Sommersemester 2013

Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger

Forschungskolloquium Frühe Neuzeit (gemeinsam mit: Prof.es Dr.es Silke Hensel, André Krischer, Matthias Pohlig, Michael Sikora)
Zeit und Raum: Mi 18-20, F 102

Oberseminar: Max Weber für Historiker
Zeit und Raum: Mi 14-16, F 229;
Beginn: 2. Vorlesungswoche

Wohl kein anderer Klassiker der Soziologie war selbst so sehr Historiker und hat so viel Einfluss auf die deutsche Geschichtswissenschaft ausgeübt wie Max Weber (1864-1920). Zum einen sind seine zentralen theoretischen Texte noch heute ein guter Einstieg in die Auseinandersetzung mit fundamentalen sozial- und kulturwissenschaftlichen Methodenfragen: Wie funktioniert historische Begriffsbildung; was heißt „Objektivität“ und Wertfreiheit in den Sozialwissenschaften usw. Zum anderen sind einige der von ihm geprägten Kategorien für die Untersuchung historischer Sachverhalte bis heute prägend: traditionale, rationale und charismatische Herrschaft, okzidentale Stadt, Rationalisierung u.v.a. Im Seminar sollen zunächst einige methodische Grundsatztexte gemeinsam gelesen werden. Je nach Interessenlage der Teilnehmer(innen) sollen anschließend ausgewählte historische Themen im Licht von Webers Kategorien betrachtet werden.
Erste Literaturhinweise: Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre (UTB), 7. Auflage Tübingen 1988 (zur Anschaffung empfohlen); Max Weber, Soziologische Grundbegriffe, hrsg. von Johannes Winckelmann (UTB), 6. Auflage Stuttgart 1984 (entspricht dem ersten Kapitel des Ersten Teils von Wirtschaft und Gesellschaft, ebenfalls zur Anschaffung empfohlen); Dirk Kaesler, Max Weber. Eine Einführung in Leben, Werk und Wirkung, 3. Auflage Frankfurt/Main 2003.

Jun. Prof. Dr. Matthias Pohlig

Vorlesung: Die Reformation in Europa
Zeit und Raum: Mi 10-12, F 5;
Beginn: 10.4. 2013

Die Reformation, zu Beginn ein deutsches Ereignis, wurde im Laufe des 16. Jahrhunderts zu einem europäischen Phänomen. Doch stimmt dieses vertraute Bild eigentlich? Hängt diese Sicht nicht sehr mit einer bestimmten Sicht auf das Phänomen Reformation zusammen, der man andere zur Seite stellen müsste? Doch wie kann man eine Geschichte der Reformation in Europa (oder auch: eine europäische Geschichte der Reformation) konzipieren, ohne einfach additiv nationale Reformationsgeschichten nebeneinander zu stellen? Die Vorlesung soll in die wichtigsten religiösen, sozialen und politischen Wandlungsprozesse einführen, die üblicherweise mit dem Begriff der Reformation zusammengefasst werden, und sie will versuchen, dies in einer europäischen Perspektive zu tun.
Einführende Literatur: Cameron, Euan, The European Reformation, Oxford 1991; Kaufmann, Thomas, Geschichte der Reformation, Frankfurt a.M./Leipzig 2009.

Hauptseminar: Radikale Reformation
Zeit und Raum: Do 10-12, KTh V;
Beginn: 11.4. 2013

Die Reformation besteht nicht nur aus Luther und Zwingli. Im Gegen- und Nebeneinander der von Luther ausgehenden Positionen, im sog. „Wildwuchs“ der frühen Reformation, bildete sich eine Strömung heraus, die oft als ‚linker Flügel‘ der Reformation oder auch als „radikale Reformation“ bezeichnet wird. In diesen Zusammenhang gehören so unterschiedliche, teilweise spektakuläre Bewegungen wie der Bauernkrieg und das Münsteraner Täuferreich, so unterschiedliche Gestalten wie Karlstadt, Thomas Müntzer und (manchmal) Sebastian Franck. Doch was war überhaupt radikal an der radikalen Reformation? Was unterscheidet sie theologisch, aber auch in ihren sozialen und politischen Positionen von der sog. „magistralen“ Reformation? Und wie sinnvoll ist es, die sehr unterschiedlichen Gestalten und Auffassungen unter dem einen Begriff der „radikalen Reformation“ zusammenzufassen? Das Seminar soll diese Frage in der Auseinandersetzung mit Quellen und Forschungspositionen beantworten.
Einführende Literatur: Kaufmann, Thomas, Geschichte der Reformation, Frankfurt a.M./Leipzig 2009; Goertz, Hans-Jürgen, Die Radikalität reformatorischer Bewegungen. Plädoyer für ein kulturgeschichtliches Konzept, in: Radikalität und Dissent im 16. Jahrhundert, hg. v. Hans-Jürgen Goertz/James M. Stayer, Berlin 2001 (Zeitschrift für Historische Forschung, Beiheft 27), 29-41.

