EXC 2060 A3-34 - Artikulationen des „Politischen“ in gegenwärtigen postkolonialen Kontexten Nord- und Subsahara-Afrikas

Projektzeitraum
Projektstatus
laufend
Mittelgeber
DFG - Exzellenzcluster
Förderkennzeichen
EXC 2060/1
  • Beschreibung

    Afrika gilt in der politikwissenschaftlichen Governance-Literatur als Kontinent der „failed states“. Es gibt eine Fülle an Forschung, die aufzeigt, warum die postkoloniale Staatlichkeit in vielen Fällen scheitert: u.a. aufgrund ethnischer und religiöser Diversität, der Skepsis gegenüber staatlichen Institutionen, der Gewalterfahrungen durch Staat und Recht während des Kolonialismus sowie der kontinuierlichen politischen und wirtschaftlichen Abhängigkeit von den ehemaligen Kolonialmächten. Anders als dieser Literaturkorpus, der auf die Defizite des Kontinents fokussiert ist, widmet sich die Forschungsgruppe der Emergenz innovativer Konzepte des Politischen, die in der Politischen Philosophie und Politischen Theorie der vergangenen Jahrzehnte in Afrika entwickelt wurden. Ein besonderer Fokus liegt hierbei auf der postkolonialen Theorieproduktion. Das Forschungsprojekt befasst sich mit Werken von Autor*innen, die im deutschsprachigen und angelsächsischen Kontext der westlichen Politischen Philosophie bisher gar nicht oder nur marginal rezipiert wurden. Es untersucht diesen Textkorpus erstmals systematisch im Hinblick auf ihre Beiträge zu neuen Konzeptionen des Politischen. Als Korrektiv zu rein auf westlichen Erfahrungen basierenden Konzeptionen, vollzieht das Forschungsprojekt eine Hinwendung zu lokalen Epistemologien. Dabei sollen innerafrikanische sowie interkontinentale Hybridisierungen politischen Denkens (zwischen Nord- und Subsahara-Afrika, Afrika und Europa sowie Afrika und der schwarzen Diaspora) nicht verdeckt und jegliche Form der Essenzialisierung vermeintlich statisch-homogener afrikanischer Kultur vermieden werden. Ein besonderer Fokus liegt auf der Analyse der Art und Weise, wie diese Formen politischer Organisation mit religiöser Pluralität umgehen. Die Forschung nutzt Methoden der Vergleichenden Politischen Theorie (comparative political theory) und der transkulturellen Hermeneutik. Forschungsziel ist es, neue Konzeptionen des Politischen zu rekonstruieren, die tradierte Politikformen produktiv erneuern und damit als transkulturelle Impulsgeber für inner- und außerafrikanische Kontexte fungieren können.

  • Personen