Sommersemester 2014

PROF. DR. BARBARA STOLLBERG-RILINGER

082043 Hauptseminar: Gewalt in der fruhen Neuzeit (Violence in Early Modern History)

Mo 16-18 Uhr, Raum F 043, Beginn 1. Vorlesungswoche

 Das deutsche Wort Gewalt hat zwei Bedeutungen: physische Gewalt (violentia) und hoheitliche Gewalt (potestas). Das ist bezeichnend; es verweist auf den strukturellen Zusammenhang zwischen beidem. Der moderne Staat lasst sich durch das Monopol der legitimen Ausubung physischer Gewalt kennzeichnen. Die Fruhe Neuzeit ist in dieser Hinsicht eine Schlusselepoche: Das staatliche Gewaltmonopol (das derzeit wieder auf dem Ruckzug zu sein scheint) hat sich erst im Laufe der Fruhen Neuzeit herausgebildet. Das Seminar geht anhand gemeinsamer Quellenlekture den sehr unterschiedlichen Erscheinungsformen physischer Gewalt in dieser Epoche nach: bei Aufstanden und in der Strafjustiz, in Konfessionskampfen und Kabinettskriegen, aber auch bei Konflikten in Ehe und Familie. Gefragt wird nach der Unterscheidung zwischen legitimer und illegitimer Gewalt und nach der Rolle von Gewalt als Instrument von Herrschaft und von Widerstand.

 Erste Literaturhinweise: Maike Christadler, Gewalt in der Fruhen Neuzeit - Positionen der Forschung, in: Gesnerus 64 (2007) 231–245 (URL: http://www.gesnerus.ch/fileadmin/media/pdf/2007_3-4/231-245_Christadler.pdf). Wolfgang Sofsky, Traktat uber die Gewalt, Frankfurt am Main 1996. Claudia Ulbrich, Michaela Hohkamp, Claudia Jarzebowski (Hrsg.), Gewalt in der Fruhen Neuzeit. Beitrage zur 5. Tagung der Arbeitsgemeinschaft Frühe Neuzeit im VHD, Berlin 2005.

APL.PROF.DR.MICHAEL SIKORA

081745  Vorlesung:  Krieg  und  Staat,  Militär  und  Gesellschaft  in  der  Frühen  Neuzeit  (zugleich Einführungsvorlesung: Einführung in die neuere Geschichte)

Mi, 10-12, H 4, Beginn 1. Vorlesungswoche

Der Krieg ist sicher nicht der Vater aller Dinge, aber doch ziemlich vieler. Kriegerische Gewalt hat die Entwicklung moderner Staaten und Gesellschaften in Europa maßgeblich beeinflußt, und zwar nicht nur in Gestalt von Schlachten. Ökonomische und soziale Folgen der Kriege haben ihre Furchen in den Gesellschaften  gezogen.  Der  Wettlauf  um  die  Optimierung  militärischer  Organisationen  hat  die staatlichen  Herrschaftsverhältnisse  schon  im  Frieden  intensiviert  und  konzentriert.  Nicht  zuletzt haben die Begegnungen mit Gewalt und Militär auf ganz unterschiedliche Weise den Alltag und die Wahrnehmungen der Menschen berührt und verändert. Die moderne Militärgeschichte hat daher die isolierte Behandlung von Krieg und Armeen relativiert und sich zu einer Art Gesellschaftsgeschichte unter dem Aspekt organisierter Gewalt entwickelt. In diesem Sinne kann die Vorlesung, bei aller unausweichlichen  Reduktion  und  Selektion,  auch  als Einführung  in  grundlegende  Strukturen  und Prozesse der Frühen Neuzeit dienen.