Jun. Prof. Dr. André Krischer

Hauptseminar: Unbeschreibliche Gewalt. Extreme Gewalt in den Bildkulturen der Neuzeit
Blockveranstaltung: verbindliche vorbereitende Sitzung 26.4.: 14-16 Uhr, Ort: Leibnizprojekt, Hittorfstr. 17;
Zeit und Raum: Blocktermine: 12.7.: 9-18, 13. 7.: 9-16, 19.7.: 9-18, 20.7. 9-16, SCH 100.124

Gewalt wird in der Gesellschaft nicht nur physisch ausgeübt und erfahren, sondern vor allem auch bildlich vermittelt. Abgesehen von Kriegszeiten kamen die meisten Menschen mit Formen extremer Gewalt vor allem durch mediale Vermittlung in Berührung. Neuere Forschungen betonen dabei die Eigenständigkeit des Bildes, das sich nicht einfach in „Text zurückübersetzen“ lässt, sondern vielmehr das darstellt, was im Wortsinn unbeschreiblich ist, etwa Gewalt. Für Historiker stellen Bilder, und insbesondere Bilder von extremer Gewalt, daher eine besondere Herausforderung dar: Wenn die Geschichte der Neuzeit auch eine Geschichte der Expansion von Gewalt ist, dann kann er entsprechende Bilder zum einen nicht ignorieren, zumal diese massenhaft überliefert sind. Zum anderen muss sich der Historiker diese Quellensorte erst noch erschließen, muss er nach Wegen suchen, um Bilder mit einem historischen (und nicht: kunsthistorischen!) Erkenntnisinteresse zu analysieren. Zum dritten müssen Bilder als historische Quellen kontextbezogen untersucht werden. Allen drei Herausforderungen wollen wir im Seminar exemplarisch begegnen, und zwar mit Blick auf die folgenden Typen extremer Gewalt: Martyrien, Selbstmordattentate, Massaker, Exekutionen und Kriege. Extreme Gewalt wird hier als ein soziales Phänomen verstanden, weswegen Naturkatastrophen nicht berücksichtigt werden. Das Seminar ist transkulturell und transepochal angelegt, gute englische Sprachkenntnisse werden vorausgesetzt.
Die Veranstaltung wird als Blockseminar durchgeführt mit einer für alle Teilnehmer verbindlichen vorbereitenden Sitzung am 26.04.2013, 14-16 Uhr im Leibnizprojekt, Hittorfstr. 17. Ein digitaler Reader wird über Learnweb zur Verfügung gestellt.

Hauptseminar: Die Anfänge der englischen Herrschaft in Indien (1600-1857)
Blockveranstaltung: verbindliche vorbereitende Sitzung: 26.4. 2013, 16-18 Uhr, Ort: Leibnizprojekt, Hittorfstr. 17;
Zeit und Raum: Blocktermine: Mo 22.7., Di 23.7., Mi 24.7., jeweils 9-18 Uhr, SCH 100.124

Das Seminar fokussiert auf die Anfänge und die Institutionalisierung der englischen Herrschaft in Indien in der vorimperialen Epoche. Damit ist die Zeit der Vorherrschaft der Ostindischen Handelskompanie vom 17. Jahrhundert bis zur Großen Rebellion von 1857 gemeint. Es wird um folgenden Themen gehen: Imagination von „Indien“ am Beginn der Neuzeit; die Anfänge der Ostindischen Handelskompanie; die Gründung von Niederlassungen auf dem indischen Subkontinent; Ausbeutung und Handel; die Herrschaftstechniken der Ostindien-Kompanie; Umgang mit lokalem Widerstand; koloniale Konflikte mit Frankreich im Siebenjährigen Krieg; ein Staat im Staat? Die Kompanie und die britische Regierung; die Anfänge der britischen „Kolonialpolitik“ am Ende des 18. Jahrhunderts; Kritik, Krisen und Niedergang? Vom Prozess gegen Warren Hastings bis zum Aufstand von 1857.
Die Veranstaltung wird als Blockseminar durchgeführt mit einer für alle Teilnehmer verbindlichen vorbereitenden Sitzung am 26.04.2013, 16-18 Uhr im Leibnizprojekt,
Hittorfstr. 17. Ein digitaler Reader wird über Learnweb zur Verfügung gestellt.

