Drei Menschen sitzen hinter zwei Glastischen auf den sich Gläser und Wasserflaschen befinden, zwei der Personen halten ein Mikrofon in der Hand, Im Vordergrund sieht man noch vier Köpfe von hinten

Menschenbilder – Wertebilder“ Christlich-islamischer Dialog zu sozialethischen Fragen

Unter dem Titel „Menschenbilder - Wertebilder“ fand vom 8. bis zum 9. Juni 2015 im Katholisch-Sozialen Institut in Bad Honnef eine Fachtagung zur gemeinsamen gesellschaftlichen Verantwortung von Christen und Muslimen in Deutschland statt. Veranstalter  waren das Referat Dialog und Verkündigung des Erzbistums Köln und das Katholisch-Soziale Institut in Bad Honnef in Kooperation mit fünf Zentren Islamischer Theologie in Deutschland, darunter das Zentrum für Islamische Theologie Münster und der Katholischen Hochschule NRW.

Aus christlicher und muslimischer Perspektive näherten sich PD Dr. Hansjörg Schmid (Universität Fribourg) und Dr. Tarek Badawia (Universität Erlangen-Nürnberg) der Frage nach einer interreligiösen Sozialethik. Dr. Badawia machte deutlich, dass die große Mehrheit der Muslime in Deutschland sich mit der Gesellschaft in hohem Maß identifiziert: „Die gelebte soziale Gerechtigkeit in diesem Land lässt die Muslime ‚Ja‘ zu Deutschland sagen.“ Er versuchte Verständnis dafür zu wecken, dass die islamische Theologie in Deutschland derzeit noch in einem Entwicklungsprozess stehe. Aus der muslimischen Tradition heraus könnten in Zukunft mit Spannung neue Impulse zu einer muslimischen Sozialethik erwartet werden. Beide Referenten betonten die Wichtigkeit eines gemeinsamen Wertebündnisses gegen Extremismus – sowohl auf der Ebene der theoretischen Auseinandersetzung als auch durch praktische Projekte und Trainings. 

In einem zweiten Themenkomplex sprachen Prof. Dr. Klaus von Stosch (Universität Paderborn) und Prof. Dr. Mouhanad Khorchide (Universität Münster) über Menschenbild und Menschenwürde im Christentum und Islam und machten  Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede in der theologischen Begründung deutlich.

Die dialogische Atmosphäre der Tagung wurde durch zahlreiche Kleingruppendiskussionen und Gesprächsangebote gefördert. „Es ist angemessen, auf einer Tagung nicht nur theoretisch über Dialog zu sprechen, sondern auch wirklich in einen gemeinsamen Dialog einzutreten. Gerade auch für junge Menschen und Studierende ist es wichtig zu sehen: Durch das direkte Gespräch mit dem anderen kann ich viel über ihn und über mich selbst lernen“, so Prof. Dr. Josef Freise von der Katholischen Hochschule NRW. Am Ende der Tagung wurde das Thema in verschiedenen Workshops zur Rolle der Arbeit, zur Armenfürsorge, zum Umgang mit Vorurteilen und Rassismus, zu Menschenbildern in Koran und Bibel und zu ethischen Grundnormen in Schule und Bildung konkretisiert.

Besonders erfreulich war insgesamt die gute Zusammenarbeit zwischen christlichen und muslimischen KooperationspartnerInnen der Arbeitsgemeinschaft „Christlich-islamischer Dialog zu sozialethischen Fragen“, die seit 2010 besteht. Zum Ende der Tagung waren sich die Veranstalter und Teilnehmenden einig, dass die erfolgreiche Tagungsreihe in Zukunft fortgeführt werden wird. 

Der Arbeitsgemeinschaft Christlich-islamischer Dialog zu sozialethischen Fragen gehören VertreterInnen folgender Institutionen an: Department Islamisch-Religiöse Studien, Universität Erlangen-Nürnberg; Erzbistum Köln, Referat Dialog und Verkündigung; Institut für Studien der Kultur und Religion des Islam, Universität Frankfurt; Katholische Hochschule NRW, Köln; Katholisch-Soziales Institut des Erzbistums Köln; Zentrum für Islamische Theologie, Universität Münster; Zentrum für Islamische Theologie, Universität Osnabrück; Zentrum für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften, Universität Paderborn