Von der Bedeutung der Zehn Gebote

Theologe beleuchtet universelle Geltung des Dekalogs

News Bericht Rvl Berges

Prof. Dr. Ulrich Berges

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Die neue Ringvorlesung „Gewohnheit, Gebot, Gesetz“ des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ hat am Dienstagabend mit einem Vortrag über die Bedeutung der Zehn Gebote begonnen. Alttestamentler Prof. Dr. Ulrich Berges sagte in seinem Vortrag unter dem Titel „Göttliches Gebot und göttliche Gewalt“, der Dekalog nehme innerhalb der biblischen Literatur eine besondere Stellung ein. Er sei allen anderen Gesetzen vorgeordnet und bilde somit ihren Interpretationsrahmen. „Die Zehn Gebote gelten für alle, überall und immer. Sie sind eine Verdichtung des ethischen Standards, den sich die Menschen für das Zusammenleben in einer Gesellschaft gaben“, erläuterte Berges, der bis Juni 2009 dem Exzellenzcluster in Münster angehörte und danach an die Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn wechselte.

Für Berges wirft die hervorgehobene Stellung der Zehn Gebote die „alte, aber weiterhin hochaktuelle“ Frage auf, ob sich die Obersten einer Gesellschaft in gleichem Maße an Regeln halten müssen wie ihre Untergebenen. Ethische Grundsätze binden nach seiner Einschätzung jeden, auch die höchsten Instanzen in einem System. „Derjenige, der das Machtmonopol besitzt, muss sich genauso an Ethik und Recht halten wie alle anderen“, sagte der Theologe. Erst indem die Mächtigen selbst das Recht akzeptierten, das ursprünglich von ihnen ausgehe, könnten sie ihre übergeordnete Position rechtmäßig einnehmen.

Die Verpflichtung, die sich laut Berges aus den Zehn Geboten für Gott ergibt, übertrug er auf den säkularen Staat von heute. Beide, Gott und Staat, müssten sich an Recht und Gesetz orientieren und sich den Folgen ihrer Handlungen bewusst sein. „Wenn Gott und der Staat die Zerbrechlichkeit der Anderen anschauen, werden sie verwundbar“, so der Wissenschaftler.

Die Ringvorlesung „Gewohnheit, Gebot, Gesetz“ beschäftigt sich im Sommersemester 2010 mit dem Thema „Normativität“; es stellt einen von vier Themensäulen des Forschungsverbundes dar. Die Referenten schlagen in ihren Vorträgen einen Bogen von der jüdischen Antike bis zum modernen Verfassungsrecht. In der nächsten Woche spricht der Mittelalter-Historiker Prof. Dr. Gerd Althoff zum Thema „Rechtsgewohnheiten und politische Spielregeln“. Die Veranstaltung findet am Dienstag, den 20. April 2010, zwischen 18:15 und 19:45 Uhr im Hörsaal F2 im Fürstenberghaus statt. (log)