Linda Göttner

„Wo bleibt unsere Revolution?“ – expressionistische Prosa von Autorinnen. Ein vernachlässigtes Feld

Foto von Linda Göttner
© Privat

Expressionistische Prosa-Autorinnen wie Claire Goll, Marie Holzer oder El Hor sind im etablierten Epochenbild des Expressionismus kaum vertreten und wurden von der Forschung lange Zeit nicht beachtet. Dies wird der tatsächlichen Präsenz von Autorinnen im zeitgenössischen literarischen Feld jedoch nicht gerecht. Im Zentrum der expressionistischen Prosa von Autorinnen stehen signifikant weibliche Subjektkrisen, die im dominierenden zeitgenössischen Avantgardediskurs zu Beginn des 20. Jahrhunderts und zugespitzt in der expressionistischen Programmatik ausgeschlossen werden. Von der Beobachtung dieses Spanungsverhältnisses ausgehend stellt das Dissertationsprojekt die Fragen danach, wie sich Autorinnen im literarischen Feld einer Avantgarde-Bewegung positioniert haben und welches avantgardistische Innovationspotenzial ihrer Prosa innewohnt. Die Arbeit stellt die These auf, dass die Autorinnen Brüche mit den Programmen des Expressionismus generieren und so die expressionistische Prosa zugunsten der Darstellung weiblicher Subjektkrisen um Motive und poetische Verfahren erweitern.

Das Vorhaben leistet somit einen Beitrag zur Expressionismusforschung und korrigiert das etablierte Epochenbild durch eine Integration der bislang kaum untersuchten Autorinnen. Was in der Arbeit auf Mikroebene untersucht wird, fügt sich in das generelle Desiderat ein, weibliche Autorschaft in der literarischen Moderne auf Makroebene zu untersuchen und Prozesse der Kanonisierung von Autorinnen in der Literaturgeschichte zu reflektieren.

  • Akademischer Werdegang

    Seit 03/2023 Promotionsstipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes
    Seit 12/2022 Wissenschaftliche Online-Tutorin am Lehrgebiet Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Mediengeschichte (Prof. Dr. Peter Risthaus) am Institut für Neuere deutsche Literatur- und Medienwissenschaft, FernUniversität in Hagen
    11/2021 – 11/2022 Wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl von Prof. Dr. Britta Herrmann, Germanistisches Institut, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
    Seit 08/2021 Doktorandin an der Graduate School Practices of Literature Münster, Germanistik
    10/2018 - 07/2021 Master of Arts: Kulturpoetik der Literatur und Medien an der Westfälischen Wilhelms-Universität
    Wintersemester 2020/21 Tutorin für den Lektüretest am Germanistischen Institut (WWU)
    09/2019 - 01/2020 Auslandssemester an der Universität Wien
    02/2019-08/2019 Studentische Hilfskraft am Dekanat des Fachbereichs Philologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
    10/2014 - 07/2017 2-Fach Bachelor of Arts Germanistik und Kommunikationswissenschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
  • Vorträge und Projektpräsentationen

    11/2022 „Die Sichel. Sonderheft: Frauendichtung (1920) – Eine Singularität in der expressionistischen Publikationslandschaft“ beim Workshop „Die kleinen Zeitschriften des Expressionismus“ im Deutschen Literaturarchiv Marbach
    3/2020 Transmediales Erzählen. Am Beispiel der HARRY POTTER Hypodiegese. In: Filmnarratologie Revisited. Theorien – Zugriffe – Potenziale (= Paradigma. Studienbeiträge zu Literatur und Film), S. 64–7.