Ein Buch gewünscht – einen iPad bekommen

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In ihrem Erwerbungsprofil hat die Zweigbibliothek Medizin niedergelegt, dass sie die wichtigste deutschsprachige Buchproduktion möglichst komplett erwirbt und die angloamerikanische Literatur nur in Auswahl. In den letzten Jahren ist es aber immer schwieriger geworden, dies auch umzusetzen. Dies liegt hauptsächlich an den Finanzen: Zum einen sind die Bücher immer teurer geworden, Preise von 200 Euro sind keine Seltenheit mehr. Zum anderen steht aufgrund der immensen Preissteigerung bei medizinischen Zeitschriften immer weniger Etat für wissenschaftliche Bücher zur Verfügung (Lehrbücher werden aus einem anderen Etat gekauft und sind hier aussen vor).

Um aus dieser Klemme herauszukommen, hat die Bibliothek aus der Not eine Tugend gemacht: Zum einen erwirbt sie weniger Bücher prophylaktisch, d.h. antizipierend für einen irgendwann einmal eintretenden Bedarf. Zum anderen erfüllt sie die Bücherwünsche ihrer Nutzer (Buchwunsch-Formular) zu einem hohen Prozentsatz (patron driven acquisition). Diese Vorgehensweise ist auch wirtschaftlicher, da weniger Etat für mehr Ausleihen eingesetzt werden muss. Aus Studien ist bekannt, dass Bücher, die über Benutzerwünsche angeschafft wurden, öfter ausgeliehen wurden als Bücher, die prophylaktisch gekauft wurden.

Die ZB Med plant, nun noch einen Schritt weiter zu gehen und gewünschte Bücher auch als E-Book zur Verfügung zu stellen. Ein möglicher Anbieter wäre Amazon, wo US-Bibliotheken bereits jetzt Bücher kaufen und diese an ihre Nutzer verleihen (Public Library Books for Kindle). Für europäische Bibliotheken soll dies auch bald möglich sein. Dadurch wären weitere Einsparungen möglich, wie bei einem aktuellen Desiderat erkennbar wird: Das E-Book „Diffusion MRI“ ist 40 Euro oder 27% preiswerter als das gedruckte Buch. Ebenfalls ist ein deutlicher Zeitgewinn zu verzeichnen: Während ein gedrucktes Buch erst bestellt, geliefert und eingearbeitet werden muss, steht das E-Book augenblicklich zur Verfügung.

Ein zweiter Anbieter wäre Ciando, der nicht nur mit knapp 10.000 Titel aus dem biomedizinischen Bereich das größte Sortiment in Deutschland hat, sondern auch die Möglichkeit anbietet, Titel bei Nutzerwunsch just in time auswählen zu können.

Zur Zeit werden die E-Books per Kindle-App auf einem iPad der Bibliothek zur Verfügung gestellt, d.h. über die normalen Kanäle ausgeliehen. Sobald aber der neue Kindle Fire in Deutschland erhältlich ist, werden wir ihn als E-Book-Reader für die Erfüllung von Bücherwünschen ebenfalls testen.

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Sobald Amazon den neuen Kindle Fire und das Public Library Books Programm auch in Deutschland anbietet, wird dies die Möglichkeiten der elektronischen Erfüllung von Bücherwünschen noch einmal deutlich erweitern.

Es ist selbstverständlich auch möglich, Ihnen das Buch auf Ihrem eigenen E-Book-Reader zur Verfügung zu stellen. Dadurch können Sie dies noch komfortabler nutzen. Dieser Service ist bei vielen Stadt- und Unibibliotheken schon Standard. Auch die ZB Med arbeitet an einem derartigen Konzept. Dabei soll jedoch nicht eine kleine Anzahl prophylaktisch eingekaufter E-Books angeboten werden, sondern ein möglichst breites Spektrum aller auf dem Markt verfügbaren Bücher. Die Auswahl wird Ihnen, den Nutzern, überlassen. Das nennt man neudeutsch PDA oder patron-driven-acquisition. Für diese „Arbeit“ bekommen Sie sozusagen als Entschädigung das Buch auf Ihr eigenes Gerät…

