Frühe Mutter-Kind Interaktionen

Kontakt: Joscha Kärtner & Helen Wefers

In einer Reihe von Arbeiten beschäftigen wir uns mit den universellen und kulturspezifischen Aspekten der frühen Mutter-Kind-Interaktion. Was sind kultur- und kontextübergreifende Gemeinsamkeiten und worin unterscheiden sich Kulturen im Hinblick auf die Art und Weise, wie zentrale Bezugspersonen mit Kindern umgehen und kindliche Erfahrungsfelder strukturieren? In diesen Studien konnten wir beispielsweise zeigen, dass Bezugspersonen in kulturellen Kontexten, die der Entwicklung von Selbständigkeit und psychologischer Autonomie einen hohen Stellenwert zuschreiben, spezifische Vorstellungen bezüglich einer optimalen Interaktion mit ihren Kindern haben (exklusive dyadische Aufmerksamkeit, Protokonversationen, Sensitivität für antizipierte intentionale Zustände und positive Kindsignale). Auf Seiten der Kinder gibt es Hinweise darauf, dass sich diese frühkindlichen Erfahrungen in einer erhöhten Sensibilität für intrapsychische Zustände (self-awareness) niederschlagen, die im zweiten Lebensjahr dazu führt, dass Kinder früher ein Verständnis von sich und anderen als Träger subjektiven psychischen Erlebens ausbilden und dass dieses Selbstkonzept auch eine zentrale Rolle in der Genese prosozialen Verhalten spielt.

In einem aktuellen kulturvergleichenden Projekt untersuchen wir die mütterlichen Idealvorstellungen (Ethnotheorien) zu zentralen Bereichen der frühkindlichen Entwicklung. Konkret interessiert uns, wie emotional und wie aktiv Säuglinge in den Augen der Mütter idealerweise sein sollen und wie sich diese Idealvorstellungen in der Ko-Regulation der kindlichen Zustände niederschlagen. Des Weiteren erforschen wir die Implikationen von kulturspezifischen Interaktionserfahrungen für die Entwicklung des Säuglings. 

Ausgewählte Publikationen:

  • Kärtner, J. (2015). The autonomous developmental pathway: The primacy of subjective mental states for human behavior and experience. Child Development, 86, 1298-1309.
  • Keller, H. & Kärtner, J. (2013). Development – The cultural solution of universal developmental tasks. In M. Gelfand, C.-Y. Chiu & Y.-Y. Hong (Eds.), Advances in Culture and Psychology (Vol. 3), (pp. 63-116). Oxford University Press.
  • Kärtner, J., Holodynski, M., & Wörmann, V. (2013). Parental ethnotheories, social practice and the culture-specific development of the social smile in infants. Mind, Culture, and Activity, 20, 79-95.
  • Kärtner, J., Keller, H., & Yovsi, R. (2010). Mother-infant interaction during the first three months: The emergence of culture-specific contingency patterns. Child Development, 81, 540-554.