Der zentrale Quellenbestand ist das Archiv der Sing-Akademie zu Berlin, das als Depositum in der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz (Unter den Linden) verwahrt wird. Darunter befinden sich die nahezu lückenlosen Protokolle ("Verhandlungen") der Liedertafel aus den Jahren 1808 bis 1945 (N. Mus. SA 280-289 und 309). Weitere Quellen verteilen sich auf zahlreiche in- und ausländische Bibliotheken und Archive.

  • 1880-84

    1880 | 1881 | 1882 | 1883 | 1884

    Jahr Datum Liedertafel Zeitgeschichte Quelle
    JAHRGANG LXXII (SCHREIBMEISTER: KRAUSE)
    1880 23.02. Ordentliche Liedertafel. N. Mus SA 288, fol 159r. ff.
    1880 08.03. Ordentliche Liedertafel. N. Mus SA 288, unfol.
    1880 05.04. Ordentliche Liedertafel. N. Mus SA 288, unfol.
    1880 03.05.   Ordentliche Liedertafel. N. Mus SA 288, unfol.
    1880 31.05. Ordentliche Liedertafel im Hotel Imperial. N. Mus SA 288, unfol.
    1880 13.09. Ordentliche Liedertafel.  Julius Hoffmann ist am 10. September des Jahres nach kurzer Krankheitsdauer verstorben. Hoffmann war seit dem 23. Juli 1850 und somit mehr als 30 Jahre lang Mitglied in der Zelterschen Liedertafel. Vor allem Hoffmanns markante tiefe Stimme und sein geselliger Charakter bleibt vielen Täflern in Erinnerung. N. Mus SA 288, unfol.
    1880 04.10. Ordentliche Liedertafel. N. Mus SA 288, unfol.
    1880 29.11. Notizen zum Protokoll vom 29.11. N. Mus SA 288, unfol.
    1880 29.11. Ordentliche Liedertafel. Es ergeht die Mitteilung, dass Sangesbruder Rudolf Müller nach längerer Krankheit verstorben ist. Der Beimeister spricht im Andenken an Müller einige Worte. Wenige Monate zuvor war bereits Julius Hoffmann verstorben und durch die Austritte von Max Gottschau, Max Konneburger und Emil Klose hat sich die Zahl der Mitglieder somit in kurzer Zeit stark reduziert, wodurch der II. Bass mit fünf verbliebenen Sängern nun die am schwächsten besetzte Stimme in der Tafel ist. N. Mus SA 288, unfol.
    1880 19.12. Geschäftsliedertafel. Das Protokoll wird mit der Nachricht eröffnet, dass Sangesbruder Pardow „nach nur 3 Tagen dem Gelenkrheumatismus erlegen [ist]“ und mit ihm bereits der dritte Täfler in diesem Jahr dem Kreis der Liedertafel entrissen wurde. „Wer wird der nächste sein?“ fragt Krause nachdenklich. 2
    Der geschäftliche Teil der Tafel sieht wie gewohnt den Revisionsbericht als ersten Punkt vor. „Zunächst erhielten die Rechnungs-Revisoren Mackenthun und Herbicht das Wort. Kluge hatte ihnen als Allzeit-Tafelmeister einen allerliebsten Rechenfehler von 10 (buchstäblich zehn) Pfennigen aufgetischt und durch sein heutiges Ausbleiben großmüthig auf das Vergnügen Verzicht geleistet, selbst zu beochachten, mit welchem Behagen die gründlichen Gründlinge an den Köder gehen würden. Sie glaubten zu finden und wurden doch nur gefunden, nämlich vollbewährt als Revisoren. Quod erat demonstrandum! – Die über den ertheilten Auftrag hinausgehenden Vorschläge des ersten Revisors, die Sprengung des bedeutenden Liedertafel-Juliusthurmes betreffend, wurde bis auf eine Libation Flemming-Sect abgelehnt. Es folgte die Wahl der Beamten für 1881. Es werden demnach fungieren:
    1.    Grell als Ehrenmeister
    2.    Blumner “ Meister.
    3.    Putsch “ Beimeister.
    4.    Mackenthun “ Schreibmeister.
    5.    Kluge “ Tafelmeister.“
    Nach der Festlegung der Termine für das kommende Jahr wird über das Essen berichtet: „Der allgemeinen Befriedigung, welche die prompte Abwicklung der Geschäfte erweckte, folgte die noch größere über das aufgetragene Essen. Es war ein Tendenz-Fricassee bestehend aus Ehrenmeister-Bruststücken, Meister-Beimeister-Schreibmeister u. Tafelmeister-Klößschen, Knochen des Nichteinstimmig – und Krebsen des Garnicht-Gewähltseins, das Ganze in Allgemeinerbefriedigungs-Sauce. Alles wurde prompt abgelöffelt. Halsversatzstücke wurden beim Nachhausegehen ausgehustet.“
    N. Mus SA 288, unfol.
    Jahr Datum Liedertafel Zeitgeschichte Quelle
    JAHRGANG LXXIII (SCHREIBMEISTER: HERBRICHT; MACKENTHUN)
    1881 19.01. Ordentliche Liedertafel. Es wurde kürzlich dem verstorbenen Liedertäfler Heinrich Müller mit einem Grablied von Blumner gedacht. Die Trauer um den Freund kennzeichnet die Stimmung der heutigen Tafel. Mit dem Lied Der König, wird an das zehnjährige Bestehen des deutschen Kaiserreichs erinnert und ebenso die vor 180 Jahren erstmals erfolgte Krönung eines Hohenzollern. Es herrscht patriotische Stimmung. N. Mus SA 288, fol. 176r ff.
    1881 16.02 Bunte Liedertafel. Der Schreibmeister zieht, in Bezug auf die allmähliche Füllung des Arnimschen Saals, die Analogie zum Einzug der Sänger in die Wartburg aus Wagners Tannhäuser. Auch heute herrscht eine patriotische Stimmung aufgrund der Vermählung des Prinzen Wilhelm. Der Flemming macht, gefüllt mit „perlendem Champagner“ die Runde. N. Mus SA 288, unfol.
    1881 20.02. Bruckner: Sinfonie Nr. 4 (UA).
    1881 09.03. Ordentliche Liedertafel in Arnims Saal unter den Linden. N. Mus SA 288, fol. 180r ff.
    1881 25.03. 
           
    Dvorak:  Sinfonie Nr. 6 D-Dur  (UA).
    1881 28.03. Modest Mussorgski †.
    1881 20.04. Ordentliche Liedertafel. Einige Minuten vor Beginn der Tafel wird per Abstimmung die Aufnahme von Herrn Hildach in die Zeltersche Liedertafel beschlossen. Es folgt die eigentliche Versammlung, in der heute als Gericht Lachs mit Remouladensauce serviert wird. N. Mus SA 288, unfol.
    1881 16.05. In Lichterfelde fährt die erste elektrische Straßenbahn der Welt (Siemens & Halske).
    1881 18.05. Ordentliche Liedertafel. Es sind wenige Täfler anwesend, weshalb Kawerau als Vertreter des Schreibmeisters die Tafel als eine des Formats „en miniature“ bezeichnet. Ursprünglich sollte es an dem heutigen Abend ein Wettsingen geben, welches jedoch aufgrund der zu niedrigen Anzahl der Teilnehmer nicht stattfindet.         N. Mus SA 288, unfol.
    1881 15.06. Hauptversammlung der Zelterschen Liedertafel. Einführung von Paul Wulsten. N. Mus SA 288, unfol.
    1881 14.09. Ordentliche Liedertafel. Schreibmeister Mackenthun lässt verlauten, es sei eine sehr liederreiche Tafel gewesen. Es folgt die Auflistung der Lieder mit Kommentar in humoristischer Reimform. Zum Bundeslied vermerkt Mackethun z. B.:
    „Wegen großer Lücken im Tenore / Sang zuerst man dieses Lied im Chore / Er hat nur der Stimmen drei: / Meister Blumner fand dabei / daß im I Bass das tiefe cis nicht dröhne / Und der II Bass, statt a a cis zu tönen, / singen müsste a a a, / Wie ein Kind ruft die Mama!“

    Gegen Ende der Tafel dichtet der Schreibmeister:

    „Auch wenn nun zu guter Letzt / Nicht mit Wein den Schnabel netzt: / Außer Grell, Schulz, Toecke, Horkeln / That die ganze Tafel torkeln / Nach der nahen Jägerstraß’ / Allwo dunkles Bier vom Faß. /
    Selbst der Meister, sonst solide, / War auch heut noch gar nicht müde, / Mit den Bösen lief er mit, / Trank zwei Seidel und nen Schnitt. / Als die Uhr that Zwölf schlagen / Sprach man noch von Hochzeitstagen, / Stiess drauf an, trank gründlich aus, / Und gieng stillvergnügt nach Haus!
    Wünschen möcht’ ich schließlich noch, / Er höb’ der den Finger hoch, / dem ich wär’ zu nah’ gekommen!“
    N. Mus SA 288, unfol.
    1881 28.09. Ordentliche Liedertafel. Mackenthun vermerkt unter fünf Punkten die wesentlichen Ereignisse der heutigen Sitzung. Punkt 1: Auflistung der Anwesenden. Punkt 2: Auflistung der gesungenen Lieder. Punkt 3: Art der gereichten Speisen (Hummermajonaise; Hamburger, Hühner mit Sellerie und Apfelmus, Butter und Käse). Unter Punkt 4: „Was trieben die Anwesenden?“ gibt Mackenthun jeweils zu einigen Personen einen kurzen Abriss über deren Betragen in der heutigen Tafel. Punkt 5 betrifft das Protokoll selbst: „Wer hat im Protokoll etwas vermisst, wer der hat etwas darwider?“ N. Mus SA 288, unfol.
    1881 26.10. Ordentliche Versammlung der Zelterschen Liedertafel in Arnims Hotel unter den Linden. Lothar Krüger wird in der Sitzung einstimmig zum neuen Mitglied der Zelterschen Liedertafel gewählt.
    Schreibmeister Mackenthun erörtert, dass ein Protokoll in gebundener, lyrischer Form es bei weitem eher vermag, die Stimmung in den jeweiligen Tafeln zu schildern, als ein nüchterner Tatsachenbericht. Demzufolge sind auch die aufgelisteten Stücke stets mit Versen kommentiert.
    N. Mus SA 288, unfol.
    1881 09.11.       Brahms: Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur (UA).
    1881 23.11. Ordentliche Liedertafel. Schreibmeister Mackenthun verfasst das heutige Protokoll im Stile eines Singspiels in drei Abteilungen und listet vor Beginn des eigentlichen Protokolls die daramtis personae auf mit jeweils einer kurzen Beschreibung. Z. B.: „Eduard Grell, Ehrenmeister einer Gesangsgilde / Martin Blumner, Musikmeister eines Regiments beiderlei Geschlechts. [...]“ Es folgt der 1. Akt mit Regieanweisungen etc. N. Mus SA 288, unfol.
    1881 14.12. Geschäftsliedertafel. Sehr knappes Protokoll ohne jegliche Angabe über die Beamtenwahlen. Ledigliche Auflistung der gesungenen Lieder. [Den folgenden Protokollen ist zu entnehmen, dass bei dieser Wahl das Amt des Meisters von Grell auf Blumner übergeht; vgl. N. Mus SA 288, unfol; 0438]. N. Mus SA 288, unfol.