PubMed-Recherche in Zeitschriften mit hohem Impact Faktor

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Bei allgemeinen PubMed-Recherchen (wie z.B. nach „Latex Allergy“) erhält man eine Unmenge an Treffern, die ohne weitere Eingrenzung oft ein unverdauliches Mass erreichen (hier 3.000 Zitate). Am Besten grenzt man nun die Suche weiter sachlich ein: Latex Allergy AND Pregnancy (50 Treffer). Steht eine sachliche Eingrenzung nicht zur Verfügung, weil man z.B. alles zur Latexallergie finden möchte oder noch gar nicht weiß, unter welchen Aspekten man Latexallergie studieren möchte, kann man auf formale Eingrenzungen ausweichen (den so genannten PubMed-„Limits“). Diese begrenzen die Suche u.a. nach Altersgruppen, Artikelart (Clinical Trial, RCT, Review, Twin Study), Sprache oder Aktualität. Diese Limits sind jedoch oft unbefriedigend, weil dabei immer das Riskio besteht, relevante Arbeiten „wegzulimitieren“.

Bei einem meiner letzten Hausbesuche kam nun der interessante Vorschlag auf, eine PubMed-Recherche auf wichtige, impaktstarke Zeitschriften eingrenzen, z.B. auf alle Klasse 1 – Zeitschriften eines Fachgebietes. Dies ist in der Tat möglich, da PubMed a) die allermeisten Zeitschriften mit Impact Faktor indexiert (z.B. 97% in der Kardiologie) und b) eine Suche nach den Zeitschriftentiteln zuläßt. Im Folgenden finden Sie die genaue Vorgehensweise, wie man eine PubMed-Recherche auf bestimmte Zeitschriften (hier diejenigen mit hohem Impact Faktor) beschränkt:

1. Zeitschriftensuche
Man stellt sich zunächst in PubMed eine Suche zusammen, die alle Klasse 1 – Zeitschriften eines Fachgebietes umfasst. Die Zeitschriften werden am besten im NLM Catalog: Journals referenced in the NCBI Databases gefunden. Über den „PubMed search builder“ wird das Journal in die Suche übernommen. Nimmt man als Beispiel die Subject Category „Allergy“ (nur zugänglich an der Universität Münster), wären dies:

  1. Journal of allergy and clinical immunology (PubMed-Suche)
  2. Allergy (PubMed-Suche)
  3. Clinical and experimental allergy (PubMed-Suche)
  4. Contact Dermatitis (PubMed-Suche)
  5. Clinical Reviews in Allergy and Immunology (PubMed-Suche)

2. Aufsummierung
Im zweiten Schritt gilt es, die Artikel der einzelnen Journale durch eine OR-Verknüpfung aufzusummieren:

„J Allergy Clin Immunol“[Journal] OR „Allergy“[Journal] OR „Clin Exp Allergy“[Journal] OR „Contact Dermatitis“[Journal] OR „Clin Rev Allergy Immunol“[Journal]

3. Abspeichern
Diese Suche muss man nun dauerhaft abzuspeichern. Dies funktioniert entweder als Lesezeichen im Browser, dazu geht man rechts auf „Search Details“, klickt auf „see more“ und legt sich einen Lesezeichen (Bookmark) auf die angegebene URL.

Oder man benutzt seinen MyNCBI-Account (Registrierung kostenlos), klickt auf „Save Search“ (oben unter dem Suchfenster) und kann nun die Suche jederzeit durch Klick auf den gewählten Suchnamen in MyNCBI wieder aufrufen.

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4. Eingrenzen
Will man irgendwann einmal seine Recherche (z.B. nach Latexallergien) auf diese Klasse 1- Zeitschriften eingrenzen, dann genügt es, die einmal abgespeicherte Suche über einen der beiden Wege aufzurufen und über „Advanced“ (oben unter dem Suchfenster) mit den aktuellen Suchtreffern (für Latexallergie) zu verknüpfen. Dies geschieht durch den Operator „AND“, siehe unten:

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Will man sich die Mühe nicht machen (oder hat keine studentische Hilfskraft dafür an der Hand 😉 ), kann man sich – zumindest in der Inneren Medizin – mit folgendem Trick behelfen: Unter „Limits“ kann in PubMed das Trefferergebnis nach bestimmten „Subsets“ eingegrenzt werden, darunter AIDS, Cancer oder aber die 120 Journals des Abridged Index Medicus. Diese so genannten „Core Clinical Journals“ stellen die (aus angloamerikanischer Sicht) wichtigsten klinischen Zeitschriften dar, lassen aber eine eindeutige Qualifizierung nach Impact Faktoren vermissen.