apl. Prof. Dr. Michael Sikora

Hauptseminar: Politik und Religion: Die Reformation auf den Reichstagen 1521-1555
Zeit und Raum: Mi 14-16, F 153;
Beginn: 2. Vorlesungswoche

Die Durchsetzung der Reformation ist engstens verknüpft mit dem Herrschaftsgefüge das Alten Reichs, insbesondere mit dem Reichstag. 1521 wurde der Reichstag mit Luthers Auftritt zur Bühne der Reformation, 1530 forderte der Reichstag zu bis heute gültigen dogamtischen Festlegungen heraus, 1555 konnte nur im Rahmen des Reichtags eine provisorische Friedensordnung verhandelt werden, die die durch die Reformation ausgelösten Flieh- und Reibungskräfte vorübergehend zu bändigen vermochte - und das sind nur die Gipfelpunkte einer kontinuierlichen Auseindersetzung zwischen den Polen von Macht, Recht und Glauben, Wahrheit und Mehrheit. Die Herausforderung war umso größer, als die politischen Institutionen des Reichs selbst erst in dieser Zeit Form annahmen. Zu fragen ist daher einerseits, in welcher Weise genau denn eigentlich Religion und Politik unter diesen Umständen miteinander verwoben waren, andererseits sind die Konfliktlinien, Alternativen und Lernprozesse zwischen Sakralisierung und Säkularisierung der Politik zu verfolgen.
Erste Literaturhinweise: Barbara Stollberg-Rilinger: Des Kaisers alte Kleider. Verfassungsgeschichte und Symbolsprache des Alten Reiches, München 2008, S. 93-136; Axel Gotthard: Der Augsburger Religionsfrieden, Münster 2004; Albrecht P. Luttenberger: Friedensgedanke und Glaubensspaltung. Aspekte kaiserlicher und ständischer Reichspolitik 1521-1555, in: Norbert Brieskorn (Hrsg.): Suche nach Frieden. Politische Ethik in der Frühen Neuzeit, Stuttgart 2002, S. 201-250; Armin Kohnle: Reichstag und Reformation, Gütersloh 2001; Winfried Schulze: Der deutsche Reichstag des 16. Jahrhunderts zwischen traditioneller Konsensbildung und Paritätisierung der Reichspolitik, in: Heinz Duchhardt, Gert Melville (Hrsg.): Im Spannungsfeld von Recht und Ritual. Soziale Kommunikation in Mittelalter und Früher Neuzeit, Köln u.a. 1997, 447-461; Albrecht P. Luttenberger: Reichspolitik und Reichstag unter Karl V.: Formen zentralen politischen Handelns, in: Heinrich Lutz, Alfred Kohler (Hrsg.): Aus der Arbeit an den Reichstagen unter Karl V., Göttingen 1986, 18-68.

Oberseminar: Militär, Staat, Gesellschaft in der Frühen Neuzeit
Zeit und Raum: Di 10-12, F 153;
Beginn: 2. Vorlesungswoche

Daß das Militär irgendwie eine wichtige Rolle gespielt hat bei der Umgestaltung vormoderner Herrschaftsformen von feudalen Strukturen zu staatlichen Strukturen, von lokalen Rechtsräumen zu territorialen Untertanenverbänden, von den Rivalitäten der Fürsten zu den Hegemonialkämpfen der Staaten, versteht sich von selbst. Zweifellos sind die Zusammenhänge komplex, was wiederum makrotheoretische Thesenbildungen inspiriert. Im angloamerikanischen Raum werden ein Teil dieser Probleme vor allem unter dem Label der ‚Military revolution’, in etwas verengter Perspektive auch unter dem Konzept ‚fiscal-military state’ diskutiert. Die deutschsprachige Forschung hat sich, meist einseitig am preußischen Beispiel orientiert, vor allem am Schlagwort der ‚Militarisierung’ abgearbeitet. Im Seminar sollen einige Debattenbeiträge gemeinsam erschlossen und in Bezug auf ihre empirischen Grundlagen kritisch reflektiert werden, um auf diese Weise die Grundlage für eigene Positionen zu erarbeiten.
Erste Literaturhinweise: Jeremy Black: Beyond the Military Revolution: War in the Seventeenth Century World, Basingstoke 2011; Christopher Storrs (Hrsg.): The Fiscal-Military State in Eighteenth Century Europe, Farnham 2009; MacGregor Knox (Hrsg.), The Dynamics of Military Revolution, 1300-2050, Cambridge 2001; Peter H. Wilson: Social Militarization in Eighteenth-Century Germany, in: German History 18 (2000), S. 1-39; Stefan Kroll, Kersten Krüger (Hrsg.): Militär und ländliche Gesellschaft in der frühen Neuzeit, Münster u. a. 2000; Ralf Pröve (Hrsg.): Klio in Uniform? Probleme und Perspektiven einer modernen Militärgeschichte der Frühen Neuzeit, Köln u. a. 1997; Bernhard R. Kroener, Ralf Pröve (Hrsg.): Militär und Gesellschaft in der Frühen Neuzeit, Paderborn 1996; Clifford Rogers (Hrsg.): The Military Revolution Debate. Readings on the Military Transformation of Early Modern Europe, Boulder 1995; Geoffrey Parker: Die militärische Revolution. Die Kriegskunst und der Aufstieg des Westens, Frankfurt 1990 (engl. 1988).

