August 2025
August 2025

Münze des Monats

© Robert Dylka

Geld für Söldner

Sikulo-punische Münzstätte auf Sizilien, nach 300 v. Chr.

AR Tetradrachme; 16,49 g; 25 mm; 10 h

Vs.: Kopf des jugendlichen Herakles n. r. mit Löwenskalp

Rs.: Pferdekopf n. l., r. i.F. eine Dattelpalme, darunter die punische Legende MḤŠBM („Schatzmeister“).

Inv.-Nr. M 1835 (ex Slg. Bieder)

Jenkins 1978, 28–35 (Serie 5b); SNG Copenhagen Part 5 Nr. 985 = SNG Copenhagen Part 42 Nr. 91

 

Im frühen 3. Jh. v. Chr. stand die punische Stadt Karthago (heute Tunesien) im Krieg gegen Syrakus, welches die mächtigste griechische Polis auf Sizilien war. Wahrscheinlich während dieses Krieges wurde die Silbermünze etwa um 300 v. Chr. im Kontext der karthagischen Militärausgaben auf Sizilien geprägt. Mit einem Gewicht von 16,49 g entspricht das Stück metrologisch dem Normgewicht der attischen Tetradrachme (Kat.-Nr. 31), die bereits im 5. Jh. v. Chr. weit verbreitet als internationales Zahlungsmittel verwendet wurde. Jedoch ließ sich die sikulo-punische Tetradrachme auch in ein metrisches karthagisches System umrechnen und war gleichwertig mit zwei karthagischen Silberschekeln (7,6 g). Ihr Gewichtsmaß stammte einst von dem syrischen Shekel der Stadt Karkemisch (7,6–7,8 g) oder von dem des Königreichs Hamath (7,6 g) ab.

Auf der Vorderseite zeigt die Münze den Kopf des Herakles nach rechts - ein typisches Motiv phönikischer Münzen. Herakles trägt den Löwenskalp, dessen Pfoten um seinen Hals gebunden sind (der Heraklesknoten, ein magisches Symbol, wurde davon abgeleitet). In seiner griechischen Gestalt als Herakles wurde Melqart, die oberste Gottheit einiger phönikischer Kolonien, bereits auf den frühesten phönikischen Münzen dargestellt, die von Kition (Zypern) spätestens im 5. Jh. v. Chr. zum ersten Mal geprägt wurden. Auf der Rückseite der sizilischen Münze steht der Kopf eines Pferdes vor einer Dattelpalme, ein Bildmotiv, das typisch für Karthago ist. Darunter stellt die Legende MḤŠBM, was „Schatzmeister“ (im Plural) bedeutet, die Identität der den Prägeherren fest. Der Begriff verweist auf eine der zwei karthagischen Münzstätten, betrieben von Söldnern, die in dieser turbulenten Zeit (300–290 v. Chr.) auf Sizilien zu operieren begannen. Diese können durch ihre jeweiligen Legenden identifiziert werden: „Leute aus dem Militärlager“ und die „Schatzmeister“, ohne dass sich die Werkstätten lokalisieren ließen.

Die beiden seitlichen Sporne am Schrötling begegnen auch bei anderen sizilischen Prägungen (Kat.-Nr. 12) und zeigen, dass die Söldner auf lokales sizilisches Know-How in der Münzherstellung zurückgriffen.

(Eleftheria Pappa)

Abb. 1
© Katharina Martin

Auch die häufigeren typengleichen sikulo-punischen Pendants mit der Legende „Leute aus dem Militärlager“ findet sich in der Münsteraner Sammlung (M 6282 (Abb. 1)); s. dazu den Text im Katalog von S. Ebers – A. Lichtenberger – H.-H. Nieswandt (Hrsg.), Das Pferd in der Antike. Von Troja bis Olympia (Darmstadt 2022) S. 133 f. Kat.-Nr. 133 (J. Schellig)

 

 

Weiterführende Literatur

  • G. K. Jenkins, Coins of Punic Sicily, Part 4, Schweizerische Numismatische Rundschau 57, 1978, S. 5-68
  • E. Pappa, The metrological system of the Final Bronze Age balance weights and the pre-Roman coinage of Atlantic Iberia: a shared Syrian standard?, Journal of Ancient History and Archaeology 6,1, 2019, S. 60-80
  • P. Visoná, Carthaginian coinage in perspective, American Journal of Numismatics, 2nd. Series 10, 1998, S. 1-31

 

Der Beitrag für die Münze des Monats August 2025 entstand im Rahmen des Projekts “Civic and Group Identities in Atlantic Iberia after the Phoenician colonization”. Eleftheria Pappas Forschungsaufenthalt in Münster im Rahmen des COFUND Project "Migration, Diaspora, Citizenship" (MDC) wird gefördert durch Mittel der EU.

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