Die Bibliothek hilft Ihnen aber gerne bei der Formulierung der Suchanfrage, einfach eine Email an info@zbmed.ms schreiben.

Trial: 40 Lehrbücher von Elsevier

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Nach der erzwungenen Abbestellung von Online-Lehrbüchern stehen Ihnen ab sofort folgende 40 Lehrbücher von Elsevier, Urban & Fischer noch testweise zur Verfügung, darunter einige der meistgenutzten Online-Lehrbücher in 2010. Der Test dauert bis zum 15. Dezember 2011, danach sind diese Online-Lehrbücher nicht mehr zugänglich. Nach (kostenloser) Registrierung kann man Lesezeichen setzen, Notizen einfügen, per Copy&Paste Teile herauskopieren oder Seiten ausdrucken. Zugänglich sind diese Bücher nur im Hochschulnetz der Universität.

Kaffee & Kuchen für Erstsemester voller Erfolg

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Die angekündigte Überraschung für alle Erstis aus dem Louis Pasteur-Semester war am vergangen Freitag ein heißer Kaffee und leckere Plätzchen in unserem Bistro, die bei dem nasskalten Wetter von gut der Hälfte der Studierenden dankend angenommen wurde. Bei anschließenden Bibliotheksrundgängen konnten die Räumlichkeiten und Angebote der ZB Medizin schon einmal kennengelernt werden. Dass viele sofort mit ihren Fragen zu Referatsrecherchen, Lehrbuch– und iPad-Ausleihe zu den Bibliotheksmitarbeitern kamen, hat uns sehr gefreut! Da die Resonanz der Erstis auch durchweg positiv war, wird es sicher eine Neuauflage für kommende Erstsemester geben!

IOP Historic Archive Journal 1874-2010

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Durch eine DFG-geförderte Nationallizenz kann nun deutschlandweit auf das IOP Historic Archive Journal 1874-2010 zugegriffen werden. Die Adresse lautet:

iopscience.iop.org/journals

Zu den Veröffentlichungen des Institute of Physics gehören zentrale Basis-Zeitschriften der Physik, wie z.B. die Journal of Physics A-G und das New Journal of Physics. Das Paket „IOP Historic Archive Journal 1874-2010“ umfasst 80 physikalische Fachzeitschriften des Institute of Physics von A wie Acta Physica Sinica bis T wie Transactions of the Optical Society. Mittels der Moving Wall wird das Archiv jährlich durch den anschließenden aktuellen Jahrgang erweitert.

Für die Medizin besonders interessant sind:

Biomedical Materials; 1(2006) – 5(2010) und fortlaufend
Journal of Breath Research; 1(2007) – 4(2010) und fortlaufend
Journal of Neural Engineering; 1(2004) – 7(2010)
Journal of Radiological Protection; 1(1981) – 30(2010)
Nanotechnology; 1(1990) – 21(2010)
Physical Biology; 1(2004) – 7(2010)
Physics in Medicine and Biology; 1(1956) – 55(2010) und fortlaufend

Die komplette Titelliste finden Sie hier.

Herzlich willkommen, liebes Louis Pasteur-Semester!

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Die Zweigbibliothek Medizin der Medizinischen Fakultät begrüßt Sie herzlich in Münster! Im Erstsemester-Info (PDF) finden Sie alles, was Sie für den Start ins Studentenleben brauchen – jedenfalls bibliotheksseitig. Wir tun alles, um Ihnen bei den ersten Schritten behilflich zu sein. Die meisten Fragen lassen sich per Email (info@zbmed.ms), Telefon (0251-83/58560) oder an Leihstelle und Auskunft (Gebäude A11, alias Domagkstraße 9) sicher leicht klären.