Erste Literaturhinweise: Bernhard R. Kroener: Kriegswesen, Herrschaft und Gesellschaft 1300-1800, München 2013; David Parrott: The Business of War. Military Enterprise and Military Revolution in Early Modern Europe, Cambridge 2012; Tallett, Frank, D. J. B. Trim (Hrsg.): European Warfare 1350-1750, Cambridge 2010; Christopher Storrs (Hrsg.): The Fiscal-Military State in Eighteenth Century Europe,  Farnham  2009;  Matthias  Asche  u.a.  (Hrsg.): Krieg,  Militär  und  Migration  in  der  Frühen Neuzeit.  Berlin  2008;  Kaiser,  Michael,  Stefan  Kroll  (Hrsg.):  Militär  und  Religiosität  in  der  Frühen Neuzeit, Münster 2004; Jutta Nowosadtko: Krieg, Gewalt und Ordnung, Tübingen 2002; Stefan Kroll, Kersten Krüger (Hrsg.): Militär und ländliche Gesellschaft in der frühen Neuzeit, Münster u. a. 2000; Frank  Tallett:  War  and  Society  in  Early  Modern  Europe,  1495-1715,  London  1992;  Bernhard  R. Kroener,  Ralf  Pröve  (Hrsg.):  Krieg  und  Frieden.  Militär  und  Gesellschaft  in  der  Frühen  Neuzeit, Paderborn 1996; Geoffrey Parker: Die militärische Revolution, Frankfurt 1990 (engl. 1988); Matthew S. Anderson: War and Society in Europe of the Old Regime, 1618-1789, London 1988; John R. Hale: War and Society in Renaissance Europe, 1450-1620, London 1985.

 

082062   Hauptseminar:   Die   Hessen   kommen!   Deutsche   Soldaten   im   Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg 1776-1783

Di, 14-16, Raum Scharnhorststr. 100, Sch 100.125, Beginn 1. Vorlesungswoche

Daß Großbritannien in großem Stil Kontingente deutscher Soldaten in Dienst genommen hat, um in den  amerikanischen  Kolonien  die  Revolution  zu  bekämpfen,  hat  schon  unter  Zeitgenossen  viel Aufmerksamkeit  gefunden,  und  gepaart  mit  moralischer  Empörung  über  den  ‚Soldatenhandel‘ deutscher  Fürsten  ist  die  Erinnerung  an  diese  eigenartigen  Expeditionen  bis  in  die  Gegenwart lebendig geblieben. Diese Soldaten stammten nicht nur aus Hessen, aber die Hessen wurden, auch aus Sicht ihrer Gegner, zum Synonym für die deutschen Truppen in englischen Diensten. In jüngerer Zeit hat diese Praxis in der Forschung wieder einige Aufmerksamkeit gefunden. Dabei wurden nicht nur neue Perspektiven erprobt, um sie in den Kontext zeitgenössischer Politiken einzuordnen, nicht nur  neue  Forschungen  aus  den  Archiven  vorgestellt, sondern  auch  neue  Quellen  und  Daten  der Öffentlichkeit  unmittelbar  zugänglich  gemacht,  durch  Editionen  und  durch  eine  einzigartige Datenbank über die hessischen Soldaten. Auf dieser Grundlage ist es möglich geworden, sich aus ganz unterschiedlichen Richtungen mit diesem Phänomen auseinander zu setzen und es einzuordnen in allgemeine Zusammenhänge der Politik und Herrschaftsausübung am Ende des 18.Jahrhunderts, der  Sozialgeschichte  des  Militärs,  aber  auch  einer Kulturgeschichte  des  Krieges  und  des Kulturkontakts.  So  werden  wir  im  Seminar  Bestandsaufnahmen  der  jüngeren  Forschung  in verschiedener  Hinsicht  vornehmen,  aber  auch  im  Umgang  mit  den  Quellen  und  Daten  nicht  nur Antworten, sondern auch erst Fragen entwickeln können.

