Westfälische Wilhelms-Universität Münster: Forschungsbericht 2003-2004 - Medizinische Klinik und Poliklinik A

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Forschungsbericht
2003 - 2004

 

 
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Medizinische Klinik und Poliklinik A

Tel. (0251) 83-47587
Fax: (0251) 83-47588
e-mail: berdel@uni-muenster.de
www: medweb.uni-muenster.de/institute/meda/
Albert-Schweitzer-Str. 33
48129 Münster
Direktor: Prof. Dr. med. W. E. Berdel

Forschungsschwerpunkte 2003 - 2004  
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Arbeitsbereich Prof. Dr. R. M. Mesters
Tumorangiogenese

 
In diesem Forschungsschwerpunkt wird die Bedeutung der Angiogenese für die Progression hämatologischer Neoplasien (AML, Multiples Myelom) und die mögliche Effektivität antiangiogener Therapieprinzipien bei hämatologischen und soliden Tumorerkrankungen sowohl in präklinischen Modellen wie auch in klinischen Phase I-/II-Studien bearbeitet. Im Tiermodell werden verschiedene antiangiogene Therapiestrategien verfolgt, mit dem Ziel, eine signifikante Hemmung des Tumorwachstums zu erreichen. Darüber hinaus werden in klinischen Studien die antiangiogene und die antileukämische Wirksamkeit kleinmolekularer Rezeptor-Tyrosinkinase Inhibitoren (SU5416, AZD2171), Thalidomid und anderen Substanzen geprüft.

Bedeutung der Angiogenese bei hämatologischen Neoplasien

Tierexperimentelle und klinische Untersuchungen haben demonstriert, daß eine adäquate Neovaskularisierung (Angiogenese) eine absolute Voraussetzung für ein expansives Wachstum eines soliden Tumors ist. Die Bedeutung der Angiogenese für die Progression hämatologischer Neoplasien ist jedoch bislang nicht ausreichend erforscht. In früheren Untersuchungen konnte eine erhöhte Mikrovaskularisationsdichte auch bei Patienten mit Akuter Myeloischer Leukämie (AML) nachgewiesen werden. Ziel der Folgeuntersuchungen war es nun, die Mediatoren für die AML-induzierte Angiogenese zu identifizieren.

Immunhistochemische Analysen von Knochenmarkbiopsaten bei der AML zeigten eine Überexpression von vaskulärem endothelialem Wachstumsfaktor (VEGF), einem wesentlichen Mediator der Angiogenese, sowie VEGF-Rezeptor 2 in Endothelzellen wie auch in Leukämiezellen. Aufgrund dieser Daten scheinen VEGF bzw. VEGF Rezeptor 2 eine interessante Zielstruktur für antiangiogene und antileukämische Therapiestrategien zu sein. Folgerichtig wurde eine klinische Phase II-Studie mit dem Rezeptor Tyrosinkinase-Inhibitor SU5416, welcher u.a. den VEGF Rezeptor 2 inhibiert, bei Patienten mit AML durchgeführt. In einem compassionate use-Programm konnten wir in der Tat über den weltweit ersten Fall einer kompletten Remission bei einer Patientin mit therapierefraktärer AML unter der Behandlung mit SU5416 berichten. Die Ergebnisse einer weiteren klinischen Phase I/II-Studie zur Behandlung der therapierefraktären AML mit Thalidomid, einem relativ unspezifischen Angiogenese-Inhibitor, wurden publiziert. Ein Ansprechen auf diese Behandlung konnte in etwa 1/5 der Patienten beobachtet werden. Diese Ergebnisse unterstreichen, daß die Angiogenese auch für hämatologische Neoplasien wie der AML eine bedeutende pathophysiologische Rolle spielt und die Angiogenese eine interessante therapeutische Zielstruktur darstellt. Weitere Studien mit antiangiogenen Substanzen sind in der Planung. Nach unseren Untersuchungen scheint ferner auch der basische Fibroblastenwachstumsfakor (bFGF) für die Angiogenese bei AML relevant zu sein, so daß sich hier ein weiteres Target herauskristallisiert. Darüber hinaus fungiert das Labor als Referenzzentrum zur Bestimmung der Mikrogefäßdichte bei der AML und dem Multiplen Myelom im Rahmen von internationalen multizentrischen Phase II-Studien mit verschiedenen Angiogenese-Inhibitoren.

Antiangiogene Therapiestrategien in präklinischen Modellen

Im Tumor-Tiermodell wird unter anderem folgender Therapieansatz verfolgt: Selektive Thrombosierung von Tumorgefäßen mit nachfolgender Tumorzellnekrose durch die Injektion von Fusionsproteinen. Mittels zielgerichteter Applikation einer verkürzten Form des Gewebefaktors (truncated Tissue Factor, tTF) werden selektiv in Tumorgefäßen thrombotische Verschlüsse induziert. Dieser Ansatz zeigt eine effektive Inhibition des Tumorwachstums in verschiedenen präklinischen Mausmodellen mit humanen Tumorzelllinien (Adenocarcinom, Melanom, Fibrosarkom).