Die Aktivierung Ihrer neuen Studierendenkarte als ULB-Benutzungsausweis können Sie online vornehmen. Sie erhalten eine Nachricht an Ihre WWU-E-Mail-Adresse, wenn die Aktivierung erfolgt ist und Sie Ihre Studierendenkarte als ULB-Benutzungsausweis einsetzen können. Wenn Sie Ihre Studierendenkarte nicht online aktivieren möchten, sondern in der Bibliothek, dann ist das auch problemlos möglich. Bringen Sie bitte dazu einen amtlichen Lichtbildausweis (Personalausweis, Reisepass) mit. Ausführlichere Informationen finden Sie hier.

Spezielle Angebote der Bibliothek für Studierende finden Sie ebenso online wie die Erstsemestereinführung. Wir wünschen Ihnen einen guten Studienbeginn!

Ihr Bibliotheksteam

PS: Freitag, den 7. Oktober, gibt es eine Überraschung für Sie in der ZB Med, mehr verraten wir bei der Erstsemestereinführung am Dienstag. Und wenn Sie mal was von Louis Pasteur lesen wollen: Hier finden Sie alle Bücher von und über Pasteur in der Unibibliothek…

NC für Medizin: Der Albtraum mit der Traumnote 1.0

Studiendekan Marschall
Bernhard Marschall

Studiendekan Dr. Bernhard Marschall hat am 22. September in der FAZ einen Artikel mit dem Titel Die Inflation der Spitzenzeugnisse geschrieben.

Er beklagt den inflationären Umgang mit der Abinote 1.0, den knapp 800 Abiturienten aus NRW in 2010 bekamen – eine Verdoppelung in nur fünf Jahren! Hinzu kommt eine überproportionale Wahl von Münster als Studienfach, was zu einer Verachtfachung der Bewerberzahl verglichen mit 2006 geführt hat. Das führte zu dem Numerus clausus von 1.0 – mehr geht nicht.

Im Gegensatz zu den 1.5er- oder 2.0er-Kandidaten, die Anfang des Jahrtausends angefangen haben zu studieren, haben sich aber „weder das Bewerberfeld, noch die im Studium erbrachten Leistungen, … wesentlich geändert.“

Interessant: Die zehn Prozent der Studienanfänger, die ihr Studium abbrechen, entstammen zumeist nicht dieser 1.0-Klientel, sondern „zu einem ganz überwiegenden Anteil … der so genannten Wartezeit-, Ausländer- oder Zweitstudiengangquote“. In dieser Abbrechergruppe sind die Studierenden mit mehr als zehn Jahren Berufserfahrung in einem anderen Bereich deutlich überrepräsentiert.

Zum Schluß stellt sich Marschall der kniffeligen Frage, ob aus der 1.0er-Abiturientin Nicola eine bessere Ärztin wird:

Nach statistischen Erkenntnissen wird sie vermutlich eher in Regelzeit studieren, bessere Ergebnisse in den Staatsexamina erbringen und schneller auf dem Arbeitsmarkt ankommen, als Studierende anderer Auswahlquoten. Ist sie damit eine bessere Ärztin? Das sicher nicht. Aber erste wissenschaftliche Untersuchungen zeigen ebenfalls eine hohe Korrelation der Abiturnote zur Gesprächsführungskompetenz.

Eine Beurteilung des Studienerfolgs nach dem Kriterium, ob ein guter Arzt oder ein schlechter Arzt herausgekommen ist, fällt naturgemäß schwer. Zu vielseitig sind die Anforderungsprofile, zu vielschichtig die Einsatzgebiete künftiger Mediziner. Ganz sicher eignen sich die Staatsexamina nach heutigem Multiple-Choice-Zuschnitt aus dem Institut für Medizinische und Pharmazeutische Prüfungsfragen nur marginal für die Beantwortung dieser Frage. Allerdings verhindern die hieran geknüpften Leistungsorientierten Mittelvergaben der Länder eine progressive Reform der Auswahlverfahren und Curricula, solange nicht auch in den Staatsexamina andere – patientenbezogene – Leistungen gefordert werden. Wer mehr von den so genannten Softskills bei den Absolventen des Medizinstudiums fordert, der sollte weniger das Auswahlverfahren der Bewerber, als das deutsche Prüfungssystem adressieren.

Siehe auch den Beschluß des Verwaltungsgerichts Gelsenkirchen vom 29.9. zur Mediziner-Zulassung: Lange Studiumswartezeit verletzt Grundrechte.

