Newsletter-Cover Oktober 2021
Newsletter im PDF-Format
© Kim Huber, Uni Münster

Grußwort

Liebe Kommilitoninnen, liebe Kommilitonen,
wir alle hoffen auf ein persönliches Wiedersehen im Wintersemester 2021/2022. Zwar haben wir alle unser Bestes getan, um digital und auch hybrid zu unterrichten und zu studieren, aber es ist eine besondere Kraftanstrengung! Wir alle wissen die direkten Kontakte im und auch besonders um den Unterricht herum sicher nun noch viel mehr zu schätzen. Ein besonderer Dank gilt für diese schwierige Zeit Anne Sapich, die sich zusammen mit Alexander Brosch ganz besonders dafür eingesetzt hat, dass — sobald es ging — unsere schöne Bibliothek geöffnet und so doch ein Raum zum Arbeiten und für etwas Austausch geschaffen wurde. Aber auch sonst war dies keine verlorene Zeit, wie sich anhand verschiedener Artikel in diesem Heft bestätigen lässt: Von den regulären Lehrveranstaltungen unter besonderen Umständen bis zur Ringvorlesung "Control and Security in Modern and Premodern Asia", von der Exkursion zum Museum für ostasiatische Kunst bis zum Sommerfest der sinologischen Fachschaft! Glaubt man an Erfahrungen, die man durch eigene Erlebnisse gesammelt hat, so kann man doch eins von der noch immer andauernden Pandemie lernen: „Wahrhaftigkeit gegenüber uns selbst“. Ich jedenfalls werde mit Zuversicht in die Zukunft schauen. Ich wünsche Ihnen allen im neuen Studienjahr viel Gesundheit, Freude und Erfolg!
Yu Hong

Ankündigung

Das Institut freut sich, auch in diesem Semester mit der erneuten Unterstützung der Eurasia Foundation (from Asia) eine Ringvorlesung durchführen zu können.

© Uni Münster

Angebote des Instituts – wegen und trotz Corona: Ein Rückblick

Es gab eine Zeit, in der konnte man nach dem Kurs am Institut spontan in die Bibliothek gehen. Oder sich in der Teeküche mit den Kommilitonen und Kommilitoninnen über den Unterricht, die anstehende Klausur oder Gott und die Welt unterhalten.
Dies war vom Sommersemester 2020 bis zum Sommersemester 2021 nicht mehr so ohne Weiteres möglich. Sie und uns hatte die Nachricht, dass die WWU ihre Gebäude schließen muss und nur noch per E-Mail und Telefon eingeschränkt erreichbar ist, recht unvorbereitet getroffen. Glücklicherweise sind die Gebäude nun größtenteils bereits seit einigen Monaten wieder geöffnet und es kehrt nach und nach ein Gefühl von Normalität ein.
Auch wenn uns Corona auch im Wintersemester 2021/22 noch begleiten wird und der "Normal-Zustand" noch nicht wieder erreicht ist, möchten wir die letzten Monate ein wenig Revue passieren lassen und einen Überblick geben, was trotzdem oder gerade wegen der Situation angeboten wurde.

Mediennutzung

Um die Kontakte und den Aufenthalt möglichst kurz zu halten, konnten Medien per Formular und E-Mail vorbestellt werden. Die Abholung war im Sekretariat oder bei der Bibliotheksaufsicht möglich, ebenso wie eine kontaktlose Abholung und Rückgabe über das Fenster der Teeküche. Letztere Option war gerade während der Schließung der WWU-Gebäude ein Segen.

Bibliotheksnutzung

Nach einigen Wochen, in denen nur kurzzeitige Aufenthalte in der Bibliothek für Recherche und Kopieren/Scannen mit individueller Terminvereinbarung möglich waren, freuten wir uns, die Bibliothek im Mai 2020 wieder öffnen zu dürfen. Platzreservierungen und Kontaktdatenerfassungen waren dank eines Online-Tools der ULB kein Problem. Dank der Flexibilität und dem Verständnis aller Nutzerinnen und Nutzer waren sich oft ändernde Regelungen wie Maskenpflicht am Arbeitsplatz - mal ja, mal nein, dann doch wieder - kein Problem.

Räume und Technik

Die Online-Veranstaltungen waren vor allem für Studierende, die bspw. über kein ausreichend stabiles W-Lan zu Hause oder nur unzureichende Technik verfügten, eine große Herausforderung. Gleichzeitig ermöglichte uns die Online-Lehre, dass wir unsere Seminarräume, ein Notebook und Tablets für diese Studierenden zur Verfügung stellen konnten.

Sprechstunden

Nachdem der Zutritt zu den WWU-Gebäuden wieder möglich war, konnten unter Einhaltung der jeweils gültigen Corona-Regeln auch wieder persönliche Sprechstunden angeboten werden. Aber auch Gespräche und Beratungen online via WWUzoom waren möglich. Wir versuchten und versuchen natürlich weiterhin, jederzeit erreichbar zu sein und alle Änderungen und Vorgaben so schnell wie möglich umzusetzen und zu kommunizieren.
Auch weiterhin finden Sie alle Änderungen und wichtige Neuigkeiten auf der Website des Instituts im Bereich "Aktuelles", die aktuell gültigen Vorgaben für die Bibliotheksnutzung finden Sie im Bereich "Bibliothek":

https://www.uni-muenster.de/Sinologie/aktuelles/index.html
https://www.uni-muenster.de/Sinologie/bibliothek/index.html

Wintersemester 2021/22

Wir freuen uns sehr, dass im Wintersemester 2021/22 wieder Präsenzveranstaltungen möglich sind. Zwar gilt es weiterhin, die aktuellen Vorgaben einzuhalten, wie den 3G-Nachweis für die Teilnahme an Lehrveranstaltungen oder die Bibliotheksnutzung oder die inzwischen sehr gewohnte Maskenpflicht, aber wir sind uns sicher, dass wir gemeinsam und mit Geduld, Verständnis und Flexibilität - alles vermutlich schon seit Monaten geübt - ein schönes Semester gestalten können.

