Wintersemester 2011/12

Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger

Forschungskolloquium Frühe Neuzeit (zusammen mit Jun.prof. Dr. André Krischer, Jun.prof. Dr. Matthias Pohlig und apl. Prof. Dr. Michael Sikora)
Raum & Zeit: Mi 18-20 Uhr, F 6
Das Forschungskolloquium gibt vor allem auswärtigen Historiker/innen der Frühen Neuzeit Gelegenheit, Vorträge über ihre laufenden Forschungsarbeiten zur Diskussion zu stellen. Das Programm wird zu Beginn des Semesters auf der Homepage des Historischen Seminars bekanntgegeben. - Die Teilnahme steht allen Interessierten offen.

Hauptseminar II: Klüngel, Korruption, Klienten: Informelle Strukturen in der Frühen Neuzeit
Raum & Zeit: Mo 14-16, F 102
Beginn: 17.10.2011
Die Frühe Neuzeit gilt als die Epoche, in der sich die moderne bürokratische Staatlichkeit und als deren Korrektiv eine kritische Öffentlichkeit herausgebildet haben. Lange Zeit hat die historische Forschung die informelle Kehrseite dieser Entwicklung nicht beachtet bzw. allein als Defekt oder Devianz wahrgenommen: Phänomene wie Patronage, Klientelismus, Freundschaft usw. Inzwischen hat sich dagegen die Erkenntnis durchgesetzt, dass man mit den formalen Strukturen nur eine Seite der Medaille, ihre Schauseite, im Blick hat, und dass 67
man die Staatsbildung ohne die Kehrseite der Medaille nicht verstehen kann. Patronage wird in der neueren Forschung in einem umfassenden Sinne als „Kulturform“ und Schlüssel zu vormodernen Gesellschaften überhaupt verstanden. In dem Seminar soll gefragt werden, was informelle Strukturen sind, wie sie funktionieren, inwiefern sich legitime von illegitimen Erscheinungen unterscheiden lassen usw. Im Zentrum wird die gemeinsame Quellenlektüre stehen. Dazu sollen die Teilnehmer/innen Kurzreferate zur Einführung beitragen.
Erste Literaturhinweise:
Birgit Emich u.a., Stand und Perspektiven der Patronageforschung, in: Zeitschrift für historische Forschung 32 (2005), S. 233-265. - Birgit Emich, Die Formalisierung des Informellen: Der Fall Rom, in: Reinhardt Butz, Jan Hirschbiegel, Hgg., Informelle Strukturen bei Hof, Münster 2009, S. 149-156. - Niels Grüne, Simona Slanicka, Hgg., Korruption: Historische Annäherungen an eine Grundfigur politischer Kommunikation, Göttingen 2010. - Wolfgang Reinhard, Paul V. Borghese (1605-1621). Mikropolitische Papstgeschichte (Päpste und Papsttum 37), Stuttgart 2009, Einleitung.

Jun.Prof. Dr. André Krischer

Hauptseminar: Vom Verräter zum Terroristen? Die Genealogie moderner politischer Delinquenz im 19. Jahrhundert: Großbritannien und das Empire
Raum & Zeit: Mi 10-12, SCH 100.124
Dem Terrorismus der Gegenwart wird häufig ein lange Vorgeschichte attestiert. Ursprünge werden bei der syrischen Assassaninen-Sekte im Mittelalter oder bei den englischen Pulverfaßverschwörern im Konfessionellen Zeitalter gesucht. Die Frage ist aber, ob eine solche Form der Traditionsstiftung historisch erkenntnisfördernd ist. Im Seminar wollen wir daher versuchen, die Entstehung moderner politischer Delinquenz am britischen Beispiel genauer zu untersuchen. Vorausgesetzt wird dabei, daß zum Verständnis dieses Phänomens ein möglichst komplexes Gesamtbild erarbeitet werden muß. Bei politischer Delinquenz geht es nicht nur um die Täter und ihre unterschiedlichen Motive. Zu berücksichtigen sind auch der Wandel von Politik, Religion und der Diskurse darüber, die Durchsetzung moderner Staatlichkeit und ihrer Sicherheitstechnologien, der Wandel der normativen Definitionen von Delinquenz, des Rechtssystems und der Gerichtsverfahren, eine veränderte Medienlandschaft und eine Umformung von Öffentlichkeit mit weltgesellschaftlichen Dimensionen. Entsprechend ausdifferenziert werden auch die im Seminar zu diskutierenden Quellen sein. Unsere Genealogie beginnt mit der Kriminalisierung politischer Agitation (z.B. (Radikalismus und Chartismus) vom Ende des 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, führt über die Gewaltaktionen irischer Nationalisten in der zweiten Jahrhunderthälfte bis hin zur Deutung kolonialer Aufstände in Britisch-Indien als Terrorismus um 1900. 71