Foto by Dekanat Medizin, WWU Münster

Weitere Abbestellungen von Online-Lehrbüchern

Durch die Ablehnung von Studienbeiträgen für Online-Lehrbücher ist die Zweigbibliothek gezwungen, ihr Angebot weiter zusammenzustreichen. Zum 30.9. fallen alle Online-Lehrbücher des Elsevier-Verlags ersatzlos weg, darunter einige der meistgenutzten Lehrbücher des letzten Jahres.

Betroffen sind die folgenden Titel:

– Buchta: Das Physikum
– Buchta: Das Hammerexamen
– Sobotta Atlas der Anatomie des Menschen
– Trepel: Neuroanatomie

Nach dem Wegfall von 76 Online-Lehrbüchern des Thieme-Verlags wird dadurch der Bestand der Bibliothek an elektronischen Lehrbüchern weiter reduziert.

JAMA verteuert sich um das Sechsfache

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Heftige Preiserhöhungen sind nichts Neues in der Verlagsbranche. Die ZB Med hatte bereits wiederholt über deftige Preissprünge bei Zeitschriften wie Pediatrics (PDF) oder dem NEJM berichtet.

Diese Praktiken sind weit verbreitet und lassen Verleger als ausgewiesene Profitgeier erscheinen, wie zuletzt der Guardian in einem vielbeachteten Artikel schrieb: Academic Publishers Make Murdoch Look Like a Socialist, der nun auch auf Deutsch vorliegt:

Wer sind die skrupellosesten Kapitalisten der westlichen Welt? Wessen monopolistische Praktiken lassen Wal- Mart aussehen wie einen Tante-Emma-Laden und Rupert Murdoch wie einen Sozialisten? Auch wenn es offenkundig eine ganze Reihe von Kandidaten gibt, sind es nicht die Banken, die Ölunternehmen oder die Krankenversicherungen – sondern die Wissenschaftsverlage. Von all dem Betrug, der in der Wirtschaft vor sich geht, müsste die Abzocke, die hier betrieben wird, am dringendsten von den Wettbewerbsbehörden überprüft werden.

Etliche Wissenschaftler möchten dieses System nicht länger unterstützen und verpflichten sich, nur noch in Open Access Journalen zu veröffentlichen. Der Widerspruch aus Verlagskreisen ließ nicht lange auf sich warten. Wer meinte, dass nun die Geschäftsführer von Nature, Elsevier, Wiley oder Taylor&Francis zum Griffel greifen würde, sah sich getäuscht: Ausgerechnet Kent Anderson, der Chefredakteur des niedrigpreisigen Journal of Bone and Joint Surgery lies sich zu einer Replik hinreissen: Uninformed, Unhinged, and Unfair – The Monbiot Rant, in dem er doch dreist behauptete, dass Bibliotheken immer noch mehr als genug Geld hätten, sich alles zu kaufen, was die Nutzer auch nur im Entferntesten gebrauchen könnten:

The fact is that librarians are intelligent players in the scholarly space who, working with publishers, have secured excellent, sustainable deals for their constituencies to resources that are almost all online now.

Die Realität sieht de facto vollkommen anders aus, wie auch die ZB Med leidvoll erfahren mußte. Trotz weiter explosiv steigender Zeitschriftenpreise ist der Bibliotheketat seit Jahren unverändert, d.h. de facto haben wir einen massiven Kaufkraftverlust (PDF).

Ein besonders eklatantes Beispiel aus der Inneren Medizin ist die diesjährige Verteuerung von JAMA von 900 auf 6.600 Euro. Ich habe in der obigen Abbildung mal aufgeführt, wieviel wir in den letzten Jahren alleine für die 4 wichtigsten Titel der inneren Medizin ausgeben mussten (zum Vergrößern auf Grafik klicken).

Besuch aus Japan in der Bibliothek

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Frau Schulenborg, Frau Lütkefels-Ehn und Dr. Obst führten Frau Saijo aus Tokio durch die ZB Med

Heute bekam die Zweigbibliothek Besuch aus dem fernen Japan. Chika Saijo ist Medizinbibliothekarin in Tokio und führt zur Zeit eine Kongressreise in der Bundesrepublik durch. Dabei läßt sie es sich nicht entgehen auch einige Medizinbibliotheken in Augenschein zu nehmen. Münster ist die erste Station, gefolgt von Göttingen und Köln, wo sie auf der Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekwesen teilnehmen wird. Anschließend geht es nach Berlin zur International Conference on Theory and Practice of Digital Libraries.