Für dieses wünschen wir allen Studierenden viel Freude, interessante Erkenntnisse, schöne Erfahrungen und viel Erfolg!

Kontaktdaten des Sekretariats:

Tel. 0251-83 24574, E-Mail sino@uni-muenster.de

Studienfachberatung:

Tel. 0251-83 29900, E-Mail alexander.brosch@uni-muenster.de

Anne Sapich & Alexander Brosch

Ein überraschend anderer Start ins Studium

Zwei Studierende berichten von ihren ersten zwei Online-Semestern in der Sinologie und geben einen kleinen Einblick in die von ihnen bereits gesammelte Erfahrung.

Nach langem Hin und Her und der Unsicherheit, ob Präsenzunterricht möglich ist, begann unser Studium schließlich im Online-Klassenzimmer. Man könnte jetzt damit anfangen, wie schwer wir es doch gehabt haben und dass es sich jeder anders… Aber genauso haben wir auch neue Dinge erlebt und manches davon war auch ziemlich lustig. Kurios war für mich beispielsweise, zum ersten Mal seine Kommilitonen und Lehrer "in echt" zu sehen und erst nach einem halben Jahr der Person als ganzem Menschen jenseits ihres Gesichts zu begegnen.

Von der Qualität des Unterrichts her stand er dem Präsenzunterricht in nicht vielem nach. Die Lehrenden haben sich alle große Mühe gegeben, dass die Onlinelehre reibungslos funktionierte. Manches informelle Geplauder und Interaktion fiel eben leider weg. Ich finde, dass wir die beiden Semester trotz Abstand sehr gut gemeistert haben und als besonders kleine Gruppe konnte man sich auch unter diesen Umständen ganz gut kennenlernen. Über Zoom kann man ebenso gut einen Spieleabend veranstalten, auch wenn ein gemütlicher Abend in der Kneipe uns natürlich doch lieber gewesen wäre. So gesehen wurden wir im Coronasemester etwas weniger von unserem Studium abgelenkt, aber gleichzeitig war auch mehr Eigendisziplin gefordert, wenn man alleine zu Hause sein Studium organisieren muss. Es ist also immer gut, sich zu vernetzen und gemeinsam auszutauschen. Gerade wenn das wegfällt, wird einem der Wert davon richtig bewusst. Mit Sicherheit wären wir unter anderen Umständen mit einer größeren Gruppe gestartet und bestimmt auch mehr geblieben, denn auf Distanz dabeizubleiben ist besonders herausfordernd. Ein neues, ungewohntes Schriftsystem, viele Vokabeln pauken und gerade in die Sprachmelodie und den Sprachfluss hineinzukommen, stellen eine besondere Herausforderung dar. Das genaue Hinhören, Nachahmen, Nachsprechen der Melodien und Töne geht schon am besten von Mensch zu Mensch – das werden wir jetzt nachholen.

Ab den Pfingstferien hatten wir zwar schon Gelegenheit, auch in Präsenz am Unterricht teilzunehmen, doch die meisten konnten sich noch nicht dazu durchringen, wieder regelmäßig morgens früh aufzustehen, oder waren noch gar nicht nach Münster gezogen. Kleine Highlights waren aber die Exkursion nach Köln und das Sommerfest, bei denen wir viele Kommilitonen kennenlernen konnten, die wir zuvor nur aus dem Internet kannten. Für das nächste Semester hoffen wir, dass wieder mehr Präsenzunterricht stattfinden wird. Dafür wird zwar das gemütliche Müsli-Mümmeln vor dem Laptop für einige wegfallen und es muss tatsächlich auch in der Woche früh aufgestanden werden. Trotzdem blicken wir alle hoffnungsvoll in das nächste Semester und freuen uns schon darauf, uns dann regelmäßig im Institut begegnen zu können.

Caroline Sun & Jan Truckenbrodt

Der neue Institutsfilm

Nach elf Jahren war es an der Zeit – ein neuer Institutsfilm ist entstanden. Wir berichten von der Planung, dem Dreh und unserer Konzeptfindung.