Oberseminar/Masterseminar: „Von der Alten Stadt zu Metropole: London und der Wandel des Urbanen vom 16. bis zum 19. Jahrhundert“
Raum & Zeit: Mi 16-18 Uhr, F 153
London erlebte zwischen 1500 und 1900 ein Bevölkerungswachstum wie keine andere Stadt im frühmodernen Europa: Von rund 50.000 zu über 5 Mio. Einwohnern. Im 19. Jahrhundert war London die größte Stadt der Welt. Für die Stadtgeschichtsschreibung stellt dieser Wandel eine besondere Herausforderung dar. Es geht nicht nur darum, die Veränderungen in sozialgeschichtlicher Perspektive nachzuvollziehen, sondern auch in kulturhistorischer Sicht: Wie erlebten und beschrieben die Zeitgenossen die Umbrüche? Was war für sie eigentlich 'London'? Wie ließ sich der kaum mehr zu überschauende städtische Raum überhaupt noch als Einheit begreifen? Gab es eine neue städtische Öffentlichkeit? London war jener Ort, an dem sich die moderne Gesellschaft in ihren unterschiedlichen und widersprüchlichen Facetten ganz konkret ausdifferenzierte und dabei wirtschaftliche Prosperität, soziale Verwerfungen, Geistesfreiheit und politische Spannungen gleichzeitig zu integrieren hatte. Im Seminar wollen wir versuchen, diesen Wandel exemplarisch zu rekonstruieren, und zwar aus der Perspektive von Sozial-, Politik-, Rechts-, Kultur- und Mediengeschichte. Wir suchen nach Konzepten, um urbane Konfigurationen und deren Wandel zu erklären und fragen dabei auch bei der Stadt- und Raumsoziologie nach. Was besagt etwa der Begriff 'Metropole'? Wir vergleichen London dabei auch mit anderen urbanen Formationen im frühmodernen Europa, mit anderen Großstädten wie Lissabon und Paris ebenso wie mit Köln. Auf diese Weise wollen wir genauere Aufschlüsse darüber erhalten, ob und inwiefern die Geschichte Londons einen Sonderfall darstellt.
Anforderungen: Essay und ggf. Hausarbeit, aktive Mitarbeit, selbständige Erarbeitung der wiss. Fragestellungen. Literatur und Quellen sind überwiegend fremdsprachig.
Erste Literaturhinweise: Roy Porter: London: A Social History, London 1994; Francis Sheppard, London. A History, Oxford 1998; Peter Clark (Hg.): The Cambridge Urban History of Britain, Vol. II 1540-1840, Cambridge 2000, hier S. 315-346; Paul Griffiths /Mark Jenner (Hg.): Londinopolis: Essays in the cultural and social history of early modern London, Manchester 2000; Andreas Fahrmeier: Ehrbare Spekulanten. Stadtverfassung, Wirtschaft und Politik in der City of London (1688-1900), München 2003.

Tim Neu, M.A.

