Praxisprojekt Mathematik

Das Praxisprojekt im Fach Mathematik zum Textverstehen und Modellieren (TeMo) umfasst eine universitäre Lehrveranstaltung, die sich in drei Blöcke gliedern lässt:

  1. die Erarbeitung der theoretischen Grundlagen zu den Bestandteilen der Unterrichtseinheit,
  2. die schulpraktische Durchführung der Unterrichtseinheit und
  3. die Reflexion dieser Praxisphase.

Diese Struktur wird im Folgenden detailliert aufgeschlüsselt.

Wegen der hervorzuhebenden Rolle des Lernorts Schule im Projekt, die sich durch die Zusammenarbeit mit den Fachlehrkräften an den Kooperationsschulen im Hinblick auf die Planung, Durchführung und Reflexion der schulischen Praxisphase auszeichnet, wird die Konzeption dieser Kooperation zwischen den beiden Lernorten Schule und Universität im Folgenden ebenfalls vorgestellt.

Konzeption der universitären Lehrveranstaltungen

Das universitäre Lehrformat, in das die schulpraktische Phase eingebettet ist, ist ein Wahlpflichtseminar, das in Blocksitzungen in jedem Semester angeboten wird und für Studierende des Lehramts für Haupt-, Real-, Sekundar- und Gesamtschulen im Bachelor geöffnet ist.
Um allen Studierenden einen Zugang zum schulischen Praxisfeld zu ermöglichen, ist die Teilnehmerzahl auf 20 Personen begrenzt.
Für die Konzeption der drei Blöcke hat sich folgende Gliederung entwickelt.

Seminarplan des Projektseminars im Fachprojekt Mathematik
Praxisprojekt im Fach Mathematik
© Valentin Bösmann
  • Block I | Theoretische Grundlagen

    Den ersten Block des Praxisprojekts Mathematik bildet die sechsstündige konstituierende Theoriesitzung am Lernort Universität.
    Ziel dieser einführenden Sitzung ist die Vorbereitung der Studierenden des Praxisprojekts TeMo auf die Praxisphase in den Kooperationsschulen.
    Dazu beschäftigen sich die Studierenden mit dem Thema Sprache im Mathematikunterricht und insbesondere der Relevanz des Textverstehens im Mathematikunterricht.
    Ferner erweitern sie ihre Kompetenz in Bezug auf die Lesestrategien Markieren und Zeichnen einer Skizze im Rahmen von Modellierungsaufgaben. Diese stehen ebenfalls im Fokus des ersten Teils der Sitzung, indem die Studierenden die Anwendung der Lesestrategien anhand der Modellierungsaufgaben üben, die in der Praxisphase eingesetzt werden sollen. Somit werden alle Modellierungsaufgaben der Lernumgebung im Rahmen der Vorbereitung auf diese Praxisphase von den Studierenden unter Anwendung der Lesestrategien gelöst und im Plenum besprochen.
    Im zweiten Teil der Theoriesitzung werden die Themen Heterogenität und Differenzierung in den Blick genommen. Hier wird insbesondere das Potenzial von Modellierungsaufgaben im Sinne eines selbstdifferenzierenden Aufgabenformats im Mathematikunterricht als Möglichkeit des Umgangs mit Heterogenität von Lerngruppen fokussiert.
    Zusätzlich wird in dieser Phase auf Interventionen von Lehrkräften (strategisch, organisatorisch, affektiv oder inhaltlich) und deren Adaptivität eingegangen.

  • Block II | Schulpraktische Durchführung der Unterrichtseinheit

    Die Studierenden führen die Unterrichtseinheit selbstständig mit Schülerinnen und Schülern der 9. Klasse über einen Zeitraum von fünf Unterrichtsstunden an Kooperationsschulen im Regierungsbezirk Münster durch.
    Als mathematischer Inhalt dieser Förderungssequenz wurde der Satz des Pythagoras gewählt. Dieser ist den Schülerinnen und Schülern zu diesem Zeitpunkt schon bekannt. Es geht hier um die Anwendung des Satz des Pythagoras für die Lösung von Modellierungsaufgaben.

    Die Studierenden führen im Team-Teaching zunächst eine Arbeitskarte zur kokonstruktiven Gruppenarbeit, bei der die Schülerinnen und Schüler gegenseitig von der Expertise in der Gruppe profitieren, und eine Lösungshilfe für Modellierungsaufgaben zur Unterstützung des Textverstehens der Schülerinnen und Schüler als Scaffolding-Instrument ein.

    Anschließend wird die Anwendung der Lesestrategien Markieren und Zeichnen einer Skizze anhand von sieben Modellierungsaufgaben eingeübt (Link zu ausgewählte Materialien).
    Während der Arbeitsphasen der Schülerinnen und Schüler diagnostizieren die Studierenden Hürden beim Textverstehen und beim Einsatz der Strategien und unterstützen die Lernenden entsprechend durch Lehrerinterventionen.

    Nach jeder Unterrichtsstunde erhalten die Studierenden von der beteiligten Lehrkraft, der während der Unterrichtseinheit eine beobachtende Rolle zukommt, standardisiertes Feedback in Form eines ausgefüllten Feedbackbogens, um die fachliche und überfachliche Professionalisierung der Studierenden in dieser Phase ihrer Ausbildung zu unterstützen.