Morgens um 8 Uhr ging es los: Das Team, bestehend aus dem Kameramann Daniel Huhn, der Mitarbeiterin der WWU-Pressestelle Sophie Pieper und uns beiden, fand sich im Institut für Sinologie und Ostasienkunde ein. Nach elf Jahren sollte endlich ein neuer Film zur repräsentativen Darstellung des Institutes und seiner Studiengänge gedreht werden. Doch bevor es zum aktiven Dreh kommen konnte, musste einiges an Vorbereitungen und Planungsstunden hinter uns gebracht werden. Nachdem die offizielle Zuständigkeitsfrage für einen solchen Film geklärt war, kamen wir mit Sophie Pieper und Daniel Huhn zusammen, mit denen wir uns über unser Vorhaben, einen aktuellen Film zu drehen, austauschten. Natürlich stand zu Anfang stets der Gedanke darüber im Raum, in welchem Rahmen es uns generell möglich sein wird, einen neuen Film zu drehen, da noch diverse Einschränkungen durch Covid-19 bestanden. Vom Online-Unterricht bis hin zu Masken am Sitzplatz in der Bibliothek gab es einiges, was zu beachten war, um einen anschaulichen und doch regel-konformen Institutsfilm zu drehen. Bevor der eigentliche Dreh begann, hatten wir zunächst die Aufgabe, einen Drehplan zu erstellen und entsprechende Szenenorte im und um das Institut herum zu suchen. Da die Räumlichkeiten jedoch erst kürzlich renoviert wurden und die Bibliothek ohnehin immer einen schönen Anblick bietet, stellte dies keine schwere Aufgabe dar. Im Gegenteil, wir hatten im Endeffekt sogar beinahe zu viel Auswahl und mussten uns letztlich bei der endgültigen Schnittfassung zwischen mehreren passenden Szenen entscheiden. Mit dem Drehplan selbst gingen natürlich diverse zeitliche Absprachen mit den zwei zu interviewenden Studentinnen sowie Prof. Dr. Emmerich und Dr. Yu und dem Filmteam selbst einher, um sicherzustellen, dass keiner zeitlich verhindert war. Wir schafften es, einen gemeinsamen Tag zu finden, und konnten so den Drehplan vervollständigen. Als der Tag gekommen war, starteten wir mit dem Dreh der Unterrichtsszenen in dem Kurs "Modernes Chinesisch" mit Dr. Yu und Studierenden des 2. Semesters. Glücklicherweise war in den vergangenen Wochen die Inzidenz in Münster gesunken, sodass die Universität den Hybrid-Unterricht freigeben konnte. Dadurch entstanden wunderbare Szenen, die einen guten Einblick in den Unterricht zum Erlernen der chinesischen Sprache ermöglichten. Nachdem die Unterrichtsszenen im Kasten waren, ging es für Herrn Yu direkt weiter: Zuerst gab er eine kurze Einführung in die Kunst der Kalligrafie und wurde anschließend von Sophie Pieper durch sein Interview geführt, welches wir im großen Kursraum filmten. Dann folgte das Interview mit Professor Emmerich, welches wir ähnlich wie in dem alten Film in seinem Büro drehten.

Danach geschah erneut ein Ortswechsel für die weiteren Interviews. Die interviewten Studentinnen aus dem Bachelor und Master berichteten in den nächsten Einstellungen souverän über ihre Erfahrungen in ihren jeweiligen Studiengängen und boten so nochmals aus studentischer Sicht eine Perspektive auf das Studium am Institut. Diese Szenen drehten wir einerseits draußen im zu der Zeit grünen und blühenden Innenhof des Gebäudes, andererseits in der Bibliothek, um etwa Studieninteressierten noch mehr Eindrücke von den Räumlichkeiten und der Umgebung des Instituts zu vermitteln.

Prof. Emmerich und Dr. Yu ergänzten in ihren darauffolgenden Interviews einige essenzielle Fragen rund um den Aufbau des Studiums und einiger Lehrangebote. Die Interviewfragen der Studierenden und Dozierenden variierten zwar, wurden aber auch teils übergreifend gestellt, sodass wir möglichst breit gefächerte Antwortmöglichkeiten zur Verwertung für den Schnitt hatten. Zur angemessenen Repräsentation des gesamten Instituts wurden natürlich ebenfalls noch detailliertere Szenen in der Bibliothek gedreht, welche als zentraler Lern- und Arbeitsort essentieller Teil des Instituts ist. Hier sieht man einige unserer Studierenden konzentriert arbeiten, fast wie an einem ganz normalen Tag im Semester. Auch durfte natürlich eine Aufnahme des Sekretariats von Frau Sapich, welches neue und alte Studierende beim Betreten des Instituts stets zuerst erblicken, in unserem neuen Film nicht fehlen!

Insgesamt lag uns sehr am Herzen, die Aspekte des alten Institutsfilms mit den Neuerungen, die in den vergangenen Jahren am Institut geschehen sind, zu verknüpfen und auszuweiten. Wir möchten, dass der neue, aktuellere Institutsfilm neuen Studierenden die Möglichkeit gibt, unser Institut schon digital etwas kennenzulernen und ein wenig in unseren Studiengang hier in Münster einzutauchen. Wir hoffen, dass es uns gelungen ist, wenigstens einige der vielen Facetten des Instituts der Sinologie und Ostasienkunde angemessen in diesem Film aufzugreifen.

Johanna Dreike & Nadja Stichweh

 

 

 

Zum neuen Institutsfilm
© Uni Münster

Ein Interview mit Dr. Annette Kieser zu ihrem DFG-Projekt mit dem Titel "Untersuchungen zu Gräbern der Sechs Dynastien (220-589) am Yangzi-Mittellauf (Provinzen Hubei, Hunan, Jiangxi)"

Frau Dr. Kieser wurde interviewt und gibt uns einen Einblick, wie ein Projekt bei der DFG zustande kommt und welche Faktoren für sie zu beachten waren.

NS: Zunächst eine einleitende Frage: Was genau ist die DFG?