    Jahr Datum Liedertafel Zeitgeschichte Quelle
    JAHRGANG LXXIV (SCHREIBMEISTER: MACKENTHUN; HERBRICHT ab 17.05.1881)
    1882 Januar Verzeichnis der Zelterschen Liedertafel. N. Mus SA 288, unfol.
    1882 11.01. Ordentliche Liedertafel im Hotel Imperial. N. Mus SA 288, fol 202r ff.
    1882 25.01. Bunte Tafel [sehr langes Protokoll, insgesamt drei einzelne Protokolle]. Schreibmeister Mackenthun hält fest: „Seyd uns herzlich gegrüßt, Ihr Schwestern, als Blumen und Blüthen bunt in die Tafel gestreut, bunt in die Stimmen gereiht!“ Der Abend verläuft in Gänze mit 58 anwesenden Personen in „ungezwungener Fröhlichkeit und traulicher Geselligeit [.../ vgl. 0422]. N. Mus SA 288, unfol.
    1882 22.02. Ordentliche Liedertafel. „Als um 755 man sich setzt zu Tisch, / Um zu speisen den berühmten Butterfisch, / Sah man noch von Tenor primo keinen, / Und auch eine ganze Weile wollt es scheinen, / Als ob keiner (!) käm’ zum Zelterabend, / Uns mit seiner Töne Schmalz und Schönheit labend. / Dafür kam als Gast der Tenor II Graf Haake, / Und Freund Herbricht festlich war im schwarzen Fraacke, / Weil Freund Toecke – niemals trau man solchen Leutchen, - / Sich ganz heimlich hatt’ erwählt ein liebes Bräutchen! - / Endlich schlurft heran gleich einem Wurm – Sturm, - / Und verbeugt sich uns mit einem Schnorkel – Horkel! - / Trotzdem ward dem Meister für den Tenor primo bange, / Und er schickt daher den braven Solosänger Lange, / daß er hülfe, ein bewährter Mann der Spitze; / Speisen war erlaubt ihm auf dem alten Sitze.“ N. Mus SA 288, unfol.
    1882 19.04. Ordentliche Liedertafel.  Mackenthum schwärmt zunächst von der Tatsache, dass der Frühling in diesem Jahr vier Wochen früher in Berlin angekommen ist, als üblich. Als Speise steht heute Lachs mit Remouladensauce auf dem Plan. Bei Vina Vina zeigt man gesanglich „den Unterschied zwischen dem ‚homo sapiens’ u. dem gewöhnlichen ‚animal’ [...]. N. Mus SA 288, unfol.
    1882 17.05. Ordentliche Liedertafel. In der heutigen Tafel soll entgegen der regelgerechten Wahl im Dezember, ein neuer Schreibmeister an Stelle von Mackenthun gewählt werden. Allerdings sind viele Täfler abwesend. Schmerzlich vermisst wird auch Meyer im zweiten Bass, welcher sonst gewohnt ist, „in geschlossener Phalanx aufzutreten [...].“ Kawerau fungiert als Aushilfe. Gemäß der Saison wird zur Speise Spargel mit Lachs gereicht. Meister Blumner erinnert an den vor 50 Jahren verstorbenen Stifter der Tafel – Carl Friedrich Zelter. Ihm zum Gedenken wird auf Veranlassung des Meisters ein „harmonisches Hoch“ ausgesprochen. Man schreitet zur außerordentlichen Wahl des Schreibmeisters: Auf Meyer entfällt eine Stimme, zwei auf Krause, Kawerau erhält drei Stimmen und Herbricht erhält acht Stimmen. Herbricht spricht zunächst seine Weigerung aus, erklärt dennoch, das Amt des Schreibmeisters bis zur ordentlichen Beamtenwahl im Dezember zu übernehmen. N. Mus SA 288, unfol.
    1882 07.06. Ordentliche Liedertafel. Kurz vor den Ferien zeichnet sich die heutige Tafel durch „sehr schwache Betheiligung aus.“ Immerhin kommt sangliche Unterstützung von vier Aushilfen und Meister Blumner leitet die Tafel um 20:15 Uhr mit Lachs und Remouladensauce ein. Trotz der vielen Abwesenden rühmt Blumner den „Wohlklang der jugendfrischen Stimmen [...].“ N. Mus SA 288, fol. 220r ff.
    1882 17.06.           
           
         
    Igor Strawinski *.
    1882 26.07. Wagner: Parsifal (UA).
    1882 20.09. Ordentliche Liedertafel. Schreibmeister Herbricht hält fest, es haben sich alle nach dreimontiger Sommerpause aus ihren Urlaubsorten (Nord- und Ostsee, Oberbayern, Tirol und Schweiz) wieder in Berlin eingefunden und können nun „erfrischt an Leib und Seele“ zur Tat schreiten und der Gesang wird vom Meister auch gemäß der Heimkehr mit Wo bin ich heimatfroh eingeleitet. Es wird Wildschweinrücken mit Gurkensalat serviert. Blumner weist darauf hin, dass Gast Reinhold Hellwig heute seinen Geburtstag feiert. N. Mus SA 288, unfol.
    1882 28.09. Schreiben von Hoffmann an Meister Blumner. N. Mus SA 288, unfol.
    1882 18.10. Ordentliche Liedertafel. Die Stimmen sind heute recht gleichmäßig vertreten. Es wird auf das geschichtsträchtige Datum der heutigen Tafel hingewiesen. Heute vor 69 Jahren wurde die Völkerschlacht bei Leipzig ausgetragen, weshalb Herbricht vermerkt, der heutige Tag sei „für jeden preußischen Patrioten [ein] denkwürdige[r] Kalendertage [...].“ Eine Rüge ergeht vom Meister an den Tafelmeister, der anscheinend heute seine Pflicht, für das leibliche Wohl der Sänger zu sorgen, versäumt hat. Nach längerem Warten und dem Absingen einiger Lieder (Guten Morgen und Vina, Vina) wird „ den hungrigen Täflern“ endlich der Dorsch „als erstes Beruhigungsmittel“ serviert. „Mit seiner [des Meisters] Anspielung darauf, daß man heute nur mit Anwendung diplomatischer Kunstgriffe etwas zu essen bekam, erwählt der Meister zur Entschaedigung nur Lieder in Es dur [...].“ Blumner weist auf den Austritt von Sangesbruder Hoffmann hin und unterrichtet die Runde gleichzeitig über den Wiedereintritt von Mackenthun in die Tafel.        N. Mus SA 288, unfol.
    1882 13.12. Ordentliche Liedertafel. In der heutigen Geschäftsliedertafel wird zunächst der Kassenbestand mit Freude begutachtet. Dieser ist fast unverändert zum vorherigen Jahresabschluss. Es wird verkündet, dass Sangesbruder Bennewitz von Loesen krankheitsbedingt aus der Tafel ausscheiden wird.
    Es folgt wie gewohnt, die Wahl der Beamten der Liedertafel. Die Wahl, so Schreibmeister Herbricht, sei bisweilen immer eine gesittete gewesen, zeigt sich heute in etwas anderer Gestalt. Es soll Bestechungsversuche mit diversen Süßigkeiten vor dem Wahlgang gegeben haben. Meister Blumner und Beimeister Putsch verbleiben mit je 11 von 12 Stimmen im Amt. Bei der Wahl des Schreibmeisters konkurrieren Mackenthun, Meyer und Herbricht gegeneinander. Mackenthun wird mit einer großen Mehrheit gewählt und erhält erneut das Amt des Chronisten. Es folgt die Wahl des Tafelmeisters. Kluge erhält fünf Stimmen, Meyer vier und Herbricht drei Stimmen. In der engeren Wahl des Tafelmeisters zwischen Kluge und Meyer fällt die Entscheidung letztlich auf Kluge.
    Die Festlegung der Termine für das kommende Jahr muss vorerst vertagt werden, da der abwesende „gestrenge Wirth“ des Lokals seine Vertretung ohne Informationen hinterlassen hat.
    Major Schulz bringt den Antrag ein, den Mitgliedern, die erst nach Beginn der Tafel (20 Uhr) eintreffen, eine Strafgebühr aufzuerlegen. Zunächst findet dieser Antrag Zustimmung bei den Täflern, jedoch entbrennt eine Debatte [Herbricht spricht von einem „Chaos der Ansichten“] über die Höhe dieser Strafe. Somit wird vorerst der Beschluss, diese Sanktion einzuführen, wieder aufgehoben und der Schreibmeister konstatiert: „Das Gleichgewicht ist hergestellt – Es bleibt Alles beim Alten!“ Hierauf folgt die Zettelabstimmung über die Aufnahme des Anwärters Klopsch, welche „uni sona“ erfolgt. Klopsch wird in den 1. Tenor aufgenommen.
    Nach diesen Geschäften wird der Gesang mit Ergo bibamus eingeleitet. Nach der offiziellen Bewillkommnung des neuen Mitgliedes Klopsch, werden traditionsgemäß auf dessen Nachnamen einige humoristische Verse gedichtet. So z.B.: „Wir faßten ihn beim Schopf, diesen neuen, jungen Klopsch“.
    Die Freude über den „vortrefflichen Kassenbestand“ führt letztlich zur allgemeinen Forderung des Champagners, welcher der Meister zustimmt. Der Tafelmeister zeigt sich großzügig mit dem Ausschank des Champagners und infolge dessen erklingen einige Trinklieder (Trinklied, Der Trinker). Nach dem nun doch die Termine für das kommende Jahr festgelegt werden können, wird die Tafel  von Meister Blumner um 23:30 Uhr beendet.
    N. Mus SA 288, unfol.
    1882 Kluge †. [Beerdigung lt. Protokoll vom 09.01.1883 am 22.12.1882].
    1882 Ausbau des Kurfürstendamms (nach dem Vorbild der Champs-Élysées). Der »Neue Westen« entwickelt sich zu einer bevorzugten Wohngegend für prominente und reiche Anwohner und einem beliebten Treffpunkt der Kulturszene.
    1882 Gründung des »Philharmonischen Orchesters«, der »Philharmonischen Gesellschaft« und des »Siegfried Ochs’schen Gesangvereins« (später »Philharmonischer Chor«).
    Jahr Datum Liedertafel Zeitgeschichte Quelle
    JAHRGANG LXXV (SCHREIBMEISTER: KAWERAU)
    1883 09.01. Ordentliche Liedertafel. Der in der letzten Liedertafel des Jahres 1882 gewählte Tafelmeister Kluge, verstarb bereits wenige Tage nach seiner Wahl, weshalb das Amt des Tafelmeisters erneut vakant ist. Dem verstorbenen Kluge zu Ehren wird Die Urstätte angestimmt. Kluges Vermächtnis für die Tafel wird vom Schreibmeister wie folgt festgehalten: „Kluge hat es uns wahrlich nicht schwer gemacht sein Andenken unter uns rege zu erhalten. Die Liedertafel mag wohl kaum unter den Dichtern ihres reichen Liederschatzes einen zweiten haben, der so wie Kluge es verstanden hat durch seine zahlreichen in leicht ansprechenden, oft tief gemüthlichen, aber auch übermüthig heiteren Ton abgefassten Gedichte den Componisten zur musikalischen Interpretation zu reizen.“ Weiter führt Krause aus: „Die Liedertafel braucht zum Gedeihen nicht nur die Stimme und musikalische Begabung, sondern auch ein gut Stück Persönlichkeit ihrer Mitglieder.“
    Es stehen zwei Wahlen an. Zum Einen muss ein neuer Schreibmeister gefunden werden, da der in der Geschäftstafel erwählte Mackenthun aus beruflichen Gründen dieses Amt niederlegen musste. Ebenso benötigt man selbstverständlich einen neuen Tafelmeister. Bei der Wahl zum neuen Tafelmeister wird Herbricht „anstandslos in seine Tafelmeister-Würde eingesetzt.“ Bei der Wahl zum Schreimeister stehen sich die Kandidaten Meyer und Kawerau gegenüber. Letzterer wird mit überwiegender Mehrheit in das Amt gewählt.
    N. Mus SA 288, unfol.
    1883 24.01. Bunte Liedertafel. Die bunte Tafel fällt auf den Stiftungstag der Zelterschen Liedertafel vor 74 Jahren. Der Trauerzug für den verstorbenen Prinzen Carl am 21.01.1883 wirft einen Schatten auf die am morgigen Tag stattfindende Silberhochzeit des Kronprinzenpaars. Meister Blumner ist aufgrund einer Erkrankung seiner Gattin abwesend. Dennoch erfreut man sich im Allgemeinen über die rege Teilnahme der Täfler und der geladenen Gäste. Die Wahl der Lieder ist im wesentlichen den vorangegangenen bunten Tafeln ähnlich und neue Kompositionen, so vermerkt der Schreimeister, werden in den bunten Tafeln ohnehin selten zu Gehör gebracht. Die Soli werden nicht ausschließlich den „historischen Inhabern“ überlassen, sondern man gibt diese an andere Sänger weiter, wodurch eine „Manningfaltigkeit in der Solobesetzung“ zu Tage tritt. N. Mus SA 288, unfol.
    1883 03.02. Austrittsschreiben von Mackenthun an Meister Blumner. N. Mus SA 288, unfol.
    1883 13.02. Richard Wagner †.
    1883 26.02. Ordentliche Liedertafel. Kawerau vermerkt, dass kürzlich Mackenthuns Werk über die Zeltersche Liedertafel im Selbstverlag erschienen ist und gibt eine kurze Übersicht über den Aufbau des Werks. N. Mus SA 288, unfol.
    1883 27.03. Schreiben von Krause an Blumner. N. Mus SA 288, fol. 236r-236v.
    1883 März Notiz von Krause für Blumner mit Bemerkungen von Blumner auf der Rückseite. N. Mus SA 288, fol. 237r-237v.
    1883 28.03. Ordentliche Liedertafel. Kawerau eröffnet: „Eine ordentliche Liedertafel d. h. eine solche, in der Alles ordentlich hergeht, in welcher ordentlich (in dem Sinne von fleißig und gut) gesungen wird, stand in Aussicht. Aber wehe, wehe! Ein Gefühl der Beschämung machte sich geltend, als es wie ein Lauffeuer durch den kleinen Kreis sich verbreitete: Grell feiert heute sein 50jähriges Jubiläum!“ Es folgt eine kurze Reflexion über Grell und man erhofft sich, in Zukunft noch viele weitere Kompositionen vom Ehrenmeister in Empfang nehmen zu dürfen. N. Mus SA 288, unfol.
    1883 25.04. Ordentliche Liedertafel. In der heutigen Tafel wird Herr Geyer „einstimmig in die Liedertafel aufgenommen [...].“ Traditionsgemäß werden auch bei dessen Aufnahme zahlreiche Reime auf seinen Nachnamen gedichtet. Die Stimmung der heutigen Tafel hält Kawerau wie folgt fest: „Ehrenmeister Grells außergwöhnliche Frische, sein scherzhaftes Reden auf Geyer, sein Toasten auf den Meister, der frisch vollklingende schwungvolle Gesang der Täfler, die Champagner Stimmung, die nicht zum kleinsten Theil der jüngst erfolgten Dekorirung des Meisters galt – das Alles gab der Tafel ein Leben, wie es nur auch für die Zukunft zu wünschen ist.“ N. Mus SA 288, unfol.
    1883 23.05. Ordentliche Liedertafel in Arnims Hotel. N. Mus SA 288, unfol.
    1883 13.06. Ordentliche Liedertafel. Hauptanliegen der heutigen Tafel ist die Abstimmung über die Aufnahme eines neuen Mitgliedes: Herrn Wulfert. Kawerau äußert sich bereits vor dessen Wahl besorgt: „Geyer-Reime zu machen ist wahrlich keine Kunst, aber Wulfert, Wulfert?“ Besagter Anwärter wird mit 14 zu 1 Stimmen [ein unbeschriebener Wahlzettel] zum siebten Mitglied des ersten Tenors gewählt. Damit ergibt sich ein Ungleichgewicht in der Stimmverteilung: sieben erste gegen drei zweite Tenöre. Letztere Fraktion sei damit „zum Stiefkind geworden.“ Kawerau witzelt: „Lange, Mackenthun u. Kawerau sind ja gerne bereit ihre Söhne als Gäste mitzubringen, doch des ersteren ist noch nicht einmal bei ‚Papa’ angekommen, die andern knabbern noch am ABC! Es wird weiter Nichts übrig bleiben, als dass wir ‚Ärmsten unter den Armen’ entweder beim ersten Tenor, oder beim ersten Bass borgen.“ N. Mus SA 288, unfol.
    1883 12.09. Ordentliche Liedertafel N. Mus SA 288, unfol.
    1883 10.10. Ordentliche Liedertafel. N. Mus SA 288, unfol.
    1883 Undatiert.  Hört ihr Herrn! Von Mackenthun und Krause. N. Mus SA 288, unfol.
    1883 Undatiert. Geburtstagslied für Meister Blumner (bunte Tafel 21. November 1883) von Mackenthun und Putsch. N. Mus SA 288, unfol.
    1883 Undatiert. Schwinge Dich auf! von Mackenthun und Cawerau. N. Mus SA 288, unfol.
    1883 21.11. Fest-Ulk / Bunte Liedertafel.  N. Mus SA 288, fol. 250r-unfol.
    1883 19.12. Ordentliche Liedertafel. Die Beamtenwahlen ergeben, dass Meister Blumner, Beimeister Putsch und Kawerau als Schreibmeister in ihren Ämtern verbleiben. Herbricht wird zum Tafelmeister gewählt. N. Mus SA 288, unfol.
    1883 Eröffnung des »Deutschen Theaters« in der Schumannstraße.
    Jahr Datum Liedertafel Zeitgeschichte Quelle
    JAHRGANG LXXVI (SCHREIBMEISTER: KAWERAU)
    1884 Januar Verzeichnis der Beamten, Mitglieder und Versammlungstage der Zelterschen Liedertafel. Kawerau vermerkt die Tafel sei gut besucht gewesen. N. Mus SA 288, unfol.
    1884 23.01. Ordentliche Liedertafel. Der Meister lässt zum neuen Jahr ein dreifaches Hoch auf die Liedertafel und ihren Stifter ausrufen. Krause, Kawerau und Putsch haben jeweils ein neues Quartett komponiert, welche auch aufgeführt und anschließend in die Bücher übernommen werden.       
            
