Psychoanalyse und Islam
Thementag
„Psychoanalyse oder Religion –
Jüdische, muslimische und christliche Perspektiven auf ein angespanntes Verhältnis“
(Haus am Dom, Frankfurt)
Am 09/10.12.16 nahm Daniel Roters, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Islamische Theologie, mit einem Beitrag am Thementag „Psychoanalyse oder Religion – Jüdische, muslimische und christliche Perspektiven auf ein angespanntes Verhältnis“ im Haus am Dom in Frankfurt teil. Bei der Tagung ging es insbesondere um die Religionskritik Sigmund Freuds, dem Begründer der Psychoanalyse. Ziel der Tagung war es, die Religion mit der Psychoanalyse in ein Gespräch zu bringen. Den Eröffnungsvortrag gestaltete Prof. Bernhard Waldenfels, der Freuds Schaffen aus phänomenologischer Sicht betrachtete. Kommentiert wurde der Vortrag von Prof. Dr. Joachim Valentin. Im ersten Panel mit dem Titel „Religion als Illusion oder als Glaubenswahrheit?“ diskutierten Prof. Dr. Micha Brumlik (Erziehungswissenschaftler), Soheila Kiani-Dorff (Psychoanalytikerin) und Werner Schneider Quindeau (Theologe) kritisch und multiperspektivisch über Freuds Religionsverständnis. Im Panel „Religion braucht Macht – Macht braucht Religion“ sprach Daniel Roters zusammen mit Prof. Dr. José Brunner (Historiker) und Prof. Dr. Ilka Quindeau über die menschliche Grunderfahrung der Angst und die Art und Weise, in der sie wirkt. Dediziert wurde der Blick auf den Antisemitismus und den Fundamentalismus gerichtet, ebenso auf den Aspekt der Identität.
In seinem Beitrag stellte Herr Roters zunächst Freuds Religionsverständnis dar, indem er Freuds „Der Mann Moses und die monotheistische Religion“ aus islamischer Perspektive kommentierte. Er stellte damit gleichzeitig dar, wieso gerade religiöse Bildung und ein Verständnis davon, was der islamische Monotheismus bedeutet, eine Absage an fundamentalistische und archaisch-patriarchale Strukturen sei. Gerade der Islam sei es, der theologisch Gott aus der Logik der Vaterschaft ausschließe und insofern diesen von menschlichen Projektionen ein Stück weit immunisiere. Gleichzeitig sei es notwendig, die Psychoanalyse unter Muslimen bekannter zu machen, da hier noch Vorurteile herrschten, die letztendlich auf Freuds Religionskritik beruhten, die aber bei differenzierter Betrachtung nicht als absolut angesehen werden kann.
Die Beiträge der Tagung werden im nächsten Jahr in einem Sammelband veröffentlicht.
Meldung zur Tagung auf der Internetseite des Veranstalters (Haus am Dom)
D.R.