Dr. Andreas Pietsch

Übung: Von Aufklärung bis Zinzendorf: Religionsgeschichte des 18. Jahrhunderts
Zeit und Raum: Mo 14-16, F 030
Beginn: 15.04.2013

Wie hielt man es mit der Religion im Zeitalter der Aufklärung? Die Antwort scheint einfach: es wuchs die allgemeine Kritik am Christentum und überhaupt an Religion. Man denke nur an Lessing, der mit seiner Ringparabel eine größere Toleranz zwischen Christen, Juden und Muslimen beschwor, oder an Kant, der die Religion kurzerhand in ihre Grenzen der bloßen Vernunft verwies. Jedoch blühten gleichzeitig auch fromme Zirkel wie etwa die Herrnhuter Brüdergemeine um den Grafen Zinzendorf, um nur ein Beispiel bewusst religiöser Vergemeinschaftung zu nennen. Dieses brisante Nebeneinander von religiöser Koexistenz und verstärkter Individualisierung soll in den Blick genommen werden. Auch in Sachen Religion erweist sich das 18. Jahrhundert dann als Zeit starker Gegensätze und Umbrüche. Es wird dabei zu fragen sein, was mögliche Konzepte sind, um dieses breite Spektrum religiöser Ansichten und Praktike n zu beschreiben und zu fassen.
Literatur: Lucian Hölscher, Geschichte der protestantischen Frömmigkeit in Deutschland, München 2005; Barbara Stollberg-Rilinger, Aufklärung. Europa im 18. Jahrhundert, Stuttgart 2011; Benjamin Ziemann, Sozialgeschichte der Religion. Von der Reformation bis zur Gegenwart, Frankfurt a.M. 2009.
Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung bis zum 8. April unter a.n.pietsch@uni-muenster.de notwendig

Christina Brauner, M.A.

Proseminar: Einführung in das Studium der neueren Geschichte: Das Münsteraner Täuferreich
Zeit und Raum: Mo 10-12 und 14-16, F 33;
Beginn: 1. Vorlesungswoche

Urkommunistisches Experiment, Tyrannei eines wahnsinnigen Usurpators, Beispielfall religiösen Fanatismus – das Münsteraner Täuferreich hat im Laufe der Geschichte viele Deutungen erfahren. Es wurde in verschiedenen Medien verarbeitet, von Comics und Gemälden bis hin zum Fernsehfilm von Romanen und Theaterstücken bis zur Oper, und ist bis heute im Münsteraner Stadtbild präsent. Welche Ereignisse aber trugen sich in Münster während der Jahre 1534/5 zu, die dieses bis heute anhaltende Interesse weckten? Warum wurden sie Gegenstand von solch unterschiedlichen Deutungen? In dem Seminar werden wir uns aus verschiedenen Perspektiven mit dem Täuferreich, seiner Vor- und Nachgeschichte beschäftigen und die Ereignisse in Münster sowohl im Kontext der Reformationsgeschichte als auch im lokalgeschichtlichen Zusammenhang untersuchen. Nicht zuletzt soll es auch um die Deutungsgeschichte des Täuferreichs gehen, um seine Rolle in der konfessionellen Polemik der Zeit sowie in der Geschichtsschreibung und lokalen Mythenbildung des 19. und 20. Jahrhunderts. Am Fallbeispiel des Täuferreichs werden exemplarisch Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens eingeübt, verschiedene Quellenarten (z.B. Verhörprotokolle, Geschichtsschreibung, Flugschriften) vorgestellt und erarbeitet sowie der Umgang mit wissenschaftlicher Literatur und Theorien in der Geschichtswissenschaft besprochen. Voraussetzungen für den Erwerb eines Leistungsnachweises sind regelmäßige aktive Teilnahme, die Übernahme einer Präsentation bzw. eines Kurzreferats im Seminar, das Bestehen einer Abschlussklausur sowie die Anfertigung einer schriftlichen Hausarbeit.
Literatur: Zur Einführung in die Epoche und ihr Studium eignen sich Birgit Emich, Geschichte der Frühen Neuzeit studieren (UTB basics), Konstanz 2006 und Winfried Schulze, Einführung in die Neuere Geschichte (UTB), Stuttgart 2010. Als erschwingliche Einstiegslektüre ins Thema Täuferreich bietet sich Hubertus Lutterbach, Das Täuferreich von Münster: Wurzeln und Eigenarten eines religiösen Aufbruchs, Münster 2007 an. Einen guten Überblick über Reformationsgeschichte allgemein gibt Ulinka Rublack, Die Reformation in Europa (Europäische Geschichte, hrsg. von Wolfgang Benz), Frankfurt a.M. 2003.