    N. Mus SA 288, unfol.
    1884 06.02. Ordentliche Liedertafel. Meister Blumner ist vorerst abwesend aufgrund eines Opernbesuchs. Der Beimeister muss vorerst die Sitzung leiten. Unter dessen Dirigat werden „natürlich lauter funkelnagelneue Lieder angestimmt; (und der alte Schlendrian einmal etwas in die Ecke gestellt).“, so Schreibmeister Kawerau. Es wird ein neu gedichtetes Lied von Mackenthun gesungen zu welchem der Meister die Musik komponiert hat. Das Lied trägt den Titel „ Liedertafel willkommen“. N. Mus SA 288, unfol.
    1884 05.03.  Ordentliche Liedertafel. Schreibmeister Kawerau berichtet im Protokoll von einem Verlust, den die Liedertafel in der vergangenne Woche zu erleiden hatte: Sangesbruden Mackenthun wurde nach Hoyerswerda versetzt und dem zweiten Tenor damit ein Mitglied genommen. N. Mus SA 288, unfol.
    1884 09.04. Ordentliche Liedertafel. Die Tafel wird mit „Liedertafel willkommen“ von Mackenthun begangen, welcher die Tafel aufgrund einer dienstlichen Versetzung nach Hoyerswerda verlassen musste. Die Lücke, die Mackenthun im zweiten Tenor hinterlässt, wird als „empfindlich“ wahrgenommen und man erhofft sich, schon bald einen adäquaten Ersatz zu finden.Auf Antrag des Beiemeisters wird Mackenthuns Lied „Liedertafel willkommen“ ohne Widerspruch in die Bücher aufgenommen. Man entscheidet sich in der Frage, ob die anstehende Feier zum 75-jährigen Bestehen der Zelterschen Liedertafel „in gewöhnlicher oder außergewöhnlicher Weise gefeiert werden solle“, für die letztere Variante. N. Mus SA 288, unfol.
    1884 Undatiert Zeitungsausschnitt mit einem kurzen Beitrag zur Jubiläumsfeier der Zelterschen Liedertafel. N. Mus SA 288, unfol.
    1884 20.04. Dichterische Widmung von Julius Wolff  zum Jubiläum der Zelterschen Liedertafel mit dem Titel „Festtafellied“.       
       
    N. Mus SA 288, unfol.
    1884 Telegramm von Mackenthun aus Hoyerswerda adressiert an Meister Blumner mit Jubiläumsglückwünschen an die Zeltersche Liedertafel. N. Mus SA 288, unfol.
    1884 02.05. Festliche Liedertafel zum 75-jährigen Bestehen der Zelterschen Liedertafel.

    „Die Zeltersche Liedertafel gehört nicht zu denjenigen Männergesangvereinen, die mit Vorliebe alle Jahre Feste feiern müssen, sondern sie geht ihren ruhigen stillen Gang Jahr für Jahr, sucht ihre Freuden im engsten Kreise an ihren herrlichen Liedern, und bis heute hat sie sich auch daran genügen lassen können. Wenn aber 25 Jahre dahingegangen, dann ist Festzeit in der Liedertafel  nicht mit grlßem ### vor der Mitwelt, sondern selbst dann ihren [...]“.
    N. Mus SA 288, unfol.
    1884 28.05. Ordentliche Liedertafel. Schreibmeister Krause vermerkt: „Die Durchsicht des Programms vom 28.ten Mai veranlasst unwillkürlich ein bedenkliches Kopfschütteln. Der Schreibmeister glaubt wenigstens es noch nicht erlebt zu haben, dass eine Liedertafel statt gefunden hat, ohne dass ein Quartett von Zelter oder Rungenhagen gesungen wurde.“ Es wird festgehalten, dass das Repertoire der Liedertafel mittlerweile die stattliche Zahl von 450 Kompositionen erreicht hat. Kawerau weist noch darauf hin, dass die Saison vorbei ist und wünscht jedem Mitglied die von der Sommerpause erhoffte Stärkung. N. Mus SA 288, unfol.
    1884 25.06. Ordentliche Liedertafel. Kawerau lässt durchblicken, dass er wie kein anderer während der Ferien Zeit gehabt hat, sich mit der Liedertafel zu beschäftigen. Er hat ein aktualisiertes gedrucktes Verzeichnis der bisher komponierten Lieder fertiggestellt, bittet aber um Nachsicht bei noch vorhandenen Irrtümern. Zudem wird moniert, dass die leibliche Verpflegung in letzter Zeit nicht die Beste gewesen sei. Es folgt die Auflistung der gesungenen Lieder. N. Mus SA 288, unfol.
    1884 08.09. Notiz von Horkel an Meister Blumner: Austritt aus der Liedertafel zum 1. Oktober 1884. N. Mus SA 288, unfol.
    1884 10.09. Ordentliche Liedertafel. Nur 13 Täfler sind anwesend. Zwei Gäste sind anwesend. Kawerau verfasst das gesamte Protokoll in Reimform. N. Mus SA 288, unfol.
    1884 15.10. Ordentliche Liedertafel.  Protokoll ist größtenteils in Reimform abgefasst. Eine neue Komposition von Goethe und Kawerau mit dem Titel „Abendlied“ wird zum dritten Mal gesungen und vom Meister beschlossen, es in die Bücher zu übernehmen. Das Lied Nr. 394 „Zum Abschied an G. Hellwig“ gibt Anlass über die Entstehungszeit dieser Komposition zu recherchieren. Es ergibt sich, dass das Stück vor 25 Jahren komponiert wurde, als Hellwig beruflich nach Danzig versetzt wurde. N. Mus SA 288, unfol.
    1884 18.11. Ordentliche Liedertafel. In dieser Sitzung soll Herr Heubner der Tafel beitreten. Kawerau hält fest: „An unsern Meister schrieb er fein: ‚Wollt’ mich nicht länger quälen, Ich möchte’ so gern zu euch hinein, so thut doch endlich wählen.’“ Der Anwärter wird mit 12 Stimmen in die Tafel gewählt. N. Mus SA 288, unfol.
    1884 02.12. Brahms: Sinfonie Nr. 3 F-Dur (UA).
    1884 17.12. Ordentliche Liedertafel / Geschäftstafel. Die Tafel wird um 19:32 Uhr vom Meister eröffnet und es folgt der erste Tagesordnungspunkt: Der Bericht der Rechnungsvisitoren Sturm und Hildack. Die Finanzlage ergibt, dass der Überschuss in der Kasse vermutlich in den folgenden Jahren sukzessive abnehmen wird. Dennoch wird dir Rechnungsführung des Tafelmeisters gerühmt. Zudem wird die übliche Gratifikation an Herrn Verwaltungsrath Reppert bewilligt. Tagesordnungspunkt 2 beinhaltet die Festlegung des Kalernders für das kommende Jahr 1885. Es folgt die Wahl der Beamten. Blumner verbleibt im Amt des Meisters, Putsch im Amt des Beimeisters, Kawerau im Amt des Schreibmeisters und Herbricht im Amt des Tafelmeisters. Im Anhang das von Kawerau in üblicher Reimform abgefasste Protokoll und im Anschluss folgt eine Auflistung der im Jahr 1884 gesungenen „Quartette“. N. Mus SA 288, unfol.
    1884 Bruckner:  Sinfonie Nr. 7 E-Dur (UA).

