Spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Höfe als Entscheidungszentren

Workshop am Sonderforschungsbereich 1150 „Kulturen des Entscheidens“

Plakat des Workshops "Spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Höfe als Entscheidungszentren"
Plakat
© Historia Friderici III et Maximiliani von Joseph Grünpeck (16. Jh.)

In seiner Funktion als ‚höchste Entscheidungsinstanz‘ (Karl-Friedrich Krieger) des jeweiligen Gemeinwesens hält die Forschung den Herrscher- oder Fürstenhof letztlich für ‚alternativlos‘ (Jan Hirschbiegel). Der Hof als ‚Entscheidungszentrum und Machttheater‘ (Werner Paravicini) modelliert und organisiert Herrscherentscheidungen zu einem wesentlichen Teil: Er reguliert die Herstellung von Entscheidensbedarf, kontrolliert den Zugang zum Herrscher, verhandelt soziale Skripte des Entscheidens und sorgt für die inszenatorische Darstellung des Entschiedenen.  Gelehrte Räte, (über)mächtige Ratgeber, bürokratisierte Kanzleien und Schleichwege durch Heizstuben und Schlafzimmer formen als Metaphern und Embleme die zeitgenössischen Vorstellungen herrscherlichen Entscheidens im und durch den Hof. Welche spezifischen und strukturellen Unterschiede im Entscheiden verschiedener höfischer Figurationen und verschiedener thematischer Felder lassen sich ausmachen? Handelte man am Kaiserhof grundsätzlich dilatorischer als an den Höfen der Landesfürsten? Welche Rolle spielte die beginnende zeremonielle Ordnung der nächsten Herrscherumgebung, welche die individuelle Herrscherfigur? Der zweitägige Workshop soll diesen und ähnlichen Fragen nachgehen und einen Rahmen bieten, um Ein- und Ansichten aus Projekten zu spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Höfen diskutieren.

Workshop „Spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Höfe als Entscheidungszentren“, 19. und 20. März 2018

SFB 1150 „Kulturen des Entscheidens“
Domplatz 6
Raum 303
48143 Münster

Organisation: Projekt B01 Dilatorisches Handeln als Herrschaftstechnik im Hoch- und Spätmittelalter (Leitung: Prof. Dr. Jan Keupp), Prof. Dr. Martin Wagendorfer (Innsbruck)

Programm

Montag, 19. März 2018

Moderation: Jan Keupp und Martin Wagendorfer
18.00 Einführung
Abendvortrag: Entscheidungsprozesse am Hofe Maximilians I. um 1500: Die causa Johann Waldner Jörg Schwarz (München)
20.00 Gemeinsames Abendessen

Dienstag, 20. März 2018

Moderation: Martin Wagendorfer
09.00-10:30 Entscheidungsprozesse in der apostolischen Kammer (1417-1464) Christopher Kast (München)
Mann vs. Marmorbild? Herrschaft und Entscheiden im Pentalogus Enea Silvio Piccolominis Maximiliane Berger (Münster)
11.00-12.30 Diplomatische Entscheidungen zwischen Papst und Kaiser Ioanna Georgiou (Innsbruck)
Kaiserliche Entscheidungsfindung aus der Außensicht: Erfahrungen ausländischer Gesandter am Hof Maximilians I. Markus Debertol (Innsbruck)
14.00-15.30 „Von Botenwegen, Hoflagern und Erkrankungen“ – Irdische Rahmenbedingungen religiöser Weichenstellungen am kursächsischen Hof 1517-1525 Thomas Lang (Leipzig)
Entscheiden zum Wohl des Hauses? Sukzessionsstrategien in den Grafenhäusern Lippe und Waldeck Lennart Pieper (Münster)
16.00-17.30 Politische Theologie im fiktionalen Gewand als Basis des Entscheidens: Der Jesuit Adam Contzen als politischer Berater Maximilians I. von Bayern in den 1620er Jahren Theresa Möke (Heidelberg)
Zusammenfassung/Abschluss