AK: Für die Förderung einer (eigenen) Postdoc-Stelle, einer Forschungsgruppe oder eines größeren Projektes ist die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG sicherlich eine der ersten Anlaufadressen in Deutschland. Wesentliches ist auf ihrer Webseite gut zusammengefasst zu finden. Ich zitiere hier in Auszügen:

Die DFG dient der Wissenschaft in all ihren Zweigen durch die Förderung von Forschungsprojekten an Hochschulen und anderen Forschungseinrichtungen. Sie fördert wissenschaftliche Exzellenz und Qualität durch die Auswahl der besten Projekte im Wettbewerb und setzt Impulse für die internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit. Ihre besondere Aufmerksamkeit gilt dem wissenschaftlichen Nachwuchs und der Chancengleichheit für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Ferner berät sie Parlamente und Behörden in wissenschaftlichen Fragen. Organisiert ist die DFG als privatrechtlicher Verein. Ihre Mitglieder sind forschungsintensive Hochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, wissenschaftliche Verbände sowie die Akademien der Wissenschaften. Die DFG erhält ihre finanziellen Mittel zum größten Teil von Bund und Ländern.
(https://www.dfg.de/dfg_profil/aufgaben/was_ist_die_dfg/index.html)

NS: Wie kommt man an ein DFG-Projekt?

AK: Zunächst gilt es herauszufinden, welche Art von Förderprogramm der DFG für meine Forschung das passende ist. Habe ich mich für ein Programm entschieden, gibt es von Seiten der DFG ganz genaue Vorgaben, wie ein Projektantrag, der sich aus mehreren Modulen zusammensetzt, auszusehen hat. Das mag zunächst etwas verwirrend erscheinen, aber Merkblätter und nicht zuletzt freundliche MitarbeiterInnen, die man telefonisch um Hilfe bitten kann, bahnen einem den Weg. Rat geben bei uns an der WWU auch die MitarbeiterInnen der Forschungsförderberatung SAFIR. Im Grunde genommen setzt sich der Antrag dann aus der Beschreibung des Forschungsvorhabens, dem Lebenslauf, dem Schriftenverzeichnis sowie einer Kalkulation der Kosten zusammen.
Sehr wichtig ist meiner Ansicht nach eine Rücksprache mit KollegInnen, die bereits erfolgreiche Anträge gestellt haben, möglichst auch aus anderen Disziplinen. Ich habe FreundInnen und KollegInnen gebeten, meinen Antrag in verschiedenen Stadien kritisch zu lesen und mir Feedback zu geben.

NS: Wonach wird entschieden, welches Projekt dort unterstützt wird?

AK: Der Antrag geht bei der DFG durch mehrere Stadien, zunächst geben externe GutachterInnen ihr Votum ab, danach bewertet das DFG-interne Fachkollegium. Zuletzt entscheidet der Hauptausschuss im fächerübergreifenden Vergleich. Neben der Qualität des Antrages verhilft aber sicherlich auch ein Quäntchen Glück zu einem positiven Bescheid, ob etwa zum Zeitpunkt des Antrages eher wenige Projekt zum Gebiet China vorliegen. In Falle meines Projektes denke ich, dass der Bezug zum aktuell stark diskutierten Thema Migration sicherlich auch eine Rolle spielte.

NS: Wie sind Sie zu Ihrem Forschungsthema gekommen?

AK: Mit den Sechs Dynastien sprechen wir von einer Zeit, in der der Norden des heutigen China von nomadischen Reitervölkern erobert wurde und sich weite Teile der Bevölkerung in den Süden zurückzogen – man kann sich vorstellen, wie spannend der archäologische Befund dieser Zeit ist, wieviel neuer, fremder Einfluss in allen Bereichen nachweisbar ist! Dennoch haben sich lange nur Wenige für diese Zeit interessiert. Im archäologischen Bereich liegt dies sicherlich auch daran, dass man keine großformatigen und reich bestückten Gräber kannte (wie etwa aus der Han-Zeit). Ich hatte bereits in meiner Doktorarbeit über die Archäologie der Sechs Dynastien, damals über den hauptstädtischen Raum (das heutige Nanjing), gearbeitet. Nun bot es sich an, einen Blick in die „sekundären Zentren“ am Mittellauf des Yangzi zu werfen, deren kulturelle Hinterlassenschaften sich stark von denen der Hauptstadt unterscheiden.

NS: Wie sind Sie bei Ihrer Forschung vorgegangen?

AK: Der Beginn klingt immer erst einmal wenig spektakulär. Für mich steht am Anfang immer, mir das Material zu erschließen - und das heißt jede Menge archäologische Grabungsberichte lesen, auswerten und in Datenbanken eingeben. So lassen sich Auswertungen erstellen und Cluster erkennen. Etwa bestimmte Grabbeigaben, die nur in regional begrenztem Gebiet auftreten. Mit dieser Kenntnis des Materials konnte ich dann in China gezielt nach bestimmten Objekten in den Museen und Depots fragen oder beim Besuch der Grabungen konkrete Fragen stellen. Im letzten Stadium nun heißt es zu schreiben…

NS: Was gefällt Ihnen an der Arbeit mit Ihrem Projekt bislang am besten?

AK: Ich hatte das große Glück, im Herbst 2019 meinen Forschungsaufenthalt in China noch durchführen zu können – schon zwei Monate später wäre dies nicht mehr möglich gewesen. Und ein solcher Aufenthalt ist natürlich immer das Highlight eines jeden Projektes. Vor Ort hat mich die Hilfsbereitschaft der KollegInnen in Hubei und Hunan überwältigt. Ich glaube, ein kleines bisschen hat dabei auch der Regionalstolz eine Rolle gespielt, denn in der Regel stehen diese Gebiete, zumindest was Forschung über die Zeit der Sechs Dynastien betrifft, im Schatten der (damaligen) Zentren Nanjing und Luoyang. So konnte ich vor Ort Grabungen und viele Depots besichtigen. Das Material endlich in den Händen halten zu können, über das man zuhause nur theoretisch arbeiten konnte, ist natürlich wunderbar!

