Der Antike mit dem Quadrocopter auf der Spur

Wissenschaftler der Uni Münster legen Archäologischen Park in der Südosttürkei an

Konservierungsarbeiten im Bereich des Klosters

Konservierungsarbeiten im Bereich des Klosters

Wissenschaftler der Universität Münster und des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ planen einen Archäologischen Park am Heiligtum des Iuppiter Dolichenus in der Südosttürkei. „Einen Touristenpfad durch das antike Grabungsgelände mit dreisprachiger Beschilderung haben wir soeben fertiggestellt“, teilten der Altertumswissenschaftler und Grabungsleiter Prof. Dr. Engelbert Winter und der Archäologe Dr. Michael Blömer vom Exzellenzcluster nach ihrer Rückkehr von den diesjährigen Arbeiten mit. Zuvor sei das Gelände nahe der Stadt Gaziantep digital erfasst worden. Dabei kam ein Quadrocopter mit 3D-Kamera zum Einsatz. „Weitere Schritte folgen in den nächsten Jahren. So wollen wir die Reste der bedeutenden Tempelanlage für den römischen Sturm- und Wettergott Iuppiter Dolichenus und die dortige mittelalterliche Klosterruine einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen.“

Vor der Eröffnung eines Archäologieparks sind zahlreiche Sicherungs- und Schutzmaßnahmen notwendig, wie die Forscher erläuterten. „Zunächst haben wir im Sommer die Reste des späteisenzeitlichen, hellenistischen und römischen Heiligtums sowie des Klosters gereinigt, konserviert und mit einem Spezial-Vliesstoff ummantelt.“ Das soll sie vor der Witterung schützen. „Außerdem haben wir ein Konzept für Schutzbauten im Archäologischen Park entwickelt.“ Zur digitalen Dokumentation des Geländes erhielt das Team Unterstützung vom „Institut für Geoinformatik“ der Uni Münster, wo ein Quadrocopter, ein ferngesteuertes Fluggerät, entwickelt wurde.

Quadrocopter des Instituts für Geoinformatik

Quadrocopter des Instituts für Geoinformatik im Einsatz über dem Grabungsgelände

Die Forschungsstelle Asia Minor der Universität Münster gräbt unter der Leitung von Prof. Winter seit 2001 mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Hauptheiligtum des Iuppiter Dolichenus, der im 2. Jahrhundert nach Christus zu einer der bedeutendsten Gottheiten des Römischen Reiches wurde. Die internationale Gruppe legte Fundamente des archaischen und des römischen Heiligtums, ebenso des mittelalterlichen Klosters des Mar Salomon frei, das zuvor nur aus Schriftquellen bekannt war. Das Exzellenzcluster-Projekt C9 „Lokale Kulte zwischen Abgrenzung und Integration“ ist mit der Grabung vernetzt und erforscht die Entwicklung von Lokalkulten zu Reichsreligionen.

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Prof. Dr. Engelbert Winter, Dr. Michael Blömer (v.l.)

Die jüngsten Sicherungs- und Schutzmaßnahmen wurden durch eine neue Kooperation mit der türkischen Zirve-Universität in Gaziantep möglich, die rund 200.000 Euro für drei Jahre zur Verfügung stellt, wie Prof. Winter sagte. „Nach der DFG-Bewilligung von 475.000 Euro in diesem Jahr ist die Spende ein weiterer wichtiger Erfolg zur langfristigen Sicherung unserer Arbeit in der Heimat des Iuppiter Dolichenus.“ In der diesjährigen Saison legte das Forscherteam eine Grabungspause ein und konzentrierte sich neben der touristischen Erschließung auf die Analyse der in den vergangenen Jahren gewonnenen Funde. „Wichtig war die Untersuchung der Funde im Hinblick auf religiöse Transferprozesse und auf die Kultpraxis im Heiligtum.“ (vvm/ska)