Heraldry and Urban Visual Culture in Late Medieval England and Germany (Promotionssprojekt)


Meisterlin Chronik Widmungsbild
Sigmund Meisterlin überreicht seine Chronik dem Magistrat der Stadt Augsburg (Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Codex Halder 1, Bl. 4v)

bwohl Wappen ein allgegenwärtiges visuelles Element der Stadt des Mittelalters waren, überließen Historiker die heraldischen Zeichen lange Zeit der Akribie der Heraldiker. Im Gefolge der neueren Kulturgeschichte entdecken nun aber auch Historiker die Heraldik als eine aufschlussreiche Quelle für die kulturwissenschaftliche Forschung. Verstanden als ein visuelles Kommunikationsmedium, wird vermehrt nach den diskursiven Funktionen von Wappen gefragt, die Identität und sozialen Status ebenso kommunizieren konnten wie Legitimität und Autorität oder gar abstrakte Ideen.  Allerdings werden heraldische Zeichen noch immer vornehmlich im Kontext des Adels diskutiert, und heraldische Kommunikation in der Stadt weitestgehend ignoriert. An diese Forschungslücke soll das Projekt anschließen: Anhand schriftlicher und materieller Quellen aus deutschen und englischen Städten des 12. bis 15. Jahrhunderts  sollen heraldische Zeichen als ein spezifisch städtisches Kommunikationsmedium untersucht werden, das essenziellen Anteil an der Konstruktion und Repräsentation kommunaler und bürgerliche Identität sowie der Aufrechterhaltung und Aushandlung sozialer Hierarchien und politischer Strukturen inner- und außerhalb der Stadtgesellschaft besaß. Der deutsch-englisch Vergleich soll dabei das Phänomen heraldischer Kommunikation in einen europäischen Zusammenhang einzuordnen und so Analyse- und Anschlussmöglichkeiten für weitere Fallstudien zu eröffnen.
 
Das Promotionsprojekt wird vom britischen Leverhulme Trust durch ein Promotionsstipendium am Centre for Visual Arts and Culture (CVAC) der University of Durham gefördert, das durch den interdisziplinären Austausch von Historikern, Archäologen, Wissenschaftsphilosophen, Film-, Foto- und Computerwissenschaftlern die sozialkonstruktivistische Dimension des Visuellen in Gegenwart und Vergangenheit zu ergründen.
 
Weitere Informationen zum Projekt finden sich auf Heraldica Nova sowie dem Internetauftritt des CVAC.
 
Bearbeiter: Marcus Meer

Kontakt: marcus.meer@durham.ac.uk