Erste Literaturhinweise: Holger Th. Gräf / Andreas Hedwig / Annegret Wenz-Haubfleisch (Hrsg.): Die „Hessians“ im Amerikanischen Unabhängigkrieg (1776-1783), Neue Quellen – neue Medien – neue Forschungen, Marburg 2014 (angekündigt); Daniel Krebs: A Generous and Merciful Enemy. Life for German  Prisoners  of  War  during  the  American Revolution,  Oklahoma 2013; Unter  Canadiensern, Irokesen und Rebellen. Das Tagebuch des Hanauer Jägers Philipp Jakob Hildebrandt aus den Jahren 1777–1781, hrsg. v. Holger Th. Gräf /Lena Haunert, Marburg 2011; Stephan Huck: Soldaten gegen Nordamerika.    Lebenswelten    Braunschweiger    Subsidientruppen    im    amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, München 2011; Krieg in Amerika und Aufklärung in Hessen. Die Privatbriefe (1772–1784) an Georg Ernst von und zu Gilsa, hrsg. v. Holger Th. Gräf / Lena Haunert / Christoph Kampmann,  Marburg  2010;  Hagen  Seehase:  Die  hessischen  Truppen  im  Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, in: Zeitschrift für Hessische Geschichte und Landeskunde 103, 1998, S. 135-172; Peter H. Wilson: The German ,Soldier Trade‘ of the Seventeenth and Eighteenth Centuries: A Reassessment, in: The International History Review 18, 1996, S. 757-792; Inge Auerbach: Die Hessen in  Amerika  1776–1783,  Darmstadt  /  Marburg  1992;  Atwood,  Rodney  Atwood:  The  Hessians. Mercenaries from Hessen-Kassel in the American Revolution, Cambridge 1980.

 

JUN.PROF.DR.ANDRÉ KRISCHER

082058  Hauptseminar,  Die  Todesstrafe  in  der  Frühen Neuzeit:  England  und  das  Alte  Reich  im Vergleich

Dienstag 16-18, F 6, Beginn 1. Vorlesungswoche Die  Todesstrafe  in  Form  der  öffentlichen  Hinrichtung  gehört  zu  den  Inbegriffen  vormoderner Grausamkeit. Während man lange Zeit davon ausging, dass sie massenhaft vollzogen wurde, hat die Kriminalitätsgeschichte  nachgewiesen,  dass  sie  eher  zu  den  Ausnahmen  im  Spektrum  möglicher Sanktionen  gehörte.  Gleichwohl  war  sie  ein  prägendes  Kennzeichen  der  Justizpraxis  in  der europäischen  Frühneuzeit.  Im  Vergleich  von  England und  dem  Alten  Reich,  also  zwei unterschiedlichen Rechtskulturen, sollen die Praxis und die zeitgenössischen Rechtfertigungen der Todesstrafe  herausgearbeitet  werden.  Welchen  Status  besaß  sie  im  Kontext  der  jeweiligen Strafverfahren?  Welche  Funktionen  wurden  der  öffentlichen  Hinrichtung  von  den  Zeitgenossen zugeschrieben?  Wozu  diente  die  Hinrichtungspublizistik?  Gab  es  überhaupt  eine  spezifisch frühneuzeitliche Form der Todesstrafe, die sich von der mittelalterlichen Praxis unterschied? Wann geriet die Todesstrafe in die Kritik, und welche Folgen hatte das? Die Todesstrafe wird in Relation gesetzt zu den Faktoren Religion, Macht und Öffentlichkeit sowie exemplarisch vom Zeitalter der Reformation  bis  ins  frühe  19.  Jahrhundert  verfolgt.  Es  werden  nicht  nur  die  Hinrichtungen gewöhnlicher Delinquenten in den Blick genommen, sondern auch die Aufsehen erregenden Fälle von Aufrührern, Rebellen, Hochverrätern und Delinquenten mit hochadligem und königlichem Status. Auf  diese  Weise  kann  die  Geschichte  der  Todesstrafe  auch  als  Beitrag  zur  Herrschafts-  und Gesellschaftsgeschichte der Frühen Neuzeit verstanden werden. Die  Teilnehmerzahl  ist  auf  25  Personen  beschränkt. Ein  virtueller  Reader  wird  per  learnweb  am Beginn des Semesters zur Verfügung gestellt.