  • 1885-89

    1885 | 1886 | 1887 | 1888 | 1889

    Jahr Datum Liedertafel Zeitgeschichte Quelle
    JAHRGANG LXXVII (SCHREIBMEISTER: KAWERAU)
    Victor Hugo †.
    1885 14.01. Ordentliche Liedertafel. Kawerau entschuldigt eingangs, wie immer in Reimform, ihm sei es nicht möglich gewesen aus seinen Gedanken heraus ein Protokoll anzufertigen, da ihm am 4. Januar des Jahres ein Sohn geboren wurde und er sich in Gedanken bei der Mutter und dem Neugeborenen befunden habe. N. Mus SA 288, fol. 289r ff.
    1885 11.02. Ordentliche Liedertafel. In der heutigen Tafel ist der Hofprediger Frommel anwesend. Daher, so Kawerau, trägt die Tafel einen „ernsteren Charakter als ihre jüngsten Vorgänerinnen [...].“ N. Mus SA 288, unfol.
    1885 04.03. Ordentliche Liedertafel. Die heutige bunte Tafel mit Frauengästen hält Kawerau unter anderem wie folgt fest: „[...] Solches Denken muß man ehren, / drum dass alle sich erfeuen, /ladet man die Frauen ein, / Auch die Schwestern u. Cousienen / Und recht niedliche Blondienen, / Schwägerinnen, oder was / Weiblich in der Freundschaft wär. / Kommen die dann All’ zusammen, / Und weiß man erst alle Namen, / Scheint das Leben doppelt süss: / „Bunte Tafel“ nennt man dies. [...].“ N. Mus SA 288, unfol.
    1885 08.04. Ordentliche Liedertafel. Kawerau vermerkt, dass nach dem erst kürzlich erfolgten Austritt von Horkel nun auch ein weiteres Mitglied aus der Tafel scheiden muss: Major Ferdinand Schulz muss Berlin aus gesundheitlichen Gründen verlassen. Ebenso wird erwähnt, dass das ehemalige Mitglied der Tafel Max Schulz, der seit 1854 der Liedertafel angehörte und im Jahr 1883 austrat, verstorben ist. Die Stimmung in der Tafel ist dennoch heiter, allerdings wird erneut bemängelt, dass immer wieder Täfler fehlen und auf Gäste zurückgegriffen werden muss. N. Mus SA 288, unfol.
    1885 22.04. Dvorak: Sinfonie Nr. 7 d-moll  (UA).
    1885 06.05. Ordentliche Liedertafel. Als Gast von Herrn Sturm ist heute Herr Dr. Bischoff in der Tafel zugegen. Kawerau konstatiert: „[...] Es ist wohl keine Überhebung, wenn wir sagen: die Z.L.T. gehört zur Aristokratie der Männergesangvereine und wie sich für Kinder vornehmer Leute nicht Alles schickt und ziemt, was andre Kinder thun dürfen, so schickt es sich auch für uns nicht, die wir Kinder unschicklich vornehmer Leute sind Alles mitzumachen, was andre Vereine sich gestatten können. [...].“ N. Mus SA 288, unfol.
    1885 20.05. Ordentliche Liedertafel. Kurzes Protokoll von Kawerau mit der Begründung: „Es wurde neulich erzählt: Jemand habe eine so niedrige Stube gehabt, dass er höchstens Flundern darin hätte essen können, damentsprechend möchte ich am liebsten dieses Protokoll von so spärlichem Umfang machen, dass höchstens die Namen der 15 Anwesenden und die Nummern der 14 gesungenen Lieder darin Platz hätten; denn erstens die Hitze, zweitens die aus derselben entspringende Trägheit, in Sonderheit Schreibfaulheit, drittens: der normal verlaufene Abend! [...].“ N. Mus SA 288, unfol.
    1885 17.06. Ordentliche Liedertafel. Ein für Kawerau typisches in humoristischer Reimform abgefasstes Protokoll geht schon bald in die Prosaform über. Es wird über die Urlaubsabsichten der Mitglieder referiert. Die Stimmung ist von den anstehenden Ferien geprägt und entsprechend werden Stücke gesungen wie Nr. 440 Wanderslust. N. Mus SA 288, unfol.
    1885 23.09. Schreiben von Mackenthun. Bittet um Wiederaufnahme in die Zeltersche Liedertafel. N. Mus SA 288, unfol.
    1885 23.09. Ordentliche Liedertafel. Die Täfler sind nach der Sommerpause wieder in den gewohnten Kreis zurückgekehrt. Kawerau kommentiert die Anwesen- bzw. Abwenheit der Täfler gewohnt in Reimform. Der Meister verkündet, dass Hellwig und Krüger dienstlich versetzt werden und daher aus der Tafel aussscheiden werden. Kawerau notiert in diesem Kontext: „Der Flemming, der sonst dazu dient, neue Bande zu knüpfen, soll heute zeigen, daß die alten Bande nicht reißen.“ N. Mus SA 288, unfol.
    1885 14.10. Ordentliche Liedertafel [Protokoll von Mackenthun]. Die Sitzung findet statt in Arnims Saal unter den Linden. Mackenthun wird vom Meister Blumner erneut willkommen geheißen. N. Mus SA 288, unfol.
    1885 25.10. Brahms: Sinfonie Nr. 4 e-Moll (UA).
    1885 18.11. Ordentliche Liedertafel. Sehr knappes Protokoll von Kawerau. Meister Blumner befindet sich in Wien, die Tafel wird vom Beimeister geleitet. N. Mus SA 288, unfol.
    1885 16.12. Ordentliche Liedertafel. Kawerau kann beim geschäftlichen Teil der letzten Liedertafel nicht anwesend sein. Das Protkoll über den geschäftlichen Teil fertigt er mittels Notizen eines „Vertrauensmann“ an [dieser wird nicht genannt]. Über den geselligen Teil vermag Kawerau jedoch aus erster Quelle zu berichten, dass keine Anzeichen von „Mattigkeit“ oder ein „Mangel an Singelust“ zu verzeichen waren; „der Puls der Tafel schlug im ganzen normal, nur gegen Ende der Tafel schien ein fieberähnlicher Zustand eingetreten zu sein. Freilich war die Stimmung besonders auf der linken Seite des Hauses. Warum grade die „linke“ sich dadurch hervorthun mag, ist dem Schreiber immer noch unklar. Daß das Centrum etwas ernstes [...] zur Schau trägt, ist ja am Ende begreiflich, daß aber die „Rechte“ immer etwas Stilles, fast gedrücktes zeigt, ist doch auffallend. Sollte etwa Heubner durch seinen gar intimen Verkehr mit dem Centrum sich auch an das ernste [...] Wesen gewöhnen wollen, oder sollte vielleicht ein Teil der „Linken“ so gar sicher in dem Gedanken sein, daß von ihm das Gelingen einer ordentlichen Plenarsitzung wesentlich abhängt? Nun – eines schickt sich ja wohl nicht für Alle, darum sehe jeder, wie er’s treibe; nicht wahr, meine Herren Hochborne und vis á vis’s, wir wollen auch im neuen Jahr neidlos, harmlos fröhlich sein im Necken, Scherzen, Trinken [u.] Singen. [...]. 
    Zwei Stücke von Krause werden nach dritter Lesung in die Bücher aufgenommen. Der erfreuliche Kassenabschluss wird mit dem Champagner Lied besungen.  Der Kalender für das Jahr 1886 wird festgelegt und eine kurze Rangfolge der Anwesenheit erstellt.
    Ehrenmeister Grell war aus altersgründen keinmal im Kreise vertreten. Ferdinand Schulz trat im März aus der Tafel aus, sowie Hellwig und Krüger im Oktober des Jahres.
    Alle Beamten der Tafel werden in ihren Ämtern bestätigt.
    N. Mus SA 288, unfol.
    1885 Verzeichnis der im Jahr 1885 gesungenen Lieder. N. Mus SA 288, unfol.
    Jahr Datum Liedertafel Zeitgeschichte Quelle
    JAHRGANG LXXVIII (SCHREIBMEISTER: KAWERAU)
    1886 Nietzsche: »Jenseits von Gut und Böse.«
    1886 Verzeichnis der Beamten, Mitglieder und Versammlungstage der Zelterschen Liedertafel im Jahr 1886. N. Mus SA 288, unfol.
    1886 25.01. Ordentliche Liedertafel. Das Protokoll ist hauptsächlich in Reimform abgefasst. Schreibmeister Kawerau stellt der Rüge des Meisters, das Protokoll solle doch nicht erst im letzten Augenblick angefertigt werden, dass das Moment des „Augenblicks Humor“ wichtig sei. N. Mus SA 288, fol. 312r ff.
    1886 24.02. Ordentliche Liedertafel. Sehr knappes Protokoll [einseitig]. „Viererlei ist zu bemerken: 1) es wurden 14 Lieder gesungen, davon 6 mit solo; 2) 3 Mal wurde angestoßen und zwar auffalender Weise nur mit Rothwein a) auf einen guten abend, b) auf eine gute Nacht, c) auf den ganz ohne sein Verschulden kürzlich Großvater gewordenen Hellwig. 3) Es wurden a) gute und b) schlechte Witze gemacht; zu welcher Sorte die des Meisters gehörten, war nicht genau festzustellen. 4) Ein Gruß von Köhler an die Täfler wurde durch den Meister ausgerichtet auf Grund eines Briefes der hoffentlich bald wieder Genesenden aus Leroy bei Senna. – Die Stimmung war fast eben so gut, wie das nach der Tafel getrunkene Bier,- Nun wissen wir Alles; an Ihme liegt es, sich ein Bild der letzten Tafel machen zu können, oder auch nicht. [...]“ N. Mus SA 288, unfol.
    1886 25.03. Ordentliche Liedertafel. Die Tafel ist um einen Tag nach hinten verschoben worden. Der Anlass ist ein Jubilar, der Kawerau jedoch nicht bekannt ist. Es wird darauf hingewiesen, dass nicht nur die Gesangsleistung der Mitglieder, sondern auch die privaten und persönlichen Ereignisse der Mitglieder für die Tafel von Belang seien. Das Ehrenmitglied Georg Hellwig feierte am gestrigen Tag sein 50jähriges Amtsjubiläum.  N. Mus SA 288, unfol.
    1886 07.04. Ordentliche Liedertafel. Kawerau betont den Kontrast zur letzten Liedertafel. War letztere im März noch sehr festlich aufgrund des Jubiläums von Georg Hellwig, so gestaltete sich die Apriltafel äußerst nüchtern. Die Zahl der Anwesenden war gering, die Stimmung gemütlich und friedlich. N. Mus SA 288, unfol.
    1886 12.05. Ordentliche Liedertafel. Sehr knappes Protokoll. Auflistung der gesungenen Lieder. N. Mus SA 288, unfol.
    1886 15.05. Schreiben von Kawerau an Blumner. N. Mus SA 288, unfol.
    1886 09.06. Ordentliche Liedertafel. Nur 11 Täfler sind zur Tafel vor den Ferien erschienen. N. Mus SA 288, fol. 320r ff.
    1886 31.07.  Franz Liszt †.
    1886 10.08. August Eduard Grell †.
    1886 August Zur Bestattung von August Eduard Grell. Rede gehalten von Ernst Rudolf Orth. N. Mus SA 288, unfol.
    1886 19.09. Rede bei der Gedächtnisfeier am 19. September 1886 in der Singakademie gehalten von Martin Blumner. N. Mus SA 288, unfol.
    1886 15.09. Gedächtnis-Liedertafel zu Ehren von Prof. Eduard Grell. Der Tod von Ehrenmeister Grell und dessen Beisetzung am 13. September veranlasst die Täfler aus der sonst ordentlichen Liedertafel eine Gedächtnistafel für ihren verstorbenen Freund zu machen. N. Mus SA 288, unfol.
    1886 13.10. Ordentliche Liedertafel. Trotz der gut besuchten Tafel, charakterisiert der Schreibmeister die Sitzung was die Stimmung betrifft als „etwas matt, dem Gesange fehlte eine gewisse Frische [...].“ N. Mus SA 288, unfol.
    1886 10.11. Ordentliche Liedertafel. Hingegen der etwas matten Stimmung der Tafel am 13. Oktober hält Kawerau für die November-Tafel fest, es sei eine „Frische in der Unterhaltung und Sangeslust vorhanden.“ N. Mus SA 288, unfol.
    1886 24.11. Ordentliche Liedertafel. Die Tafel war ursprünglich als eine „bunte“ konzipiert, wurde aber aufgrund der geringen Beteiligung in eine gewöhnliche Sitzung umgewandelt. N. Mus SA 288, unfol.
