EXC 2060 B3-6 - Die Idee kultureller Homogenität in liberalen Theorien der Migrationsethik
Projektzeitraum
Projektstatus
abgeschlossen
Mittelgeber
DFG - Exzellenzcluster
Förderkennzeichen
EXC 2060/1
Beschreibung
Die Legitimität von Einwanderungsbeschränkungen wird zuweilen damit begründet, dass Gesellschaften ein Recht hätten, ihre tradierte Kultur zu schützen und ein gewisses Maß an kultureller und religiöser Homogenität zu bewahren. Dieses Argument findet sich nicht nur in öffentlichen Diskursen, sondern wird auch in der philosophischen Debatte explizit vertreten. Auf die Idee kultureller Homogenität nehmen in der gegenwärtigen philosophischen Debatte auch Autoren Bezug, die sich ausdrücklich in der Tradition liberaler Theoriebildung sehen. Zu den wesentlichen Merkmalen liberaler Ansätze der politischen Philosophie gehört allerdings die Neutralität des Staates gegenüber divergierenden Lebensmodellen der Bürger, und damit auch gegenüber kulturellen Zugehörigkeiten. Es steht daher die Frage im Raum, ob der Bezug auf kulturelle Homogenität nicht grundsätzlich gegen das Neutralitätsgebot verstößt. Dass das Argument kultureller Homogenität auf der anderen Seite nicht vorschnell als notwendig illiberal angesehen werden sollte, zeigen etwa Intuitionen über die Rechte von Eingeborenen. Viele gehen davon aus, dass die Nachfahren der Native Americans ihre Territorien in Nord- und Südamerika legitimerweise für Angehörige fremder Kulturen sperren dürfen. Was moderne Gesellschaften angeht, wird weiterhin die Bedeutung einer gemeinsamen „öffentlichen Kultur“ herausgestellt. Dass kulturelle Homogenität normativ bedeutsam sein kann, ist also auch in liberalen Modellen nicht von der Hand zu weisen. Im Projekt soll deshalb erörtert werden, in welcher Weise die Idee kultureller und religiöser Homogenität in liberalen Theorien der Migrationsethik als Argument für Migrationsbeschränkungen herangezogen werden kann.