Proseminar: Einführung in das Studium der neueren Geschichte: Gegen Tyrannei und Korruption? Republiken und Republikanismus in der Frühen Neuzeit
Raum & Zeit: Mo 12:00-14:00, Mo 16:00-18:00, F 029
Beginn: 17.10.2011
Wenn von der heute international maßgeblichen Staatsform – mehr als zwei Drittel aller Staaten der Erde bezeichnen sich als ‚Republik„ – die Rede ist, so wird sie regelmäßig als Produkt einer spezifisch ‚westlichen„ Entwicklung dargestellt, die von der Antike bis zu Gegenwart reicht. In diesem Vergangenheitskonstruktion kommt nun der Frühen Neuzeit eine Schlüsselrolle zu: Im Italien der Renaissance soll aus der Kombination antiker Philosophie und mittelalterlichen Gemeindestrukturen ein ‚klassischer Republikanismus„ entwickelt worden sein, der dann – vermittelt v.a. über das kurzlebige englische ‚Commonwealth„ des 17. Jahrhunderts – sowohl die Amerikanische als auch die Französische Revolution beeinflusste und letztlich dazu beitrug, die repräsentativ-rechtsstaatlich verfasste Republik als Inbegriff des modernen Staates zu etablieren. Allerdings hebt diese Darstellung einseitig und verkürzend die ‚modernen„ Aspekte der Frühen Neuzeit heraus. Im Zentrum des Proseminars steht daher der Versuch, im Rahmen einer Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten die Eigenart und Komplexität der frühneuzeitlichen Republiken und Republikanismuskonzeptionen zu erschließen, um auf diese Weise ein kritisches Verhältnis zu einem wichtigen Element des politischen Systems der Gegenwart zu ermöglichen.
Literatur: Birgit Emich, Geschichte der Frühen Neuzeit studieren, Konstanz 2006 (=UTB 2709); Winfried Schulze, Einführung in die neuere Geschichte, 5., überarb. und aktualisierte Aufl., Stuttgart 2010 (=UTB 1422); Wolfgang E. J. Weber: Republikanismus, in: Friedrich Jaeger u.a. (Hg.), Enzyklopädie der Neuzeit, Bd. 11, Stuttgart/Weimar 2010, S. 88–95; Thomas Maissen: Republiken unter Monarchien: Europa im 17. Jahrhundert, in: ders., Die Geburt der Republic. Staatsverständnis und Repräsentation in der frühneuzeitlichen Eidgenossenschaft, Göttingen 2006, S. 77–163.

Jun.Prof. Dr. Matthias Pohlig

Vorlesung: Öffentlichkeit in der Frühen Neuzeit
Raum & Zeit: Mi 10-12, H 2
Beginn: 19.10.2011
Öffentlichkeit ist ein zentrales Phänomen der Moderne – aber auch der Vormoderne? Zum Begriff der Öffentlichkeit gehört als Gegenbegriff einerseits die Privatheit, anderseits das Geheimnis. Was also kann man unter Öffentlichkeit verstehen – und hat sie eine Geschichte? Die Vorlesung versucht zweierlei: Einerseits in die wichtigsten begrifflichen und methodischen Fragen einzuführen, die mit dem Problem der Öffentlichkeit verbunden sind. Zweitens soll die Öffentlichkeitsthematik genutzt werden, um über einen zentralen Themenbereich einen generellen Einblick in die frühneuzeitliche Geschichte von 1500 bis 1800 zu bekommen – also sozusagen von der reformatorischen Öffentlichkeit bis zu den Geheimgesellschaften der Aufklärung. Dazu bietet sich das Thema Öffentlichkeit an, weil es mit allen wichtigen Bereichen frühneuzeitlicher Gesellschaft – Politik, Religion, Wirtschaft, Krieg, Bildung – aufs engste verknüpft ist.
Einführende Literatur: Opgenoorth, Ernst, Publicum - privatum - arcanum. Ein Versuch zur Begrifflichkeit frühneuzeitlicher Kommunikationsgeschichte, in: Kommunikation und Medien in Preußen vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, hg. v. Bernd Sösemann, Stuttgart 2002, 22-44.

Übung: Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben

Raum & Zeit: Do 10-12, F 104
Beginn: 20.10.2011
Welchen Nutzen hat die Beschäftigung mit der Geschichte? Hat sie auch Nachteile? Kann man aus der Geschichte lernen, und wenn ja: was? Oder konnte man das früher und kann es jetzt nicht mehr? Welche Art von „Nutzen“ meinen wir eigentlich sinnvollerweise, wenn wir vom Nutzen der Geschichte sprechen? Ausgehend von einer eingehenden Lektüre von Nietzsches klassischem Text über den Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben und dem Versuch, seine Fragen für heute neu zu stellen, soll in dieser Übung nach privatem und öffentlichem Gebrauch historischen Wissens gefragt werden. Das Spektrum der zu diskutierenden Phänomene reicht dabei von der ciceronischen Maxime „historia magistra vitae“ bis zu Guido Knopp, von Humboldts Universitätskonzeption zu „public“ und „applied history“.
Anmeldung erwünscht unter matthias.pohlig@uni-muenster.de.