NS: Sind Sie bereits auf etwaige Hürden gestoßen?

AK: Im Augenblick befinde ich mich in einem Stadium, in dem es sehr wichtig wäre, meine (noch nicht ganz ausgereiften) Thesen KollegInnen vorzustellen und zu diskutieren. Zwar gibt es immerhin die Möglichkeit, per Zoom an Konferenzen teilzunehmen, doch der direkte Austausch, das Feedback in den Kaffeepausen oder wenn man abends beim Bier zusammensitzt, ist dadurch eben auch nicht möglich – und gerade diese Gespräche sind häufig am fruchtbarsten (und am ehrlichsten!).

NS: Haben Sie vielleicht schon einen kleinen Einblick in Ihren momentanen Forschungsstand für uns? (Natürlich ohne zu viel zu verraten)

AK: Ein erstes wichtiges Ergebnis ist meiner Ansicht nach, dass im Yangzi-Mittellauf während der Sechs Dynastien auf relativ eng begrenztem Raum ganz unterschiedliche Bestattungstraditionen vorherrschend waren. Und da wir hier über eine Zeit der großen Migrationsströme sprechen, drängen sich Fragen auf, etwa: Woher kamen die Menschen, wohin zogen sie? Welche ihrer (Bestattungs-)Traditionen setzten sich wo durch? Anhand von Charakteristika im archäologischen Befund kann man auf die Herkunft der Migranten schließen und darauf, welche Ziele sie hatten. Man kann Migrationsströme also (zumindest in Ansätzen) nachvollziehen.

NS: Was versprechen Sie sich von Ihrem Projekt?

AK: Das archäologische Material vermag Einblicke jenseits der Schriftquellen zu geben, das zeigt sich auch in meinem aktuellen Projekt. Man findet aber auch immer wieder ganz aktuelle Bezüge – etwa, was die Menschen zu Flucht und Migration bewegt, wie sie mit der neuen Heimat umgehen, ob sie sich dort arrangieren oder lieber zurückkehren möchten (im Raum Nanjing findet sich etwa eine ganze Anzahl "temporärer" Gräber, die deutlich zeigen, dass die Migranten aus dem Norden eine baldige Rückkehr planten und die im Süden Verstorbenen nur vorübergehend in diesen Gräbern bewahrt werden sollten!). Für die nahe Zukunft ist zunächst ein Projekt über die Darstellung von Musikinstrumenten geplant. Es ist leicht vorstellbar, wieviel Neues in jener Zeit nicht nur über die Seidenstraßen, sondern auch aus den Süd- und Südostasiatischen Ländern in die chinesischen Reiche kam!

Annette Kieser & Nadja Stichweh

Zwei Berichte über den Vortrag "Luoyang und der Wiederaufbau des östlichen Startpunktes der Seidenstraße"

Zwei Studierende geben kurze Berichte über den Inhalt des Online-Vortrages von Dr. Patrick Wertmann vom 21.06.2021 mit dem Titel "Luoyang und der Wiederaufbau des östlichen Startpunktes der Seidenstraße".

Dr. Patrick Wertmann hat am 21.06. einen Vortrag für uns gehalten, bei dem es um die Stadt Luoyang 洛陽 geht: ihre archäologischen Funde und die wiedererbauten historischen Gebäude.

Bis zum dreizehnten Jahrhundert gehörte Luoyang zu den bedeutendsten Städten des Reichs der Mitte. Sie war die Hauptstadt oder provisorische Hauptstadt für mehr als tausend Jahre und Finanzzentrum zugleich, sodass mit den großen Kanälen Südostchina und mit den Seidenstraßen die westliche Welt verknüpft wurde.

Die Zeugnisse für seine frühe Blütezeit finden sich im Boden: zuerst kam die Stadtanlage aus der Zeit der Östlichen Han bis Nördlichen Wei-Dynastie (1. - 6. Jh.) (漢魏洛陽城遺址 Hàn Weì Luòyángchéng yízhǐ); als wichtige Stellen wurden die Überreste der Taiji-Halle (太極殿遺址 Tàijídiàn yízhǐ) und der Fundplatz des Yongning-Tempels (永寧寺遺址 Yǒngníngsì yízhǐ) genannt. Das Erste gehörte zu der Hauptpalasthalle der Wei-Dynastie (220-266) und auf dem Letzteren stand das riesige buddhistische Kloster Yongning, das im sechsten Jahrhundert durch Unterstützung der kaiserlichen Familie aufgebaut wurde. Danach wurde die Han-zeitliche Befestigungsanlage und Karawanserei Hangu-Pass (漢函谷關遺址 Hàn Hángǔgūan yízhǐ) vorgestellt, die westlich von Luoyang liegt und im Jahr 114 v. Chr. gebaut wurde. Noch heute ist die Mauer teilweise erhalten. Der dritte Fund ist das Straßensegment Shihao der alten Xiaohan-Route (崤函古道遺址 Xǐao Hán gǔdào yízhǐ), die die zwei großartigen altzeitigen Hauptstädte Luoyang und Chang’an 長安 verband. Die vierte ist das Dingding-Stadttor der Sui- und Tang-Dynastie (隋唐定鼎門遺址 Suí Táng DìngDǐngmén yízhǐ), das im Jahr 605 gebaut wurde und an der südwestlichen Ecke der ehemaligen Stadt lag.