Frau Schulenborg und Frau Lütkefels-Ehn sowie Dr. Obst zeigten Frau Saijo die aktuellen Services der Bibliothek, wie die integrierte Medienbearbeitung, die iPad-Ausleihe und die elektronischen Lehrbücher. Besonders beeindruckt war sie vom Rapidoc-Service, in Japan ist die Lieferung von Zeitschriftenartikeln innerhalb weniger Stunden leider noch ein Ding der Unmöglichkeit.

Frau Saijo ist Auskunftsbibliothekarin an der Kitasato Memorial Medical Library in Tokio. Sie hat in Neuseeland einen B.Sc. in Literatur und Kolonialismus erworben bevor sie zum Bibliothekswesen kam. Zusammen mit 10 Kolleginnen ist sie zuständig für die Literaturversorgung eines der größten Krankenhäuser in Tokio.

Studierende am zufriedensten mit Verwendung der Studiengebühren für Bibliotheken

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Der Gebührenkompass der Universität Hohenheim meldet: Wie bereits in den Jahren 2007 bis 2010 hat der Lehrstuhl für Marketing I der Universität mit seinen Studierenden auch im Mai dieses Jahres die Zufriedenheit mit der Verwendung von Studiengebühren bei Studierenden an allen deutschen Universitäten ermittelt, die im laufenden Sommersemester Studiengebühren erhoben haben.

Insgesamt wurden für den Gebührenkompass 2011 mehr als 10.000 Studierende im Rahmen der in diesem jahr erstmals als Online-Befragung durchgeführten Untersuchung befragt.

Zwar ist die Zufriedenheit von Studierenden deutscher Universitäten mit der Verwendung von Studiengebühren an ihren Universitäten noch immer nicht gut, allerdings nimmt die Zufriedenheit seit 2008 kontinuierlich zu. Auf einer Skala von „1 = sehr zufrieden“ bis „6 = sehr unzufrieden“ liegt die durchschnittliche Zufriedenheit der Befragten inzwischen bei 3,74 (2008: 4,55) und ist damit auf eine Schulnoten-Skala bezogen erstmals besser als mit „ausreichend“ zu bewerten.

Eine wesentliche Ursache für die gegenüber 2010 deutlich angewachsene Zufriedenheit stellt eine offenbar bessere Informationspolitik der Universitäten dar. Im Vergleich zum Vorjahr geben deutlich mehr Studierende an, von ihrer Universität über die Verwendung der Studiengebühren informiert worden zu sein (2010: 51,9 %; 2011: 61,9 %). Daher hat sich auch der Anteil der Studierenden, der angibt, von der eigenen Hochschule ausreichend informiert worden zu sein, im Vergleich zu 2010 um 64 % (2010: 14,6 %; 2011: 24 %) vergrößert.

Am zufriedensten sind die Studierenden dabei weiterhin mit der bisherigen Verwendung der Studiengebühren zur Verbesserung der Bibliotheksleistungen. Hier liegt die Zufriedenheit im Bundesdurchschnitt bei 3,0.

Die Zweigbibliothek Medizin hatte für den Antragszeitraum 2010/11 acht Massnahmen aus Studienbeiträgen beantragt, von denen zwei (Einzelarbeitskabinen und Ergonomische Arbeitsplätze) angenommen wurden.

Die Verlängerung der Öffnungszeiten wurde ebenso abgelehnt wie Online-Lehrbücher, letztere mit der kuriosen Begründung, sie seien Grundversorgung und so wichtig, dass sie nicht aus Studienbeiträgen finanziert werden sollten. Daraufhin mußte die Bibliothek ihr diesbezügliches Angebot deutlich reduzieren, da es natürlich keine anderweitigen Finanzierungsmöglichkeiten gibt. Als Resultat stehen nun in zahlreichen Fachgebieten überhaupt keine elektronischen Lehrbücher mehr zur Verfügung.

Ebenso müssten bei diesem Beschluß der Vertreter der Medizinstudierenden die großzügigen Öffnungszeiten bis 24 Uhr gekappt werden.