Erste Literaturhinweise:  Michel  Foucault,  Überwachen  und  Strafen.  Die  Geburt  des  Gefängnisses, Frankfurt  a.  M.  1976,  S.  9-90;  Richard  van  Dülmen, Theater  des  Schreckens.  Gerichtspraxis  und Strafrituale  in  der  frühen  Neuzeit,  München  1985;  Jürgen  Martschukat,  Inszeniertes  Töten.  Eine Geschichte  der  Todesstrafe  vom  17.  bis  zum  19.  Jahrhundert,  Köln  u.a.  2000;  Andrea  McKenzie, Tyburn’s Martyrs. Execution in England 1675-1775, London 2007.

082172 Übung: Einführung in die Grundpositionen der Kulturgeschichte (Frühe Neuzeit und Neuere Geschichte)

Dienstag 14-16, Scharnhorststr. 100, Raum 100.107

Kulturalistische  Perspektiven  sind  ein  Kennzeichen der  Münsteraner  Geschichtswissenschaft.  In dieser  Übung  sollen  zum  einen  zentrale  theoretische  Grundlagen  vorgestellt  (Weber, Berger/Luckmann,   Bourdieu,   Foucault   und   Luhmann),   zum   anderen   exemplarische kulturgeschichtliche Arbeiten und Arbeitsweisen diskutiert werden. Die Übung dient der Orientierung in diesen zum Teil komplexen Debatten, die man gerade bei einem Geschichtsstudium in Münster kennen sollte. Ein virtueller Reader wird über das learnweb zur Verfügung gestellt.

PHILIP HOFFMANN-REHNITZ

082278 Übung: Schlüsseltexte zur Neueren und Neuesten Geschichte

Do 14-16 Uhr, F 102, Beginn 1. Vorlesungswoche

In der Übung werden Entwicklungen und Tendenzen innerhalb der jüngeren Forschung zur Neueren und  Neuesten  Geschichte  anhand  der  Lektüre  von  wichtigen  Schlüsseltexten  besprochen  und diskutiert.  Die  Übung  gliedert  sich  neben  einem  einführenden  historiographischen  Teil  in  drei Themenblöcke:  „Macht  und  Gewalt“,  „Arbeit,  Kapital und  soziale  Ungleichheit“  sowie  „Religion, Wissen und Medien“. Ziel der Übung ist es, den kritischen Umgang mit geschichtswissenschaftlicher Forschungsliteratur  zu  üben  und  eigenständige  Fragestellungen  und  Positionen  zu  bestimmten historiographischen Problemen zu entwickeln. Für den Erwerb von zwei Leistungspunkten sind neben regelmäßiger Teilnahme an der Veranstaltung und der Textlektüre drei Exzerpte abzufassen. Für den Erwerb von drei Leistungspunkten ist zusätzlich ein Essay zu schreiben.

Einführende  Literatur:  Georg  Iggers:  Geschichtswissenschaft  im  20.  Jahrhundert.  Ein  kritischer Überblick im internationalen Zusammenhang, Göttingen 2007.  Lutz Raphael: Geschichtswissenschaft im Zeitalter der Extreme. Theorien, Methoden, Tendenzen von 1900 bis zur Gegenwart, München 2. Aufl. 2010.

  

JUN.PROF. DR. MATTHIAS POHLIG:

 082149 Oberseminar: Herrschaft, Politik, „das Politische“: Theoretische und methodische Perspektiven der alten und neuen Politikgeschichte

 Di 10-12; Raum F 153, Beginn 1. Vorlesungswoche

Die Politikgeschichte, der älteste und traditionellste Teilbereich der Geschichtsschreibung, ist lange auch der am wenigsten theoretisch und methodisch diskutierte gewesen. Es schien klar zu sein, was Politik ist und war – man konnte sie erforschen, brauchte sie aber nicht zu definieren. In der jüngeren Geschichtswissenschaft sind diese Gewißheiten ins Wanken gekommen, und die Politikgeschichte wird konzeptionell neu gefasst – oft mit einer klaren Absage an eine „alte“ Politikgeschichte der „großen Männer“. Aber war die alte Politikgeschichte so borniert, wie behauptet wird? Was bedeutet es, wenn Historiker heute nicht mehr von „Politik“, sondern von „dem Politischen“ sprechen? Was ist eine „Kulturgeschichte des Politischen“? Welche Implikationen hat es, wenn der Begriff der „Herrschaft“ für ältere Epochen denjenigen der „Politik“ ersetzt? Diese Fragen sollen in Auseinandersetzung mit konzeptionellen und empirischen Beispielen diskutiert werden.