    1886 15.12. Ordentliche Liedertafel. Kawerau gibt einen Rückblick auf das vergangene Jahr 1886. Der Kassenabschluss ist erfreulich, die Versammlungstage für das Jahr 1887 werden festgelegt und alle Beamten werden für ein weiteres Jahr in ihren Ämtern bestätigt. In der heutigen Tafel wird Georg Rolle als neues Mitglied aufgenommen. N. Mus SA 288, unfol.
    1886 23.12. Schreiben von Meyer an Blumner. Austritt aus der Liedertafel. N. Mus SA 288, unfol.
    1886 Undatiert Gedruckter Liedtext zu Mackenthun und Blumners Willkommen. N. Mus SA 288, unfol.
    1886 Undatiert Gedruckter Liedtext zu Mackenthun und Krauses Alldieweil und sintemal. N. Mus SA 288, unfol.
    Jahr Datum Liedertafel Zeitgeschichte Quelle
    JAHRGANG LXXIX (SCHREIBMEISTER: KAWERAU)
    1887 Rückversicherungsvertrag.
    1887 Januar Verzeichnis der Beamten, Mitglieder und Versammlungstage der Zelterschen Liedertafel im Jahre 1887. N. Mus SA 288, unfol.
    1887 19.01. Ordentliche Liedertafel. Kawerau betont die für jeden Deutschen wichtigen Tage, den 18. Januar und den 22 März. N. Mus SA 288, fol. 329r ff.
    1887 05.02. Verdi: Otello (UA).
    1887 21.02. Bunte Liedertafel. Viele Gäste sind der Einladung zur bunten Tafel gefolgt, jedoch ist die Beteiligung der Mitglieder der Zelterschen Liedertafel nicht besonders hoch. Kawerau kann sich jedoch nicht an jedes Detail der bunten Tafel erinnern und vermag daher nur statistische Angaben zu gesungenen Liedern zu machen. N. Mus SA 288, fol. 329v f.
    1887 16.03. Ordentliche Liedertafel. N. Mus SA 288, unfoliiert.
    1887 13.04. Ordentliche Liedertafel. Es wird in Reimform kommentiert, dass die Besetzung der Tafel vor Ostern recht spärlich besetzt ist. Nach einer kurzen Kommentierung der gesungenen Stücke, folgt die Auflistung der Lieder. N. Mus SA 288, unfol.
    1887 11.05. Ordentliche Liedertafel. Kawerau hält fest, man freue sich nach harter Arbeit auf den Feierabend und auf die Tafel. Heute fließt zur Freude aller der Champagner, da die Kasse recht solide ausgestattet ist. Der Flemming macht die Runde. N. Mus SA 288, unfol.
    1887 08.06. Ordentliche Liedertafel. „Es ist ein bischen lange her, daß die Liedertafel tagte, von der heute berichtet werden soll! Seitdem ist viel Wasser den Berg herab – viel Bier die Kehle hinuntergelaufen – wer soll noch wissen, wie es im Juni aussah! Der Schreiber hat’s vergessen, möchte aber doch nun gern ein Protokoll liefern.“ N. Mus SA 288, unfol.
    1887 21.09. Ordentliche Liedertafel. Es kommt Unterstützung im zweiten Tenor durch die Gäste Matzcke, Dueslerhof und Siebert. Die gelben Bücher haben während der Ferienzeit einen neuen Einband erhalten. N. Mus SA 288, unfol.
    1887 05.10. Ordentliche Liedertafel. Das Protkoll der Sitzung am 5. Oktober ist mit jenem der vorangegangnen Sitzung am 21.09. kombiniert worden. Die Tafel ist sehr schwach besetzt. „Liederstoff von Goethe und Zelter eröffnete den Abend.“ N. Mus SA 288, unfol.
    1887 02.11. Ordentliche Liedertafel. Kawerau zieht aus der Tatsache, dass nur wenige Quartette gesungen wurden, dass die Tafel nicht besonders gut besetzt und folglich qualitätiv durchschnittlich war, ebenso wie der gereichte Braten. N. Mus SA 288, unfol.
    1887 23.11. Ordentliche Liedertafel. „[...] man sang viel und gut, aß zum Teil recht gut [...].“ N. Mus SA 288, unfol.
    1887 21.12. Ordentliche Liedertafel. „Die letzte Tafel des Jahres 1887 hat stattgefunden, und wenn das Sprichwort ‚Ende gut, Alles gut’  richtig ist, dann war das alte Jahr für die Liedertafel ein gutes Jahr.“ vermerkt Kawerau. Der geschäftliche Teil der Tafel ergibt folgendes: Kassenmeister Herbricht wird durch den Bericht der Rechnungsrevisoren Köhler und Wulfert entlastet. Es wird beschlossen, dass weiterhin dem Meister bei voraussichtlicher Abwesenheit, eine Meldung gemacht wird. Die Versammlungstage für das kommende Jahr werden festgesetzt. Meister, Beimeister und Tafelmeister werden in ihren Ämtern bestätigt. Zum neuen Schreibmeister wird Wulsten gewählt. N. Mus SA 288, unfol.
    Jahr Datum Liedertafel Zeitgeschichte Quelle
    JAHRGANG LXXX (SCHREIBMEISTER: WULSTEN)
    1888 Sudermann: »Die Ehre.« 
    1888 Fontane: »Irrungen und Wirrungen.«
    1888 18.01. Erste ordentliche Liedertafel des Jahres 1888. Kawerau legt das Amt des Schreibmeisters nieder. N. Mus SA 288, fol 346r ff.
    1888 15.02. Ordentliche Liedertafel. Meister Blumner muss aus anderweitigen Verpflichtungen die Tafel verlassen; Beimeister Putsch übernimmt die Leitung. N. Mus SA 288, unfol.
    1888 27.02. Schreiben eines unbekannten Absenders an Meister Blumner mit der Mitteilung des Austritts aus der Zelterschen Liedertafel und der Singakademie. N. Mus SA 288, fol. 350r.
    1888 09.03. Wilhelm I., Deutscher Kaiser †; Nachfolger wird Friedrich III.
    1888 Gründung der »Sammlung alter Musik-Instrumente«.
    1888 Gründung der »Urania«. 
    1888 11.03. Dvorak: Sinfonie Nr. 2 B-Dur op. 4  (UA).
    1888 17.03.  Schreiben von Hildack an Meister Blumner mit der Mitteilung des Austritts aus der Zelterschen Liedertafel und der Singakademie. N. Mus SA 288, fol. 352r.
    1888 21.03. Schreiben von Mackenthun an Meister Blumner: „Hierdurch zeige ich meinen hoffentlich nur vorübergehenden Austritt aus der Zelterschen Liedertafel ergebenst an; den Grund werde ich nicht verfehlen, Ihnen gelegentlich mitzuhteilen. Mit herzlichen Grüßen an die andern Tafelfreunde Ihr ergenener Markenthun köng. Bau Inspektor.“        N. Mus SA 288, fol. 353r-354v.
    1888 21.03. Ordentliche Liedertafel. Als heutige Gäste sind zugegen Herr Aberbeck und Herr Kehsel. Es herrscht eine gedrückte Stimmung, vermutlich hervoregerufen durch den Weggang von Mackentun und Hildack, möglicherweise aber auch als Reaktion auf den an Anfang des Monats verstorbenen Kaiser. N. Mus SA 288, fol 355r-355v.
    1888 23.04. Ordentliche Liedertafel. Trotz niedergelegten Schreibmeisteramtes stammt das Protokoll der Sitzung aus der Feder Kaweraus, der sich auch direkt ausgiebig über diesen Umstand beschwert. Die Tafel sollte ursprünglich als bunte Tafel abgehalten werden, was jedoch „unter dem Einfluss der gewaltigen März-Ereignisse“ nicht geschieht. Die Stimmung in der heutigen Tafel ist jedoch lebhafter und fröhlicher als die März-Tafel. N. Mus SA 288, unfol.
    1888 16.05. Ordentliche Liedertafel. Es herrscht eine feierliche Stimmung, zu der Meister Blumner u. a. Integer vitae anstimmen lässt. N. Mus SA 288, unfol.
    1888 13.06. Ordentliche Liedertafel. Sehr langes Protokoll. N. Mus SA 288, unfol.
    1888 15.06. Friedrich III., Deutscher Kaiser † (»99-Tage-Kaiser«); Nachfolger wird sein Sohn Wilhelm II.
    1888 24.08. † Georg Hellwig (Ehren-Hellwig)
    1888 19.09. Ordentliche Liedertafel . Es wird an den Tod des Ehrenmitgliedes Georg Hellwig erinnert, der am 24.08. des Jahres verstarb.
    1888 06.10. Schreiben von ### an Meister Blumner mit der Inkenntnissetzung über den Austritt aus der Zelterschen Liedertafel. N. Mus SA 288, unfol.
    1888 17.10. Ordentliche Liedertafel. Es wird der zunehmende Schwund an Mitgliedern beklagt. Zudem bedauert Meister Blumner, dass Sangesbruder Sturm aufgrund einer schwereren Erkrankung schon längerfristig ausgefallen ist. N. Mus SA 288, unfol.-370r.
    1888 12.11. Schreiben von Carl Sulferz an den Herrn Direktor Blumner mit der Ankündigung des Austritts aus der Singakademie sowie der Zelterschen Liedertafel. N. Mus SA 288, unfol.
    1888 Undatiert vermutlich aber 19.12. Notizen vom Schreibmeister Wulsten zur Liedertafel am 19. Dezember. Die Geschäftstafel geht ihren gewohnten Gang. Es erfolgt die Rechnungsprüfung des Tafelmeisters. Die Versammlungstage für das kommende Jahr werden beschlossen. Wiedergewählt werden Meister Blumner, Beimeister Putsch, Tafelmeister Herbricht. Neuer Schreibmeister wird erneut Kawerau. N. Mus SA 288, unfol.
    Jahr Datum Liedertafel Zeitgeschichte Quelle
    JAHRGANG LXXXI (SCHREIBMEISTER: KAWERAU)
    1889 14.01. Erste ordentliche Liedertafel im Januar 1889 mit einem in Reimform geschriebenen Protokoll über die anstehende Aufnahme von Herrn von Rabenau und Herrn Oberbeck als neue Mitglieder in der Zelterschen Liedertafel. N. Mus SA 288, fol. 372r.
    1889 18.02. Ordentliche Liedertafel. Herr v. Rabenau wird zum neuen Mitglied der Zelterschen Liedertafel gewählt. N. Mus SA 288, unfol.
    1889 18.03. Ordentliche Liedertafel. Meister Blumner habe lt. Kawerau in Bezug auf die Bässe die Bemerkung fallen lassen, er habe schon besser singen gehört. In der heutigen Tafel soll das neue Mitglied Herr v. Rabenau offiziell in die Tafel eingeführt werden. Leider muss man sich mit dem kleinen Saal in Arnims Hotel begnügen. N. Mus SA 288, unfol.
    1889 15.04. Ordentliche Liefertafel. Knappes Protokoll. Auflistung der Lieder. N. Mus SA 288, unfol.
    1889 20.04. *Adolf Hitler.
    1889 13.05. Ordentliche Liedertafel. Im Wesentlichen beherrscht die Thematik der Hitze Kaweraus Protokoll. Es folgt eine Auflistung der Lieder. N. Mus SA 288, unfol.
    1889 27.05. Ordentliche Liedertafel. N. Mus SA 288, unfol.
    1889 16.09. Liedertafel. Die 14-wöchige Sommerpause ist um und die Mitglieder versammeln sich zur Tafel. Ein Ereignis, dass erwähnenswert scheint: Bei einem Gesang wurde vergessen, vorab die Solostimmen zu verteilen, weshalb es beim absingen des Liedes zu einem plötzlichen Halt kommt. Der Schreibmeister hält fäst, dass dies wohl in die Annalen der Liedertafel eingehen wird. N. Mus SA 288, unfol.
    1889 16.10. Ordentliche Liedertafel vom 16. Oktober und bunte Liedertafel am 13. November. Kurzes Protokoll. Die Stimmung ist „gut, fast normal“.  N. Mus SA 288, unfol.
    1889 20.11. Mahler: Sinfonie Nr. 1 D-Dur (UA).
    1889 27.11. Ordentliche Liedertafel.  Kawerau errechnet den jeweiligen Anteil der gegenwärtigen Tafelmitglieder und Gäste in Prozent.  Es wird noch einmal kommentiert, dass es nicht die Regel sein sollte, dass derart viele Täfler abwesend sind, da die Gäste sind in der Überzahl sind. N. Mus SA 288, unfol.
    1889 20. 12. Ordentliche Liedertafel. In der Geschäftsliedertafel legt man wie gewohnt die Versammlungstage für das nächste Jahr fest. Da Kawerau bereits darum gebeten hatte das Amt des Schreibmeisters abzugeben, wird nun Schöpff in absentia zum neuen Schreibmeister gewählt. Alle übrigen Beamten verbleiben in ihren Ämtern.        N. Mus SA 288, unfol.
    1889 Strauß: »Don Juan«.
    1889 Gründung der »Freien Volksbühne« durch Otto Brahm.
    1889 Gründung der »Technischen Hochschule«.