Bedeutung hämatopoetischer und endothelialer Vorläuferzellen für die Neovaskularisation

Tumorangiogenese bezeichnet die Gefäßneubildung in Tumoren, die einerseits über sich teilende ortsständige Endothelzellen, als auch durch die Freisetzung von hämatopoetischen Stammzellen (HSC) und endothelialen Progenitorzellen (EPC) verursacht wird. Dieser Vorgang wird in Abgrenzung zur Angiogenese als postnatale Vaskulogenese bezeichnet. In vivo konnte gezeigt werden, dass diese HSC/EPC in verschiedenen pathologischen Zuständen aus dem Knochenmark und dem peripheren Blut an Stellen gesteigerter Gefäßneubildung einwandern und zu Endothelzellen differenzieren können. Die Bedeutsamkeit der HSC/EPC für die Neovaskularisation verschiedener Tumoren ist bisher wenig erforscht. Im Rahmen dieses Projekts wird der Beitrag der HSC/EPC induzierten Vaskulogenese in Tumoren untersucht. Durch gezielte Expression therapeutischer Gene in gentechnisch veränderten HSC/EPC soll das Tumorwachstum inhibiert werden.

Evaluation des PDGF-Rezeptor Systems als Target für anti-angiogene Therapiestrategien

Nach der Bildung von neuen Endothelsträngen unterläuft das zunächst primitive Gefäßnetz einen ausgiebigen Umbau in ein schließlich reifes und stabiles Gefäßsystem. Dieser Prozeß beinhaltet auch die Ummantelung mit Gefäßwandzellen (sogenannten Perizyten), was allgemein als Zeichen eines "reifen" Gefäßes interpretiert wird. Verschiedene in vitro Versuche haben gezeigt, daß der Platelet-Derived Growth Factor (PDGF-B) für die Migration und Proliferation von Stromazellen einschließlich Perizyten eine wichtige Rolle spielt. Obwohl PDGF-B auch als autokriner Wachstumsfaktor für einen Teil mesenchymaler und epithelialer Tumoren einschließlich des nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms (NSCLC) agieren kann, so ist doch die Bedeutung und Funktion besonders bezüglich der Stromaentwicklung und Angiogenese unklar. Das Ziel dieses Forschungsprojektes ist es, über eine Hemmung von Tumorzell-produziertem PDGF-B Möglichkeiten zu finden, die durch perivaskuläre Zellen (Perizyten) ausgeübte Gefäßstabilität im Tumor zu beeinflussen und daraus letztlich neue Therapiestrategien zu entwickeln.

Prognostische Bedeutung der Angiogenese bei soliden Tumoren

Obwohl die prognostische Bedeutung gesteigerte Blutgefäßneubildung bei den häufigen soliden Tumoren gut etabliert ist, gibt es nur wenige und z.T. widersprüchliche Ergebnisse zu seltenen Tumoren wie z.B. dem Osteo- oder Ewing-Sarkom. An Biopsiematerial, welches von Patienten, die im Rahmen der Kooperativen Osteosarkom Studie (COSS) behandelt wurden, konnten wir demonstrieren, dass, im Gegensatz zu den soliden Tumoren, eine höhere Mikrogefäßdichte mit einer günstigen Prognose assoziiert war. Dies mag z.T. durch die höhere Empfindlichkeit dieser Tumoren gegenüber der zytotoxischen Chemotherapie erklärbar sein. Ähnliche Untersuchungen beim Ewing-Sarkom und zu Mediatoren der Tumorangiogenese werden z.Zt. ausgewertet.

Drittmittelgeber:

Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Deutsche Krebshilfe, Innovative Medizinische Forschung (IMF) der Medizinischen Fakultät, IZKF Münster, Kompetenznetz Stammzellforschung NRW, Industrie

Beteiligte Wissenschaftler:

Prof. Dr. R. M. Mesters (Leiter), Prof. Dr. W. E. Berdel Dr. R. Bieker, PD. Dr. M. Steins, Dr. T. Keßler, Dr. N. Reinmuth, Dr. S. Retzlaff, Dr. R. Liersch, Dr. M. Kreuter, Dr. Ch. Schliemann, Dr. J. Kramer, Dr. F. Fehrmann, Dr. C. Schwöppe, M. Raedel, Dipl. Biol. P. Pelster

Veröffentlichungen:

Bieker R, Padro T, Kramer J, Steins M, Kessler T, Retzlaff S, Herrera F, Kienast J, Berdel WE, Mesters RM: Overexpression of basic fibroblast growth factor and autocrine stimulation in acute myeloid leukemia. Cancer Res. 2003;63:7241-7246.

Bieker R, Kessler T, Berdel WE, Mesters RM: Rituximab in combination with platinum-containing chemotherapy in patients with relapsed or primary refractory diffuse large B-cell lymphoma. Oncol Rep. 2003;10:1915-1917.

