Über Religion entscheiden
Tagung über religiöse Alternativen in Spätmittelalter und früher Neuzeit
Mit religiösen Optionen und Alternativen befasst sich eine Tagung des Sonderforschungsbereichs (SFB) 1150 „Kulturen des Entscheidens“ der WWU. Der SFB und der Exzellenzcluster „Religion und Politik“ hatten im Wintersemester 2016/17 eine öffentliche Ringvorlesung über „Religion und Entscheiden“ abgehalten. Im Nachgang dazu widmet sich die Tagung vom 19.-21. Oktober dem Thema aus spezifisch geschichtswissenschaftlicher Perspektive, organisiert von den Historikern Prof. Dr. Matthias Pohlig und Prof. Dr. Sita Steckel von Exzellenzcluster und SFB. Die Wissenschaftler nehmen „die entscheidungstheoretisch recht bewegten Zeiträume des Mittelalters und der Frühen Neuzeit“ in den Blick, so die Veranstalter. Die internationale Tagung trägt den Titel „Über Religion entscheiden. Religiöse Alternativen und Optionen im spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Christentum“.
Wie wurde in europäischen Kulturen der Vormoderne über Religion entschieden? Und welche Optionen standen zur Verfügung? Diese Fragen scheinen angesichts einer widersprüchlichen Forschungslage in mehrerer Hinsicht dringlich. So sprechen religionssoziologische Entwürfe der europäischen Vormoderne das Vorhandensein religiöser Pluralität und gar religiöser Entscheidungsoptionen nach wie vor gerne ab und reklamieren sie ausschließlich für die Moderne. Auch von Historikerseite wurde traditionell angenommen, dass erst mit der Entstehung verschiedener christlicher Konfessionen mehrere religiöse Entscheidungsalternativen gegeben waren. Andererseits gibt es entgegengesetzte Befunde aus dem Bereich des europäischen Mittelalters und der Frühen Neuzeit, die deutlicher in die interdisziplinäre Diskussion einzubringen wären. So ist in letzter Zeit ist die Vielgestaltigkeit spätmittelalterlicher „multipler Optionen“ für die religiöse Praxis (Van Engen) sowie die „normative Zentrierung“ (Hamm) schon im Vorfeld der Reformation betont worden.
Die Tagung bringt daher internationale Experten aus der Mittelalter- und Frühneuzeit-Forschung zusammen, um über „Religiöse Optionen und Alternativen“ zu diskutieren. Aus der Perspektive der religiösen Entscheidungsoptionen und –alternativen soll nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden, Kontinuitäten und Brüchen zwischen spätem Mittelalter und Früher Neuzeit gefragt werden. Dabei wird sich ein klareres Bild dessen ergeben, was „Entscheiden über Religion“ in der europäischen Vormoderne bedeutete. (SFB 1150/ill)