„Keine Fortschritte in der Ökumene zu erwarten“

Evangelischer Theologe dämpft Hoffnungen auf Annäherung der Kirchen durch den Papstbesuch

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Prof. Dr. Hans-Peter Großhans

Der evangelische Theologe und Ökumene-Experte Prof. Dr. Hans-Peter Großhans erwartet vom Papstbesuch keine Fortschritte in der Ökumene. In Lehre, Organisation und Gottesdiensten unterschieden sich die katholische und evangelische Kirche so stark voneinander, dass dies nicht zu erwarten sei, schreibt er in einem Beitrag für die Webseite www.religion-und-politik.de des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU). Die Differenzen zwischen den beiden Kirchen seien nicht nur Ausdruck eines Unwillens, so der Forscher, der das Ökumenische Institut der Evangelisch-Theologischen Fakultät der WWU leitet. Vielmehr handele es sich um berechtigte sachliche Unterschiede, über die in theologischen Arbeitskreisen und in kirchlichen Gremien ökumenisch gearbeitet und diskutiert werde.

Der Beitrag:

Anfuehrungszeichen

Im Blick auf den Besuch von Papst Benedikt XVI. in Deutschland vom 22. bis 25. September  sind höchst unterschiedliche ökumenische Erwartungen artikuliert worden. Allerdings sind von dem Besuch des Papstes und seiner Begegnung mit den Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland keine Fortschritte im Verhältnis der beiden Kirchen zu erwarten. Erwartbar sind jedoch Impulse für die Ökumene in Deutschland durch Papst Benedikt XVI. Also: Impulse für die evangelisch-katholische Ökumene sind zu erwarten, Fortschritte jedoch nicht.

Zwischen den evangelischen Kirchen und der katholischen Kirche finden auf den verschiedenen Ebenen kirchlichen Lebens, von den Kirchengemeinden an bis zu den Kooperationen der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz, vielerlei erfolgreiche ökumenische Aktivitäten statt. Die Differenzen zwischen den beiden Kirchen – in ihrer Organisation, in den Gottesdiensten oder in der Lehre – sind berechtigte sachliche Differenzen, über die in theologischen Arbeitskreisen und in kirchlichen Gremien ökumenisch gearbeitet und diskutiert wird. Die Differenzen sind also nicht nur Ausdruck eines Unwillens. Auch ein päpstliches Wort kann diese Sachfragen nicht abschließend beantworten und die sachlich begründeten Differenzen auflösen. Für einen evangelischen Theologen wäre es insofern komisch, gerade vom Papstbesuch Fortschritte zu erwarten.

Allerdings könnte die Begegnung von Papst Benedikt XVI. mit den Repräsentanten der Evangelischen Kirche in Deutschland und der gastgebenden Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland am 23. September 2011 in Erfurt durchaus Impulse für die evangelisch-katholische Ökumene bringen.

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