Am 3. März 1983 liest Heiner Müller im Bahßschen Wohnzimmer aus "Verkommenes Ufer Medeamaterial Landschaft mit Argonauten", an den Wänden Werke von A.R. Penk.
© Dietrich Bahß

4. Juni 2019, ab 18:00 Uhr

Ein Abend mit Ingrid und Dietrich Bahß
Lesung und Gespräch

Ort: Hörsaal F2, Fürstenberghaus, Domplatz 20


„Die DDR-Bürger B. Dietrich und B. Ingrid vertreten eine feindliche politische Grundeinstellug zur sozialistischen Gesellschaftsordnung in der DDR. Sie organisieren mittels „Ausstellungen“ und „Lesungen“ sogen. „Künstler“ in ihrem Privaträumen politische Untergrundtätigkeit.“
(Auszug aus den Stasi-Akten von Ingrid und Dietrich Bahß)

Wenn Ingrid und Dietrich Bahß über die Zeit zwischen 1981 und 1983 sprechen, hört sich das anders an. Die Bereitschaft ihre Wohnung für Ausstellungen, Lesungen und Konzerte zu öffnen, zu denen bald mehr als 100 Gäste kamen, erwuchs aus einem ganz subjektiven künstlerischen Anliegen: den eigenen Gedanken und Gefühlen durch die Werke anderer Künstler eine Form zu geben. „Wir wollten unsere Grenzen nicht da stecken, wo sie nicht sind. Jeder sollte auf seine Art mehr dazu tun, unsere Umwelt sensibler zu machen, Gedanken in Gang zu bringen.“ sagt Ingrid Bahß. Der SED-Staat empfand dieses private Engagement als Bedrohung und versuchte beide zu kriminalisieren. Als dies nicht gelang, wurde die Familie unter massiven Einschüchterungen dazu gezwungen, die Ausreise zu beantragen.
Ein Neustart ist - obwohl die erste Begegnung mit „dem Westen“ ernüchternd war - gelungen, der genaue Blick auf die Umwelt und ihre Ungereimtheiten aber ist geblieben. Als Fotografen und Gesprächspartner waren und sind Ingrid und Dietrich Bahß Zeugen ihrer und unserer Zeit.