„In der Gesellschaft des Autors“

Neues Buch über religiöse und politische Inszenierungen von Autorschaft

Buchcover
Buchcover
© Universitätsverlag Winter

Mit der religiösen und politischen Inszenierung von Autorschaft beschäftigt sich ein neues Buch aus der Graduiertenschule des Exzellenzclusters „Religion und Politik“. Die Studie „In der Gesellschaft des Autors“ des Germanisten Dr. Matthias Schaffrick untersucht, wie der Autor Martin Mosebach, der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt und der Theologe Joseph Ratzinger und spätere Papst Benedikt XVI. ihre Autorschaft als Autorisierungsstrategie einsetzen. Schaffrick legt dar, wie sich die Autoren durch ihr Schreiben inszenieren und gesellschaftlich positionieren.

Die Monographie trägt den Untertitel „Religiöse und politische Inszenierungen von Autorschaft“ und ist im Heidelberger Universitätsverlag Winter in der Reihe „Beiträge zur Literatur-, Sprach- und Medienwissenschaft“ erschienen. Mit Blick auf die drei untersuchten Autoren prüft der Literaturwissenschaftler, wie sich deren Inszenierungen in das Bild einer säkularen oder postsäkularen Gesellschaft einfügen. „Es zeigt sich, dass Autorschaft zu den gesellschaftlichen Voraussetzungen gehört, die der Staat – dem berühmten Böckenförde-Diktum zufolge – selbst nicht garantieren kann“, schreibt der Wissenschaftler.

Der französische Philosoph Michel Foucault (1926-1985) habe hinsichtlich der Frage, was ein Autor sei, den Fokus auf das Verhältnis von Autor und Text gelegt. Schaffrick hingegen will mit seiner Studie darlegen, wie sich die Bedeutung von Autorschaft für die Gesellschaft erklären lässt. Anhand von Martin Mosebach, Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. und Helmut Schmidt stellt das Buch dar, was einen Autor in der Literatur im Vergleich zu einem Autor in der Religion oder der Politik einer Gesellschaft auszeichnet. (Universitätsverlag Winter/han)


Hinweis: Schaffrick, Matthias: In der Gesellschaft des Autors. Religiöse und politische Inszenierungen von Autorschaft (Reihe Siegen. Beiträge zur Literatur-, Sprach- und Medienwissenschaft, Bd. 171), Heidelberg: Universitätsverlag Winter 2014, 251 Seiten, ISBN 978-3-8253-6303-1, 35 Euro.

Inhaltsverzeichnis

I Autorschaft. Zur gesellschaftlichen Bedeutung einer literaturwissenschaftlichen Kategorie
1 Autorschaft und Gesellschaft. Die Fragestellung
2 Autorität und Transzendenz. Die politische und die religiöse Dimension von Autorschaft
3 Rückkehr der Religion, Rückkehr des Autors. Zwei Signaturen der Moderne
4 Vorgehen

II Text, Autor, Gesellschaft. Ein systemtheoretischer Beitrag zur Theorie der Autorschaft
1 Begriffskonstellation
2 Gesellschaftliche Differenzierung und Semantik der Autorschaft
3 Die Medialität der Autorschaft und der Autor als Person
4 Kommunikation, Text, Selbstbeschreibung
5 Fazit: Warum brauchen wir eine Systemtheorie der Autorschaft?

III Inszenierung und Ritualisierung von Autorschaft
1 Inszenierung
2 Ritualisierung

IV Literarische Autorschaft und darüber hinaus. Martin Mosebach, Person und Unperson
1 Autorschaft und Liturgie
2 Souveränität. Mosebach liest Büchner
3 Der Romanautor als Nicht-Schriftsteller
4 Eine Politische Theologie der Autorschaft

V Religiöse Autorschaft. Joseph Ratzinger und Benedikt XVI.
1 Die zwei Körper des Autors. Joseph Ratzinger und Benedikt XVI.
2 Autorschaft und Exegese. Zur Methode der Jesus-Bücher
3 Autorschaft im Johannesevangelium
4 Autorschaft, Identität, Performativität. Jesus als Person
5 Autor und Text. Subjektwechsel
6 Person, Autor, Amt. imitatio auctoritatis christi
7 Religiöse Autorschaft und Säkularisierung
8 Amtsverzicht und Autorschaft. Ein Rückblick nach dem Rücktritt

VI Politische Autorschaft. Helmut Schmidt zum Beispiel   
1 Helmut Schmidt zwischen Krise, Autorität und Verantwortung
2 Gibt es einen Autor der Werte? Zur ethischen Enthaltsamkeit politischer Autorschaft
3 Autorschaft als Begründung. Von der ethischen Enthaltsamkeit zur Ethik der Verantwortung
4 Schmidts Verantwortungsethik
5 Verantwortung in der Krise. Schmidt und der Ausnahmezustand
6 Die Praxis des Selbstzitats. Selbstautorisierung im Interview   
7 Autorität, Verantwortung, Staat. Eine Zusammenfassung

VII Zum Schluss. Autor und Gesellschaft
1 Selbstbeschreibungen
2 Mosebach, Ratzinger/Benedikt und Schmidt im Vergleich
3 Was der Staat nicht garantieren kann

Dank

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis