Die Forschungsprojekte in der Medizinischen Klinik und Poliklinik A werden in der Regel in um einen Hochschullehrer
gebildeten Arbeitsgruppen durchgeführt. Die derzeitige Struktur der Forschungsaktivitäten umfaßt
folgende Schwerpunkte:
Leukämieforschung
Die deutsche kooperative Studiengruppe zur akuten myeloischen Leukämie (AML-CG), mit etwa 60
kooperierenden Behandlungszentren, wird von der Universität Münster aus geleitet. 2 große
multizentrische randomisierte Studien dieser Gruppe zeigten wesentliche Ergebnisse sowohl zur individuellen
Krankheitsbiologie als auch zur Rolle der wesentlichen Behandlungsalternativen. In einem künftigen
Studienkonzept wird die weitere Therapie-intensivierung stratifiziert in Abhängigkeit verschiedener biologischer
Subgruppen der AML überprüft. Neben der Leitung multizentrischer klinischer Studien beschäftigen
wir uns mit molekularen Mechanismen der Leukämie-Entstehung. Da die molekularen Veränderungen, die
zur bösartigen Veränderung von akuten Leukämien führen, sehr gut beschrieben sind,
interessieren wir uns vor allem für die Auswirkungen dieser Veränderungen auf die biologischen
Eigenschaften von blutbildenden Zellen. Die Untersuchungen dienen der Suche nach neuen Medikamenten zur
Behandlung akuter Leukämien. Daneben zeigen sie modellhaft auf, wie es zur malignen Entartung von Geweben
kommen kann, und welche Strategien zur Bekämpfung anderer Krebsarten entwickelt werden könnten.
Im Schwerpunkt allogene hämatopoetische Stammzelltransplantation wurden präklinische und klinische
Forschungsprojekte zur zellulären Immuntherapie von akuten und chronischen Leukämien,
B-Zellneoplasien und soliden Tumoren durchgeführt. Der klinische Schwerpunkt lag in der Prüfung
dosisangepasster Konditionierungstherapien und der Optimierung des Einsatzes von Spenderlymphozyten-Transfusionen
in Abhängigkeit von Transplantatfunktion, Rezidiv der Grunderkrankung sowie des Niveaus einer minimalen
Resterkrankung. Weitere Projekte beschäftigten sich mit der Herstellung und Expansion tumorgerichteter
Effektorzellen wie NK/T-Zellen oder zytotoxischen Effektorzellen mit chimären T-Zellrezeptoren.
Wechselwirkungen und differenzielle Regulation von Transplantat-gegen-Wirt- bzw.
Transplantat-gegen-Tumor-Reaktionen wurden in murinen Transplantationsmodellen untersucht.
Im Rahmen des Schwerpunkts wurde die BMBF-geförderte Arbeitsgruppe "Zelluläre Immuntherapie und
Stammzelltransplantation" des Kompetenznetzes "Akute und Chronische Leukämien" koordiniert.
Lymphomforschung
Seit 1992 wird die deutsche Multicenter-Studie Gastrointestinale Lymphome mit inzwischen über 200
teilnehmenden Kliniken und Fachpraxen (Innere Medizin, Strahlentherapie, Chirurgie) von der Universität
Münster jetzt in der 2. Studiengeneration koordiniert. Primäres Studienziel war, erstmalig prospektiv
klinische und therapeutische Daten zu dem seltenen Krankheitsbild der primären Magen- und Darmlymphome
zu erfassen. Auf dem Boden der 1. Studie wird in der zur Zeit laufenden Studie eine Optimierung der Therapie
angestrebt. Nach Fusion mit 2 anderen deutschen Studiengruppen in diesem Gebiet wird seit dem Jahr 2000 von der
Inneren Medizin A aus die Deutsche Studiengruppe Gastrointestinale Lymphome (DSGL) koordiniert.
Forschungsschwerpunkt solide Tumoren
Der Schwerpunkt dieses Arbeitsbereiches liegt auf der Entwicklung neuer Zytostatika und deren klinischer
Überprüfung in Phase I-/II-Studien. Darüber hinaus werden in diesem Forschungsschwerpunkt die
möglichen Interaktionen von Zytokinen mit soliden Tumoren untersucht.
Biologie und Therapie des Bronchialkarzinoms
In einer von der Universität Münster koordinierten Phase II-Studie konnte die Durchführbarkeit und
Effektivität einer trimodalen Therapie beim lokal weit fortgeschrittenen nicht kleinzelligen Bronchialkarzinom
gezeigt werden. Basierend auf den Ergebnissen dieser Studie wurde eine multizentrische Phase III-Studie zur Evaluation
der bestmöglichen multimodalen Therapieform in diesem Tumorstadium konzipiert. In den wissenschaftlichen
Begleitprojekten zu diesen klinischen Studien wird die prognostische Bedeutung des prätherapeutischen
Nachweises von Onkoprotein-Überexpressionen sowie Kenngrößen der Tumorneoangiogenese
untersucht. Darüber hinaus wird auch die prognostische Bedeutung solcher Parameter bzw. neu identifizierter,
putativ prognoserelevanter Gene in den frühen Tumorstadien des Bronchialkarzinoms untersucht.
Tumorangiogenese
In diesem Forschungsschwerpunkt wird die Bedeutung der Angiogenese für die Progression
hämatologischer Neoplasien (AML, Multiples Myelom) und die mögliche Effektivität antiangiogener
Therapieprinzipien bei diesen und anderen malignen Erkrankungen bearbeitet. Darüber hinaus wird im
Zusammenhang mit der vorgenannten von der Universität Münster koordinierten multizentrischen
Therapiestudie beim lokal weit fortgeschrittenen nicht kleinzelligen Bronchialkarzinom, die prognostische Bedeutung
von Kenngrößen der Tumorangiogenese in diesem Therapiekonzept untersucht.
Biologie und Therapie des Multiplen Myeloms
Der Schwerpunkt setzt sich aus einer präklinischen und einer klinischen Arbeitsgruppe zusammen.
Präklinisch wurden Tumor-Stroma-Wechselwirkungen im Knochenmark unter Beteiligung angiogener Zytokine
und das therapeutische Potenzial einer selektiven Modulation nachgeschalteter Signaltransduktionswege untersucht.
Klinisch wurde vor allem die Koordination von Phase I/II - Studien zur Behandlung des rezidivierten / refraktären
multiplen Myeloms neben der bereits etablierten Beteiligung an multizentrischen Therapieoptimierungsstudien
ausgebaut.
Infektionen
In der von Münster aus koordinierten Begleitstudie werden bei Patienten mit antibiotikarefraktärem Fieber
in Neutropenie nach allogener Stammzelltransplantation pharmakokinetische Daten der im Rahmen empirischen
antimykotischen Therapie erhoben und das Ansprechen bzw. Auftreten von Durchbruchinfektionen (invasive Mykosen)
erfaßt.
Psychoonkologie
In therapiebegleitenden Verlaufsstudien (insbesondere der von Münster koordinierten Studien bei der AML sowie
des nicht kleinzelligen Bronchialkarzinoms) werden relevante Parameter der Lebensqualität als wichtige
Zielgrößen neben Überlebenszeit und Responseraten evaluiert.