 Einführende Literatur: Weidner, Tobias, Die Geschichte des Politischen in der Diskussion, Göttingen 2012
 

082168 Oberseminar: Der Herzog von Marlborough

 Do 10-12, Raum F 029, Beginn 1. Vorlesungswoche

 John Churchill, der Herzog von Marlborough (1650-1722) war einer der wichtigsten Feldherren des Spanischen Erbfolgekrieges, Diplomat, Politiker und Favorit der Königin Anne. Warum ein Seminar über diese eine Person? Geht es um die Wiederkehr der Geschichte großer Männer, gar großer Männer im Krieg? Nein: Ich erhoffe mir vom Seminar eine Debatte darüber, wie man die Biographie einer Einzelperson und die übergreifenden strukturellen Probleme einer Epoche miteinander in ein Verhältnis setzen kann. An der Person Marlborough läßt sich nämlich exemplarisch und anschaulich in sehr unterschiedliche Problemfelder einführen: Adel im 17. Und 18. Jahrhundert in England und Europa, Patronage, Favoritismus, Bürokratisierungsprozesse, Diplomatie um 1700, Militär und Krieg um 1700, Informationsgewinnung und Spionage, die Glorious Revolution, der Spanische Erbfolgekrieg, England und seine Kolonien um 1700. Im Seminar soll diskutiert werden, was das alles mit Marlborough zu tun hat bzw. wie  man Marlborough nutzen kann, um über diese Themen und gleichzeitig über ihn etwas zu lernen.

Einführende Literatur: Hattendorf, John B., Art. „Churchill, John“, in: Oxford Dictionary of National Biography 11, Oxford 2004, 607-633 (im Uni-Netz auch online!).

 

 APL. PROF. DR. JOHANNES ARNDT

 082942 Hauptseminar: Das Goldene Zeitalter der Niederlande

 Mo-Fr 10-12, 14-18 21.-25. Juli 2014 Raum: F 33 

Für die Zeitgenossen des 17. Jahrhunderts stellte sich die Republik der Vereinigten Niederlande nicht nur als politisch-militärische Großmacht dar, sondern auch als hochstehende europäische Kulturnation. Obwohl von Städten und ihren bürgerlichen Eliten getragen, zog die Republik nicht nur Händler aus dem ganzen Kontinent, sondern auch adlige Bildungsreisende an. Die Niederländer galten als reich – an Vermögen, an Lebensart, an Kunstbesitz. So vorbildlich ihr Wirtschaftssystem und ihr erfolgreiches Bestehen gegen die Kräfte des Meeres war, so seltsam mutete aber auch ihre Neigung zur Spekulation mit Tulpenzwiebeln an.

Um sowohl Quellentexte zu studieren als auch historiographische Bewertungen in zeitlich freierer Gestaltung zu vergleichen, wurde die Form des Blockseminars gewählt. Zur Vergabe von Referatsthemen findet eine zweite obligatorische Vorbesprechung statt:

Neu: Fr, 4. April 2014, 12.15 Uhr s.t., Georgskommende 14, Raum 120

Bei Verhinderung kann die Themenvergabe per Sprechstunde erfolgen. Absprachen sind möglich über das Sekretariat II (Frau König, Tel. 0251 / 83-24315) oder über E-Mail: arndtj@uni-muenster.de.

