Mit den Göttern kommunizieren

Studium oder Ausbildung nach der Schule? Entscheiden fällt schwer! Um Antworten von den Göttern zu bekommen, fragten Menschen der Antike ein Orakel wie das von Dodona im Nordwesten Griechenlands. Das Fach Alte Geschichte zeigt in der Ausstellung „Kleine Fächer – Große Potenziale“ kleine Bleitäfelchen aus dem 6. bis 2. Jahrhundert v. Chr., auf denen Menschen ihre Fragen an die Götter aufgeschrieben haben.

Soll ich nach dem Abitur direkt studieren oder erst eine Ausbildung machen? Ist es für meine Kinder besser, wenn sie zu Hause bleiben oder in eine andere Stadt ziehen? Kann ich meinem Freund vertrauen? Es ist oft nicht leicht, eine Entscheidung zu treffen. Wie gerne möchte man dann in die Zukunft blicken können! Dabei bedient man sich oft auch ganz wunderlicher Mittel: Horoskope, Bleigießen, Pendeln. In der Antike wandte man sich in einem solchen Fall an ein Orakel.

Dodona war neben Delphi eines der berühmtesten Orakelheiligtümer der Antike. Es liegt im Nordwesten Griechenlands. Nach Dodona reisten Privatpersonen, aber auch Abgesandte aus Städten oder ganzen Staaten, um Lösungen für ihre Probleme zu finden. Sie schrieben dazu ihre Anfragen auf kleine Bleitäfelchen, die sie dann sorgfältig zusammenfalteten und den Orakelpriestern übergaben. Diese haben aus dem Rauschen einer heiligen Eiche, dem Flug von Tauben und durch Lose die Ratschläge der Götter gedeutet und den Fragenden verkündet.

In Dodona wurden mehr als 5.000 Täfelchen gefunden. Sie geben einen unmittelbaren Einblick in das, was die Menschen – Männer und Frauen, Freie und Sklaven – damals bewegte: Hochzeit, Ehebruch, Krankheit, Berufswahl, Diebstahl. So erleben wir, wie die Menschen des 6. bis 2. Jahrhunderts v. Chr. mit den Göttern kommunizierten. Diese Täfelchen sind damit einzigartige Zeugnisse aus dem Alltagsleben der damaligen Zeit. Die Fragen sind so geschickt gestellt, dass sie sich zumeist mit „Ja“ oder „Nein“ beantworten lassen. Manchmal wird mit den Göttern regelrecht verhandelt. So wird oft der Name eines Gottes erfragt, dem man opfern soll, um erfolgreich zu sein. Oder es wird dem Gott zum Dank für die Unterstützung ein Geschenk in Aussicht gestellt. Gelegentlich wurden neben den Fragen auch die Antworten auf dem Täfelchen verzeichnet. Die Entzifferung der Texte ist nicht einfach. Die unscheinbaren Bleiklumpen werden unter Anwendung modernster Techniken zunächst entfaltet und gereinigt, dann entziffert und damit für historische Forschungen nutzbar gemacht. Es wird aber noch Jahrzehnte dauern, bis man die darin enthaltenen Informationen über Sozialgeschichte, Wirtschaft, Rechtswesen, Medizin und Religion ausgewertet hat.

Beitrag der alten Geschichte in der Ausstellung "Kleine Fächer - Große Potenziale" ,
Themenfeld Kommunikation, im Archäologischen Museum der WWU.