  • 1890-93

    1890 | 1891 | 1892 | 1893

    Jahr Datum Liedertafel Zeitgeschichte Quelle
    JAHRGANG LXXXII (SCHREIBMEISTER: SCHÖPFF)
    1890 Undatiert Präsenzliste der Liedertafel. N. Mus SA, 289, fol. 1r.
    1890 15.01. Ordentliche Liedertafel. Der neue Schreibmeister Schöpff bittet zunächst um Rücksicht bei der Beurteilung seiner Schreibmeisterfähigkeiten, da ihm es noch an Übung fehlt. Auch Schöpff setzt die Tradition fort, das Protokoll der Liedertafelsitzung in Reimen zu verfassen. Kessel lässt den Meister wissen, dass er gerne der Liedertafel beitreten möchte.     N. Mus SA 289 fol. 2r- ff.
    1890 02.02. Dvorak: Sinfonie Nr. 8 G-Dur (UA).
    1890 05.02. Ordentliche Liedertafel. Kessel wird zum Mitglied der Zelterschen Liedertafel. Er wird gemäß der Tradition willkommen geheißen und der Flemming zieht gefüllt mit Wein seine Kreise. N. Mus SA 289, unfol.
    1890 26.02. Ordentliche Liedertafel. Kurzes Protokoll. N. Mus SA 289, unfol.
    1890 19.03. Ordentliche Liedertrafel. Knappes Protokoll mit der Nennung der gesungenen Lieder. N. Mus SA 298, unfol.
    1890 01.05. Erste Maifeiern der Arbeiterbewegung in Berlin. Bei den Reichstagswahlen wählt die absolute Mehrheit der Berliner sozialdemokratisch.
    1890 06.05. Ordentliche Liedertafel. Knappes Protokoll. N. Mus SA 289, fol. 10r-10v.
    1890 04.06. Ordentliche Liedertafel. Schreibmeister Schöpff betont, wie wichtig das Amt des Protokollanten ist, wenn man den Versuch anstellt, sich an eine vergangene Tafel und die in ihr gesungenen Lieder, zu erinnern. Er hält fest: „Die letzte Versammlung verlief nicht stiller, aber auch nicht lebhafter als sonst [...]. Der Beimeister hatte bei der letzten Sitzung die Gelegenheit sich als Dirigent zu erproben, da der Meister abwesend war. N. Mus SA 289, unfol.
    1890 02.07. Schreiben von Dr. Siebel. Mitteilung an Meister Blumner über den Austritt aus der Zelterschen Liedertafel. N. Mus SA 289, unfol.
    1890 24.09. Ordentliche Liedertafel. Die Lange Trennung durch die Ferienzeit gibt Anlass „zu Gesprächen aller Art“. Meister Blumner verliest den Brief von Dr. Siebel und informiert dadurch die Mitglieder über dessen Austritt aus der Liedertafel. Eine Debatte über eine bunte Tafel schließt sich an, kommt aber zu keinem Ergebnis. N. Mus SA 289, unfol.
    1890 16.10. Ordentliche Liedertafel. „Dieser Tag muss in die Annalen der Liedertafel mit einem rothen Strich versehen werden, denn die Tafel erfreute sich der Gegenwart eines neuen Mitgliedes: Dr. Düsterhoff [...].“ Dieser Anlass gibt zwar lt. Schöpff genug Anlass zu Unterhaltungen, aber es steht noch die Debatte über eine bunte Tafel auf dem Programm. Statt einer bunten Tafel, wird beschlossen eine „schwarze Tafel“ abzuhalten. Krause bittet um Erlaubnis, „eine Sammlung von Liedern, die im Verlage von Breitkopf und Härtel erscheinen soll und eine Anzahl von Liedern der Zeltertafel enthält‚ ‚Zeltertafellieder’ zu nennen.“ Es kommt zunächst nicht zu einer Zustimmung und Krause zieht schließlich seinen Antrag zurück. N. Mus SA 289, unfol.
    1890 05.11. Ordentliche Liedertafel. Das Protokoll ist von Kawerau verfassst, da der Schreibmeister, sowie auch einige andere Täfler der heutigen Runde fernbleiben. Heute wird über die Aufnahme von Herrn Bankdirektor Klingemann abgestimmt, der mit einigen anderen Herren (Herr Ricke, Herr Dr. Bötticher und Herr Dr. Meyer) in der heutigen Tafel anwesend ist. Die Wahl erfolgt einstimmig und zu Gunsten Klingemanns. N. Mus SA 289, unfol.-fol.20r.
    1890 26.11. Ordentliche Liedertafel. „Die vorletzte Tafel im Jahr verlief etwas kühl d.h. nicht in Bezug auf die Stimmung der Mitglieder, sondern infolge der im Lokal herrschenden, nicht gerade sehr angenehmen Temperatur [...].“  Es werden die Protokolle der letzten drei Tafeln verlesen.  N. Mus SA 289, unfol.
    1890 17.12. Geschäftsliedertafel. Die Sitzung wird um 7:33:15 Uhr abends eröffnet. Der übliche erste Tagesordnungspunkt der Rechnungsrevision muss aufgrund der Abwesenheit der beiden Revisoren noch verschoben werden. Die Wahl der vier Meister wird vorgezogen. „Meister u. Beimeister werden durch Akklamation wiedergewählt; desgleichen der Tafelmeister durch Zettelwahl. Um das Amt des Schreibmeisters kämpften vier Kandidaten, von denen Kawerau schließlich die meisten Stimmen (12) erhielt, und sich zur Annahme der Wahl bereit erklärt.“ Unterdessen sind auch die Revisoren Köhler und Wulsten eingetroffen und berichten über die Rechnungslage, die im Allgemeinen für gut befunden wird. Ein Mangel wird jedoch angemeldet und zwar, dass die  früheren Beiträge der Mitglieder Wolff und Kessel nicht gebucht worden sind. Der Betrag für die Gratifikation des „Notenverwaltungsmeisters“ wird auf 12 [M?] festgelegt. Es folgt die Festlegung der Termine für das kommende Jahr. Es schließt sich der gesellige Teil des Abends an. Schöpff vermerkt: „Neu eingetreten sind H. Dr. Düsterhoff und Dir. Klingemann; ausgetreten die H.H. Wolf, Kessel, Siebert, Oberbeck.“ N. Mus SA 289, unfol.
    1890 Entlassung Bismarcks.
    1890 Helgoland-Sansibar-Vertrag.
    1890 Oscar Wilde: »The Picture of Dorian Grey«.
    1890 Wedekind: »Frühlingserwachen«.  
    1890 Hamsun: »Hunger«.
    1890 Maeterlinck: »Princess Maleine«.
    1890 Mascagni: »Cavalleria Rusticana«.
    Jahr Datum Liedertafel Zeitgeschichte Quelle
    JAHRGANG LXXXIII (SCHREIBMEISTER: KAWERAU)
    1891 19.01. Ordentliche Liedertafel. Der Meister hatte angekündigt, später zur Tafel zu erscheinen, was den Beimeister insgeheim erfreut, da dieser nun das Dirigat übernehmen kann. Zum Verdruss des Beimeisters erscheint der Meister nun doch pünktlich zur Tafel. Dennoch darf der Beimeister die heutige Tafel musikalisch leiten. Die Stimmung scheint heiter zu sein. „Eins darf ich hier nicht übersehen“ vermerkt Kawerau, „weils selten pflegt nur zu geschehen, der Meister saß vor leerem Glas. Wie ging das zu? Wie kann denn das?“ Des Weiteren merkt Kawerau an: „In der Akademie herrscht drüben / die Krankheit jetzt sich zu verlieben, / die Krankheit führet, das ist wahr, der Regel nach zum Traualtar. [...] Solch schauerlich Ereignis war, dass zwei der Mädchen ihren Gatten, sich vorm Altar verbunden hatten. Als Gast bei einer Hochzeit war, das blumnerische Ehepaar.“ N. Mus SA 289, fol. 27r ff.
    1891 05.02.  Schreiben von Prawe an Blumner. Austritt aus der Zelterschen Liedertafel. N. Mus SA 289, fol. 29v-30v.
    1891 18.02. Ordentliche Liedertafel. In der heutigen Tafel sind viele Täfler abwesend und die Besetzung dementsprechend schwach. Unterstützung erhält die Tafel durch die anwesenden Gäste Herrn Landrichter Hellwig und den Herrn Organisten Pfannschmitt. Man befindet ich im Jubiläumsjahr der Singakademie und Meister Blumner ist stets darauf bedacht, ob die Feierlichkeiten zu diesem Anlass in einer besonderen Weise gefeiert werden könnten. Anlass zum Feiern gibt es auch heute, denn Mitglied Troschel hat Nachwuchs (Tochter) bekommen. Außerdem ist das Erscheinen eines Hellwig Anlass zur Freude und der Meister lässt ein „Hoch“ ausrufen. N. Mus SA 289, fol. 31r-31v.
    1891 02.03. † Waldemar Horkel.
    1891 04.03. Ordentliche Liedertafel. Die Tafel trägt heute den Charakter der Trauer. Anlass ist der Tod des langjährigen Mitgliedes Herrn Waldemar Horkel, der nach „kurzer Krankheit“ gestorben ist. Meister Blumner betont, welchen Stellenwert Horkel für die Singakademie, für die Tafel, aber auch als Freund eingenommen hat. Kawerau hält fest: „Das Andenken des Entschlafenen ehrten die Täfler durch Erheben von den Plätzen und stilles Leeren ihres Glases.“ Meister Blumner unterrichtet die Anwesenden über das Austrittsgesuch von Sangeskollege Herrn Prawe. Generell trägt die Tafel heute den Anstrich der Trauer, denn ein weiterer Täfler ist aufgrund des Todes seines Vaters abwesend, ein anderer aufgrund des Hinscheidens seiner Gattin. Voller Hoffnung für die Zukunft beschließt Kawerau das Protokoll mit den Worten: „[...] möchte nun die Sonne wieder freundlich auf die Tafel im Ganzen und auf die Familien der Täfler scheinen, daß wir uns fröhlichen Herzens an dem Jubelfest unser Singmutter beteiligen und auch fröhlichen, ungetrübten Herzens uns in unsererm Kreise so oft der Kalender ruft, vereinigen können.“ N. Mus SA 289, unfol.
    1891 01.04. Ordentliche Liedertafel. Die Tafel ist in Bezug auf den Gesang sehr gut ausgestattet. Dies liegt nicht zuletzt an der Anweseneheit von vielen tatkräftigen Gästen (Herr Schumacher, Herr Mangold, Herr Staegemann und Herr Reiser), die den zweiten Tenor stützen. „Meister Blumners ‚Liedertafel Willkommen’ eröffnete den Abend, dann gings von Zelter über Rungenhagen, Grell mit einem Umweg über Krause und Kawerau sen. zu Blumner, bis die Tafel nach einer stattlichen Abschweifung zu Mendelssohn u. Marschner zu Meister Blumner zurückkehrte.“ N. Mus SA 289, unfol.
    1891 19.04. Schreiben von Mangold an Blumner. Dankesschreiben für die beabsichtigte Aufnahme in die Zeltersche Liedertafel. N. Mus SA 289, unfol.
    1891 29.04. Ordentliche Liedertafel. Dr. Mangold wird in die Zeltersche Liedertafel aufgenommen. N. Mus SA 289, unfol.-fol.40r.
    1891 03.06. Ordentliche Liedertafel. Es sind viele Täfler anwesend und dementsprechend wird der Gesang als „stattlich“ charakterisiert. Zudem wird die Aufnahme von Dr. Mangold gefeiert, was sich auch im gefüllten die Runde machenden Flemming wiederspiegelt. N. Mus SA 289, unfol.
    1891 Undatiert Schreiben von Geyer an Blumner. Austritt aus der Zelterschen Liedertafel aufgrund von Krankheit. N. Mus SA 289, unfol.
    1891 10.08. Schreiben von [Unbekannt] an Meister Blumner. Austritt aus der Zelterschen Liedertafel. N. Mus SA 289, unfol.
    1891 16.09. Ordentliche Liedertafel. Die Besetzung ist sehr gut. Fünf erste Tenöre, sechs zweite Tenöre, sowie 6 erste und 5 zweite Bässe veranlassen Kawerau zu der Dichtung: „Zwei und zwanzig Sängerkehlen! / Ei, da konnts an Klang nicht fehlen, / Mit gestärkten, frischen Lungen / wurde fünfzehn Mal gesungen!“ Zudem erwähnt Kawerau, dass der Wirt des Lokals die Räumlichkeiten währen der Sommerpause renoviert hat. N. Mus SA 289, unfol.
    1891 14.10. Ordentliche Liedertafel. Kawerau referiert in gewohnter Reimform, dass in der heutigen Tafel drei Personen neu aufgenommen werden sollen, die jeweils dem ersten und zweiten Tenor eingegliedert werden. Zugleich erinnert er ebenso an das Ausscheiden von Kollege Geyer, der dies dem Meister per Brief mitgeteilt hat. Über die Wahl der neu aufzunehmenden Mitglieder reimt Kawerau: „Es bittet der Meister mit Worten und Mienen, daß Platz doch nehmen die, welche erschienen. Als jeder gefunden den Stuhl, der ihm eigen, da thaten sich weißliche Zettel bald zeigen, auf denen ein jeder ganz erhlich sollt sagen, wie er sich doch stellt zu den Aufnahmefragen. Geschrieben ward eifrig; der Knabe der Waisen zum Sammeln der Zettel begiebt sich auf Reisen, legt, was er gesammelt vor’m  Meister dann nieder, doch der, was geschrieben, verkündet nun wieder: Ja, ja ja ja, ja ja ja, ja ja ja, ja ja, Und wieder so, wieder so, immer nur ja ja. Daß Raphael, Kuhlo u. Pfannschmidt gewählet, ergiebt sich, als alle die Stimmen gezählet.“ N. Mus SA 289, unfol.-fol. 50v.
    1891 04.11. Ordentliche Liedertafel mit Damen. Trotz der 110 verschickten Einladungen an die Mitglieder der Singakademie, ist die Beteiligung an der bunten Tafel mit Damen eher verhalten. Dennoch vermerkt der Schreibmeister, dass die Stimmung durchaus gut ist. „Es wurde gegessen und getrunken, 21 mal gesungen, es wurde von Meister Blumner ein kurzer Toast auf S. Majestät den Kaiser, von Krause ein Hoch auf den Meister und dessen durch Krankheit am Erschienen verhinderten Gattin ausgebracht [...].“ N. Mus SA 289, unfol.
    1891 25.11.  Ordentliche Liedertafel. Protokoll von Troschel angefertigt. N. Mus SA 289, unfol.
    1891 16.12. Ordentliche Liedertafel. Kawerau hält in der letzten Geschäftsliedertafel des Jahres 1891 fest: „Kein Wunder, daß 21 Mitglieder anwesend waren – nur die Herren Mangold und Klingemann fehlten -, denn es war erstens: Geschäftstafel mit hochwichtiger Tagesordnung – davon später, es war zweitens: die letzte Tafel im Jahr mit viel Reden und fast ebenso viel Champagner – davon noch später. Man sollte es nicht für möglich halten, aber es ist wirklich wahr: die Liedertafel hat Sorgen, denn erstens: das viele Geld – davon später, zweitens: die Lokalfrage – davon sogleich.

