Unterseminar: Solidarität als Begriff der Praktischen Theologie und konkrete Formen gelebter solidarischer Praxis / Solidarity as a Term of Theology and as a Code of Practice (WS 2005/06)

ergänzende Informationen und Materialien

Veranstaltungsnummer:
021596
Teilgebiete:
D: BK; G; GG; HR; P D2; P(wF) D2; SI D2; SII/I D3; M. A. (NF)
Zeit:
Mi., 16-18h
Ort:
Hü 2.69
Beginn:
18.10.2005
Ende:
08.02.2005
‚Solidarität’ wird in der pragmatischen Linguistik nach wie vor als ‚Hochwertwort’ klassifiziert, d.h. Sprecher und Rezipienten verbinden mit dem Wort – sei es intuitiv, sei es wohlüberlegt – einen hohen Wert. Das bedeutet zugleich, dass der Gebrauch des Wortes einen Prestigegewinn verspricht. Entsprechend häufig wird das Wort in politischen Diskussionen verwendet, und zwar von Angehörigen aller politischen Lager - allerdings mit unterschiedlichen Bedeutungsgehalten. Die Katholische Soziallehre spricht traditionell von einem ‚Solidaritätsprinzip’. Auch für das Selbstverständnis vieler Christinnen und Christen scheint Solidarität als Haltung und als Handlungsmotiv ganz selbstverständlich eine wichtige, vielleicht eine zentrale Rolle zu spielen. Im Seminar wird zunächst die Frage gestellt, welche Bedeutung und Funktion der Solidaritätsbegriff im Rahmen einer praktisch-theologischen Konzeption haben könnte. Welche Rolle spielen solidarische Haltungen und solidarisches Handeln im christlichen und kirchlichen Selbstverständnis? Wie verträgt sich die Solidaritätsidee mit dem Bewusstsein, eine eingeschworene Gemeinschaft zu sein? Sollte Solidarität vor allem innerhalb dieser Gemeinschaft geübt werden oder sollte diese Gemeinschaft vor allem Solidarität mit den Anderen üben? Anschließend sollen möglichst unterschiedliche Formen solidarischer Praxis vorgestellt werden, zum Beispiel Dritte-Welt-Gruppen, Gemeindepartnerschaften, Solidarität in Selbsthilfegruppen, Solidarität mit Fremden im eigenen Land, Arbeitsloseninitiativen, Suppenküchen, verbandlich organisierte Solidarität etc. Diese Beispiele sollten so weit wie möglich aus dem Erfahrungsbereich der Seminarteilnehmer/-innen stammen: Wo haben die Studierenden selbst – aktiv oder passiv – Erfahrungen solidarischen Handelns gemacht? Welche Formen solidarischer Praxis halten sie für zukunftsweisend, welche für eher nicht mehr aktuell? Nicht zuletzt sollen die vorgestellten Praxisformen kritisch diskutiert werden: Wo schlägt Solidarität um in Gruppenegoismus? Wo dient Solidarität mit den Benachteiligten vor allem der Beruhigung des eigenen Gewissens? Wo missrät solidarische Praxis zu einer herablassenden und beleidigenden Geste?

Begleittexte

Einführende Literatur

  • Pastoralkonstitution Gaudium et spes, in: Karl Rahner/Herbert Vorgrimmler (Hg.), Kleines Konzilskompendium, Freiburg 1993, 449-552.
  • Hermann Steinkamp, Solidarität und Parteilichkeit. Für eine neue Praxis in Kirche und Gemeinde, Mainz 1994.
  • Karl Gabriel/Werner Krämer (Hg.), Kirchen im gesellschaftlichen Konflikt. Der Konsultationsprozeß und das Sozialwort 'Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit' (zweite Auflage), Münster 2005.
  • Andreas Lob-Hüdepohl (Hg.), Solidarität am Standort Deutschland, Berlin 1997.
  • André Habisch/Ulrich Pöner (Hg.), Signale der Solidarität. Wege christlicher Nord-Süd-Ethik, Paderborn u.a. 1994.
  • Karl Gabriel/Monika Treber (Hg.), Christliche Dritte-Welt-Gruppen: Herausforderung für die kirchliche Pastoral und Sozialethik, Bonn 1998 (=Wissenschaftliche Arbeitsgruppe für weltkirchliche Aufgaben: PROJEKTE 6).
  • Norbert Mette/Hermann Steinkamp (Hg.), Anstiftung zur Solidarität. Praktische Beispiele der Sozialpastoral, Mainz 1997.
  • Alois Baumgartner, Solidarität, in: Marianne Heimbach-Steins (Hg.), Christliche Sozialethik. Ein Lehrbuch, Paderborn u.a. 2004, 283-292.
  • Arno Anzenbacher, Christliche Sozialethik. Einführung und Prinzipien, Paderborn u.a. 1998.
  • Michael Krüggeler/Stefanie Klein/Karl Gabriel (Hg.), Solidarität - ein christlicher Grundbegriff. Soziologische und theologische Perspektiven, Zürich 2005.
  • Kurt Bayertz (Hg.), Solidarität - Begriff und Problem. Frankfurt 1998.
  • Alois Baumgartner/Wilhelm Korff, Das Prinzip Solidarität, in: Stimmen der Zeit 208 (1990) 237-250.
  • Konrad Hilpert, Art. Solidarität, in: Peter Eicher (Hg.), Neues Handbuch theologischer Grundbegriffe, Band 5, München 1991, 68-75.
  • Rainer Zoll, Was ist Solidarität heute?, Frankfurt 2000.

Bedingungen für den Erwerb eines Leistungsnachweises

Zu erbringende Studienleistungen: In dem Seminar können und müssen drei Leistungspunkte erworben werden, und zwar durch: 1. Regelmäßige Teilnahme (1 LP) 2. Referat und Ausarbeitung des Referats (2 LP) ODER Hausarbeit (2 LP) Die regelmäßige Teilnahme am Seminar und an einem Tutorium ist Voraussetzung für die Erbringung der jeweils gewählten anderen Studienleistung, die zu Beginn des Seminars mit dem Dozenten abgesprochen wird. Für die regelmäßige Teilnahme am Tutorium ist ein Leistungspunkt (über die drei Leistungspunkte aus dem Seminar hinaus) zu erwerben.

Teilnahmevoraussetzungen

Die Teilnehmerzahl der Grundkurs-/Basismodul-Unterseminare mit Tutorium ist auf je 30 Personen beschränkt. Die Anmeldung erfolgt bei der Vorstellung und Aufteilung der Modulino-Unterseminare mit Tutorium bzw. der Grundkurs-Unterseminare am 18.10.2005, 14-16 Uhr, KThS I. Nachmeldung nach Maßgabe der verbleibenden Plätze auf den am Folgetag aushängenden Listen.