Vita als Wissenschaftssteuerung

Tagung über frühneuzeitliche Biographien von Wissenschaftlern, Philosophen und Künstlern

Plakat Vita als Wissenschaftssteuerung

Plakat der Tagung

Mit den Biographien von Wissenschaftlern früherer Jahrhunderte beschäftigt sich eine Fachtagung am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ am 27. und 28. Oktober. Die Tagung „Vita als Wissenschaftssteuerung. Frühneuzeitliche Biographien von Wissenschaftlern, Philosophen und Künstlern“ wird organisiert von Philologe Prof. Dr. Karl Enenkel sowie von Philosoph und Germanist Prof. Dr. Claus Zittel von der Freien Universität Berlin. Die Tagung findet im Seminar für Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit an der Bogenstraße 15/16 statt.

„In der jüngeren Wissenschaftsgeschichtsschreibung zur Frühen Neuzeit werden Wissenschaftlerbiographien meist ignoriert, da diese in dem Ruf stehen, idealisierte Heldengeschichten zu erzählen“, so Prof. Enenkel. In der Kunstgeschichte hätten die Künstlerviten indes einen ganz anderen Status. „Dort gelten sie als Lieferanten wichtiger Informationen über die jeweiligen Künstler und als bedeutende Vehikel für den Theorietransport.“ Dennoch hätten Viten in der frühen Neuzeit auch für andere Wissenschaftsgebiete eine zentrale Rolle für Formierung, Legitimierung, ästhetische Repräsentation und Verbreitung der einzelnen Wissenschaften gespielt. Die Teilnehmer der interdisziplinären Tagung zeigen die Bedeutung dieser Viten für die frühneuzeitliche Wissenschaftsvermittlung auf, beschreiben ihre narrativen Muster und Bildprogramme und untersuchen Wechselwirkungen zwischen Künstler- und Wissenschaftlerviten. (bhe)

Programm

Donnerstag, 27. Oktober
13:00–13:10 Einführung Karl Enenkel, Münster, und Claus Zittel, Berlin
A. Humanismus
13:10–14:00 Beatus Rhenanus’ Erasmus-Biographie als Vermittlungstext der opera omnia Karl Enenkel, Münster
14:00–14:50 Die Viten des Leonardo Bruni Patrick Baker, Münster
B. Medizin
15:10–16:00 Ärzteviten und die medizinische „Normalbiographie“ in der Frühen Neuzeit Tilmann Walter, Würzburg
C. Theologie
16:00–16:50 Das Ich zwischen den Fronten: Konfligierende Modelle der Gelehrsamkeit in Johann Valentin Andreaes biographischen und autobiographischen Schriften Dirk Werle, Leipzig
17:10–18:00 The Life of Leonardus Lessius by Jacob Wijns and the Debate on the Efficacy of Grace Diana Stanciu, Löwen
18:00–18:50 Totengespräche zwischen Theologen und Philosophen Riccarda Suitner, Erfurt
Freitag, 28. Oktober
D. Astronomie
09:00–09:50 Gassendis Astronomenviten Claus Zittel, Berlin
09:50–10:40 Astrobiographische’ Narrative und die früh-neuzeitlichen Biographien von Wissenschaftlern bei Johannes Kepler und John Aubrey Sabine Kalff, Berlin
E. Philosophie
11:00–11:50 The Lives of Montaigne and Rabelais Paul Smith, Leiden
11:50–12:40 John Aubreys Short lives und die Philosophenviten des 17. Jahrhunderts Bernd Roling, Berlin
14:30–15:20 Giambattista Vico und die intellektuelle Autobiographie Thomas Gilbhard, Berlin/Lüneburg
F. Künstlerviten
15:20–16:10 Gefährliches Halbwissen: Das Leben des Numismatikers Hubert Goltzius und die humanistische Kritik an den Künstlerantiquaren Michael Thimann, Passau
16:30–17:10 Die Künstlerbiographie im 16. Jahrhundert: Vasari Thomas Ketelsen, Köln
17:10–18:00 Narrative der Authentizität im Spannungsfeld von Leben und Werk in den Künstlerviten Belloris Elisabeth Oy-Marra, Mainz
G. Klassische Philologie
18:00–18:50 Philologenviten des 18. Jahrhunderts Oleg Nikitinski, Münster
18:50–19:20 Abschließende Diskussion