    Erhöht ward des Hauses Pacht,
    Herr Dräsel [Pächter des Hotel Imperial] wenig sich draus macht,
    denkt: ‚Saalesmiethen bringens ein,
    das kann so schlimm nicht weiter sein.
    Wem meine Forderung nicht behagt,
    dem ists ja nimmermehr versagt,
    Er suche sich nen andern Raum,
    ob er ihn find’t, das glaub ich kaum.“

    Die Saalmiete für den Spiegelsaal des Lokals soll im neuen Jahr 30 Mark betragen. Sollte sich für den Wirt in Bezug auf Verzehr von Speisen und Getränke jedoch eine ertragreichere Gesellschaft finden lassen, so hat sich die Liedertafel mit dem kleinen Saal zu arrangieren.
    Es folgt die Festlegung der Termine für das Jahr 1892. Diesem Punkt folgt die Rechnungslegung durch den Tafelmeister. Es erfolgt zugleich der Bericht der beiden Rechnungsrevisoren Rabenau und Troschel. Gelobt wird der Barbestand von über 600 Mark. Hierzu Kawerau witzelnd: „Nahe hätte es gelegen zu beantragen, daß wir uns ein eigenes Lokal bauen [...].“
    Es ergeht der Bechluss zumindest einen Teil des Geldes „ob 300 oder 400 oder 450 Mark“ anzulegen und diese Aufgabe durch den Tafelmeister besorgen zu lassen. In diesem Zusammenhang wird überlegt, „die Schublade des Flemmingkastens zum Depôt-Aufbewahrungsraum einzurichten, ein Depôt-Lied zu dichten und zu komponieren mit einem Solo für den jedesmaligen Tafelmeister [...]“. Was mit den Zinsen geschehen soll, bleibt vorerst ungeklärt. Diesem Punkt folgt die Beamtenwahl: Blumner erhält 20 Stimmen und wird zum Meister wiedergewählt. Putsch wird ebenfalls erneut zum Beimeister der Tafel ernannt. Ebenso verbleibt Schreibmeister Kawerau im Amt und zum neuen Tafelmeister wird Clement gewählt, da der bisher amtierende Tafelmeister Herbricht darum gebeten hatte, das Amt abzugeben.
    N. Mus SA 289, unfol.
    1891 Französisch-Russische Allianz.
    1891 Erster Gleitflug der Geschichte (Otto Lilienthal). 
    1891 Max Bruch übernimmt eine Meisterklasse für Komposition an der Akademie der Künste.
    1891 Bruckner in Berlin.
    Jahr Datum Liedertafel Zeitgeschichte Quelle
    JAHRGANG LXXXIV (SCHREIBMEISTER: KAWERAU)
    1892 13.01. Ordentliche Liedertafel. Die in der Geschäftsliedertafel des vergangenen Jahres gebildete Kommission zur Begutachtung der Lokalitätenfrage gibt in der ersten Tafel des Jahres 1892 Bericht über ihre Forschungen ab. Die Suche nach einem geeigneten neuen Lokal hat ergeben, dass sich für die Tafel zwei Örtlichkeiten eignen würden. Zum einen das 4 Jahreszeiten und zum anderen, das Aimè.  Es werden die Vor- und Nachteile der ausgewählten Lokale vorgetragen (Akustik, Ausstattung etc.) von denen sich die Täfler selbst ein Bild machen sollen. Dies ruft bei den Mitgliedern eine „Auszugs-Stimmung“ hervor. Meister Blumner soll sich selbst also mit einigen Mittäflern von den Gegebenheiten einen Überblick verschaffen. Da auch die Frage bzw. die Festlegung der Termine für das Jahr 1892 nicht in der Geschäftstafel erledigt werden konnte,  wird dies nun ebenso nachgeholt.
    Nach einigen Gesängen reflektiert Kawerau über die Zeit in Arnims Hotel: „31 Jahre hat die Zelter Tafel ihr Heim bei Arnim gehabt. Der linker Hand gelegene Seitensaal war ihr zur Verfügung gestellt, dabei aber von Herrn Arnim der dringende Wunsch ausgeprochen, daß der Wein nicht mitgebracht, sondern von ihm entnommen würde. Am 19t Februar 1861 ist zum ersten Mal bei Arnim gesungen worden; ‚die erschienenen Mitglieder – so schrieb damals der Schreibmeister Lange – wurden durch die Lokalität, in welcher die Tafel gedeckt war, nicht grade in angenehmer Weise überrascht. Wenn der (durch ein Versehen) angewiesene kleine, nach vorn herausgelegene Saal an sich ganz gut ist, so war es doch jedenfalls nicht die Räumlichkeit, die wir gewünscht hatten und die uns zugesagt worden war.’ Also gleich die erste Tafel bei Arnim litt unter einer Verstimmung über den zu kleinen, niedrigen Saal, dieselbe Verstimmung ist es, die uns das Scheiden von dort erleichtert hat.“ Kawerau beschließt das Protokoll mit den Worten: „Doch zum Schluß: Wenn nur die Liedertäfler dieselben bleiben, wenn uns der gemütliche, harmlose Ton bliebt, der an unsern Tafeln zu Hause ist, dann mag das Lokal noch so fein ausgestattet sein, das schadet nichts, denn mag die Akustik noch besser als in der Sing Akademie sein, das ist kein Fehler, denn mag die leibliche Verpflegung außergewöhnlich vorzüglich sein, das soll uns grade Recht sein.“
    N. Mus SA 289, fol. 57r.
    1892 10.02. Ordentliche Liedertafel im kleinen Saal des Hotels zu den 4 Jahreszeiten, Prinz-Albrecht-Straße. Die erste Tafel im neuen Lokal ist sehr gut besucht. Direkt zu Beginn werden jedoch kleine Mängel aufgezeigt, die beseitigt werden müssen: [...] denn 1. Der Sprung in der einen Spiegelscheibe, 2. Das Klavier im Nebensaal, 3. Das verspätete Essen – das waren Beleidigungen für Auge, für Ohr und für den Magen. Das Schlimmste: die Beleidigung des Ohres soll beseitigt werden und das ist für Sänger die Hauptsache; mag immerhin der Sprung in der Spiegelscheibe bleiben, wir brauchen ja nicht in den Spiegel zu schauen, mag auch immerhin das Essen nicht rechtzeitig kommen, wenn uns am Trinken keine Schwierigkeiten in den Weg gelegt werden. Es sing sich überdies besser, wenn der Magen nicht zu voll ist.“ Die Wartezeit auf das Essen überbrückt man mit Gesang und „Nach dem Essen folgte ‚König Arthurs Tafelrunde’. Wer die Klavierbegleitung zu diesem Stück gesetzt hat, ist dem Schreibmeister leider verborgen geblieben, aber ein großer Held muß er nicht gewesen sein, da nicht einmal die Tonart mit der des gesungenen Stückes übereinstimmte;  auch war das Nachspiel viel zu lang und durchaus nicht dem Charakter des von Grell ursprünglich a capella gedachten Quartetts angemessen.“ N. Mus SA 289, unfol.-fol. 60r.
    1892 09.03. Schreiben von Regierungsrat Rabenau an Meister Blumner. Rabenau muss aufgrund zahlreicher dienstlicher Verpflichtungen seine Mitgliedschaft in der Singakademie und der Zelterschen Liedertafel beenden. Ebenso seine Frau, der das Singen „ärztlicherseits“ untersagt wurde, muss ihre Mitgliedschaft in der Singakademie beenden. N. Mus SA 289, unfol.
    1892 23.03. Ordentliche Liedertafel. Es sind 16 Täfler und vier Gäste anwesend: Herr Richter, Dr. Marius im ersten Tenor, sowie Herr Stoeckert und Pfitzner im ersten Bass. Der Beimeister hat aus seinem Notenbestand neue Quartette von Niels Gade mitgebracht. N. Mus SA 289, unfol.
    1892 06.04. Dvorak: Sinfonie Nr. 4 d-moll (UA).
    1892 20.04. Ordentliche Liedertafel. Herr Matzke ist heute als Gast im zweiten Tenor in der Tafel anwesend. Eine „gemütliche“ und „durch nichts beeinträchtigte“ Tafel wie Kawerau vermerkt. N. Mus SA 289, unfol.
    1892 18.05. Ordentliche Liedertafel. Bis auf Mackenthun un Köhler sind alle Täfler zur Maitafel erschienen. Der gemeinsam mit den Kollegen Kuhlo und Pfannschmidt im Oktober des vergangenen Jahres in die Liedertafel aufgenommene Herr Raphael, stellt sich, ganz im Sinne der Statuten der Liedertafel als Komponist vor. Dies erfolgt jedoch nicht in der Liedertafel selbst, sondern in der Hochschule. N. Mus SA 289, unfol.
    1892 15.06. Ordentliche Liedertafel. Der Meister ist krankheitsbedingt abwesend. Beimeister Putsch leitet die heutige Tafel. N. Mus SA 289, unfol.-fol. 70r.
    1892 14.09. Ordentliche Liedertafel. Meister Blumner ist wieder genesen und anwesend, zudem hat er kürzlich eine Aufführung der Meistersinger besucht, wie Kawerau berichtet. N. Mus SA 289, unfol.
    1892 12.10. Ordentliche Liedertafel. Die Tafel wird von Kawerau als „solide“ bezeichnet, insofern alles „ruhig und ehrbar herging“ N. Mus SA 289, unfol.
    1892 02.11. Ordentliche Liedertafel. Der Bericht Kaweraus lässt zunächst den Eindruck erwecken, als sei in der Novembertafel Lied auf Lied abgesungen worden, doch relativiert er dies, indem er anmerkt, dass es doch recht viel Zeit und auch Anlass zu Toasten und Ansprachen in Kombination mit dem gefüllten Flemming gab. Gründe hierfür waren u. a. das Vaterglück von zwei Täflern, sowie die Anwesenheit von Amtsrat Reinhold Hellwig als Gast der heutigen Tafel. N. Mus SA 289, unfol.
    1892 23.11.  Bunte Liedertafel. Kawerau leitet ein: „Läßt eine Frau so Jahr für Jahr / den Mann elf Mal zur Tafel gehen, / Hört sie nur immer, wie es war, / Und darf die Tafel selbst nicht sehen, / Ist’s denn zu wundern, wenn wir schaun, / Wie manche Frau sich legt auf’s Schelten: / Ja singen könnt’ ihr von den Frau’n, / doch laßt ihr sie bei euch nicht gelten! / Ich bitt dich, mach mich icht nervös, / sagt dann der Täfler und bewahre / dir deine Ruh, mach mich nicht bös’, / Warst du nicht erst im letzten Jahre / bei Arnim weißt du, danke schön, / So wenig Täfler, viele Gäste, / darthin mag ich nicht wieder gehn, [...].“ Der große Saal im Hotel Vier Jahreszeiten ist für die bunte Tafel vorbereitet worden. Die Gäste sollen sich, so Kawerau  die Sorgen durch die Gesänge der Täfler zerstereuen lassen. Für das leibliche Wohl der 43 Gäste steht Zanderfilet mit Champignons auf dem Speiseplan. Nach dem ersten Gang schreitet man gemeinsam zum Singen. Kawerau: „Zum Singen ging es dann sogleich, / den Frauen schien das Herz zu beben, / Es wurde ihnen wohl und weich, / da nun die Töne sie umschweben. [...].“ Es werden einige bekannte Lieder gesungen, darunter Wo bin ich heimatfroh oder Deutsches Land von Blumner „Ein Lied, das ast den Gästen allen / von machner ‚bunten’ war bekannt / Und immer hatte wohlgefallen.“ Beimeister Putsch erhebt sich nach dem zweiten Gang und lässt den Meister hochleben, der kürzlich seinen Geburtstag gefeiert hatte. Nach dem dritten Gang spricht nun auch Hellwig über Meister Blumner: „Da nun die Teller abgetragen, / da Hermann Hellwig reden muß / zu aller Täfler Wohlbehagen. / Er knüpft an Blumners Namen an - / das tut er mit besondrer Liebe - / Ein Bluner sei ein Gärtnersmann, / der Blumenpflege eifrig übe- [...].“ Es folgt ein Toast auf den Meister und seine Gattin. N. Mus SA 289, unfol.
    1892 14.12. Geschäftsliedertafel im großen Saal 4 Jahreszeiten. Die Rechnungslegung ergibt, dass nach Revision durch Herbricht und Köhler, alles „in bester Ordnung gefunden“ wird. Ein Überschuss von 300 Mark ergibt nun ein gesamtes Vermögen von 700 Mark. Meister Blumner schlägt vor, die Anzahl der Tafeln im Jahr auf 12 festzusetzen, so wie es damals Sitte war. „Herbricht und Köhler schlagen vor, den Beitrag für ein Vierteljahr zu erlassen, wenigstens den Jahresbeitrag für 1893 von 40 auf 36 Mark ermäßigen. Der letzte Antrag findet die Majorität.“ Der Kalender für das Jahr 1893 wird festgelegt. „Nach Erledigung der Gratifikation gehts zur Beamtenwahl. Der Meister u. Tafelmeisterwerden auf Antrag Krauses und Mackenthuns durch Handaufheben bez. ‚Zuruf’ wiedergewählt. Die Bei- und Schreibmeisterwahl wird ‚gezettelt.’ Putsch erhält 15 Stimmen als Bei- Kawerau 15 als Schreibmeister; Krause 2, Kawerau 1 Stimme als Bei-, Mackenthun 2, Troschel 1 Stimme als Schreibmeister. Die Die Neugewählten nehmen die Wahl an und danken teils freudig, teils gerührt.“ N. Mus SA 289, unfol.
    1892 18.12.        
           
