EXC 2060 B3-9 - Zur Literaturgeschichte der Toleranz in der polnischen Frühneuzeit (vom Vordringen der Reformation bis zur Vertreibung der Arianer)

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Projektzeitraum
Projektstatus
laufend
Mittelgeber
DFG - Exzellenzcluster
Förderkennzeichen
EXC 2060/1
  • Beschreibung

    Die Reformation wird in Polen durch einen „Staat ohne Scheiterhaufen" beschützt - bis sie ab 1600 auf Städte wie Danzig oder Thorn zurückweichen muss. Die Politik im vormals toleranten „Paradies der Häretiker" unterliegt einer katholischen Nationalisierung: Auf das Verbot heterodoxer Schulen von 1638 folgt 1658 die Ausweisung der „Brüdergemeinde" aus Polen. Die Auswanderung der Arianer nach Amsterdam und ihr Beitrag zur europäischen Frühaufklärung sind gut erforscht. Anders verhält es sich mit der ‚inneren Emigration' und dem Nikodemismus der im Lande Verbliebenen. Im Projekt sollen diese Erscheinungen in Engführung mit der Literaturgeschichte erforscht werden - in Anknüpfung an das von A. Brückner formulierte Desiderat, Akteure und Gegner der Reformation jenseits der theologischen und kirchenpraktischen Lehren auch für ihre Ästhetik, Rhetorik und Dichtung zu würdigen. Das Projekt soll neben (a) der literarischen Sichtung barocker Streitschriften, Dialoge und Predigten (b) die Dichtung seit J. Kochanowski, speziell aber (c) die Medienpraxis und Ästhetik der Religions-Dissidenten (u.a. S. Przypkowski, Zb. Morsztyn, W. Potocki) untersuchen. Von Interesse ist, wie sich die Ausübung konfessioneller und konfessionell geprägter ästhetischer Praktiken in Polen aus der Öffentlichkeit und den Gemeinden in den Bereich des Privaten verschiebt. An die Frage, ob die Texte eine Evolution rein individueller Glaubenspraxis („Innerlichkeit") erkennen lassen, schließt eine Untersuchung spätbarocker Libertiner-Literatur vor der Kulisse von Religionsdissidenz und Skeptizismus an.
  • Personen