Grußwort des 1. Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Münster

© Archiv Jüdische Geimende Münster

Ich danke der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster für die freundliche Einladung, mit Ihnen gemeinsam auf das Jubiläumsjahr „1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ blicken zu dürfen. Jüdisches Leben in Deutschland verzeichnet eine mehr als knapp zweitausendjährige Geschichte. So gesehen sind vor 1.700 Jahren nicht die Anfänge, wohl aber die ersten nachweislichen Spuren jüdischen Lebens in Deutschland zu finden.
Es sind zwiespältige Gefühle, die das Jubiläumsjahr in Israel und in unseren jüdischen Communitys auslösen. Mit Stolz blicken wir auf all das, was jüdische Menschen in der jüdischen Diaspora hierzulande selbstgestaltend in den Bereichen der Wissenschaften, der Medizin, Literatur, Musik, Theater, Sport und der Justiz hervorbrachten. Dieses Gefühl der Freude und des Stolzes wird überschattet von einer Geschichte des Wehklagens, des Leidens, der Entmenschlichung und der Ausgrenzung.
Es mag einem Wunder gleichen, dass Überlebende des Grauens den Mut und die Kraft aufbrachten, in Deutschland wieder eine Heimat zu finden. Ein Vertrauensvorschuss, für den wir dankbar sind und der uns ermutigt, im Jubiläumsjahr 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland die großartige Vielfalt jüdischen Lebens in den Vordergrund rücken zu dürfen.
Ich persönlich würde mir wünschen, dass sowohl die bundesweiten vielfältigen Veranstaltungen während des Jubiläumsjahres als auch die Aktivitäten der WWU Münster in diesem Jahr und darüber hinaus einen Beitrag dazu leisten, die leider immer noch bestehenden Vorurteile gegenüber Juden abzubauen; die wiedererstarkenden antijüdischen Stereotypen und antisemitischen Verschwörungsmythen hierzulande besser in den Griff zu bekommen und last but not least wir die Hoffnung nicht aufgeben müssen, gemeinsam eine gesellschaftliche Atmosphäre zu entwickeln, in der es nicht länger Angst machen muss, anders zu sein.
Für uns ist das ein Herzenswunsch, für den wir uns als Jüdische Gemeinde und ich mich persönlich weiter engagieren werden. Wenn wir bei diesem Anliegen auch Unterstützung aus der Universität erfahren, freut uns das.

Sharon Fehr
Geschäftsführender 1. Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Münster

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© Uni MS

Grußwort der Regierungspräsidentin

„Juden haben unsere Geschichte mitgeschrieben“. Mit diesen Worten hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Februar das Jubiläumsjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ eröffnet. Dies mag zunächst negativ klingen – denken doch viele bei der deutsch-jüdischen Geschichte vor allem an Verfolgung, Entrechtung und Völkermord. Dabei wird jedoch allzu häufig übersehen, dass jüdisches Leben weit mehr bedeutet als die Geschehnisse des Nationalsozialismus.
Jüdisches Leben bedeutet Kultur, Wissenschaft, Literatur, Philosophie, Musik und vieles mehr. Und dieses Leben wir verkörpert durch Menschen. Menschen mit Träumen und Hoffnungen. Menschen, die seit 1700 Jahren in unserer Mitte leben und ein wesentlicher Bestandteil von uns sind.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universität Münster haben diesen Gedanken bereits vor einigen Jahren aufgegriffen und gemeinsam mit der jüdischen Gemeinde Münster einen Dokumentarfilm über das jüdische Leben in Münster gedreht. Dabei stand die Darstellung der jüdischen Lebensgewohnheiten, ihrer Kultur und ihres Alltags im Vordergrund.
Es ist gut, dass sich die Beschäftigten der Universität Münster bereits vor dem Jubiläumsjahr intensiv mit dem jüdischen Leben beschäftigt haben – ist das Thema doch an einer Universität besonders gut aufgehoben. Denn die Universität steht für das Wissen; und Wissen steht für Aufklärung. Und die Aufklärung ist von fundamentaler Bedeutung für ein respektvolles und friedvolles Miteinander in unserer Gesellschaft.
In vielfältigen Projekten zeigt die Universität auch in diesem Jubiläumsjahr ihre Offenheit und Freude an der jüdischen Kultur, so zum Beispiel durch Vorträge, Ausstellungen und Filmvorführungen.
Machen wir es Ihnen gleich! Lassen Sie uns mit Offenheit und Neugier auf unsere jüdischen Mitmenschen zugehen. Wir können nur gewinnen!

Dorothee Feller
Regierungspräsidentin

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© Uni MS

Grußwort des Rektors

Sehr geehrte Damen und Herren,

deutschlandweit wird das Jubiläumsjahr „2021 – 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ den Facettenreichtum jüdischen Lebens der Öffentlichkeit präsentieren. Ich freue mich sehr, dass die WWU Münster beteiligt ist und einen Beitrag leisten kann, Kenntnis und Verständnis jüdischer Kultur stärker in das öffentliche Bewusstsein zu bringen. Zum einen verfügen unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über die Expertise, Aspekte jüdischen Lebens von der Antike bis heute geschichtlich einzuordnen und mit aktuellen, gesellschaftlichen Fragestellungen zu verbinden. Zum anderen haben wir mit der Arbeitsstelle Forschungstransfer eine Einrichtung, die Wissenstransfer in die Gesellschaft und die Region als eine Kernaufgabe wahrnimmt und sich gleichzeitig seit vielen Jahren mit jüdischem Leben im Münsterland befasst. Zusammen mit Institutionen in Münster und im Münsterland, die mit uns im Rahmen dieses Jubiläumsjahres oder davon unabhängig schon seit Jahren kooperieren, entsteht eine bunte Palette an Veranstaltungen, auf die Sie und ich uns freuen dürfen.

Ihr
Prof. Dr. Johannes Wessels
Rektor
 

Ein Jubiläumsjahr – auch an der Westfälischen Wilhelms-Universität

Per Dekret vom 11. Dezember 321 gestattet Kaiser Konstatin, dass künftig auch Juden in Ämter der Kurie und der Stadtverwaltung in Köln berufen werden konnten. Dieses Dekret, das sich im Codex Theodosianus, eine Gesetzessammlung im Auftrag von Kaiser Theodosianus II., überliefert hat, ist früheste Urkunde zur Existenz von Jüdinnen und Juden nördlich der Alpen, die sich erhalten hat. Das Dekret ist der Ausgangspunkt für das Jubiläum „321–2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ und zahlreiche Aktivitäten.

Auch an der Westfälischen Wilhelms-Universität werden Veranstaltungen – teils auch in Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde oder anderen Institutionen – als Beitrag zum Festjahr durchgeführt und angeboten. Der Claim der WWU wissen.leben ist dabei sehr treffend, denn er gibt die Bereiche an, in denen dies – auch schon lange vor dem Festjahr – geschehen ist und geschieht: In Forschung, aber auch in Lehre, Transfer und Wissen(schaft)skommunikation sowie kulturellen Veranstaltungen.

Die Arbeitsstelle Forschungstransfer (AFO) hat den Vorschlag aufgenommen, die Aktivitäten, Forschungen und Lehrveranstaltungen auf dieser Homepage zu bündeln und damit einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen und bekannt zu machen. Die Seite wird laufend erweitert und ergänzt.