apl. Prof. Dr. Michael Sikora

Vorlesung: Das Reich in Europa 1648-1806
Raum & Zeit: Mi 10-12, F 2
Beginn: 19.10.2011
Die Vorlesung wird einen Überblick über die Geschichte des Heiligen Römischen Reichs vom Westfälischen Frieden bis zu seinem Ende 1806 anbieten. Aus einer europäischen Perspektive ist diese Phase geprägt von Fürstenstaaten und Republiken, deren innere Herrschaftsverhältnisse inzwischen weitgehend stabilisiert waren, die sich aber im Rahmen eines europäischen Mächtekonzerts in dauernder, oft kriegerischer Rivalität befanden. Der eine Brennpunkt der Vorlesung muß sich daher auf die Verwicklung des Reichs in diesen dynamischen Prozeß politischer Konkurrenz und auf die Umstände konzentrieren, unter denen sich das Reich als politisches System behaupten konnte. Der zweite Brennpunkt wird auf die politische Kultur des Reichs selbst gerichtet sein, auf die Institutionalisierungen von politischer Herrschaft, Mitsprache und Kommunikation ebenso wie auf die kulturell determinierten Handlungsformen, Spielräume und Inszenierungen seiner politischen Eliten. Auch dabei kommen grenzüberschreitende Austauschprozesse in den Blick. So oder so wird die vielfach umstrittene Frage zu diskutieren sein, wie die Entwicklung des Reichs im Spannungsfeld zwischen traditionellen Sinnstiftungen und moderner Staatsraison angemessen zu interpretieren ist. Dabei werden systematische Überlegungen gegenüber chronologischen Erzählungen überwiegen.
Erste Literaturhinweise: Axel Gotthard: Das Alte Reich 1495-1806, 4. Aufl. Darmstadt 2009 (zuerst: 2003); Barbara Stollberg-Rilinger: Des Kaisers alte Kleider. Verfassungsgeschichte und Symbolsprache des Alten Reiches, München 2008; Karl-Otmar Freiherr von Aretin: Das Alte Reich 1648-1806, 3 Bde. und ein Registerband, Stuttgart 1993-1997, 2000; Heinz Schilling: Höfe und Allianzen. Deutschland 1648-1763, Berlin 1989; Horst Möller: Fürstenstaat und Bürgernation. Deutschland 1763-1815, Berlin 1989.

