„Interaktion religiöser Rechtsordnungen“

Fabian Wittreck über Islamisches und Jüdisches im orientalischen Kirchenrecht

Buchcover
Buchcover
© Duncker & Humblot

Die Fortentwicklung der Rechtsgeschichte orientalischer Kirchen steht im Mittelpunkt einer Studie des Rechtswissenschaftlers Prof. Dr. Fabian Wittreck vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“. Er untersucht, wie Armenier, Kopten sowie Ost- und Westsyrer von der Spätantike bis in das hohe Mittelalter Elemente aus islamischen und jüdischen Rechtsordnungen in ihre kirchlichen Rechtstexte integrierten. Das Buch trägt den Titel „Interaktion religiöser Rechtsordnungen“. Der Autor stellt die Rezeptions- und Translationsprozesse am Beispiel des Zinsverbots in den orientalischen Kirchenrechtssammlungen dar. Das Buch ist im Berliner Verlag Duncker & Humblot erschienen.

Religiöse Rechtsordnungen würden oft einseitig mit „Konflikt“ konnotiert, erläutert Fabian Wittreck. Ein aktuelles Beispiel sei die Frage nach dem rechten Umgang der deutschen Rechtsordnung mit der islamischen „sharia“. Das historische Beispiel vom Recht der orientalischen Nationalkirchen verdeutliche, wie religiöse Rechte voneinander lernen könnten. „Armenier, Kopten sowie Ost- und Westsyrer schreiben in den Jahrhunderten unter islamischer Herrschaft ihre überkommenen Rechtssammlungen fort und nehmen dabei Versatzstücke des islamischen und jüdischen religiösen Rechts auf, aber auch Anregungen der aristotelischen Philosophie. Die vorhandenen Quellen reichskirchlicher oder römischrechtlicher Herkunft werden so überlagert und modifiziert.“

Über Religionsgrenzen hinweg rezipiert

Der Wissenschaftler untersucht die Interaktion der religiösen Rechtsordnungen am Beispiel der Regeln zum Zins- oder Wucherverbot im orientalischen Kirchenrecht. Sie wurden damit erstmals umfassend und im Zusammenhang dargestellt und analysiert. Wittreck weist daran nach, wie rechtliche Regelungskonzepte, Begründungsansätze und auch Ausnahmeregelungen über Sprach- und Religionsgrenzen hinweg rezipiert werden. „Zugleich wird deutlich, dass dieser Austausch zwischen den religiösen Rechten auf die wissenschaftlich-literarische Ebene beschränkt bleibt, da zahlreiche Rechtstexte gar nicht den Anspruch erheben, die Rechtspraxis der orientalischen Christen zu beeinflussen.“ (Duncker & Humblot/ill/vvm)


Hinweis: Wittreck, Fabian: Interaktion religiöser Rechtsordnungen. Rezeptions- und Translationsprozesse dargestellt am Beispiel des Zinsverbots in den orientalischen Kirchenrechtssammlungen (Kanonistische Studien und Texte, Bd. 55), Berlin: Duncker & Humblot 2009, 317 S., ISBN 978-3-428-13106-8, 64,00 Euro.