aneignet, kein Geld ausgeben.

Also baute er eine Website, auf der er eigene Stadtführungen anbot – in der Zeit vor den Internet-Baukästen für Jedermann war das noch etwas sehr Besonderes. „Mein Gastgeber auf der Documenta 12 in Kassel hat mich auf die Idee gebracht“, berichtet der Alumnus. „Er hat für seine Wohnungsangebote ein entsprechendes System verwendet.“ Mit Spaß an der Technik entwickelte Lars Köllner sowohl die Website als auch eine Software zur Organisation seiner Stadtführungen. Letztere war wiederum inspiriert von einem Programm, das er 2002 im Praktikum beim Schleswig-Holstein Musik-Festival für die Künstlerbetreuung kennengelernt hatte.

Sein Angebot wurde gut angenommen, irgendwann konnte der Kunsthistoriker die Nachfrage nicht mehr bedienen. Er sprach ehemalige Kommilitonen an, die Germanistik, Kunstgeschichte und Archäologie studiert hatten. So entstand sein erstes Team, das den Gästen nicht nur Wissen vermittelte, sondern sie dank Lesebühnen-Erfahrung auch gut unterhielt. Diese beiden Aspekte sind Lars Köllner bis heute wichtig. Sie führten zum Erfolg: „Das Ganze hat eine Eigendynamik entwickelt. In dieser Zeit hat mir das Unternehmen ermöglicht, den Lebensunterhalt auf studentischem Niveau zu verdienen“, berichtet der Unternehmer. Er optimierte seine Website und die Software und stellte im Jahr 2009 seine erste festangestellte Mitarbeiterin auf 400-Euro-Basis ein. „Da war das Büro immer noch in der WG-Küche“, erzählt er. Als sein Mitbewohner auszog, wurde dessen Zimmer zum Büro. Das Team wurde größer, zeitweise arbeiteten drei Mitarbeiter dort.

Seit 2013 hat das Unternehmen seine Büroräume am Alten Steinweg. Inzwischen organisieren dort zehn Beschäftigte in Vollzeit die Stadtführungen. Rund 300 Personen führen derzeit jährlich etwa 60.000 Gäste durch verschiedene deutsche Städte.

„Eigentlich wollte ich nach dem Studium weg aus Münster und nach Berlin ziehen“, verrät Lars Köllner. „Aber das ging natürlich nicht mit dem Unternehmen. Trotzdem ist es mir sehr wichtig, über den Tellerrand zu schauen und andere Orte kennenzulernen.“ So entstand das Angebot in weiteren deutschen Städten. Es begann 2009 in seinem Heimatort Flensburg; Hamburg und Osnabrück kamen als nächstes hinzu. Der Unternehmer reist gerne an die anderen Standorte und nimmt dort an den Stadtführungen teil. Er selbst führt inzwischen keine Gäste mehr durch Münster, dazu nimmt ihn die Leitung von k3 stadtführungen zu sehr in Anspruch. Zuletzt hat er bei den Skulptur Projekten 2017 selbst Führungen angeboten. Die Skulptur Projekte liegen ihm besonders am Herzen, und das nicht nur, weil k3 dort seinen Ursprung hat. „Ich finde es großartig, dass wir in Münster im öffentlichen Raum so viele Kunstwerke international renommierter Künstler haben, wie die Giant Pool Balls von Claes Oldenburg am Aasee. Das möchte ich gerne vermitteln.“

Erfahrungen in der Kunstvermittlung konnte Lars Köllner bereits in seinem Studium an der WWU machen. Er war Gründungsmitglied des Vereins „GrenzWerke“ zur Förderung junger Künstler und arbeitete an der Konzeption des Kunst- und Kulturfestivals GrenzWerke 2001 und 2002 in Münster mit. Von diesen Erfahrungen profitiert er bis heute. Der Universität ist er nach wie vor sehr verbunden: Er ist langjähriges Mitglied des Alumni-Clubs WWU Münster, nimmt an Laufkursen des Hochschulsports teil und gibt Studierenden bei Vorträgen Einblick in die Entstehung seines Unternehmens.

Sein Rat an gründungsinteressierte Studierende: Dinge selbst ausprobieren und das machen, was funktioniert – mit Durststrecken rechnen und sich von Rückschlägen nicht entmutigen lassen. „Rückschläge bringen dich weiter, weil sie neue Perspektiven und Chancen für einen Neubeginn eröffnen.“ Und er weiß, wovon er spricht: Ohne die Absage auf seine Bewerbung bei den Skulptur Projekten hätte es k3 stadtführungen möglicherweise nie gegeben.

Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 1, 2. Februar 2023.