Hauptseminar: Geistliche Territorien im Alten Reich

Raum & Zeit: Di 10-12, F33
Beginn: 18.10.2011 66
Im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation wurden nicht wenige Territorien von geistlichen Würdenträgern regiert, seien es geistliche Kurfürsten, Fürstbischöfe, Äbte, auch einige Äbtissinen. Nicht zuletzt zählte ja auch das Fürstbistum Münster dazu. Die Frage ist, ob solche Landesherrschaften durch besondere Merkmale gekennzeichnet waren, wie sie ihre politische Selbständigkeit behaupten konnten und inwiefern sie eine eigene politische Kultur entwickelt haben. Schließlich ließ sich die Herrschaft nicht vererben und setzte also besondere Mechanismen der Herrschaftsübertragung und Stabilisierung voraus. Und offenbar waren geistliche Territorien besonders gefährdet, verschwanden doch eine ganze Reihe von ihnen im Zuge der Reformation von der Landkarte, die übrigen wurden 1803 mit einem Schlag säkularisiert. Ohnehin gelten die geistlichen Landesherrschaften als rückständige Nachzügler im Staatsbildungsprozeß, aber ob das den Menschen im Land geschadet hat oder ob sich dahinter nicht auch eine grundsätzliche verfassungspolitische Alternative verborgen hat, wäre zu diskutieren. Immerhin gingen aus den geistlichen Staaten überwältigende Leistungen in repräsentativer, also politisch relevanter Kunst und Architektur hervor, die noch heute die Reiseführer insbesondere Süddeutschlands füllen. Genauer zu untersuchen wäre auch ihre Rolle im Prozeß der Konfessionalisierung und ihre Haltung gegenüber den Herausforderungen der Aufklärung; womöglich läßt sich unter dem Begriff des Barock eine eigenständige, auf ihre Weise epochenprägende, katholische Leit- und Gegenkultur definieren. Nicht zuletzt blieben auch die geistlichen Staaten Horte der Adelswelt, deren soziopolitische Bedeutung nicht zuletzt in erstaunlichen Karrieren und engen Verknüpfungen mit Kaiser und Reich zum Ausdruck kam. Alle diese Fragen machen die Auseinandersetzungen mit den geistlichen Staaten zu einem Königsweg zum Verständnis der vormodernen Herrschafts- und Gesellschaftstrukturen in Deutschland.
Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, deshalb ist ausnahmslos eine vorherige Anmeldung erforderlich. Anmeldelisten liegen vom 27.6. bis zum 15.7. und vom 26.9. bis zum 14.10 aus, jeweils von 10 bis 12 Uhr im Sekretariat des Lehrstuhls für Frühe Neuzeit, F-Haus, Raum 140.
Erste Literaturhinweise: Bettina Braun u. a. (Hrsg.): Geistliche Fürsten und Geistliche Staaten in der Spätphase des Alten Reiches, Epfendorf 2008; Silvia Schraut: das Haus Schönborn. Eine Familienbiographie. Katholischer Reichsadel 1640-1840, Paderborn 2005; Kurt Andermann (Hrsg.): Die geistlichen Staaten am Ende des Alten Reiches. Versuch einer Bilanz, Tübingen 2004; Bettina Braun u. a. (Hrsg.): Geistliche Staaten im Nordwesten des Alten Reiches. Forschungen zum Problem frühmoderner Staatlichkeit, Köln 2003; Rolf Decot (Hrsg.): Säkularisation der Reichskirche 1803. Aspekte kirclichen Umbruchs, Mainz 2002; Wolfgang Wüst (Hrsg.): Geistliche Staaten in Oberdeutschland im Rahmen der Reichsverfassung, Epfendorf 2002; Ute Küppers-Braun: Frauen des hohen Adels im kaiserlich-freiweltlichen Damenstift Essen (1605-1803), Münster 1997; Eike Wolgast: Hochstift und Reformation. Studien zur Geschichte der Reichskirche zwischen 1517 und 1648, Stuttgart 1995.

Übung/Exkursion: Residenzlandschaft Anhalt (zusammen mit Dr. Michael Hecht)
Termin: Woche vom 10.-14. Oktober (die genauen Daten werden in der Vorbesprechung mitgeteilt),
Vorbesprechung:
14.7.2011, 18 Uhr c.t., Raum: F 104
Eine Fülle imposanter historischer Zeugnisse auf engstem Raum – mit diesem und ähnlichen Slogans werben die Tourismusverbände für die Region Anhalt. In der Tat sind infolge der politischen Strukturen des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit im kleinen Fürstentum Anhalt – das nach mehreren Erbteilungen von unterschiedlichen Linien der Dynastie der Askanier regiert wurde – zahlreiche Monumente entstanden, die noch heute von den Ansprüchen, Möglichkeiten und Grenzen hochadliger Herrschaft zeugen. Anhand der Burgen, Schlösser und Kirchen in Bernburg, Dessau, Köthen und Oranienbaum sowie des (auf der UNESCO-Welterbeliste stehenden) Wörlitzer Gartenreichs lassen sich viele Phänomene der vormodernen Geschichte eindrucksvoll studieren: Wie wurden Fürstenrang und Landesherrschaft symbolisch zum Ausdruck gebracht, welchen Einfluss besaßen dynastische Heiratsverbindungen und kulturelle Transferprozesse auf das Land, wie wandelten sich die Konzeptionen von Herrschaft zwischen Spätmittelalter und 19. Jahrhundert? In einer ca. viertägigen Exkursion nach Anhalt soll in der zweiten Oktoberwoche diesen und weiteren Fragen vor Ort nachgegangen werden. Die Exkursion findet im Anschluss an das Hauptseminar „Kleinen Fürsten im Alten Reich – das Beispiel Anhalt“ vom Sommersemester statt. Sie richtet sich vornehmlich an die Teilnehmer des Hauptseminars, steht aber auch anderen Studierenden offen, sofern noch freie Plätze zu besetzen sind. Interessenten sollten sich in jedem Fall bis zum 12.7.2011 bei den Veranstaltern melden (sikora@uni-muenster.de / michael.hecht@uni-muenster.de). Bei einer obligatorischen Vorbesprechung am 14.7.2011 werden alle organisatorischen Fragen behandelt.

