Daniel Meyer (2. v. l.) mit seinen Händler-Kollegen bei „Bares für Rares“ (v. l. n. r.): Walter Lehnertz, Ludwig Hofmaier, Fabian Kahl, Susanne Steiger und Markus Wildhagen.
Daniel Meyer (2. v. l.) mit seinen Händler-Kollegen bei „Bares für Rares“ (v. l. n. r.): Walter Lehnertz, Ludwig Hofmaier, Fabian Kahl, Susanne Steiger und Markus Wildhagen.
© ZDF - Frank W. Hempel

„Die Gegenwärtigkeit von Kunst kann man nicht simulieren“

Daniel Meyer ist Händler bei „Bares für Rares“

Text: Nora Kluck

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Dieser Text stammt aus dem alumni|förderer-Magazin in der Universitätszeitung "wissen|leben", Ausgabe Sommersemester 2020.

Daniel Meyer hat gleich zwei Arbeitsplätze. An dem einen radeln viele Münsteraner jeden Tag vorbei, der andere hat ihn bundesweit bekannt gemacht: Der WWU-Alumnus ist Inhaber des Antiquitätengeschäfts „Daniel Meyer Antiquitäten & Auktionen“ an der Hörsterstraße. Seit 2014 ist er außerdem als Händler in der ZDF-Sendung „Bares für Rares“ im Einsatz.

Von 1987 bis 1992 studierte Daniel Meyer Kunstgeschichte mit den Nebenfächern Philosophie und Politologie an der WWU Münster; zugleich studierte er Freie Kunst an der Kunstakademie Münster. Nach seinem Magisterabschluss zog es ihn in den Antiquitätenhandel. „Dort benötigt man Fähigkeiten aus beiden Bereichen“, erläutert er. „Man braucht ästhetisches Empfinden und zugleich die Fähigkeit, Epochen klar voneinander abgrenzen können.“

Für den Berufseinstieg stellte er sich allen Antiquitätenhändlern in Münster vor – ohne Erfolg. „Die wollten sich damals nicht über die Schulter schauen lassen. Vielleicht lag es aber auch an meiner orangefarbenen Siebzigerjahre-Krawatte“, lacht er. Bei Schirrmeister, dem ältesten Trödler Münsters, durfte er schließlich den neueröffneten Antikhandel betreuen. „Der erste Kunde setzte sich erst einmal in einen Sessel, zog seine Schuhe aus und fing an zu erzählen. Von da an war mir klar, dass man als Antiquitätenhändler eben nicht nur Händler ist, sondern manchmal auch Beichtvater oder der Ersatz für das Café um die Ecke.“

Mit einem Freund gründete Daniel Meyer 1997 „Flohmeyers Kaufhaus“, in dem sie Gegenstände aus Haushaltsauflösungen verkauften, vor allem an Studierende. 2006 eröffnete er schließlich sein heutiges Geschäft. Hier analysieren, bewerten und verkaufen er und seine vier Mitarbeiter Stühle und Schränke, Porzellan und Schmuck, Bilder, Glas und vieles mehr. Manchmal erhält er auch kuriose Angebote, wie zum Beispiel einen Taucheranzug oder eine Enigma-Chiffriermaschine von 1944.

Ein Besucher im Laden veränderte Daniel Meyers Berufslaufbahn wesentlich: Ein ZDF-Mitarbeiter fragte, ob er Fernsehaufnahmen vom Laden machen dürfe. Aufnahmen vom Ladenbesitzer folgten, und Daniel Meyer wurde für die Sendung „Bares für Rares“ als Experte hinter den Kulissen und später als Händler angefragt. In der Sendung begutachtet er in einer Woche pro Monat an fünf bis sechs Drehtagen die Schätze, die Menschen geerbt oder auf dem Dachboden gefunden haben. Die Händler machen ein Angebot, das nicht selten für Überraschungen sorgt. „Ich mag die Sendung, weil sie Transparenz in unsere Branche bringt, von der manche denken, dass sie sich in Hinterzimmern abspielt“, erklärt Daniel Meyer. „Die Sendung ist sehr sorgfältig und mit viel Leidenschaft produziert. Ich finde es schön, dass wir so vielen Menschen damit Freude machen.“

Sein erster und wichtigster Arbeitsplatz sei aber immer noch sein Laden. Hier finden viermal im Jahr große Auktionen statt, bei denen – außerhalb von Corona-Zeiten – nicht nur der Verkaufsraum mit Kunden gut gefüllt ist, sondern auch Bieter aus der ganzen Welt per Computer und Telefon zugeschaltet sind. Auch außerhalb der Auktionen kann man Stücke erstehen – allerdings nicht über Online-Plattformen. „Das machen wir nur in speziellen Fällen“, erläutert Daniel Meyer. „Aber eigentlich muss man die Gegenstände vor Ort sehen. Darum mag ich auch das Wort ‚Trödel‘ so gerne. Es macht deutlich, dass die Menschen sich beim Anschauen der Objekte Zeit nehmen.“ Diese Zeit, davon ist Daniel Meyer überzeugt, ist nicht zu ersetzen durch eine Betrachtung am Bildschirm. „Die Gegenwärtigkeit von Kunst kann man nicht simulieren, indem man irgendwo ein Foto hochlädt.“