Untere Agora
Die Untere Agora von Alexandria Troas befindet sich westlich des römischen Forums und war wohl das ursprüngliche Stadtzentrum der hellenistischen Siedlung. Auffallend ist der deutliche Niveauunterschied zwischen beiden Platzanlagen. Die Untere Agora ist etwa zwischen 6 bis 7m tiefer gelegen als die aufgeschüttete Terrasse des Forums. Dieser Niveauunterschied ist an einer deutlichen Geländekante zu erkennen.
Im Jahr 2000 wurde in diesem sehr weitläufigen Gebiet ein Survey gemacht, bei dem es gelang zahlreiche Funde und Strukturen zu erfassen. Geophysikalische Untersuchungen haben anschließend weitere Strukturen aufgezeigt. Zunächst haben sich die Grabungstätigkeiten allerdings auf die Randbebauung im Westen und den Übergang zum Forum konzentriert. In diesem Bereich sind deutlich die Reste einer 70m langen, von Norden nach Süden verlaufenden Kryptoporticus aus opus caementitium zu erkennen.
Diese diente als Übergang zwischen dem höher gelegenen Forum und der Unteren Agora. Während die Kryptoporticus in ihrem südlichsten Abschnitt nahezu komplett erhalten ist, erkennt man im Norden nur noch verstürzte opus caementitium Strukturen im Gelände. Hier trifft die Kryptoporticus direkt auf die große Hauptstraße, welche vom Forum in Richtung Hafen führt.
An dieser Stelle konnte man von der Straße durch einen bogenförmigen Eingang in die Kryptoporticus gelangen. Auch die Straße selber war an dieser Stelle von einem großen opus caementitium Bogen überspannt. Im näheren Umfeld haben sich mehrere Statuenbasen gefunden, von denen eine die Inschrift für den Sophisten Loukios Phlavios Stlakkios aus Sardes trägt.
Westlich der Kryptoporticus kamen einerseits mehrere Raumstrukturen aus Spolienmauern zutage, daneben aber auch eine Pflasterung aus rechteckigen Kalksteinplatten, die im Osten an einem marmornen Sockelprofil endet. Es handelt sich hierbei sehr wahrscheinlich um das antike Laufniveau. Die Pflasterung konnte an mehreren Stellen entlang der Kryptoporticus nachgewiesen werden und erstreckte sich vermutlich mindestens über deren gesamte Länge. In den letzten Jahren wurden immer wieder marmorne Architekturelemente einer dorischen Ordnung aufgedeckt und von dem leider verstorbenen Professor H. Wiegartz untersucht und publiziert (Asia Minor Studien Band 55). Alle Bauglieder stammen aus dem Bereich unmittelbar westlich der Kryptoporticus.
Die Ausgräber vermuten, dass es sich um eine dorische Säulenhalle handelt, die der Kryptoporticus vorgelagert war oder alternativ auf ihr drauf errichtet wurde. Am südlichen Ende der Kryptoporticus befindet sich eine nach Westen vorgelagerte Struktur aus Muschelkalkquadern und opus caementitium. Es handelt sich dabei um einen von Norden nach Süden verlaufenden Bogen, der eine Art Exedra bildet. Der Durchmesser dieses Halbrunds beträgt 11,40m.
Nähere Untersuchungen in den letzten Grabungskampagnen haben gezeigt, dass es sich wohl um die Apsis eines in Ost-West Richtung orientierten Baus aus der römischen Kaiserzeit handelt. Ein 2004 angefertigtes Magnetogramm hat ergeben, dass sich weiter westlich eine zweite, axiale Apsis befindet. Der Bau hätte demnach eine Grundfläche von 22x66m und der Grundriss spräche demnach für eine basilikale Anlage. Der vermuteten Größe des Baus entspricht auch die reiche Ausstattung.
Im Hauptraum westlich der Apsis hat sich der Marmorfußboden sowie Reste der Wandbemalung mit blauem Sockelfeld erhalten.In den kommenden Grabungskampagnen gilt es u.a. die einzelnen Bauphasen dieses sehr interessanten und komplexen Befundes näher zu untersuchen.
Es zeigt sich, dass sich mit der Aufdeckung der Unteren Agora wichtige Erkenntnisse zur Siedlungsgeschichte der Stadt Alexandria Troas gewinnen lassen.