Übung: Adel im Film
Blocktermine: Einführungssitzungen Mo., 17.10 und 24.10. in Raum ULB 101, jeweils 16-18
Arbeitssitzungen Fr. 18.11., 16.12., 20.1., jeweils 10-17, Raum: F 102
Adel ist ‚in‟, dank regelmäßiger Prinzenhochzeiten und gelegentlicher Skandale. Aber damit ist auch klar: Die heutigen Vorstellungen von Adel werden im wesentlichen über das Fernsehen vermittelt. Dem steht die Selbstwahrnehmung derer, die sich selbst zum Adel zählen, ebenso gegenüber wie der historische Befund eines seiner wesentlichen Privilegien eigentlich längst entkleideten ehemaligen Herrschafsstandes. Am Schnittpunkt dieser drei Perspektiven soll in der Übung das Experiment gewagt werden, unterschiedliche Visualisierungen adliger Lebenswelten zu diskutieren. Dabei wird zu fragen sein nach den Logiken und Techniken, um bestimmte Vorstellungen zu erzeugen. Es soll aber auch zur Debatte stehen, inwieweit das Medium Film umgekehrt besondere Möglichkeiten eröffnet, komplexe Wertvorstellungen und kulturelle Praktiken in einer Art und Weise zu visualisieren, wie dies Texten nicht möglich ist. Dazu gehört auch die Frage, inwieweit filmische Entwürfe als Medien der reflektierten Vermittlung in Unterricht und Öffentlichkeit geeignet erscheinen. Die Auswahl der Beiträge wird sich von der Aktualität lösen und auch ältere Produktionen einbeziehen. Damit keine Mißverständnisse entstehen: Es geht nicht um Blockbuster, es muß vielmehr auch mit schnulzigen Klassikern, langatmigen Literaturverfilmungen und spröden Dokumentationen gerechnet werden. Vor- und Aufbereitungen werden auch jenseits der Sitzungen einige Zeit beanspruchen. Schließlich müssen Grundkenntnisse insbesondere zur vormodernen Adelswelt erwartet werden können, um sich zügig den praktischen Aufgaben und speziellen Problemen widmen zu können. Die Lektüre des Aufsatzes von Oexle wird daher schon zur ersten Sitzung verbindlich vorausgesetzt. Die Zahl der Teilnehmer ist überdies streng begrenzt, um noch eine konzentrierte Auseinandersetzung gewährleisten zu88 können. Anmeldelisten liegen vom 27.6. bis zum 15.7. aus, jeweils von 10 bis 12 Uhr im Sekretariat des Lehrstuhls für Frühe Neuzeit, F-Haus, Raum 140.
Literaturhinweise: Michael Sikora: Der Adel in der Frühen Neuzeit, Darmstadt 2009; Ronald Asch: Europäischer Adel in der Frühen Neuzeit, Köln u. a. 2008; Monika Wienfort: Der Adel in der Moderne, Göttingen 2006; Monique de Saint Martin: Der Adel. Soziologie eines Standes, Konstanz 2003 (zuerst: frz., 1993); Otto Gerhard Oexle: Aspekte der Geschichte des Adels im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit, in: Hans-Ulrich Wehler (Hg.): Europäischer Adel 1750-1950 (Geschichte und Gesellschaft, Sonderheft 13), Göttingen 1990, S. 19-56; Knut Hickethier: Film- und Fernsehanalyse, 4. Aufl. Stuttgart 2007; Thomas Kuchenbuch: Filmanalyse. Theorien. Methoden. Kritik., 2. Aufl. Wien u.a. 2005.