Diesen wichtigen archäologischen Funden wird heute von der Regierung große Beachtung geschenkt, sie befinden sich unter gesetzlichem und politischem Schutz. Museen und archäologische Parks sind für sie errichtet worden. Gleichzeitig vergisst man nicht, sich diese kulturellen Erben anleihend das alte Luoyang zu beleben zu versuchen. So z.B. wurde das Dingding-Tor auf dem Fundplatz – die Überreste unter dem Boden sind natürlich gut geschützt und bleiben zugänglich – wiederaufgebaut, mit gleicher Größe, aber auf moderne Bauweise. Auch das Immobilienprojekt wird von der nachbarlichen Lage zum alten Palast profitieren.

Konfuzius hat gesagt: "Wer Altes bewahrt und zugleich neues Wissen und neue Erfahrungen zu gewinnen vermag, der kann den Menschen Lehrer und Vorbild sein" (Gespräche 2.11, übsz. von Ralf Moritz). Nun sucht Luoyang aus dem Alten nach dem Weg zur neuen Entwicklung. Wenn sie es zu schaffen vermag, kann sie das Vorbild von hunderten von alten chinesischen Städten sein.

Lu An


Nachdem es in den vorherigen Semestern aufgrund der Ringvorlesungen an unserem Institut öfter als gewöhnlich Vorträge von auswertigen Wissenschaftlern zu hören gegeben hatte, bot sich im Sommersemester 2021 nur eine solche Gelegenheit. Ein glücklicher Umstand war es also, dass mit Patrick Wertmann ein inspirierender junger Sinologe eingeladen war, der mit seinem Vortragsthema "Luoyang und der Wiederaufbau des östlichsten Startpunkts der Seidenstraßen" das klassische Themengebiet der Archäologie an der Seidenstraße mit der hochaktuellen Thematik der Institutionalisierung solcher archäologischen Funde zu verbinden wusste.

Wertmanns Expertise in der Seidenstraßenarchäologie ist wenig verwunderlich, hat er doch nach seinem Studium der Ostasiatischen Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin über archäologische Spuren von Sogdiern in China promoviert. In seinem weiteren wissenschaftlichen Werdegang hat ihn das Thema der Seidenstraße stets begleitet. Auch das Thema des Forschungsprojektes in Zürich, in dem er seit 2020 angesiedelt ist, befasst sich mit dem frühen Austausch zwischen China und der eurasischen Steppe.

Doch nicht eben dieser historische Austausch war das zentrale Thema des Vortrags, den er am 21. Juni an unserem Institut hielt, sondern dessen Instrumentalisierung im heutigen China. Beispielhaft untersuchte er dies anhand von vier aufwendig ausgegrabenen und pompös rekonstruierten Fundkomplexen in und um Luoyang. Von eindrucksvollen Fotos untermalt, die er vor Ort selbst gemacht hatte, stellte Wertmann die Diskrepanz zwischen den im Wesentlichen aus Fundamenten bestehenden Fundstücken und den imposanten Rekonstruktionen dar, deren wissenschaftliche Fundierung nicht immer überzeugend ist. Nicht historische Genauigkeit steht im Mittelpunkt der Großprojekte, sondern repräsentative und identitätsbildende Funktionen. Diese Funktionen kontextualisierte Wertmann gekonnt im Kontext von Xi Jinpings Initiative der "neuen Seidenstraße", was dem Vortrag die eingangs erwähnte Aktualität verlieh.
So erfreulich wie der Vortrag war dann auch die anschließende, trotz Online-Format sehr lebhafte Frage- und Diskussionsrunde. Mit ihr pflegten die Studenten und Dozenten des Instituts im inzwischen dritten Corona-Semester die universitäre Diskussionskultur, in deren Genuss wir dieser Tage nicht allzu oft kommen. Zu hoffen bleibt, dass wir solche Ereignisse bald wieder in Anwesenheit genießen dürfen.

Thomas Grosser

Erfahrungsbericht der Sprachassistentin Tan Chin

Tan Chin, die Sprachassistentin des Wintersemesters 2020 und des Sommersemesters 2021, gibt uns einen kleinen Kommentar zu ihrer Zeit in Deutschland.

Hallo zusammen! I am the Sprachassistentin of the 2020 winter semester and the 2021 summer semester. Time flies fast and now I have finished my one-year job at this institute. I still remember the day I have just arrived. I was really excited to meet everyone here and looked forward to my new workplace. But unfortunately, we have had online classes for almost one year. In the beginning I felt like everyone was so shy during the class and I couldn’t even receive reactions from the people behind the camera. I was worried if my teaching methods were too boring for the online classes specifically. But after one semester, we knew more about each other and luckily we even got some chances to meet in person. Since that time, I received lots of kindness from all of our students. Due to the COVID-19 pandemics, I couldn’t get lots of chances to get to know this country so well, but I think the best part of Germany are the German people. Besides, I now understand how much time and patience you spent on studying Chinese. I just want to tell you to never be afraid to make mistakes, mistakes help you to improve! Thanks to everyone for being part of my journey, I hope we can see each other again, maybe in Taiwan!
Best regards
, Tan Chin

Vom Praktikum in den Beruf: NGO-Arbeit für ältere Menschen in Asien

Die Master-Studentin Leonie berichtet über ihren Weg durch das Praktikum in einen Job bei einer NGO und teilt ihre Erfahrungen.

