„Doppelpass für die Integration nicht entscheidend“

Religionssoziologe Pollack zur Debatte über die doppelte Staatsbürgerschaft

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Prof. Dr. Detlef Pollack
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Zum Votum des CDU-Bundesparteitags in Essen, die doppelte Staatsbürgerschaft abzuschaffen, hat sich der Religionssoziologe Prof. Dr. Detlef Pollack vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) geäußert. „Die Politik sollte tunlichst vermeiden, Menschen zu zwingen, sich für oder gegen ihre Herkunft zu entscheiden. Diese Entweder-oder-Frage würde das Gefühl der Ausgrenzung verstärken“, unterstrich der Wissenschaftler, der zuletzt die Studie „Integration und Religion aus der Sicht von Türkeistämmigen in Deutschland“ vorgelegt hat. Der dpa sagte er, Integration könne nur gelingen, wenn sich die Zugewanderten, um in Deutschland anzukommen, nicht von ihrer Herkunftsidentität distanzieren müssten. Es folgt die Originalmeldung:

Integrationsexperte warnt vor Abschaffung des Doppelpasses

Münster (dpa) - Der Religionssoziologe Detlef Pollack hat vor einer Abschaffung des Doppelpasses in Deutschland gewarnt. „Die Politik sollte tunlichst vermeiden, Menschen zu zwingen, sich für oder gegen ihre Herkunft zu entscheiden. Diese Entweder-oder-Frage würde das Gefühl der Ausgrenzung verstärken“, sagte Pollack am Donnerstag der Deutschen-Presse-Agentur. Integration könne nur gelingen, wenn die Zugewanderten, um in Deutschland anzukommen, sich nicht von ihrer Herkunftsidentität distanzieren müssten.

Der CDU-Bundesparteitag in Essen hatte am Mittwoch dafür votiert, die sogenannte Optionspflicht für in Deutschland geborene Kinder ausländischer Eltern wieder einzuführen. Die Kinder müssten sich dann für eine Staatsbürgerschaft entscheiden.

Nach Einschätzung von Pollack, der zur Integration von Deutschtürken geforscht hat, ist der Doppelpass für die Betroffenen eigentlich gar nicht entscheidend. Gute Integration machten für sie etwa das Lernen der deutschen Sprache oder gute Kontakte zu Deutschen aus. „Erst wenn man die Menschen vor die Wahl stellt, wird dieses Thema wichtig. Sie fragen sich dann, ob sie überhaupt anerkannt sind, und werden so gedrängt, ihre Herkunft zu verteidigen.“ Die große Mehrheit sei stolz auf ihre Herkunft und fühle sich zugleich verbunden mit Deutschland.

Die CDU-Vorsitzende und Bundeskanzlerin Angela Merkel hat angekündigt, den Beschluss nicht umzusetzen. Seit einer Vereinbarung der schwarz-roten Koalition müssen sich in Deutschland geborene Kinder von Ausländern nicht mehr im Alter von 18 bis 23 Jahren zwischen der deutschen und der Staatsangehörigkeit ihrer Eltern entscheiden.

Mit freundlicher Genehmigung der dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH, Hamburg, www.dpa.de.