Bieker R, Lerchenmuller C, Wehmeyer J, Serve HL, Mesters RM, Buchner T, Berdel WE: Phase I study of liposomal daunorubicin in relapsed and refractory acute myeloid leukemia. Oncol Rep. 2003;10:915-920.

Bisping G, Leo R, Wenning D, Dankbar B, Padro T, Kropff M, Scheffold C, Kroger M, Mesters RM, Berdel WE, Kienast J: Paracrine interactions of basic fibroblast growth factor and interleukin-6 in multiple myeloma. Blood. 2003;101:2775-2783.

Buchner T, Hiddemann W, Berdel WE, Wormann B, Schoch C, Fonatsch C, Loffler H, Haferlach T, Ludwig WD, Maschmeyer G, Staib P, Aul C, Gruneisen A, Lengfelder E, Frickhofen N, Kern W, Serve HL, Mesters RM, Sauerland MC, Heinecke A: 6-Thioguanine, cytarabine, and daunorubicin (TAD) and high-dose cytarabine and mitoxantrone (HAM) for induction, TAD for consolidation, and either prolonged maintenance by reduced monthly TAD or TAD-HAM-TAD and one course of intensive consolidation by sequential HAM in adult patients at all ages with de novo acute myeloid leukemia (AML): a randomized trial of the German AML Cooperative Group. J Clin Oncol. 2003;21:4496-4504.

Buchner T, Hiddemann W, Berdel WE, Wormann B, Schoch C, Fonatsch C, Loffler H, Haferlach T, Ludwig WD, Maschmeyer G, Staib P, Balleisen L, Gruneisen A, Aul C, Lengfelder E, Hehlmann R, Kern W, Serve HL, Mesters RM, Eimermacher H, Frickhofen N, Kienast J, Giagounidis A, Sauerland MC, Heinecke A: Subgroup specific therapy effects in AML: AMLCG data. Ann Hematol. 2004;83 Suppl 1:S100-101.

Fiedler W, Mesters R, Tinnefeld H, Loges S, Staib P, Duhrsen U, Flasshove M, Ottmann OG, Jung W, Cavalli F, Kuse R, Thomalla J, Serve H, O'Farrell AM, Jacobs M, Brega NM, Scigalla P, Hossfeld DK, Berdel WE: A phase 2 clinical study of SU5416 in patients with refractory acute myeloid leukemia. Blood. 2003;102:2763-2767.

Herynk MH, Stoeltzing O, Reinmuth N, Parikh NU, Abounader R, Laterra J, Radinsky R, Ellis LM, Gallick GE: Down-regulation of c-Met inhibits growth in the liver of human colorectal carcinoma cells. Cancer Res. 2003;63:2990-2996.

Kreuter M, Bieker R, Bielack SS, Auras T, Buerger H, Gosheger G, Jurgens H, Berdel WE, Mesters RM: Prognostic relevance of increased angiogenesis in osteosarcoma. Clin Cancer Res. 2004;10:8531-8537.

Oelmann E, Haghgu S, Kulimova E, Mesters RM, Kienast J, Herbst H, Schmitmann C, Kolkmeyer A, Serve H, Berdel WE: Influence of keratinocyte growth factor on clonal growth of epithelial tumor cells, lymphoma and leukemia cells and on sensitivity of tumor cells towards 5-fluorouracil in vitro. Int J Oncol. 2004;25:1001-1012.

Reinmuth N, Liu W, Ahmad SA, Fan F, Stoeltzing O, Parikh AA, Bucana CD, Gallick GE, Nickols MA, Westlin WF, Ellis LM: Alphavbeta3 integrin antagonist S247 decreases colon cancer metastasis and angiogenesis and improves survival in mice. Cancer Res. 2003;63:2079-2087.

Reinmuth N, Mesters RM, Bieker R, Hoffknecht P, Berdel WE, Thomas M: Signal transduction pathways as novel therapy targets in lung cancer. Lung Cancer. 2004;45 Suppl 2:S177-186.

Steins MB, Bieker R, Padro T, Kessler T, Kienast J, Berdel WE, Mesters RM: Thalidomide for the treatment of acute myeloid leukemia. Leuk Lymphoma. 2003;44:1489-1493.

Steins MB, Padro T, Schwaenen C, Ruiz S, Mesters RM, Berdel WE, Kienast J: Overexpression of urokinase receptor and cell surface urokinase-type plasminogen activator in the human vessel wall with different types of atherosclerotic lesions. Blood Coagul Fibrinolysis. 2004;15:383-391.

Yegneswaran S, Mesters RM, Griffin JH: Identification of distinct sequences in human blood coagulation factor Xa and prothrombin essential for substrate and cofactor recognition in the prothrombinase complex. J Biol Chem. 2003;278:33312-33318.

Yegneswaran S, Mesters RM, Fernandez JA, Griffin JH: Prothrombin residues 473-487 contribute to factor Va binding in the prothrombinase complex. J Biol Chem. 2004;279:49019-49025.

 

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