    Bruckner: Sinfonie Nr. 8 c-moll  (UA).
    1892 Eröffnung des »Neuen Theaters« am Schiffbauerdamm (später »Berliner Ensemble«).   
    1892 Gerhard Hauptmann: »Die Weber«.
    1892 Maeterlinck: »Palléas et Mélisande«.
    Jahr Datum Liedertafel Zeitgeschichte Quelle
    JAHRGANG LXXXV (SCHREIBMEISTER: KAWERAU)
    1893 01.02. Puccini: Manon Lescaut (UA).
    1893 04.01. Ordentliche Liedertafel. Auf dem neuen Kalender der Tafel wird in Zukunft nicht die bisherige Lyra erscheinen, sondern der Flemming. Ein anwesender Gast mit dem Namen Hellwig meldet an, er wolle in die Tafel aufgenommen werden. N. Mus SA 289, fol. 81r-ff.
    1893 01.02. Ordentliche Liedertafel. Legationsrat Anton Hellwig wird in die Tafel aufgenommen. N. Mus SA 289, unfol.
    1893 09.02. Verdi: Falstaff (UA).
    1893 01.03. Ordentliche Liedertafel. Mackenthun feiert seinen Abschied aus der Liedertafel. Es wird über die Aufnahme von Dr. Marcus debattiert. N. Mus SA 289, unfol.
    1893 05.04. Ordentliche Liedertafel. Trotz zahlreicher positiver Ereignisse in der heutigen Tafel, zensiert Kawerau den abend als „nur zum Theil genügend“, da nach seiner Meinung nach die Behaglichkeit fehlte. Zu den positiven Aspekten des Abends hingegen zählt die Aufnahme des Herrn Dr. Marcus und der einstimmigen Wahl von Regierungsrat Kübler zum neuen Mitglied der Tafel. N. Mus SA 289, unfol.
    1893 03.05. Ordentliche Liedertafel. Einführung von Regierungsrat Kübler. Das Protokoll von Kawerau ist wie gewohnt in Reimform abgefasst und kommentiert in zahlreichen Strophen das Geschehen in der heutigen Tafel, u. a. das sangliche Betragen des neu eingeführten Mitgliedes Kübler, der sich zu profilieren weiß. N. Mus SA 289, unfol.-90r.
    1893 24.05. Ordentliche Liedertafel im Hotel Vier Jahreszeiten. Es sind zum Verdruss des Meisters sehr viele Täfler abwesend und die Sängerschaft besteht heute nur aus 11 Personen. Dennoch ist die Stimmung fröhlich und gemütlich. Zudem ist die Stimmung feierlich, da am heutigen Tag die Singakademie im Jahre 1791 gegründet wurde. Zu diesem Anlass macht der mit Champagner gefüllte Flemming die Runde. N. Mus SA 289, unfol.
    1893 14.06. Ordentliche Liedertafel im Hotel Vier Jahreszeiten. Die Tafel vor der Sommerpause ist etwas schwach besetzt, da einige Mitglieder aufgrund familiärer oder berufglicher Gründe nicht teilnehmen können. Dennoch ist die Stimmung unter den Anwesenden gemütlich und „der Schmerz über die bevorstehende Trennung wurde durch die Aussicht auf die nahende Ruhe- und Erholungszeit so gedämpft, dass nichts von ihm zu spüren war.“ N. Mus SA 289, unfol.
    1893 13.09. Ordentliche Liedertafel. Der Meister ist heute krankheitsbedingt abwesend, weshalb der Beimeister die Sitzung leitet. N. Mus SA 289, unfol.
    1893 08.09. Schreiben von Mangold an Blumner. Austritt aus der Singakademie sowie der Zelterschen Liedertafel aufgrund von gesundheitlichen Problemen. N. Mus SA 289, unfol.
    1893 04.10. Ordentliche Liedertafel. Trotz einiger ausgebliebener Täfler wird die Runde durch Gäste verstärkt, sodass Kawerau zur einleitenden Beurteilung gelangt: „Was man von einer Liedertafel verlangen kann, das bot sich am 4. Oktober dar; 15 Täfler, 3 liebe, höchst sangesfähige Gäste, 12 Lieder, champagnergefüllter Flemming, manch launiges Wort, frische behagliche Stimmung – dies alles zusammen machte die letzte Tafel zu einem gemütlichen und fröhlichen Beisammensein. N. Mus SA 289, unfol.-100r.
    1893 25.10. Pjotr Tschaikowski †.
    1893 25.10. Ordentliche Liedertafel. Unter anderem fehlt in der heutigen Sitzung Herr Dr. Düsterhoff. Der Meister teilt mit, er habe eine Karte erhalten, auf welcher er die Information erhalten hat, dass Herr Düsterhoff schwer erkrankt ist. Immerhin gibt es auch eine positive Meldung: der Meister verkündet den Eintritt von Herrn Böttcher, der in den letzten Tafeln häufig als Gast zugegen war.  N. Mus SA 289, unfol.
    1893 28.10. Tschaikowski: Sinfonie Nr. 6 h-Moll »Pathétique« (UA).
    1893 15.11. Ordentliche bunte Liedertafel. „Der Tag fängt gut an, sagte der Delinquent, als er zum Schaffot geführt wurde!“ Mit diesen Worten wird der Beginn des Abends der bunten Tafel charakterisiert. Der Meister moniert die spärliche Schmückung des Saals und ebenso die unzureichende Speisefolge. Jedoch heißt es: „ Es gibt ein Radikalmittel, um die trübe Stimmung unsers Meister zu bannan: das ist der Anblick lieblicher Mädchen und Frauen, das ist eine gut besetzte Singakademie und Liedertafel, dann schmilzt das Eis [...].“ Zahlreiche Gattinen der Tafelmitglieder sind anwesend und auch einige Mitglieder der Singakademie. N. Mus SA 289, unfol.
    1893 13.12.  Ordentliche Geschäftsliedertafel. Der geschäftliche Teil der Tafel beginnt wie gewohnt mit der Rechnungslegung durch den Tafelmeister. Ein besonderer Überschuss des Kapitals ist in diesem Jahr nicht zu verzeichnen, da die Höhe des Beitrags aufgrund der angestiegenen Zahl der Mitglieder herabgesetzt wurde. Dem Notenarchivar Voigt wird eine Gratifikation von 12 Mark gewährt. Herr Böttcher wird zum neuen Mitglied der Tafel gewählt. Alle Beamten der Tafel werden durch „Zuruf“ wiedergewählt. N. Mus SA 289, unfol.
    1893 16.12. Antonín Dvořák: Sinfonie Nr. 9 e-Moll »Aus der neuen Welt« (UA).
    1893 20.12. Ordentliche Liedertafeln. Überblick über die im Jahr 1893 abgehaltenen Tafeln mit Verzeichnis der anwesenden Personen, sowie Gesangsstatistik. N. Mus SA 289, unfol.
    1893 Paul Lincke wird »Kapellmeister auf Probe« im »Apollo-Theater« (Friedrichstraße).
    1893 Gründung des »Konservatoriums Klindworth-Scharwenka«.

  • Abkürzungen

    Hier finden Sie nähere Informationen zu den Quellenangaben.

    • Arnhold (1925) – Erna Arnhold: Goethes Berliner Beziehungen, Gotha 1925.
    • Beck (1996) – Dagmar Beck: „Füllet die Humpen...“: Weber im Kreise der Berliner Liedertafel, in: Weber-Studien, Bd. 3 (1996), S. 55–62.
    • Bornemann (1851) – Wilhelm Bornemann: Die Zeltersche Liedertafel in Berlin. Ihre Entstehung, Stiftung und Fortgang, Berlin 1851.
    • Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter – Johann Wolfgang Goethe: Sämtliche Werke nach Epochen seines Schaffens (Münchner Ausgabe), hrsg. von Karl Richter in Zusammenarbeit mit Herbert G. Göpfert, Norbert Miller, Gerhard Sauder und Edith Zehm, Briefwechsel zwischen Goethe und Zelter in den Jahren 1799 bis 1832, Bd. 20.1 hrsg. von Hans-Günter Ottenberg und Edith Zehm, München und Wien 1991, Bd. 20.2 hrsg. von Edith Zehm und Sabine Schäfer, ebd. 1998, Bd. 20.3 hrsg. von Edith Zehm, ebd. 1998.
    • Ledebur (1861) – Carl Freiherr von Ledebur: Tonkünstler-Lexicon Berlins von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart, Berlin 1861, Reprint Tutzing 1965.
    • Mehlitz (2001) – Hartmut Mehlitz: Friedrich Ferdinand Flemming (28.2.1778–27.5.1813) – ein bekannter Unbekannter, in: Weberiana, Heft 11 (2001), S. 53–76.
    • MGG (1949–1986) – Die Musik in Geschichte und Gegenwart, hrsg. von Friedrich Blume, 17 Bde. Kassel 1949–1986.
    • Müller-Blattau (1935) – Joseph Müller-Blattau: Karl Friedrich Zelters Königsberger Briefe 1809, in: Altpreußische Forschungen 12 (1935), S. 256–276.
    • N. Mus. SA 280–286 – Archiv der Sing-Akademie zu Berlin (Depositum Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz).
    • Nitsche (1980) – Peter Nitsche: Die Liedertafel im System der Zelterschen Gründungen, in: Studien zur Musikgeschichte Berlins im frühen 19. Jahrhundert, hrsg. von Carl Dahlhaus, Regensburg 1980 (= Studien zur Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts, Bd. 56), S. 11–26.
    • Öhlenschläger (1820) – Adam Gottlob Öhlenschläger: Briefe in die Heimath, auf einer Reise durch Deutschland und Frankreich, aus dem Dänischen von Georg Lotz, 2 Bde. Altona 1820.
    • Scharlitt (1911) – Friedrich Chopins gesammelte Briefe, hrsg. und übersetzt von Bernard Scharlitt, Leipzig 1911.
    • Schottländer (1931) – Carl Friedrich Zelters Darstellungen seines Lebens, zum ersten Male vollständig nach den Handschriften herausgegeben von Johann-Wolfgang Schottländer, Weimar 1931 (= Schriften der Goethe-Gesellschaft, Bd. 44), Reprint Hildesheim u.a. 1978.
    • Schünemann (1937) – Georg Schünemann: Carl Friedrich Zelter. Der Mensch und sein Werk, Berlin 1937.