  • Block III | Reflexion und Evaluation

    Die dritte Phase des Praxisprojekts TeMo stellt die Reflexion der Erfahrungen der Studierenden in den Mittelpunkt. Diese Reflexionsphase basiert auf dem ProRefiT-Modell.

    Im Anschluss an die Praxisphase an den Kooperationsschulen reflektieren die Studierenden ihre Erfahrungen zunächst individuell anhand von Leitfragen bezüglich des Einsatzes der Lesestrategien, den eingesetzten Lehrerinterventionen sowie den Schwierigkeiten der Schülerinnen und Schülern beim Lösen der Modellierungsaufgaben.
    In Form von Kurzvorträgen explizieren die Studierenden diese Reflexion für das gesamte Seminar in einer vierstündigen Reflexionssitzung am Ende des Semesters. In dieser Sitzung werden die Erfahrungen der Praxisphase schließlich gemeinsam mit den anderen Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmern diskutiert. Kern dieser Diskussion sind insbesondere die Chancen und Herausforderungen des Strategieeinsatzes, von Modellierungsaufgaben und von den eingesetzten Methoden.

Konzeption der Kooperation zwischen den Lernorten Universität und Schule

Die Darstellung der Kooperation zwischen den Verantwortlichen des Fachprojekts Mathematik und den Kooperationsschulen gliedert sich im Folgenden dem zeitlichen Projektverlauf nach in die Kooperation vor, während und nach der schulischen Praxisphase.

  • Kooperation vor der Praxisphase

    Der erste Kontakt zu den möglichen Kooperationsschulen wird durch die Bezirksregierung Münster initiiert, mit dem Ziel, unterschiedliche Schulen in Münster und im Münsterland in die Kooperation einzubeziehen.
    Im Rahmen eines zweistündigen Kennenlerntreffens stehen organisatorische Absprachen zwischen den beteiligten Lehrkräften, den Verantwortlichen des Fachprojekts und den Studierenden sowie eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema des Kooperationsprojekts im Mittelpunkt.
    Die inhaltliche Auseinandersetzung bietet den Lehrkräften einen Einblick in die Inhalte, Abläufe und Methoden der schulpraktischen Phase des TeMo-Projekts erhalten.

  • Kooperation während der Praxisphase

    Während der Praxisphase im TeMo-Projekt kooperieren insbesondere die Studierenden und die beteiligten Lehrkräfte miteinander.
    Den Beginn der Praxisphase markiert die Hospitation der Studierenden in der Mathematikstunde unmittelbar vor der Übernahme der Unterrichtstätigkeit durch die Studierenden. Damit soll ein beidseitiges Kennenlernen ermöglicht und ein Eindruck vom Fachunterricht der beteiligten Lehrkraft einschließlich der verwendeten mathematischen Begriffe und Notationen erhalten werden.
    Die Lehrkräfte beobachten in ihrer eigenen Klasse die Umsetzung der Lernumgebung durch die Studierenden und geben diesen nach jeder Unterrichtsstunde standardisiertes Feedback beispielsweise zum Auftreten im Unterricht, den eingesetzten Lehrerintervention oder zur Präsentation und Reflexion von Lösungen. Somit sammeln die Studierenden nicht nur Praxiserfahrung durch die selbstständige Durchführung der Unterrichtseinheit, sondern sie profitieren auch von der Unterrichtserfahrung der Lehrkräfte – organisatorisch in Hinblick auf das Handeln als Lehrkraft und auch inhaltlich mit Bezug auf das Erreichen der Zielsetzungen und dem dazugehörigen Prozess. Zudem liefern die Lehrkräfte mit ihrem Feedback zur gesamten Praxisphase, aber auch zu den einzelnen Schlüsselphasen ebendieser die Möglichkeit zur Reflexion für die Fachprojektleitung und werden somit mittelbar in die universitäre Ausbildung von Lehrkräften eingebunden.

  • Kooperation nach der Praxisphase

    Im Anschluss an die Praxisphase findet Kooperation auf der Ebene der Projektleitung und den beteiligten Lehrkräften sowie auf der Ebene der Projektleitung und den Studierenden statt.
    In einer Reflexionssitzung mit der Projektleitung und den beteiligten Lehrkräften gibt es für die beteiligten Lehrkräfte die Möglichkeit, über den kollegialen Austausch über die eingesetzten Materialien, Methoden und Abläufe Gelegenheiten zum informellen Lernen beitragen können.
    Sowohl die Studierenden als auch die beteiligten Lehrkräfte geben der Projektleitung in der jeweiligen Reflexionssitzung nach der Praxisphase eine Rückmeldung zur Lernumgebung selbst und deren Durchführung. Diese Rückmeldungen werden verwendet, um die Lernumgebung weiter zu optimieren.
    Für die Lehrkräfte bietet die Kooperation ein Fortbildungsangebot zum Einsatz von Lesestrategien beim mathematischen Modellieren, in dem theoretische Elemente der Lesestrategieforschung im Fach, Hospitationen zur Förderung des Textverstehens in ihrer Klasse und die Reflexion über Möglichkeiten und Grenzen einer solchen Förderung ineinander greifen.