Lit.: Karel Davids/ Jan Lucassen (Hg.), A Miracle mirrored. The Dutch Republic in European Perspective, Cambridge 1995; Horst Lademacher, Phönix aus der Asche? Kultur und Politik der niederländischen Republik im Europa des 17. Jahrhunderts, Münster u.a. 2007; Olaf Mörke, 'Stadtholder' oder 'Staetholder'. Die Funktion des Hauses Oranien und seines Hofes in der politischen Kultur der Republik der Vereinigten Niederlande im 17. Jahrhundert, Münster, Hamburg 1997; Maarten Prak, The Dutch Republic in theSeventeenth Century. The Golden Age, Cambridge u.a. 2005 (ndl. 2002)

 

 CHRISTINA BRAUNER, MA

 081874 Proseminar: Einfuhrung in das Studium der neueren Geschichte: Rauber des Meeres oder Kaperfahrer Ihrer Majestat?: Piraterie in der Fruhen Neuzeit

 Mo 10-12, Raum F 153, Mo 14-16, Raum ULB 202; Beginn 1. Vorlesungswoche

 Piraten haben jungst – auch jenseits der Kinderzimmerfaszination – wieder an Prominenz gewonnen: Den Indischen Ozean machen somalische Piraten unsicher, russische Behorden konfrontieren Greenpeace-Aktivisten mit Piraterie-Vorwurfen. Auch in nicht-maritimen Bereichen finden sich raten: im Netz, in der Industrie, aber auch in der Bundes- und Landespolitik. Die Fruhe Neuzeit stellt geradezu die Blutezeit der Piraterie dar: Hatten die Vitalienbruder und ihre Kollegen im ausgehenden Mittelalter Nord- und Ostsee heimgesucht, dehnten sich piratische Aktionsraume im Zuge der Europaischen Expansion auf alle Weltmeere aus. Ein Zentrum piratischer Unternehmungen war insbesondere die Karibik, bekannt durch einschlagige Hollywood-Produkte. Aber auch im Indischen Ozean und im Mittelmeer operierten zahlreiche Seerauber und Korsaren unterschiedlichster Herkunft. Immer wieder waren Piraten in internationale politische Auseinandersetzungen involviert – so im Achtzigjahrigen Krieg zwischen den Niederlanden und Spanien-Portugal und Krieg zwischen England und Spanien oder wahrend des Spanischen Erbfolgekriegs. Kaperfahrer waren im offiziellen Auftrag unterwegs, oft aber von ‚gewohnlichen‘ Seeraubern kaum zu unterscheiden. Piraten konnen so als Grenzfiguren verstanden werden, die an der Schwelle von Legalitat und Illegalitat stehen. An ihrem Beispiel lassen sich daher anschaulich fruhneuzeitliche Staatsbildungsprozesse und die Formation internationaler Rechtsordnungen nachvollziehen. Anhand ausgewahlter Themen werden Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens eingeubt, verschiedene Quellenarten vorgestellt sowie der Umgang mit wissenschaftlicher Literatur und Theorien in der Geschichtswissenschaft besprochen. Voraussetzungen fur den Erwerb eines Leistungsnachweises sind regelmasige aktive Teilnahme, die Ubernahme einer Prasentation bzw. eines Kurzreferats im Seminar, das Bestehen einer Abschlussklausur sowie die Anfertigung einer schriftlichen Hausarbeit. Erwartet wird zudem die Bereitschaft, regelmasig auch umfangreichere englischsprachige Texte zu lesen.

Erste Literaturhinweise: Eine gute Einfuhrung in die Epoche, ihr Studium und auch transepochal grundlegende Arbeitstechniken des Historikers bietet Birgit Emich, Geschichte der Fruhen Neuzeit studieren (UTB basics), Konstanz 2006. Erste Lekture zum Thema: Michael Kempe, Fluch der Weltmeere. Piraterie, Volkerrecht und internationale Beziehungen 1500 – 1900, Frankfurt a. M./New York 2010 und Marcus Rediker, Villains of All Nations: Atlantic Pirates in the Golden Age, Boston 2004.