Philip Hoffmann-Rehnitz

Proseminar: Einführung in das Studium der neueren Geschichte: Naturkatastrophen in der Frühen Neuzeit
Zeit und Raum: Mi 14-16, RK 40.4 und Do 12-14, F 33;
Beginn: 10.04.2013

Natürliche Extremereignisse wie Erdbeben, Überschwemmungen, Dürren oder Stürme gehören seit jeher zu den bestimmenden Faktoren der Geschichte. Wie sie wahrgenommen, gedeutet und erklärt wurden, welche Folgen sie hatten, wann aus natürlichen Extremereignissen Katastrophen wurden und in welcher Weise die Menschen auf sie reagierten, all dies änderte sich im Laufe der Zeit jedoch grundlegend. Im Proseminar werden diese Fragen für die Epoche der Frühen Neuzeit behandelt. Ausgehend von einzelnen Fallbeispielen wie den großen Sturmflutkatastrophen an der Nordsee oder dem Erdbeben von Lissabon 1755 werden allgemeinere Aspekte und Entwicklungen der Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit behandelt: wie wandelte sich der Einfluss religiöser und apokalyptischer Weltbilder auf die Wahrnehmung und das Handeln der Menschen? Welche Folgen hatte das Aufkommen von naturwissenschaftlichen Deutungsmustern und eines neuen Naturverständnisses in der Aufklärung? Und welche neuen (technischen und sozialen) Möglichkeiten der Prävention von Naturkatastrophen und des Umgangs mit ihren Folgen wie z.B. Versicherungen entstanden?
Literatur: Reinhold Reith: Umweltgeschichte der Frühen Neuzeit, München 2011, S. 80-93; Gerrit Jasper Schenk (Hg.): Katastrophen. Vom Untergang Pompejis bis zum Klimawandel, Stuttgart 2009; Andreas Janku u.a. (Hgg.): Historical Disasters in Context. Science, Religion, and Politics, New York 2012; Dieter Groh u.a. (Hgg.): Naturkatastrophen. Beiträge zu ihrer Deutung, Wahrnehmung und Darstellung in Text und Bild von der Antike bis ins 20. Jahrhundert, Tübingen 2003.

Klaus Jansen, M.A.

Übung: Quellenlektüre zur frühneuzeitlichen Gesellschaft Jesu
Zeit und Raum: Mi 16-18, F 153;
Beginn: 17.4. 2013

“Great psychological and pathological interest, attaches to the study of the Jesuit order. Towithhold our admiration from the zeal, energy, self-devotion and constructive ability of its founders, would be impossible. Equally futile would it be to affect indifference before the sinister spectacle of so world-embracing an organism, persistently maintained in action for an anti-social end.” John Addington Symons ‚Renaissance in Italy‘ (1886) Kaum eindringlicher kann einem Historiker das Studium der frühneuzeitlichen Jesuiten ans Herz gelegt werden. Allerdings ist nicht gesagt, dass er am Ende die Bewertungen Symonsteilen muss. In dieser Lektüreübung sollen ausgewählte Quellen zum Bildungswesen, den außereuropäischen Missionen, den speziellen Formen der Seelsorge, der politischen Rolle und der prägenden Person des Ordensgründers der ‚Societas Iesu‘ gelesen werden. Die Bereitschaft zum ‚geführten‘ Lesen - auch lateinischer Texte – sowie gute englische Sprachkenntnisse sind Teilnahmevoraussetzung. Die Übung ist auf 15 Teilnehmer begrenzt. Eine Anmeldeliste liegt bei Frau König im Sekretariat des Lehrstuhls Neuere und Neueste Geschichte I, Raum 140, aus.
Zu erwerben ist: O’Malley, John W. The first Jesuits, Cambridge (MA) 1993.