Konfession und Sprache in der Frühen Neuzeit

Tagung am Exzellenzcluster mit interdisziplinären Perspektiven

Plakat der Tagung

Mit dem Einfluss der Konfessionalisierung im 16. und 17. Jahrhundert auf die Sprache ihrer Zeit beschäftigt sich eine interdisziplinäre Tagung am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ vom 9. bis 11. Februar in Münster. Neun Historiker und Germanisten aus Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz tauschen sich über charakteristische, keineswegs nur religiös geprägte Quellentexte aus. Neben Predigten und Inschriften treten also auch profane Textsorten in den Blick. Organisiert wird die wissenschaftliche Zusammenkunft vom Team des Cluster-Projekts C19 „Zwischen Religion und Politik: Konfessionalisierung der Sprache in der Frühen Neuzeit?“, Prof. Dr. Jürgen Macha, Anna Balbach und Sarah Horstkamp. Die Tagung „Konfession und Sprache in der Frühen Neuzeit“ findet im Stadthotel Münster, Aegidiistraße 21, und im Germanistischen Institut am Hindenburgplatz 34, statt.

Die Teilnehmer der Tagung gehen unter anderem der Frage nach, ob die Sprache konfessionelle Merkmale  besaß oder ob die Menschen von diesem Ausdrucksmedium quasi neutral Gebrauch machten. Aus der Perspektive von Germanistik, Geschichtswissenschaft und Epigraphik möchten die Veranstalter den Stellenwert von Sprache präzisieren und mehr wissenschaftliche Aufmerksamkeit auf das Thema Sprache und Konfession in der Frühen Neuzeit lenken, als dies bisher der Fall ist.

Sprachpraxis zwischen der Sorge ums Seelenheil und Machtdemonstration

Die Referenten rücken Sprachmanifestationen und Textgattungen verschiedener gesellschaftlicher Herkunft in den Blick. So spricht etwa Dr. Ricarda Matheus vom Deutschen Historischen Institut (DHI) Rom unter dem Titel „Alter, Wahrheit, Seelenheil“ über Gründe, die Religionswechsler an offizieller Stelle für ihre Konversion angaben, um von der materiellen Unterstützung der Kirchen zu profitieren. Prof. Dr. Mechthild Habermann von der Universität Erlangen-Nürnberg spricht über „Leichenpredigten des 17. Jahrhunderts im konfessionellen Kontext“. Prof. Dr. Dieter Breuer von der RWTH Aachen nimmt sich der Frage an, „wo das beste Teutsch zu finden“ sei. Um konfessionelle Aspekte in den Inschriften evangelischer Fürsten geht es in einem Beitrag von Prof. Dr. Sebastian Scholz von der Universität Zürich. Prof. Dr. Jürgen Macha erläutert den Einfluss der Konfessionen auf die frühneuzeitliche Sprachpraxis. (bhe)

Programm

Donnerstag, 10. Februar, Stadthotel Münster, Aegidiistraße 21
9:00 Begrüßung und Einführung
9:15 Arkane Confessio oder Regiolekt mit Konfessionshintergrund? Zum soziofunktionalen Status grafischer Varianten in ostoberdeutschen frühneuzeitlichen Drucken Paul Rössler, Universität Wien
10:15 Zur Sprache eines Innerschweizer katholischen Exempel-Buchs, Zug 1760 Walter Haas, Universität Freiburg/Schweiz
11:45 Leichenpredigten des 17. Jahrhunderts im konfessionellen Kontext Mechthild Habermann, Universität Erlangen-Nürnberg
14:30 Der Streit über die Frage, „wo das beste Teutsch zu finden“ Dieter Breuer, RWTH Aachen
16:00 Alter, Wahrheit, Seelenheil – Zum diskursiven Rahmen von Konversionsbegründungen Ricarda Matheus, DHI Rom
17:00 Patrem et patriam consanquinosque relinquens. Überlegungen zu den Grabdenkmälern von Glaubensflüchtlingen nach und aus Ingolstadt Christine Steininger, BAdW München
Freitag, 11. Februar, Germanistisches Institut, Raum SH 116 Hindenburgplatz 34
9:00 Konfessionelle Aspekte in den Inschriften evangelischer Fürsten im 16. und 17. Jahrhundert Sebastian Scholz, Universität Zürich
10:00 Bekennen und Bewirken. Zur Rolle von Sprache in den konfessionellen Sepulkralkulturen im ländlichen Bereich Jan Brademann, Universität Münster
11:30 Frühneuzeitliche Sprachpraxis und der Einfluss der Konfessionen Jürgen Macha, Universität Münster
Abschlussdiskussion