Fast hätte es wegen Corona nicht geklappt – aber Corona war auch ein Grund, warum ich jetzt schon die Möglichkeit habe, neben meinem Masterstudium in Teilzeit zu arbeiten. Gleich im ersten Monat des ersten Semesters hatte ich mich nach Praktikumsmöglichkeiten umgeschaut. Im zweiten Semester steht im Master Sinologie ein Praxissemester an: Wir Studierenden können wählen zwischen einem Praktikum, einem Auslandssemester und einem Forschungssemester. Da ich bereits im Bachelor im Ausland war und mich langsam auf den Berufseinstieg vorbereiten wollte, entschied ich mich für ein Praktikum. Im Verlauf des gesamten Studiums war mir immer klarer geworden, dass ich in meinem späteren Beruf mich für Menschen einsetzen und mit Menschen zusammenarbeiten möchte. Daher wollte ich mich für einen Praktikumsplatz bei einer NGO (Non-Government Organization) bewerben. Nach einiger Recherche zu NGOs im Umland stieß ich auf HelpAge Deutschland in Osnabrück, eine Organisation, die sich für ältere Menschen weltweit einsetzt. Schon die Atmosphäre bei dem Vorstellungsgespräch mit einer sehr freundlichen, offenen Mitarbeiterin aus dem Fundraising-Team, bei dem ich meinerseits viele Fragen stellen konnte, begeisterte mich. Nach einigen Wochen erhielt ich die erhoffte Zusage – musste dann ab März aber wieder um das Praktikum bangen, als die Corona-Pandemie über Deutschland hereinbrach. Das Praktikum, das eigentlich ab April 2020 starten sollte, wurde vorerst abgesagt. Zum Glück rief ich eigeninitiativ im Juni wieder dort an und fragte, ob es im Zuge der verbesserten Pandemielage nun nachgeholt werden könne. Es konnte. Und weil ich zu dem Zeitpunkt durch Corona die einzige Praktikantin war, durfte ich sogar bereichsübergreifend mitarbeiten: Hatte ich mich ursprünglich für den Fundraising-Bereich beworben, konnte ich nun auch dem Projektteam über die Schulter schauen. Man kann sich die Organisation so vorstellen, dass das Projektteam den Kontakt mit unseren Partnerorganisationen in verschiedenen Ländern hält, sie bei der Durchführung der Projekte unterstützt und berät, und neue Projekte plant. Das Fundraising-Team ist für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, hält die Webseite auf dem Laufenden, verschickt den Newsletter, hält den Kontakt zu Spender*innen und plant Spendenaktionen wie z.B. Wettläufe. Am Ende des Praktikums war ich von beiden Bereichen gleichermaßen angetan und nun vollends überzeugt, dass ich in einer NGO arbeiten möchte.

Die Arbeit als Praktikantin in beiden Bereichen öffnete mir ein halbes Jahr später unerwartet die Türen in den Beruf. Bei HelpAge wurde eine Projektreferent*innen-Stelle frei. Nach Empfehlung meiner Mentorin aus dem Praktikum bewarb ich mich darauf und wurde nach einem ausführlichen Vorstellungsgespräch angenommen. Ich bin besonders dankbar und freue mich, dass ich sowohl bei HelpAge als auch an der Universität so viel Unterstützung und Entgegenkommen erlebt habe. Ich konnte die Stelle in Teilzeit (20 Wochenstunden) antreten und wurde auch am Institut sehr unterstützt, um den "Spagat" zwischen Arbeit und Studium möglich zu machen. Die ersten ca. anderthalb Monate waren auf jeden Fall nicht einfach und anstrengend (aber das sind sie ohnehin in jedem neuen Job). Bei HelpAge stand direkt eine wichtige Frist an, zu der ausführliche Projektanträge eingereicht werden mussten. Als für Indien und Kambodscha zuständige Referentin lag es in meiner Verantwortung, einen Antrag für ein fünfjähriges Projekt in Kambodscha zu verfassen. Dabei erhielt ich natürlich sehr viel Unterstützung und Mentoring und lernte wahnsinnig viel Neues, wie ich es überhaupt seit meinem Arbeitsbeginn im April ständig tue. Nachdem diese erste Hürde geschafft war, wurde es langsam einfacher. Ich gewöhnte mich an den Arbeitsalltag und weiß inzwischen gut, wo ich Prioritäten setzen muss, was wann erledigt werden muss etc.

Gerade befinden wir uns in einer anderen Antragsphase. Mein Arbeitstag beginnt damit, meine Mails zu checken und wenn möglich, direkt zu beantworten. Mit dem gesamten Team sowie auch mit dem Projektteam gibt es (zwei-)wöchentlich eine Teamsitzung, bei der wir einander auf den neuesten Stand bei unserer Arbeit bringen und wichtige Themen und Termine, die anstehen, besprechen. Weiterhin habe ich des Öfteren virtuelle Meetings mit unseren Partnerorganisationen in Kambodscha und Indien, um von den neuesten Entwicklungen in den Projekten zu hören [welche Art von Projekten wir koordinieren und welche Menschen damit genau unterstützt werden, könnt ihr auf der Webseite nachlesen], eventuell aufgetretene Hindernisse und Hürden zu überwinden, die Finanzen zu besprechen uvm. Das macht mir besonders viel Freude und ich merke, wie viel mir dabei die interkulturellen Kompetenzen, die wir uns im Laufe des Studiums aneignen, helfen! Berufliche Kompetenzen sammle ich ja laufend und sind ohne Zweifel sehr wichtig, aber ich merke auch täglich, wie wichtig auch kommunikative Kompetenzen in der Zusammenarbeit sind. Das ist nicht zu unterschätzen. Ansonsten nehme ich teilweise an internationalen Meetings von NGOs teil und bekomme die Möglichkeit, meine Fähigkeiten für den Job in Fortbildungen zu erweitern. Hinzu kommt, dass wir auch im Team eine gute Arbeitsatmosphäre haben, z.B. fast jeden Tag in wechselnder Konstellation zusammen Mittagessen. Eins passiert definitiv nicht, und zwar, dass mir langweilig wird! Der Berufsalltag ist definitiv fordernd, aber wunderbar abwechslungsreich und so spannend, dass ich sehr zufrieden bin.

