Ein Brief von Alexander I. von Velen aus dem Dreißigjährigen Krieg

Der hier präsentierte Brief aus dem Bestand Landsberg-Velen des Landesarchivs Münster stammt von Alexander I. von Velen (1556–1630). Der Brief wurde Ende August 1627 in Münster verfasst und ist an seinen Sohn Alexander II. von Velen (1599–1675) gerichtet. Verfasst wurde der Brief somit innerhalb der dänisch-niedersächsischen Phase des Dreißigjährigen Kriegs. In dieser Zeit wurde besonders der Raum entlang der Weser zu einem Hauptschauplatz des Kriegs. Genau dort – laut der Adressierung auf dem Außenumschlag entweder in Verden oder Nienburg – hielt sich auch der Adressat Alexander II. von Velen auf, der als Kapitän im Regiment des Grafen von Anholt diente.
Einzelne Briefseiten mit Transkriptionen

Inhaltlich gliedert sich der Brief in vier Sinnabschnitte: Im ersten Abschnitt bestätigt der Vater seinem Sohn den Empfang eines Briefes und erwähnt noch weitere Boten, die entlang der Weser unterwegs sind. Der zweite Abschnitt behandelt vor allem die Weiterleitung von (ausbleibenden) Lebenszeichen verschiedener Familienmitglieder. Im vorliegenden Brief werden die Ehefrau des Empfängers sowie dessen Bruder und die Schwester genannt, über deren "gesunde Zeitung" oder "guten Wohlstand" Alexander I. informiert sei. Der dritte Abschnitt thematisiert insbesondere die Nachrichten, die er über niederländisches "Kriegsvolk" hat. Dieses sei nach der Belagerung von Grolle (heute Groenlo) teilweise aufgebrochen und habe nun sein Hauptlager zwischen Raesfeld und Erle aufgeschlagen. Brisant war dies vor allem deswegen, weil sich genau dort auch der Adelssitz der Familie befand. Zwar habe Alexander I. 'im Sinn', sich von Münster nach Schloss Raesfeld zu begeben – zugleich meldete er aber auch, dass dies die momentane Gefahrensituation nicht zulasse. In Raesfeld sei es unterdessen bereits zu gewaltsamen Plünderungen von Korn gekommen. Als Reaktion darauf habe man nun aber eine kleine Gruppe von sechs Personen als Salva Guardia organisieren können, die nun versuchen sollten das eigene Haus, sowie die Teiche und das dortige Gehölz zu beschützen. Im vierten Abschnitt werden dann verschiedene kleinere Anliegen thematisiert. Es werden Informationen ausgetauscht, die ein Stallknecht überbracht hat und der Wunsch geäußert, einander wiederzusehen. In den nachträglich hinzugefügten Abschnitten werden noch Grüße an verschiedene kaiserliche Militärführer – darunter auch Matthias Gallas – ausgerichtet und dem Sohn gewünscht, dass er dem Feind 'gute starke Beute' abnehmen solle.
Insgesamt vermittelt bereits dieser einzige Brief ein eindrucksvolles Bild adeliger Lebenswirklichkeit unter den Umständen des Dreißigjährigen Kriegs und zeigt weitergehend, wie sehr sich selbst privilegierte Kreise um Sicherheit, Familienzusammenhalt und ihren Besitzstand sorgen mussten.
Von Simon Müller


