EXC 2060 A3-28 - Abraham im Alltag. Gelebte und tradierte Religiosität in der koptischen Überlieferung des Testaments Abrahams nach Originalkodizes des 4. und 10. Jahrhunderts

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Projektstatus
laufend
Mittelgeber
DFG - Exzellenzcluster
Förderkennzeichen
EXC 2060/1
  • Beschreibung

    Die beiden frühesten Handschriften der jüdisch-christlichen Überlieferung des Testaments Abrahams (TestAbr) sind in ägyptischer Sprache (Koptisch) erhalten. Beide Texte werden zur Publikation (P.Köln Inv. 3221b) bzw. Neupublikation (Biblioteca Vaticana Copto 61, fol. 148v–163v) vorbereitet. Über die beiden Texteditionen hinaus widmet sich das Projekt den hinter der Textüberlieferung des TestAbr stehenden kultischen Traditionen und religionspolitischen Zusammenhängen. Dabei sollen Fragestellungen zum Text und seiner Tradition, sowie zu Blickwinkel und Ergebnissen der Textbearbeitung und Textaussage geschärft und erweitert werden. 

    Das Projekt beschäftigt sich zudem mit der Frage, wie sehr der Gedanke an den Tod und ein bevorstehendes Totengericht religiöses, politisches und gesellschaftliches Handeln im Alltag beeinflusst. In diesem Zusammenhang werden die beiden koptischen Handschriften des TestAbr näher untersucht. Sie sind in einem Papyruskodex des 4. und einem Pergamentkodex des 10. Jahrhunderts erhalten. Kern dieser Erzählung ist die persönliche Freundschaft Gottes mit dem Patriarchen, die Abraham Beständigkeit und Sicherheit garantiert. Seinen guten Freund Abraham lässt Gott noch zu Lebzeiten durch eine Forschungsreise ins Jenseits Einblick in die Vorgänge gewinnen, die allen Menschen nach dem Tod bevorstehen, wenn ihre verstorbenen Seelen vor Gericht mit der eigenen Lebensleistung konfrontiert und rigoros evaluiert werden. Dem Richter liegen dazu von Enoch, dem Schreiber der Gerechtigkeit, angefertigte Mitschriften ihrer Lebensführung vor, die alle guten und schlechten Taten akribisch protokollierten. Anhand dieses Beweismaterials entscheidet sich, ob die Seelen der Verstorbenen ins Reich der Himmel oder ins Reich der Finsternis gesandt werden. 
    Seinen Augenzeugenbericht über diese Vorgänge stellt Abraham als Testament der Nachwelt zur Verfügung. Das besondere Verhältnis Abrahams zum Göttlichen ist religionspolitisch ausgesprochen interessant und mag die Popularität dieser Erzählung erklären, die von der römischen Kaiserzeit bis hinein ins 19. Jahrhundert von unterschiedlichen religiösen Gruppen in verschiedenen Sprachen rezipiert und adaptiert wurde. Der bislang älteste erhaltene Textzeuge aus dem 4. Jahrhundert ist jedoch bis jetzt unveröffentlicht geblieben und soll durch dieses Projekt der wissenschaftlichen Forschung erstmals in Edition, übersetzung und Kommentar zugänglich gemacht werden.
  • Personen