Für mich ist es auch einfach wichtig – da bin ich typisch Generation "Sinnsuche" –, dass meine Arbeit einen Sinn hat und ich weiß, dass sie einen Teil zu einer verbesserten Lebenssituation von älteren Menschen und Menschen mit Behinderung beiträgt.

Wer sich auch für so einen Berufsweg interessiert und mehr wissen will, kann mich gern ansprechen! Ich kann es nur empfehlen. In der Regel ist der Berufseinstieg in NGOs nicht unbedingt so leicht, wenn man nicht gerade den Master "NGO-Management" in Osnabrück o.Ä. studiert hat (der Master ist auch möglich für Studierende mit einem B.A. in Sinologie). Mit einem Hintergrund in Regional- und Sprachwissenschaften geht es oft erst nach Stationen in ausländischen NGOs oder Weiterbildungsangeboten zu NGO-Arbeit in eine deutsche NGO. Aber manchmal ist es eben auch möglich, über ein Praktikum und/oder eine Aushilfsstelle in einer NGO in den Beruf einzusteigen. Als Tipp würde ich daher geben, schon möglichst früh Praktika in Feldern zu machen, die eine*n interessieren, und zu versuchen, einen Aushilfsjob in diesem Bereich zu finden (klar, leicht ist das nicht immer). Leider werden Praktika gerade im NGO-Bereich oft nicht bezahlt, aber da lohnt es sich wenigstens, nachzufragen, ob ein Teilzeitpraktikum möglich ist, während man weiter einem bezahlten Nebenjob nachgeht. Allgemein: Nachfragen, rumtelefonieren und Kontakte halten ist auch immer eine gute Idee. Da geht manchmal eine ganz unerwartete Tür auf, die sich als spannend erweist.

Viel Erfolg allen Leser*innen bei eurer Reise zum passenden Beruf!

https://www.helpage.de

Leonie Schnack

Two Swallows 雙燕

Ein künstlerischer Bericht über die schöne Ergänzung des Institutsinventars: Der Kunstdruck mit dem Namen "Two Swallows".

Seit einigen Monaten freut sich das Institut über einen Neuerwerb. Anstelle der alten Ausstellungsposter des Lackmuseums Münster schmückt die große Wand im Flur nun der Kunstdruck "Two Swallows" des zeitgenössischen chinesischen Künstlers Wu Guanzhong 吳冠中.

Geboren und aufgewachsen in China studierte Wu längere Zeit die europäische Kunstentwicklung in Paris, bevor er sich dazu entschloss, zurück zu seinen Wurzeln zu kehren.

Jedoch inspiriert von den westlichen Künstlern wie Picasso, Henri Matisse und Cézanne vereinte Wu Guanzhong zeitlebens in seinen Werken, mit einer leichten, fast schon selbstverständlichen Art, die traditionelle chinesische Kunst und Kalligrafie mit den europäischen Konzepten von Kunst und der Tradition der Ölfarbe. Dabei verschmolz die formale Schönheit stets mit der abstrakten und reduzierten Schönheit, was bald nach seiner Rückkehr nach China zum Teil seiner einzigartigen charakteristischen Handschrift als Künstler wurde.

Eine solche Fusion von westlicher Kunst mit chinesischer und der Reduktion auf das Nötigste mit dem Konzept des Schönen finden wir in "Two Swallows" wieder:

Das Bild selbst zeigt lediglich eine Hausfassade mit einigen, zu Strichen abstrahierten Türen direkt am Wasser. Neben den Stufen zum Wasser befindet sich ein schmaler gewundener Baum vor einer Bank und über den Dachspitzen zwei schwirrende Vögel, die dem Bild seinen Namen geben. Entstanden ist dieses Motiv durch einen Zufall auf der Rückreise von einer seiner "Sketching Journeys" bei der Küstenstadt Ningbo 寧波市.

Die horizontalen und vertikalen Linien, aus denen die Fassade zusammengesetzt ist, greifen zum einen das Chinesische der Tuschmalerei und Kalligrafie auf und lassen gleichzeitig eine visuelle Teilung des Bildes in drei horizontale Ebenen entstehen. Mittels dieser Ausführung des Motivs springt Wu Guanzhong zwischen Realismus und dem Abstrakten. Die sehr reduzierte Farbpalette und die vielen leer gelassenen Flächen im Bild unterstützen dabei Letzteres. Die Leere im Bild selbst ist jedoch nicht etwas Fehlendes oder Negatives. Denn die Leere ist Teil des Realen.

Leere bildet vielmehr einen in sich existierenden Raum, der die vorhandenen Linien erst zu einem vollständigen Gesamten - zu einem Bild - werden lässt. Somit existieren innerhalb von Wus "Two Swallows" nicht nur eine Fassade und ihre Spiegelung im Wasser sondern auch die Widerspiegelung der buddhistischen Doktrin der Leere.

Rückblickend auf sein gesamtes Oeuvre spricht Wu Guanzhong selbst von diesem Bild als sein "einzigartigstes und repräsentativstes Werk", was den wunderschönen Neuerwerb des Instituts umso besonderer macht.

Nicole Gieser

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