Aufarbeitung der Aufarbeitung: Die DDR in Deutschland. Eine Analyse erinnerungskultureller Diskurse


Die Auseinandersetzung mit der DDR-Geschichte unterliegt seit dem Niedergang der SED-Diktatur einer Reihe von Aushandlungsprozessen: Auf der einen Seite gibt es ein starkes gesamtgesellschaftliches, durch die Politik repräsentiertes Interesse an einer umfassenden Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit und an der breiten Beschäftigung damit in Schule und historisch-politischer Bildung. Wobei einem Teil dieser Initiativen gerade in den ersten Jahren nach der Vereinigung ein DDR-Bild zugrunde lag, das vor allem die Macht- und Unrechtsstrukturen des SED-Regimes betonte. Die private Erinnerung an die DDR, auf der anderen Seite, steht – hoch differenziert und keinesfalls einheitlich – tendenziell in einem Spannungsverhältnis zu den geschichtspolitisch forcierten "offiziellen" Repräsentationen der DDR-Geschichte, die häufig als einseitig erlebt werden.

Ausgangspunkt des Forschungsprojektes ist der Prozess der Vereinigung der beiden deutschen Teilstaaten, wie er sich auf verschiedenen Reflexionsebenen (biographische Erfahrung, kulturelle Überlieferungen, wissenschaftliche Analyse) zeigt. Wie beziehen sich seit dem Ende der DDR private, gruppenspezifische und öffentliche Erinnerung, aber auch wissenschaftliche Erkenntnis aufeinander, auf welche Weise bedingen sie sich gegenseitig und/oder konfligieren miteinander? Im Zentrum der Untersuchung steht somit die "Aufarbeitung der Aufarbeitung" der SED-Diktatur. Ziel des Projektes ist es, durch einen interdisziplinären Verbund einen Beitrag zur Erforschung geschichtskultureller Prozesse in Deutschland seit seiner Wiedervereinigung zu leisten.