Aspekte des Entscheidens in der antiken Moralphilosophie

Kolloquium „Kulturen des Entscheidens“ des SFB 1150

Christof Rapp
Christof Rapp
© Wei Liu

Am 10. Januar wird das Kolloquium „Kulturen des Entscheidens“ des SFB 1150 mit einem Vortrag von Christof Rapp (München) fortgesetzt. Der Philosoph spricht über „Aspekte des Entscheidens in der antiken Moralphilosophie“. Der Vortrag findet am Mittwoch um 18.15 Uhr in Raum F3 des Fürstenberghauses am Domplatz 20-22 statt.

Aristoteles gibt als erster Philosoph eine eingehende Analyse der präferentiellen Wahl bzw. Entscheidung – griechisch: prohairesis. Diese enthält für ihn zugleich ein Urteilsmoment (dem Urteil geht eine spezifische Form der praktischen Überlegung voraus, infolge derer die Entscheidung richtig oder falsch ausfallen kann) als auch ein Strebensmoment (infolge dessen die Entscheidung als gut oder schlecht eingestuft wird). In einer solchen prohairesis ist ein bestimmtes Ziel des Handelns vorausgesetzt, so dass sich die handelnde Person unmittelbar (nicht für das Ziel, sondern) für diejenige konkrete Handlungsoption entscheidet, von der die handelnde Person meint, dass sie am zuverlässigsten zu dem vorausgesetzten Ziel führt. Im weitesten Sinn geht es in der Aristotelischen prohairesis daher um eine Ziel-Mittel-Abwägung, jedoch weisen Kommentatoren schon seit langem darauf hin, dass dies ein zu schlichtes Verständnis der Aristotelischen Ethik zur Folge hätte. Man wird sich daher genauer ansehen müssen, welche Art von praktischer Überlegung zu einer solchen Entscheidung führt und wie diese Entscheidungen mit einem anderen von Aristoteles geprägten Modell – dem Modell des Praktischen Syllogismus – zusammenhängen.

Ausgehend von den verschiedenen Deutungen der prohairesis bei Aristoteles zeigt der Vortrag allgemeine theoretische Optionen und Probleme des Entscheidungsbegriffs auf.